23. März 2010

Entmachtet die Kirche und zwar sofort!

Verdammt, ich hab lange überlegt ob ich zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche etwas schreiben soll. Gestern hab ich damit angefangen und dann am Schluss den ganzen Text wieder gelöscht. Warum? Ich nerve und ärgere mich über dieses Thema. Seien wir doch mal ehrlich: jeder hat es gewusst, schon immer! Wenn ich mich an die speckgesichtigen, bleichen, hageren Pfaffen von früher erinnere ("meiner" war die Ausnahme, Pfr. Laubi war schon immer ein Revoluzzer!), dann hab ich mich häufig gefragt, was in diesen Kabäuschen wohl so alles läuft - ausser Weihrauch vorbereiten und den Messwein einschenken. Überhaupt waren die Katholen schon damals irgendwie komisch. Dieses Messdiener-Zeugs, vor dem Pfarrer auf den Boden knieen, sich bäuchlings hinlegen, den Boden küssen und so weiter. Zudem dürfen diese alten Männer ja offiziell weder Beziehungen noch Sex haben. Aber hey, es sind auch nur Menschen. 

Es ist eine Weile her da habe ich mal eine Reportage über das Bistum Basel gemacht, mit zahlreichen Interviews und so weiter. Da hab ich zum ersten Mal mit verschiedenen katholischen Würdenträgern zu tun gehabt. Ganz ehrlich, mir war jeder suspekt. Okay, ich bin eh reformiert und mir kommt schnell mal etwas spanisch vor diesbezüglich. Aber eben, alle waren sie soooo lieb und alle waren sie soooo freundlich und alle wollten sie nur das Beste für die Menschheit. Gut, sie verbieten Abtreibung und Kondome... spontan würden mir dazu jetzt unzählige Sprüche einfallen. Aber das Thema ist zu ernst um Witze darüber zu machen. Ich hatte in der Schule mal einen Kumpel, der war katholisch und man hat ihm damals schon nachgesagt, er wäre schwul und dürfte nicht dazu stehen. Er war regelmässig bei Jugendtreffen und ich persönlich hatte den Eindruck er war etwas "komisch". Nun gut, Fakt ist dass sich der gute Junge dann irgendwann mal das Leben genommen hat. Niemand hat so recht gewusst warum eigentlich. Würde er heute noch leben, könnte er uns vielleicht die Gründe sagen? Nachdem diese Luftblase "Missbrauch" endlich geplatzt ist.

Spekulation, ich weiss. Aber gab es nicht in jedem Quartier oder in jeder Schule diese "komischen Jungs" die sich zur Kirche hingezogen gefühlt haben, weil man da ein Ohr für sie hatte. Die an den freien Tagen immer mal wieder im Jugendraum der Kirche waren und am Abend manchmal beim Pfarrer zum Nachtessen eingeladen waren. Es gab sie doch überall... Denn wer hätte in der Kirche etwas böses vermutet? Im Einkaufszentrum rumhängen, sprayen, Musik hören, Skaten, Fussballspiele besuchen, fummeln... das war schlecht. Erst recht kiffen oder saufen. Aber in der Kirche. Da waren die Kids doch in Sicherheit und in guten Händen. Dachte man. Und jetzt? Aus allen Ecken Europas gibt es Opfer die sich melden. Nachdem sie den Scheiss jahrelang runterschlucken für sich behalten mussten. Und es ist erst die Spitze des Eisbergs.

Und was macht die katholische Kirche? Genau, gar nichts. Ein paar Lippenbekenntnisse, ein paar fadenscheinige Entschuldigungen. Der ehemalige Hitler-Junge und heutige Papst Ratzinger übernimmt natürlich keine Verantwortung, obwohl oder erst reicht weil sein Bruder mittendrin hängt in der Affäre. Zurücktreten kann ein Papst nicht, entlassen kann man ihn auch nicht... er wird also im Amt bleiben und den Mantel des Schweigens über die Sache legen. Okay, es gab ja auch schon Attentate auf den Papst... ein bisschen Hoffnung auf einen gescheiteren Nachfolger bleibt also. Da Vinci Code und all die anderen Verschwörungstheorien lassen schon mal grüssen. Aber was nützt das alles den Missbrauchs-Opfer? Gar nichts. Denn die wenigsten von ihnen werden sich trauen, mit ihrem Schicksal an die Öffentlichkeit zu gehen. Denn schliesslich wurde der Missbrauch an ihnen von der Gesellschaft toleriert. Ein alter Mann hat unlängst in einer Kneipe gesagt "früher war das halt so." Ach ja? Und heute? Die scheinheilige katholische Kirche hat in meine Augen schon (zu) viele Verbrechen zu verantworten, als dass sie ungestraft davonkommen darf. In diesen Tagen kommt also ein Neues dazu, im Namen Gottes. Amen!

20. März 2010

Der Song zum Wochenende

20 Jahre ist es mittlerweile her, dass unser Bäcker/Konditor aus Kölliken seine erste Single veröffentlichte. Noch viel länger ist es her, seit René Baumann "unser" DJ im Aarauer Jugendclub Tuchlaube war. Dass sich BoBo heute noch behaupten kann und einer der wenigen Schweizer ist, der sich tatsächlich "Weltstar" nennen darf, ist irgendwie erstaunlich. Gerade wenn man bedenkt, dass er mit einem Musikstil gross wurde, dessen Vertreter heute eher als Eintagfliegen gelten und er während Jahren dafür auch immer wieder belächelt wurde. Aber, DJ BoBo hat es allen bewiesen und dazu meine Gratulation zum 20jährigen!

Zum zwanzigsten Jubiläum seiner ersten Single widmet das Schweizer Fernsehen BoBo Sendezeit: heute Abend ist er im Benissimo und am Morgen gibts dann eine dreiteilige Dok mit dem Titel "Superstar oder Glückspilz - 20 Jahre DJ Bobo" - darin wird am frühen Sonntagabend seine Karriere nachgezeichnet und lässt auch DJ BoBo selbst nochmals zurückschauen. Und hey, ich werds mir anschauen - immerhin durfte ich bei Radio Pilatus während 3 Jahren seinen Sendeplatz beerben! 

19. März 2010

Es ist soweit: Tipp-Kick ist weiblich!

Endlich wurde SIE der Öffentlichkeit vorgestellt: Frau Tipp-Kick! Mit schwarzen Shorts, Stutzen und langärmeligem Trikot ist sie für ihren Einsatz gerüstet. Die schulterlangen Haare sind artig aus dem Gesicht gekämmt, der Blick aufs Tor ist frei. Ihre schmalen Lippen weisen einen Hauch von Farbe auf – rot, aber dezent. Vermutlich trägt sie einen Sport-BH, der etwas zu stramm sitzt und den Oberkörper daher ungünstig verflacht. Vielleicht hat sie aber auch einfach nicht so viel Oberweite. Doch dazu später...

So wirklich unbeschreiblich weiblich ist sie nicht. Dennoch ist Frau Tipp-Kick ein kleiner Star, "Unser Star für Deutschland" quasi. Denn sie soll nach 85 Jahren die erste Frau im traditionell männlichen Tipp-Kick-Spiel sein. Rechtzeitig auf den Markt geschmissen zur Frauenfussball WM 2011 in Deutschland! Nur, es gibt ein Problem. An offiziellen Tipp-Kick-Turnieren darf die ewig junge Frau voraussichtlich nicht ran. Das Tipp-Kick-Mädel entspricht nämlich nicht den strengen Regularien der internationalen Ligen. Sie sei im Brustbereich wohl doch etwas breiter und nehme dadurch im Abwehrbereich mehr Fläche ein als erlaubt, hiess es von Seiten des Deutschen Tipp-Kick Verbandes. Falls es so kommt, bin ich dann schon mal auf die Reaktion von Alice Schwarzer und Co. gespannt.

Aber noch einmal zu den weiblichen Formen, die irgendwie fehlen.  Im Familienbetrieb von Tipp-Kick in Villingen-Schwenningen ist man sich einig: "Tipp-Kick darf nicht sexistisch sein!" Den Designern sei es darauf angekommen, "dumme sexistische Witze von vorneherein zu vermeiden", war in den Medien zu lesen. Und dann ist da noch die praktische Seite: Blond à la Pamela Anderson habe einfach nicht gut ausgesehen, eine zu grosse Oberweite hätte zu Problemen in der Handhabung geführt. Die weibliche Produktion läuft ndess auf Hochtouren, die Nachfrage sei riesig. Pünktlich zur WM der Fussball-Frauen in Deutschland 2011 soll das Mädchen durchstarten: Ab September kommen die Kickerinnen mit einer Auflage von 10000 Stück offiziell in den Handel, wahlweise im nationalen Schwarz-Weiß-Dress, brasilianisch bunt oder als Torfrau.

Inzwischen hat übrigens auch die Deutsche Tipp-Kick-Meisterin und Bundesligaspielerin Birgit Kirschner einen Kommentar zur ersten weiblichen Tipp-Kick-Figur abgegeben. Mich persönlich überrascht er ein bisschen, aber lest selber: "Die Torhüterin finde ich richtig gut, weil sie eine deutlich sichtbare Taille hat und supersüsse Handschuhe. Da werden die Männertorhüter bestimmt neidisch, da sie weiter mit nackten Händen halten müssen. Aber die Angreiferin gefällt mir nicht. Sie hat klischeehaft lange Haare, aber sonst wenig weibliche Attribute. Sie hat zu wenig Oberweite und dafür ein zu breites Becken. Die Frau sollte weiblicher sein. Wenn man schon eine Tipp-Kick-Frau kreiert, dann richtig. Die Figur muss ja nicht gleich vollbusig und mit Riesendekolletee daherkommen."

18. März 2010

AI-Hilfe für Max Göldi: Jetzt!

Amnesty International hat gestern eine weltweite "Urgent Action" für den in Libyen festgehaltenen Aargauer ABB-Mann Max Göldi gestartet und fordert seine umgehende Freilassung. Es ist das zweite Mal in der Geschichte von Amnesty International, dass eine globale Eilbriefaktion für einen Schweizer gestartet wird. Max Göldi ist seit über drei Wochen in einem libyschen Gefängnis inhaftiert. Amnesty International betrachtet ihn als Gewissensgefangenen, der das Opfer einer politisch motivierten Anklage geworden und willkürlich inhaftiert ist.

Das Internationale Sekretariat von Amnesty International in London hat darum eine "Urgent Action" für Max Göldi gestartet, die sich direkt an Muammar Gaddafi richtet. Es ist das zweite Mal, dass die Menschenrechtsorganisation eine Eilbriefaktion für einen Schweizer lanciert. Weltweit wird sich in den nächsten Tagen ein Netzwerk von Tausenden von Aktivistinnen und Aktivisten mit Briefen, Blogs, Faxen und E-Mails für eine umgehende und bedingungslose Freilassung von Max Göldi einsetzen.

"In den über zwanzig Jahren, die ich für Amnesty International tätig bin, ist es erst das zweite Mal, dass unsere Organisation eine Urgent Action für einen Schweizer Bürger startet. Dies zeigt, wie ernst wir den Fall von Max Göldi nehmen", erklärte Daniel Bolomey, Generalsekretär der Schweizer Sektion von Amnesty International.

Max Göldi ist seit dem 22. Februar 2010 im libyschen Gefängnis Al-Jeida inhaftiert. Zuvor war er bereits im Juli 2008 in Gefangenschaft und im Herbst 2009 über 50 Tage in geheimer Haft. Im November 2009 wurde Max Göldi wegen Visa-Vergehen in einem unfairen Verfahren zu einer sechzehnmonatigen Haftstrafe verurteilt. Im Beschwerdeverfahren wurde diese Strafe auf vier Monate Haft reduziert.

"Göldi ist eine Schachfigur in einem diplomatischen Streit zwischen der Schweiz und Libyen. Seit die Auseinandersetzung zwischen den beiden Ländern im Juli 2008 begann, konnte er nicht nach Hause zu seiner Familie zurückkehren. Max Göldi wurde gezielt wegen seiner Staatsangehörigkeit ausgewählt. Wir betrachten ihn als Gewissensgefangenen, der heute im Gefängnis sitzt, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war", sagt Hassiba Hadj Sahraoui, stellvertretende Direktorin der Abteilung Naher Osten und Nordafrika von Amnesty International.

In der Schweiz haben bereits über 14'000 Personen die Petition «Free Max» unterzeichnet. Sie fordern die sofortige Freilassung von Max Göldi. Die Unterschriften wurden letzte Woche dem libyschen Justizminister Mustafa Muhammad Abdeljalil übergeben. Amnesty International hat bisher keine Antwort auf die Petition erhalten.

Zur Aktion: Wenn Menschen willkürlich verhaftet oder gefoltert werden oder von anderen Menschenrechtsverletzungen bedroht sind, lanciert Amnesty International eine sogenannte "Urgent Action" oder Eilbriefaktion. Die Organisation alarmiert von der Zentrale in London aus das Urgent Action Netzwerk von fast 150'000 Menschen, darunter rund 5'000 in der Schweiz. Innert Stunden senden Freiwillige auf der ganzen Welt Tausende von Briefen, Faxen und E-Mails an Regierungen und Behörden. Damit erzeugen sie Aufmerksamkeit für die Menschen in Gefahr. Letztes Jahr hat Amnesty International 343 Urgent Actions gestartet.

Von China bis Simbabwe konnten so unzählige Personen seit der ersten Urgent Action im Jahr 1973 gerettet werden. In fast der Hälfte der Fälle sind die Briefaktionen von Amnesty International erfolgreich. Durch die Interventionen kann das Leben akut bedrohter Menschen geschützt und eine Verbesserung der individuellen Situation der Betroffenen herbeigeführt werden: Gewissensgefangene werden freigelassen, Todesurteile umgewandelt, die Haftbedingungen einer Person verbessert oder Menschen vor Folter und Misshandlung geschützt.