Amnesty International hat gestern eine weltweite "Urgent Action" für den in Libyen festgehaltenen Aargauer ABB-Mann Max Göldi gestartet und fordert seine umgehende Freilassung. Es ist das zweite Mal in der Geschichte von Amnesty International, dass eine globale Eilbriefaktion für einen Schweizer gestartet wird. Max Göldi ist seit über drei Wochen in einem libyschen Gefängnis inhaftiert. Amnesty International betrachtet ihn als Gewissensgefangenen, der das Opfer einer politisch motivierten Anklage geworden und willkürlich inhaftiert ist.
Das Internationale Sekretariat von Amnesty International in London hat darum eine "Urgent Action" für Max Göldi gestartet, die sich direkt an Muammar Gaddafi richtet. Es ist das zweite Mal, dass die Menschenrechtsorganisation eine Eilbriefaktion für einen Schweizer lanciert. Weltweit wird sich in den nächsten Tagen ein Netzwerk von Tausenden von Aktivistinnen und Aktivisten mit Briefen, Blogs, Faxen und E-Mails für eine umgehende und bedingungslose Freilassung von Max Göldi einsetzen.
"In den über zwanzig Jahren, die ich für Amnesty International tätig bin, ist es erst das zweite Mal, dass unsere Organisation eine Urgent Action für einen Schweizer Bürger startet. Dies zeigt, wie ernst wir den Fall von Max Göldi nehmen", erklärte Daniel Bolomey, Generalsekretär der Schweizer Sektion von Amnesty International.
Max Göldi ist seit dem 22. Februar 2010 im libyschen Gefängnis Al-Jeida inhaftiert. Zuvor war er bereits im Juli 2008 in Gefangenschaft und im Herbst 2009 über 50 Tage in geheimer Haft. Im November 2009 wurde Max Göldi wegen Visa-Vergehen in einem unfairen Verfahren zu einer sechzehnmonatigen Haftstrafe verurteilt. Im Beschwerdeverfahren wurde diese Strafe auf vier Monate Haft reduziert.
"Göldi ist eine Schachfigur in einem diplomatischen Streit zwischen der Schweiz und Libyen. Seit die Auseinandersetzung zwischen den beiden Ländern im Juli 2008 begann, konnte er nicht nach Hause zu seiner Familie zurückkehren. Max Göldi wurde gezielt wegen seiner Staatsangehörigkeit ausgewählt. Wir betrachten ihn als Gewissensgefangenen, der heute im Gefängnis sitzt, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war", sagt Hassiba Hadj Sahraoui, stellvertretende Direktorin der Abteilung Naher Osten und Nordafrika von Amnesty International.
In der Schweiz haben bereits über 14'000 Personen die Petition «Free Max» unterzeichnet. Sie fordern die sofortige Freilassung von Max Göldi. Die Unterschriften wurden letzte Woche dem libyschen Justizminister Mustafa Muhammad Abdeljalil übergeben. Amnesty International hat bisher keine Antwort auf die Petition erhalten.
Zur Aktion: Wenn Menschen willkürlich verhaftet oder gefoltert werden oder von anderen Menschenrechtsverletzungen bedroht sind, lanciert Amnesty International eine sogenannte "Urgent Action" oder Eilbriefaktion. Die Organisation alarmiert von der Zentrale in London aus das Urgent Action Netzwerk von fast 150'000 Menschen, darunter rund 5'000 in der Schweiz. Innert Stunden senden Freiwillige auf der ganzen Welt Tausende von Briefen, Faxen und E-Mails an Regierungen und Behörden. Damit erzeugen sie Aufmerksamkeit für die Menschen in Gefahr. Letztes Jahr hat Amnesty International 343 Urgent Actions gestartet.
Von China bis Simbabwe konnten so unzählige Personen seit der ersten Urgent Action im Jahr 1973 gerettet werden. In fast der Hälfte der Fälle sind die Briefaktionen von Amnesty International erfolgreich. Durch die Interventionen kann das Leben akut bedrohter Menschen geschützt und eine Verbesserung der individuellen Situation der Betroffenen herbeigeführt werden: Gewissensgefangene werden freigelassen, Todesurteile umgewandelt, die Haftbedingungen einer Person verbessert oder Menschen vor Folter und Misshandlung geschützt.
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