19. September 2008

Ich bin dann mal weg!

Nein, ich tu es nicht dem Hape Kerkeling gleich und begebe mich auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela, obwohl ich das eigentlich gerne mal machen würde. Nein, ich hab mich - endlich mal wieder - in Richtung Frankreich verabschiedet, Destination Marseille. Auf dem Programm stehen ein Fussballspiel von OM, (Facebook-) Freunde besuchen, feines Essen, ein Bad im Meer, etwas Shopping, ein paar Konzerte und - eigentlich der wichtigste Punkt - entspannen bei einem Verre de Pastis!

Marseille... meine heimliche (zweite) Heimat. Das Jahr, welches ich in der fränzösischen Hafenstadt verbracht habe, hat bei mir eine tiefe Wunde hinterlassen. Heim-(Fern-)weh nennt sich das wohl irgendwie. Und entsprechend hab ich den Traum irgendwann mal wieder dahin zu ziehen. Oder wenn es die Kohle mal zulässt würde schon ein Zweitwohnsitz genügen. Ich bin da ja nicht so heikel. Nun, meine Ode an Marseille hab ich hier ja schon mal verfasst, darum jetzt noch ein paar Fakten zur heimlichen Hauptstadt Frankreichs.

Marseille liegt am Mittelmeer, genauer am Golfe du Lion. Die Stadt ist die Metropole des Départements Bouches-du-Rhône in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur. Marseille ist mit rund 830.000 Einwohnern nach Paris die zweitgrösste Stadt Frankreichs. Inklusive der Agglo kommt der Planète Marseille auf ungefähr 1,35 Millionen Einwohner. In Marseille sitzt ein Grossmufti und entsprechend ist die Stadt das unumstrittene Zentrum des Islam in Frankreich.

Marseille geniesst - ungerechterweise - einen äusserst schlechten Ruf. Das kommt hauptsächlich von früher, als der Hafen noch ein zentraler Handelsplatz Europas war und sich entsprechend auch viel "Gesindel" da herumgetrieben hat. Die Zeiten der Piraten ist zwar vorbei, aber noch immer befindet sich zum Beispiel das Rotlicht-Viertel direkt neben der touristischen Hafeneinfahrt und dank der Matrosen und der Ausbildungsstätte für die Fremdenlegionäre erfreuen sich die Damen bis heute grosser Beliebtheit. In Sachen Kriminalität teilt sich Marseille bis heute zwar noch die Spitzenplätze mit Paris und Lyon. Aber das dürfte - Statistik sei dank - auch an der Grösse dieser drei Städte liegen. Aber für Gewalt, demolierte Autos, Diebstahl und blöde Anmachen kann man auch nur mal am Samstagabend durch eine Schweizer Kleinstadt spazieren, das Ergebnis dürfte in etwa ähnlich sein.

Kulturtechnisch hat dafür Marseille die Nase vorn. Nach den USA gilt die Hip-Hop-Szene Frankreichs als die zweitgrösste der Welt. Im Land selber hat Marseille mit unzähligen Bands, Clubs und Konzerten die Nase vorn. Zur Kultur gehört in Marseille auch der Fussball, Olympique der Marseille ist mehr als nur ein Verein. Für seine Fans ist es gar eine Religion, kein Wunder freu ich mich aufs Spiel vom Sonntag gegen AS Monaco. Was das Essen angeht dürfte jedem wohl die Bouillabaisse ein Begriff sein, die reich garnierte Fischsuppe. Dank dem riesigen Anteil an arabischen Einwohnern gibts aber auch zahlreiche Leckereien aus den Magreb-Staaten, welche in Marseille zur täglichen Küche gehören. Couscous oder Taboulé sind nur zwei Beispiele dafür.

Obwohl Marseille nachgesagt wird, es wäre nicht gerade eine schöne Stadt (gut so, denn so bleiben die ollen Touristen weg!) hat es einige Sehenswürdigkeiten zu bieten:
  • Vieux Port (der alte Hafen mit seinem unvergleichbaren Charme)
  • Quartier du Panier (das älteste Quartier der Stadt in welchem man sich fühlt wie in einem Ritterfilm)
  • Canèbiere (die Prachtsstrasse zieht sich mitten durch die Stadt und bietet viele Möglichkeiten zum Einkauf)
  • Notre-Dame de la Garde (die Kirche hoch über der Stadt "wacht" über die Marseillais)
  • Château d'If (Gefängnis-Insel vor der Küste Marseilles, da soll der Graf von Montecristo eingesperrt gewesen sein)
  • Les Calanques (riesige Klippe, welche über 12 Kilometer lang die Küste säumt)
  • Point Rouge (wunderbarer Insidertipp, Ausblickspunkt inmitten stürmischer See)
Aber eigentlich braucht ja Marseille gar nicht mehr, als sich selber. Sprich, die Stadt hat einen unvergleichlichen Charme und das haben auch die Einwohner inzwischen wieder gemerkt. Nachdem seit den 70er Jahren tausende Menschen wegen Arbeitslosigkeit, Verschmutzung und Kriminalität die Stadt verlassen haben, zieht die Einwohnerzahl seit etwa 8 Jahren wieder an. Die städtische Regierung unternimmt alles, um das Image der Stadt zu verbessern. So werden Grünflächen geschaffen, kulturelle Anlässe organisiert, Integrationsprogramme ins Leben gerufen und und und. So kommt es auch schon mal vor, dass man mitten in der Stadt ein vermummtes Sonderkommando der Polizei antrifft, ausgestattet mit Scharfschützen. Auf der Jagd nach dem Bösen, zum Wohle der Stadt.

Ob meine Karre heil nach Hause kommt? Keine Ahnung. Aber es ist ein kleiner Peugeot in Marseille-Blau, mit nem Schal und nem Kleber von OM drauf. Hätte er keine AG-Nummer, würde er da wohl nicht mal besonders auffallen. Bis jetzt ist er jedenfalls noch ganz. Oder wie hiess es in "La Haine" so schön: "Jusqu'ici, tout va bien"!

18. September 2008

"Hits'n'Shits" meets Facebook

DIE Party für die FB-Junkies unter uns und natürlich auch alle Nicht-Facebooker!

Mehr Infos:
KiFF Aarau
oder
Facebook

Good Bye, meine Herren!

Im Alter von nur 65 Jahren ist diese Woche Richard Wright verstorben. Mit Pink Floyd schrieb er Musikgeschichte und war unter anderem an den berühmten Alben "Dark Side of the Moon", "The Wall" und "Wish You Were Here" beteiligt. Der in London geborene Songschreiber und Keyboarder verliess die Band 1981, trat ihr aber später wieder bei.

Pink Floyd veröffentlichten ihre erste Platte "The Piper at the Gates of Dawn" im Jahr 1967 und arbeiteten darin neuartige Keyboard-Klangeffekte ein. Wright spielte neben dem Leadgitarristen Syd Barrett und den Musikern Roger Waters und Nick Mason. Obwohl Wright zunächst als dominantes Mitglied der Gruppe wahrgenommen wurde, erlangte er nie den Star-Status bei den Fans. Dabei schrieb Wright – der sich selbst das Klavierspielen beigebracht hatte – bedeutende Songs wie "Us and Them" oder "The Great Gig In The Sky", oft trat er auch als Backgroundsänger auf.

Ende der siebziger Jahre veröffentlichte er seine erste eigene Platte, Wet Dream. Nach Streitereien mit Roger Waters verliess Wright die Band kurz nach den Aufnahmen zum Hitalbum "The Wall", meinem absoluten Lieblingsalbum ever. Schliesslich fand er nach dem Abgang von Waters wieder einen festen Platz bei Pink Floyd und wirkte unter anderem an der Platte "The Division Bell" (1994) mit.

Und wenn wir schon dabei sind: In Küssnacht ist der Verleger Helmut Kindler 95-jährig gestorben. Kindler (Foto unten) war für mich vorallem dadurch ein Begriff, dass er das/die "Bravo" ins Leben gerufen hat. DAS Magazin meiner 80er-Jahre-Jugend. Er war aber - wie ich erst jetzt nach seinem Tod gelesen habe - auch sonst ein bemerkenswerter Mann. So wurde er 1943 wegen seiner Nähe zu linken Widerstandsgruppen von den Nazis verhaftet. Er baute nach dem Krieg seinen Verlag auf, der Sebastian Haffners "Anmerkungen zu Hitler" ebenso verlegte wie Werke von Marx und Lenin. Die beiden wohl bekanntesten im Kindler-Verlag erschienen Werke dürften das Literatur- und das Malerei-Lexikon sein.

16. September 2008

Stoppt Lance Armstrong!

Die Drohung, dass Lance Armstrong wieder in den Radsport zurück kehren will, hat bei mir mehr als nur Unverständnis ausgelöst. Meiner Meinung nach soll der Mann da bleiben, wo der Pfeffer wächst. Dass der Ami ohne Doping zu all seinen Leistungen gekommen ist, habe ich ihm eh nie geglaubt, guckst Du hier. Nun wollte ich dazu nach dem ersten Schock heute einen Text verfassen und siehe da, Raik Hannemann ("Die Welt") hat das bereits übernommen. Zu seinem Leitartikel gibt es eigentlich nichts mehr hinzuzufügen:

"Einen Neuanfang hatten sie propagiert im Radsport. Was davon zu halten ist, macht in diesen Tagen der Umgang mit Lance Armstrong deutlich. Als der Texaner nach dreijähriger Pause sein Comeback ankündigte, löste das weltweit Wiedersehensfreude aus. Die Rennställe balgen sich um seine Dienste, die Rennveranstalter überbieten sich mit Einladungen. Selbst die Organisatoren der Tour de France hießen Armstrong umgehend auf ihrer Rundfahrt 2009 willkommen, man wolle "nicht mehr in die Vergangenheit schauen".

Der Verlockung einer Aufmerksamkeitsexplosion, die ein achter Erfolg Armstrongs als dann mit 37 Jahren auch ältester Tour-Sieger aller Zeiten verspricht, mag offenbar niemand widerstehen nach den Jahren des Geschäftsabschwungs.

Der große Betrug wird dafür ausgeblendet, ein bewährtes Rezept. Als Armstrong 2005 abtrat, war aber bekannt geworden, dass in seinen nachträglich mit neuen Methoden getesteten Proben aus dem Jahr 1999 das Blutdopingmittel Epo gefunden wurde. Der Abgang wirkte letztlich wie eine Flucht vor Rechtfertigung, doch das spielt plötzlich keine Rolle mehr. Dabei ist der sonst für seine Klagewut bekannte US-Amerikaner bis heute nicht gegen diese Veröffentlichung in der den Tourveranstaltern gehörenden Zeitung "L'Équipe" vorgegangen. Auch wurden andere Dopinganschuldigungen früherer Wegbegleiter nie wirklich entkräftet.

Und trotzdem soll Armstrong einfach so wieder im Feld aufgenommen werden, womöglich wieder als sein Patron. Fragt sich nur, wie die Abkehr vom alten System des Radsports, in dem Blutdoping Hochkonjunktur hatte, gelingen soll ohne ein Eingeständnis früherer Fehler und deren Aufarbeitung, aber mit demselben Personal.

Die Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Unterfangens können da nur wieder wachsen, zumal eingeräumte Bewährungschancen ungenutzt blieben, die Kette der Dopingfälle nie abriss. Vor allem öffentlich-rechtliche Fernsehsender eines Landes, dessen Politik sich im Antidopingkampf engagiert, sollten überdenken, ob sie weiterhin Gebührengelder in Übertragungen aus der dubiosen Branche investieren. Dass es zuletzt Rennberichte der Deutschland-Tour trotz Duldung dopender Teams (und ständig sinkender Einschaltquoten) in der ARD-Tagesschau gab, war schon sehr verwunderlich. Eine gut ausgeleuchtete Inszenierung Armstrongs, der Symbolfigur des schmutzigen Radsports, wäre hier aber unvertretbar."

15. September 2008

Mein Gott, Sarah Palin

Als ich vor einigen Wochen zum allerersten Mal den Namen "Sarah Palin" gehört hatte, musste ich schmunzeln. Mir kam spontan Michael Palin in den Sinn, der komische Mann von der Monty Python-Truppe. Inzwischen soll diesem aber sogar sein eigener Name etwas unangenehm sein. Verständlicherweise, denn seit der Nomination zur Vize-Kandidatin ist so einiges über das Ex-Model (wie auch immer die Frau zu diesem Job kam?!?) an den Tag gekommen, was durchaus äusserst peinlich ist. Nachrichtenmagazine wie Spiegel und Stern erklären, wer sich hinter dem Lächeln aus Alaska verbirgt und auch CNN oder ABC decken immer häufiger auf, für welche Politik Sarah Palin steht.

Ein paar Beispiele gefällig? Bitte sehr...

  • Frau Palin ist gegen Abtreibung, auch im Falle einer Schwangerschaft durch Inzest oder Vergewaltingung
  • Den Bau einer 30 Milliarden teueren Gas-Pipeline durch Alaska nennt sie "Gottes Wille", dafür liess Palin sogar Menschen beten
  • Der Krieg der USA im Irak sei eine "von Gott gegebene Aufgabe", die ihren Anfang am 11. September 2001 durch den feindlichen Angriff auf ihr Land nahm
  • Am Klimawandel sei der Mensch nur in geringem Masse schuld
  • Palin sagt Ja zur Todesstrafe und zum privaten Waffenbesitz
  • Georgien und die Ukraine gehören für sie in die Nato, dafür würde sie auch einen Krieg mit Russland nicht ausschliessen
  • Israel gewährt sie freies Handeln und billigt dazu auch einen Angriff auf die Atomanlagen des Irans
  • Wichtig sei zudem der unerbittliche Kampf gegen den internationalen Terrorismus
  • Sie ist Mitglied auf Lebenszeit der Waffenlobby NRA

Schier unglaublich diese Ansichten, wer allerdings Palins - religiösen - Hintergrund kennt, den erschüttern solche Aussagen nicht mehr wirklich. Mehr als zwei Jahrzehnte war Palin praktizierende Pfingstlerin. Bis ins Jahre 2002 gehörte sie in der 10.000-Einwohner-Stadt Wasilla zu einer streng religiösen Gemeinde namens "Versammlung bei Gott", seither besucht sie die nichtkonfessionelle "Bibel-Kirche". Themen wie "Wunderheilung" oder "Eindzeiterwartung" sind in dieser Szene keine Fremdwörter. Und so eine Person soll künftig die Politik der westlichen Welt beeinflussen? Nein danke! Wenn man allerdings den letzten Umfragen glauben darf hat Barack Obama an Boden verloren, während John McCain - dank der Unterstützung von Palin - Punkte gut gemacht und liegt vorne.

Wird das konservative Amerika im November also erneut einen Präsidententeam wählen, worüber sich dann der Rest der Welt 4 Jahre lang nerven oder gar Angst haben muss? Es ist den Amis tatsächlich zuzutrauen: Obama ist schwarz und viele Amerikanerinnen und Amerikaner sind nicht bereit einen Schwarzen an die Spitze ihres Landes zu wählen. Da macht man das Kreuz auf dem Wahlzettel dann doch lieber beim angeschlagenenen, ehemaligen Vietnam-Veteran und seiner erzkonservativen Strahlefrau. Und wenn man als Wähler dann gefragt wird, kann man ja immer noch sagen, man hätte immerhin jetzt mal einer Frau die Stimme gegeben.

Good Night United States of America! Oder wie Obama nett, hart aber treffend gesagt hat: "Man kann einem Schwein Lippenstift auftragen, aber es bleibt ein Schwein!"