Gastbeitrag heute von: Chris, Chris' Weblog
Das Fenster
Es war bereits dunkel, als er das Haus verlässt, um eine kleine Runde im Städchten zu machen. Es war der 11. Dezember, kurz nach 19 Uhr abends – und es regnete. Er hatte keinen Regenschirm dabei und auch keine Kapuzze.
Der Weg ins Städtchen war nicht lang. Es war das erste Mal, dass er Abends unterwegs war, jetzt im Dezember.
Obwohl es noch früh war, waren kaum Leute unterwegs. Er lief alleine über den Bürgersteig. Vielleicht lag es am Wetter, dass heute niemand unterwegs war, dachte er sich. Oder vielleicht hatten alle vor lauter Weihnachtsvorbereitung gar keine Zeit um im weihnachtlichen Städtchen unterwegs zu sein.
Er erinnerte sich an seine Kindheit zurück. Ja, die Zeit war rar gewesen im Dezember. Tagsüber war Schule, meist mit speziellem Programm. Einmal ging man auf den Marktplatz um Weihnachtlieder zu singen, ein Andermal übte man für das Krippenspiel. Diese Aufführung wurde immer sehnsüchtig erwartet von den Kindern.
Und am Abend... ja, am Abend hat man dann ‚güezelet’. Und vor Weihnachten war auch immer der Besuch bei der kranken Grossmutter im Spital angesagt gewesen. Sie hatte sich immer gefreut über den Besuch der Kinder. Wàhreßnd die Kinder der Grossmutter Blumen, Zeichnungen und Gebasteltes mitbrachten, bekamen sie von ihr jeweils Süsisigkeiten, Erdnüsse und Mandarinen.
Jaja, dachte er, die gute Weihnachtszeit. Was war das doch schön als Kind. Jetzt, mit 71 war er selbst ins Alter gekommen. Aber er wurde nie besucht von Enkelinnen oder Enkeln. Auch andere Verwandte tauchten kaum auf. Und schon gar nicht in der Weihnachtszeit. Da war viel zu viel los um noch den ‚Opa’ zu besuchen.
Ausserdem: Er hatte keine Enkelinnen und Enkeln, die ihm hätten Zeichnungen und Basteleien schkenken können.
Er hatte zwar ein Kind gehabt – immerhin war er verheiratet -, eine Tochter. Doch diese wollte keine Kinder, sondern machte ihre akademische Laufbahn. Und heute, heute ist sie für eine grosse Werbefirma tätig. Und gerade in der Weihnachtszeit hat sie mehr zu tun als sonst.
Also ist er allein.
Dabei hatte er das nie gewollt. Er hätte so gerne Enkel gehabt. Als er älter wurde, hatte er immer davon geträumt. Aber er musste feststellen, dass manchmal eigene Wünsche und die Wünsche anderer sich nicht treffen. Seine Tochter blieb Single.
Er war verheiratet... gewesen.
Seine Frau, eine Person mit viel Gefühl und Liebe. Damals, als sie sich kennen gelernt hatten… es war so wunderbar gewesen. Und es blieb auch so. Doch dann wurde sie vor 8 Jahren plötzlich schwer krank. Und kurz darauf starb sie. Nun lebte er allein in der Wohnung. Immer wenn er heim kam, war es still. Niemand sagte ihm hallo und niemand sagte ihm auf Wiedersehen. Er vermisste seine Frau. Aber dennoch gab er nicht auf. Das Leben geht weiter.
Gerade seine ausgedehnten Spaziergänge halfen ihm oft über die schweren Momente hinweg.
Er ging um die Ecke und betrat die kleine Altstadt des Städtchens. Er hatte die übliche Weihnachtsbeleuchtung erwartet, die jedes Jahr sein Herz erfreute. Aber es war nichts zu sehen. Er rieb sich die Augen, aber er hatte recht gesehen: Es hing kein einziges weihnachtliches Licht.
Der Regen prasselte auf seinen Mantel und er stand in der trüben Altstadt, ging die Strasse auf und ab und konnte nicht glauben, dass die Stadt scheinbar dieses Jahr auf die Beleuchtung verzichtete.
Er schaut die Strasse hinunter; und erinnerte sich zurück. Vor vielen Jahren, als er die Weihnachtsbeleuchtung zum ersten Mal sah: Ein grosser, geschmückter Weihnachtsbaum, hell erleuchtete Schaufenster. Über der Strasse waren grosse Sterne aufgehängt, die leuchteten. Der Bürgermeister hatte zudem alte Mülltonnen mit Holz füllen lassen und entlang der Strasse aufstellen lassen. Dort brannten dann kleine Feuer. Doch nun schien das alles weg zu sein.
Traurig ging er die Strasse entlang. Nun war ihm auch seine einzige Weihnachtsfreude genommen. Einfach so. Und er konnte nichts tun.
Er ging weiter die Strasse entlang. Auf einmal blieb er stehen. Überrascht schaute er an einer Hausfassade hoch. Inmitten der dunklen, kühl wirkenden Fenster, war ein Fenster, welches hell erleuchtet war. Es lagen Tannenäste verteilt auf dem Sims. Kerzen schmückten die Äste und Kugeln hingen über die Fassade herunter und glitzerten im Licht.
Im Fenster selbst hing ein wunderbarer Stern aus Holz fein geschnitzt. Kleine Lämpchen erleuchteten den Stern und das Fenster.
Ihm wurde ganz warm ums Herz. Er überquerte die Strasse und setzte sich auf eine kleine Mauer im Trockenen. Dann blickte er auf das Fenster auf der anderen Strassenseite…
Er wusste nicht, wie lange er da gesessen hatte und das wunderschöne Fenster angeschaut hatte. Auf einmal tippte ihm jemand auf die Schulter. Als er aufsah, war eine ältere Frau neben ihm, die ihn anlächelte. „Ist es nicht kalt hier draussen? Kommen Sie doch zu mir hoch und trinken Sie einen Tee mit mir.“
Der Mann schaute sie lange an. Dann stand er auf. Die beiden überquerten die Strasse und betraten dass Haus, in dem das erleuchtete Fenster strahlte.
Der Weg ins Städtchen war nicht lang. Es war das erste Mal, dass er Abends unterwegs war, jetzt im Dezember.
Obwohl es noch früh war, waren kaum Leute unterwegs. Er lief alleine über den Bürgersteig. Vielleicht lag es am Wetter, dass heute niemand unterwegs war, dachte er sich. Oder vielleicht hatten alle vor lauter Weihnachtsvorbereitung gar keine Zeit um im weihnachtlichen Städtchen unterwegs zu sein.
Er erinnerte sich an seine Kindheit zurück. Ja, die Zeit war rar gewesen im Dezember. Tagsüber war Schule, meist mit speziellem Programm. Einmal ging man auf den Marktplatz um Weihnachtlieder zu singen, ein Andermal übte man für das Krippenspiel. Diese Aufführung wurde immer sehnsüchtig erwartet von den Kindern.
Und am Abend... ja, am Abend hat man dann ‚güezelet’. Und vor Weihnachten war auch immer der Besuch bei der kranken Grossmutter im Spital angesagt gewesen. Sie hatte sich immer gefreut über den Besuch der Kinder. Wàhreßnd die Kinder der Grossmutter Blumen, Zeichnungen und Gebasteltes mitbrachten, bekamen sie von ihr jeweils Süsisigkeiten, Erdnüsse und Mandarinen.
Jaja, dachte er, die gute Weihnachtszeit. Was war das doch schön als Kind. Jetzt, mit 71 war er selbst ins Alter gekommen. Aber er wurde nie besucht von Enkelinnen oder Enkeln. Auch andere Verwandte tauchten kaum auf. Und schon gar nicht in der Weihnachtszeit. Da war viel zu viel los um noch den ‚Opa’ zu besuchen.
Ausserdem: Er hatte keine Enkelinnen und Enkeln, die ihm hätten Zeichnungen und Basteleien schkenken können.
Er hatte zwar ein Kind gehabt – immerhin war er verheiratet -, eine Tochter. Doch diese wollte keine Kinder, sondern machte ihre akademische Laufbahn. Und heute, heute ist sie für eine grosse Werbefirma tätig. Und gerade in der Weihnachtszeit hat sie mehr zu tun als sonst.
Also ist er allein.
Dabei hatte er das nie gewollt. Er hätte so gerne Enkel gehabt. Als er älter wurde, hatte er immer davon geträumt. Aber er musste feststellen, dass manchmal eigene Wünsche und die Wünsche anderer sich nicht treffen. Seine Tochter blieb Single.
Er war verheiratet... gewesen.
Seine Frau, eine Person mit viel Gefühl und Liebe. Damals, als sie sich kennen gelernt hatten… es war so wunderbar gewesen. Und es blieb auch so. Doch dann wurde sie vor 8 Jahren plötzlich schwer krank. Und kurz darauf starb sie. Nun lebte er allein in der Wohnung. Immer wenn er heim kam, war es still. Niemand sagte ihm hallo und niemand sagte ihm auf Wiedersehen. Er vermisste seine Frau. Aber dennoch gab er nicht auf. Das Leben geht weiter.
Gerade seine ausgedehnten Spaziergänge halfen ihm oft über die schweren Momente hinweg.
Er ging um die Ecke und betrat die kleine Altstadt des Städtchens. Er hatte die übliche Weihnachtsbeleuchtung erwartet, die jedes Jahr sein Herz erfreute. Aber es war nichts zu sehen. Er rieb sich die Augen, aber er hatte recht gesehen: Es hing kein einziges weihnachtliches Licht.
Der Regen prasselte auf seinen Mantel und er stand in der trüben Altstadt, ging die Strasse auf und ab und konnte nicht glauben, dass die Stadt scheinbar dieses Jahr auf die Beleuchtung verzichtete.
Er schaut die Strasse hinunter; und erinnerte sich zurück. Vor vielen Jahren, als er die Weihnachtsbeleuchtung zum ersten Mal sah: Ein grosser, geschmückter Weihnachtsbaum, hell erleuchtete Schaufenster. Über der Strasse waren grosse Sterne aufgehängt, die leuchteten. Der Bürgermeister hatte zudem alte Mülltonnen mit Holz füllen lassen und entlang der Strasse aufstellen lassen. Dort brannten dann kleine Feuer. Doch nun schien das alles weg zu sein.
Traurig ging er die Strasse entlang. Nun war ihm auch seine einzige Weihnachtsfreude genommen. Einfach so. Und er konnte nichts tun.
Er ging weiter die Strasse entlang. Auf einmal blieb er stehen. Überrascht schaute er an einer Hausfassade hoch. Inmitten der dunklen, kühl wirkenden Fenster, war ein Fenster, welches hell erleuchtet war. Es lagen Tannenäste verteilt auf dem Sims. Kerzen schmückten die Äste und Kugeln hingen über die Fassade herunter und glitzerten im Licht.
Im Fenster selbst hing ein wunderbarer Stern aus Holz fein geschnitzt. Kleine Lämpchen erleuchteten den Stern und das Fenster.
Ihm wurde ganz warm ums Herz. Er überquerte die Strasse und setzte sich auf eine kleine Mauer im Trockenen. Dann blickte er auf das Fenster auf der anderen Strassenseite…
Er wusste nicht, wie lange er da gesessen hatte und das wunderschöne Fenster angeschaut hatte. Auf einmal tippte ihm jemand auf die Schulter. Als er aufsah, war eine ältere Frau neben ihm, die ihn anlächelte. „Ist es nicht kalt hier draussen? Kommen Sie doch zu mir hoch und trinken Sie einen Tee mit mir.“
Der Mann schaute sie lange an. Dann stand er auf. Die beiden überquerten die Strasse und betraten dass Haus, in dem das erleuchtete Fenster strahlte.