Es gibt Stimmen, die hat man einmal gehört, verliebt sich in sie und dann vergisst man sie nie mehr. Eine solche Stimme hat für mich zum Beispiel
Björk. Oder auch
Tori Amos,
Amanda Palmer und eine
Karin Dreijer Andersson gehören da bestimmt dazu. Solche Stimmen sind aber leider selten. In Zeiten von "Popstars", "DSDS", "Star Academy" oder "Musicstar" bin ich darum immer wieder froh, wenn ich eine Stimme höre, die mir schon von früher her in guter Erinnerung geblieben ist. Eine
dieser ganz speziellen Voices ist jetzt zum Glück wieder zurück im Geschäft:
Ann-Kathrin Lüthi hat bis vor 5 Jahren bei der Formation "Swandive" gesungen. Danach war Schluss, die Band hat sich aufgelöst und Ann-Kathrin verschwand von der Bildfläche.
1995 gegründet stand
Swandive für melodiösen Trip-Hop, gespickt mit sphärischen Klängen und überragt von einer einnehmenden Frauenstimme. Die Band brachte es gerade mal auf zwei CDs, wobei ihnen mit dem Cover des
R.E.M.-Hits "Loosing my Religion" ein viel beachteter Hit gelang. 2002 war Schluss, wegen "grundlegenden musikalischen Differenzen".
Nun ist
Ann Kathrin Lüthi zurück. Solo. 5 Jahre hat sie sich für "Falling into Place" Zeit gelassen. Aber das Warten hat sich mehr als gelohnt. Ihre Stimme ist reifer geworden. Vermehrt kommen auch tiefere Stimmlagen zum Tragen. Das Album ist ein Album zum Zuhören. Ich hab es mir das erste Mal über die Headphones angehört, Booklet in den Händen, zurückgelehnt und vollkommen entspannt.
Die Sängerin, die sich jetzt
Annakin nennt - mir kommt da immer
Star Wars in den Sinn - vertraut auf ihrem Solo-Debüt auf das was sie kann. Und das ist gut so. Der Begriff vom Trip-Hop fällt mir diesbezüglich aber irgendwie schwer. Ok, vermutlich läufts - wenn es denn unbedingt eine Schublade braucht - darauf hinaus. Aber für mich ist auch
Lunik keine typische Trip-Hop-Band (mehr). Wenn ich Trip-Hop höre kommen mir eher Sachen wie
Tricky,
Goldie,
DJ Shadow oder
Nightmares on Wax in den Sinn. "Falling into Place" ist in meinen Augen sauber produzierter und äusserst melodiöser Elektropop.
Vergleiche mit anderen Künstlern fallen schwer, mal gehts in Richtung
Röyksopp. Dann klingts ein wenig nach
The Knife oder
Air. Und manchmal fühlt man sich an
Björk oder vielleicht an die ruhigen Songs von Madonna erinnert. Aber
Annakin braucht auch gar keine Vergleiche. Ihre Stimme steht für sich, den grössten Teil der Songs hat sie selber komponiert, so auch meine persönlichen Lieblingstitel "Return to me" und "Destination Beyond". Dazu kommen Kollaborationen u.a. mit Gere Stäuble (
Züri West), Andi Jud (
Sonic Lab) oder ihrem ehemaligen Bandkollegen
Ivan E.
Eines ist sicher, obwohl ein ruhiges Album wird "Falling into Place" nie langweilig. Im Gegenteil, in den Songs "Storm" und "Danger Ahead" gibt es beispielsweise schrammende, teils verzerrte Gitarren zu hören. "Freeze" ist ein Ausflug in die
80er Jahre. In der Vorab-Single "Line of Fire" plätschern irgendwie Wassertropfen durchs Klangbild, begleitet von Streichern. Der Opener schliesslich "Heart in Plastic" nimmt den Hörer mit seinen Klängen und Geräuschen mit auf eine sphärische Reise.
Es hat aber keinen Wert, dass ich hier jeden Song einzeln beschreibe. Eigentlich gibt es auch gar nichts viel zu erklären. Das Album trifft meinen Geschmack zu hundert Prozent und gehört zum vielleicht besten, was ich in diesem
Musikjahr schon gehört habe. Und das war nicht wenig. Das mag zum einen daran liegen, dass ich mich Mitte der 90er Jahre in die Stimme von Ann Kathrin Lüthi verliebt habe - da treffen einem dann Credits wie "This Record is dedicated to my Husband" natürlich umso härter *grins* - und ich mich nun schlicht daran freue, dass ich endlich neuen akustischen Stoff gekriegt habe. Es ist aber auch einfach nur so, dass "Falling into Places" schlicht top produziert und prall gefüllt mit sehr schönen und melodiösen Songs ist.
Das Album steht ab heute in den Läden. Mehr zu
Annakin, inkl. Ausschnitten aus dem Album gibt es
hier. Wer sie
live sehen möchte hat morgen in Baden (Bar Strudel) die Möglichkeit. Tourstart ist dann am 29. September in Aarau im
KIFF. Lasst mir aber für dieses Konzert auch noch ne Karte übrig....