24. August 2007

Annakin - Falling into Place

Es gibt Stimmen, die hat man einmal gehört, verliebt sich in sie und dann vergisst man sie nie mehr. Eine solche Stimme hat für mich zum Beispiel Björk. Oder auch Tori Amos, Amanda Palmer und eine Karin Dreijer Andersson gehören da bestimmt dazu. Solche Stimmen sind aber leider selten. In Zeiten von "Popstars", "DSDS", "Star Academy" oder "Musicstar" bin ich darum immer wieder froh, wenn ich eine Stimme höre, die mir schon von früher her in guter Erinnerung geblieben ist. Eine dieser ganz speziellen Voices ist jetzt zum Glück wieder zurück im Geschäft: Ann-Kathrin Lüthi hat bis vor 5 Jahren bei der Formation "Swandive" gesungen. Danach war Schluss, die Band hat sich aufgelöst und Ann-Kathrin verschwand von der Bildfläche.

1995 gegründet stand Swandive für melodiösen Trip-Hop, gespickt mit sphärischen Klängen und überragt von einer einnehmenden Frauenstimme. Die Band brachte es gerade mal auf zwei CDs, wobei ihnen mit dem Cover des R.E.M.-Hits "Loosing my Religion" ein viel beachteter Hit gelang. 2002 war Schluss, wegen "grundlegenden musikalischen Differenzen".

Nun ist Ann Kathrin Lüthi zurück. Solo. 5 Jahre hat sie sich für "Falling into Place" Zeit gelassen. Aber das Warten hat sich mehr als gelohnt. Ihre Stimme ist reifer geworden. Vermehrt kommen auch tiefere Stimmlagen zum Tragen. Das Album ist ein Album zum Zuhören. Ich hab es mir das erste Mal über die Headphones angehört, Booklet in den Händen, zurückgelehnt und vollkommen entspannt.

Die Sängerin, die sich jetzt Annakin nennt - mir kommt da immer Star Wars in den Sinn - vertraut auf ihrem Solo-Debüt auf das was sie kann. Und das ist gut so. Der Begriff vom Trip-Hop fällt mir diesbezüglich aber irgendwie schwer. Ok, vermutlich läufts - wenn es denn unbedingt eine Schublade braucht - darauf hinaus. Aber für mich ist auch Lunik keine typische Trip-Hop-Band (mehr). Wenn ich Trip-Hop höre kommen mir eher Sachen wie Tricky, Goldie, DJ Shadow oder Nightmares on Wax in den Sinn. "Falling into Place" ist in meinen Augen sauber produzierter und äusserst melodiöser Elektropop.

Vergleiche mit anderen Künstlern fallen schwer, mal gehts in Richtung Röyksopp. Dann klingts ein wenig nach The Knife oder Air. Und manchmal fühlt man sich an Björk oder vielleicht an die ruhigen Songs von Madonna erinnert. Aber Annakin braucht auch gar keine Vergleiche. Ihre Stimme steht für sich, den grössten Teil der Songs hat sie selber komponiert, so auch meine persönlichen Lieblingstitel "Return to me" und "Destination Beyond". Dazu kommen Kollaborationen u.a. mit Gere Stäuble (Züri West), Andi Jud (Sonic Lab) oder ihrem ehemaligen Bandkollegen Ivan E.

Eines ist sicher, obwohl ein ruhiges Album wird "Falling into Place" nie langweilig. Im Gegenteil, in den Songs "Storm" und "Danger Ahead" gibt es beispielsweise schrammende, teils verzerrte Gitarren zu hören. "Freeze" ist ein Ausflug in die 80er Jahre. In der Vorab-Single "Line of Fire" plätschern irgendwie Wassertropfen durchs Klangbild, begleitet von Streichern. Der Opener schliesslich "Heart in Plastic" nimmt den Hörer mit seinen Klängen und Geräuschen mit auf eine sphärische Reise.

Es hat aber keinen Wert, dass ich hier jeden Song einzeln beschreibe. Eigentlich gibt es auch gar nichts viel zu erklären. Das Album trifft meinen Geschmack zu hundert Prozent und gehört zum vielleicht besten, was ich in diesem Musikjahr schon gehört habe. Und das war nicht wenig. Das mag zum einen daran liegen, dass ich mich Mitte der 90er Jahre in die Stimme von Ann Kathrin Lüthi verliebt habe - da treffen einem dann Credits wie "This Record is dedicated to my Husband" natürlich umso härter *grins* - und ich mich nun schlicht daran freue, dass ich endlich neuen akustischen Stoff gekriegt habe. Es ist aber auch einfach nur so, dass "Falling into Places" schlicht top produziert und prall gefüllt mit sehr schönen und melodiösen Songs ist.

Das Album steht ab heute in den Läden. Mehr zu Annakin, inkl. Ausschnitten aus dem Album gibt es hier. Wer sie live sehen möchte hat morgen in Baden (Bar Strudel) die Möglichkeit. Tourstart ist dann am 29. September in Aarau im KIFF. Lasst mir aber für dieses Konzert auch noch ne Karte übrig....

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hey reto
herzlichen dank für die mega albumkritik.
liebe grüsse
annakin

Anonym hat gesagt…

*kreiiiisch*..Du hörst Björk UND Tori Amos? Als Mann :Bin völlig platt und mega sprachlos...das doch MEINE Musik.Und ich hätte nie gedacht das jemand außer mir Annakin kennt.Ich bin ganz verliebt...in dieses Blog:) Du hast eindeutig eine neue Stammleserin mehr ab heute..wenn ich darf..;-)

Monsieur Fischer hat gesagt…

@ daniela: danke fürs stammlesen. und sooo ungewöhnlich ist dass doch auch nicht, dass ein mann björk und co. hört. oder nicht?? oder doch?? *grins*

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Monsieur Fischer hat gesagt…

... du schreibst, wer kritik ertragen kann, löscht deinen beitrag nicht. ich sage, wer zu seiner meinung stehen kann, hinterlässt sie nicht anonym. und tschüss!

Anonym hat gesagt…

Das ist eine "Stimme" zum Weghören. Sie klingt nicht, hat kein Timbre. Wieviel musste da wohl im Studio nachgemischt werden, damit man überhaupt etwas hört? Und ich sags eben nochmal: Wie bei "DES KAISERS NEUE KLEIDER" - einer schreit "fantastisch" ... und eine Riesenherde schreit dasselbe.

Monsieur Fischer hat gesagt…

@ katja: ok jetzt hast du immerhin nen namen *grins*. jeder/m seine meinung. aber wenn du sie schon mal live gehört hättest, dann wüsstest du dass da an der stimme so viel nicht gebastelt werden muss. ach ja, wo stellst du nen medienhype zu dem thema fest??

Anonym hat gesagt…

Ach, "Monsieur Fischer" (ebenfalls grins)! Auf Deiner WS kannen man ja den "Medienhype" (wenn man ihn denn so bezeichnen will) lesen. Sorry, aber bei Annakin geht's mir wie bei Björk & Co. Ich wende mich ab in Grausen. Wenn Du also in Zukunft nur positive Meinungen haben willst (das wären ja dann nur Meinungen, die der Deinigen entsprächen, denn MEINUNGSFREIHEIT ist für Dich offensichtlich ein Fremdwort), dann mach das doch von Anfang an klar, d'accord? Also anders als Du es auf Deiner Seite behauptest.
Ich wünsche Dir, und auch allen anderen, die nicht meiner Meinung sind, trotzdem einen wunderschönen Tag.

Monsieur Fischer hat gesagt…

@ katja: ja nee is klar. hier herrscht zucht und ordnung, von meinungsfreiheit keine spur! was bedeutet meinungsfreiheit überhaupt? *grins* täusch ich mich oder hab ich im letzten kommentar schon geschrieben "jedem/r seine meinung".. das gilt weiterhin! danke dass ein beitrag auf meinem blog gleich als medien-hype gilt. ehrt mich natürlich ;-)

schönen abend noch!