Es gibt glaub ich kein alkoholisches Getränk auf dieser Welt, zu welchem ich eine intensivere Beziehung hätte, als zum Pastis (aus dem provenzialischen Pastaga, für Mischung). Jaja, ich weiss, Alkohol ist ungesund. Aber jetzt auch nicht gleich falsch verstehen, was das Wort "Beziehung" im Zusammenhang mit Alkohol angeht. Vielmehr geht es mir dabei nämlich um eine Erinnerung aus frühester Kindheit.
Bei unserer äusserst frankophil angehauchten Familie gab es seit ich mich erinnern kann immer ne Pastis-Flasche im als Hausbar umfunktionierten Schrank. Bei anderen Familien ist das vielleicht eine Flasche Kirsch, ein Cognac, ein guter Whiskey oder was auch immer. Bei Monsieur Fischers Famille, war es der Pastis. So kam es eines Tages, dass mein Vater - als ich etwa 4 Jahre alt war - sich einen Pastis eingeschenkt hatte, kurz in die Küche wanderte um noch etwas Eis zu holen und als er zurück kam, hat ein zünftiger Schluck aus dem Glas gefehlt. Ich Knirps war der festen Überzeugung, dieses milchige Getränk wäre eine Art Sirup. Hat jedenfalls gut geschmeckt und es hat mir rückblickend gesehen auch nicht wirklich geschadet.
Ok, man könnte jetzt natürlich behaupten, dieser Schluck hätte mich angefixt, jedenfalls habe ich bis heute eine Vorliebe für dieses wunderbare Getränk. Umso mehr hat mich das Geständnis von Stonenick überrrascht, dass er diese Köstlichkeit aus Anis gemischt mit Orangensaft geniesse. Ich hab mir fest vorgenommen, heute während dem Schweizer Cupfinal (Basel gegen Luzern) mir einen solchen Mix zu genehmigen. Ich bin auf alles gefasst...
Ich kenne aus meiner Frankreich-Zeit die alltägliche Version, also Pastis gemischt mit etwas Eis und Wasser. Die mir bekannten Mix-Varianten bestehen aus der Grundmischung entweder mit Mandelsirup (nennt sich dann Moresque oder Epo), mit Grenadinesirup (Tomate) oder mit grünem Pfefferminzsirup (Perroquet, Foto unten links). Daneben habe ich schon mal von Longdrinks gehört, bei denen zum Pastis unter anderem Champagner, Gin, Vodka oder einfach mit Cola (Mazout) dazu gemischt werden. Trotz aller Leidenschaft zur Anis-Spirituose hab ich mir diese Killer-Varianten allerings noch nie angetan.
Meine bevorzugte Marke ist übrigens der Casanis. Der wird in Marseille hergestellt und ist in der Schweiz leider nur sehr schwer zu kriegen. Darum gibts meist die Alternativen "Pastis 51" oder "Ricard". Schade nur, dass diese beiden ehemaligen Konkurrenzmarken inzwischen alle zum Pernod-Konzern gehören. Neben den Franzosen hüten aber auch noch andere Nationen ihre Anis-Schnaps-Tradition. So gibt es in der Türkei den Raki, in Griechenland den Ouzo, den Anisette in Algerien oder im Libanon den Arrak. Diese werden meist ohne Farbstoffe hergestellt und sind - im Gegensatzu zum gelben Pastis - vor dem Mischen mit Wasser farblos.
Dieser nette Effekt, dass der Pastis - oder eben auch die Produkte aus den anderen Ländern - beim Zufügen von Wasser ihre Farbe von durchsichtig in weiss ändern, nennt man übrigens Louche-Effekt. Diesen Effekt kann man auch bei der Zubereitung eines Absinths beobachten. Wer übrigens noch nie dabei war, bei einem traditionellen Zubereitung der grünen Fee (so wird der Absinth genannt), der hat etwas verpasst. Nicht nur, weil der Genuss dieses Trunks etwas mystisches hat oder weil das Zeugs tierisch rein knallt, sondern vorallem weil es vor dem Genuss ein herrliches Ritual gibt. Aber ich gerate ins Träumen, dabei wollte ich doch die Pastis-Orange Variante ausprobieren und den Pfingstmontag, inklusive Cup-Final, geniessen.