22. Mai 2007

Joyeux Anniversaire, Hergé!

"Tim und Struppi"..., dieses Duo hat wohl so manchen von uns durch die Jugend begleitet. So auch mich. Der eifrige Journalist und sein putziger Hund haben natürlich auch meine Sympathien, seit Jahren. Im Original heissen die beiden übrigens "Tintin & Milou" und sind natürlich in französischer Sprache nicht weniger spannend zu Lesen. Die Geschichten rund um Tim und seine Freunde glänzen durch einen besonders sauberen Zeichenstil, der als "Ligne Clair" (klare Linie) bekannt wurde.

Tim's Erfinder, der Belgier Georges Remi (sein Künstlername "Hergé" kommt übrigens von seinen umgekehrten Initiaten R.G.), könnte heute Dienstag seinen 100sten Geburtstag feiern. Leider ist der gute Mann im Jahre 1983 im Alter von 75 Jahren an Leukämie verstorben. Hergé verfügte in seinem Testament, dass niemand nach ihm Tim und Struppi weiterführen dürfe. So wurde auch sein unvollendetes Abenteuer "Tim und die Alphakunst" nur als eine Serie von Skizzen und Notizen veröffentlicht. Der letzte komplette Band war "Tim und der Haifischsee", welcher später auch verfilmt wurde.

Die ersten Abenteuer erlebten Tim, Struppi, Schulze und Schultze, Professor Bienlein und Kapitän Haddock bereits Ende der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Noch in schwarzweiss ging der rasende Reporter "Im Lande der Sowjets" auf Spurensuche. Später folgten 23 weitere, komplette Comic-Bände, welche Tim unter anderem nach Australien, Afrika, in die USA oder auf den Mond führten.

Nicht immer waren die Tim und Struppi Geschichten unbestritten. Da wäre zum Beispiel "Tim im Kongo". Ein Band der vor gut 70 Jahren erschienen ist, ein einer Zeit also, in der bereits deutliche nationalsozialistische Ansätze zu bemerken waren. So muss man als Leser durchaus mal gewisse Abstriche machen, was die "political correctness" angeht. In der heutigen Zeit würde man ein Werk mit gleichem Inhalt als chauvinistisch und rassistisch bezeichnen. Kurz zusammengefasst: Tim, der weiße Alleskönner und Übermensch beehrt die rückständigen Neger mit seinem Besuch. Er leistet dabei eine Art Entwicklungshilfe und erschießt aus aus welchen Gründen auch immer afrikanische Wildtiere. Die Afrikaner werden äusserst stereotyp schwarz und mit dicken Lippen dargestellt.

Trotzdem, "Tim im Kongo" ist ein Kultbuch. Es lebt von der Zeit, als Belgien noch stolz war auf seine zahlreichen Kolonien und es wiederspiegelt zweifellos den Zeitgeist dieser Jahre. Bis heute wird Hergé entsprechend auch immer wieder beschuldigt, während dem Krieg mit den Nazis kollaboriert zu haben. Diesen Vorwurf muss er sich vorallem gefallen lassen, weil er während der Kriegsjahre seine Geschichten bei der Nazi-nahen Zeitung "Le Soir" veröffentlicht hatte. Allerdings finden sich in den Geschichten aus dieser Zeit - meiner Meinung nach - keine politischen Statements, welche die Nazis zur Propaganda hätten nützen können.

Den Belgiern ist das egal. Für sie sind Tintin und Milou und mit ihnen ihr Schöpfer Hergé (Foto rechts) eigentliche Nationalhelden. Ich selber war vor einigen Jahren in Brüssel und habe da natürlich Tintin-Museen und einen Tintin-Park besucht. Dem Charme des rasenden Reporters und seines Foxterriers kann man sich in der belgischen Hauptstadt unmöglich entziehen. Besucher begegnen Hergé heute in Brüssel immer wieder, vor 3 Jahren widmete die Stadt ihrem großen Comic-Künstler ein neues Projekt: Auf zahlreichen Häuserwänden wurden bekannte Comic-Szenen überdimensional groß aufgemalt. Wer in der belgischen Hauptstadt als Tourist unterwegs ist, trifft also immer mal wieder auf Tim und Struppi.

Die Abenteuer des ruhelosen kleinen Tim wurden bis zum heutigen Tag in über 60 Sprachen übersetzt und rund 200 Millionen Mal verkauft. Wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, will Regisseur Steven Spielberg demnächst die ersten drei Comic-Folgen auf die Leinwand bringen. Die Rechte dafür hatte er sich noch zu Lebzeiten von Hergé gesichert. Aber nicht nur Spielberg ist ein bekennender Tintin-Fan, auch Andy Warhol hat dazu gezählt und ebenso der Dalai Lama, der Hergé für den Band "Tim im Tibet" persönlich geehrt hatte.

In den fünfziger Jahren hätte es übrigens beinahe mal gar keine Tim und Struppi Comics mehr gegeben. Hergé litt in dieser Zeit an schweren Depressionen und sein Therapeut riet ihm, mit dem Zeichnen aufzuhören. Er hörte nicht auf seinen Arzt, verliess seine Frau und stürzte sich in die Arbeit. Später einmal verriet er in einem Interview, dass ihm der Band "Tim im Tibet", welcher in dieser Zeit hergestellt wurde, mehr geholfen hätte, als jede Therapiestunde bei irgendwelchen Ärzten.

21. Mai 2007

Eine heisse Pizza gefällig?

Am vergangenen Wochenende ging ein Bekannter von uns gemütlich auswärts essen. Pizza stand auf dem Programm. Heute hat er dann davon erzählt, und gemeint, die Pizzas seien dort total fein und erst noch sehr preiswert. Beim Verlassen des Lokals hat er darum eine Visitenkarte mitgenommen, die er mir dann freundlicherweise übergeben hat. Auf dieser Karte steht alles drauf, was man so wissen muss. Nur natürlich erfährt man nichts über das Angebot.

So habe ich mir heute Mittag gedacht "schaust du doch kurz übers Internet, was es da so alles gibt und ob die Pizzen tatsächlich so günstig sind". Gesagt, getan. Adresse eintippen w w w Punkt Pizzahuesli Punkt ch und mit bereits etwas Wasser im Mund warten, bis der Server die Verbindung zu den vielfältigen Angebot aufgebaut hat.

Ok, das Angebot ist zwar tatsächlich vielfältig. Aber wirklich Hunger hatte ich danach nicht mehr. Vielleicht sollten die Besitzer des Restaurants "Pizzahüsli" mal ihre Visitenkarten, beziehungsweise ihre Domain überprüfen.

Bitte, sehr. Guten Appetit: www.pizzahuesli.ch (Wer hier drückt, sollte über 18 sein!)

PS: Danke für einen erneuten Besucherrekord auf dieser Seite übers Wochenende. Hätte nie und nimmer gedacht, dass der kurze Text über die RTL-Sendung "Let's dance" und deren Tänzerin Motsi Mabuse für soviel Klicks sorgen könnte.

19. Mai 2007

Herzschlagfinale II

Dieses Wochenende gibts für alle Fussballfans Leckerbissen en masse. In der deutschen Bundesliga kommt es zum High-Noon um die Meisterschaft. Die besseren Karten am letzten Spieltag liegen eindeutig beim VfB Stuttgart. Zu Hause ein Sieg gegen Energie Cottbus, das sollte zu machen sein. Der "Meister der Herzen" (siehe Video unten) muss zu Hause Bielefeld besiegen und dann auf einen Ausrutschter vom VfB hoffen. Nur dann reicht es nach fast 50 Jahren mal wieder zur Meisterschaft. Sowohl in Stuttgart, als auch in Gelsenkirchen gibts Public Viewing-Plätze, es dürfte eine Stimmung herrschen wie im letzten WM Sommer. Viel Spass allen Beteiligten.

Meine Sympathien sind diesbezüglich übrigens nicht wirklich verteilt. Die Schalker sind ganz OK, die Menschen aus dem Ruhrpott haben so was Spezielles, das mir irgendwie gefällt. Eine Art Outlaws. Zudem hätten sie es nach so langer Zeit tatsächlich mal wieder verdient, einen Meistertitel zu holen. Erst recht, weil diese Region sonst nicht gerade von Luxus und Erfolg gesegnet ist. So gesehen gilt in diesem Fernduell zumindest jeder zweite meiner Herzschläge für die Königsblauen.

Aber eben, die Stuttgarter sind auch nicht ohne. An den letzten Meistertitel mit Guido Buchwald und Co. mag ich mich sogar noch erinnern. Das Schwabenland gilt, im Gegensatz zum Kohlenpott, als wohlhabend. Die Begeisterung rund um den VfB ist in den Jahren der Erfolglosigkeit eher etwas zurück gegangen. Trotzdem, auch ans Gottlieb-Daimler-Stadion habe tolle Erinnerungen. Zudem hat VfB-Trainer Veh im letzten Sommer eine spannende Mannschaft zusammengestellt. Mit vielen jungen Spielern und eher unbekannten Verstärkungen aus dem Ausland. So gesehen hätte es also auch der VfB verdient.

A propos verdienen, Energie Cottbus dürfte morgen bei einem Sieg in Mercedes-City, zünftig Kohle verdienen. Ich nehme mal an, dass Schalke einen hübschen Scheck bereit gelegt hat, für den Fall, dass Cottbus Schützenhilfe leistet. Während bei den beiden Meisterschaftsanwärter und deren Fans die Nerven blank liegen dürften, bietet der Bundesliga-Samstag allen neutralen Fussballfans natürlich Unterhaltung vom Feinsten. Jedes Tor kann die Meisterschaft entscheiden, in jeder Minute kann die Schale den Besitzer wechseln. Eben genau so, wie im Jahre 2001, als Schalke für rund 4 Minuten "Meister der Herzen" war.



Der Samstagnachmittag ist also bereits fix gebucht, die Arena-Konferenz führt Regie. Bier ist bereits kühl, dazu ein paar Snacks und gegen Ende der Partien - wenn die Sieger und Verlierer bekannt sind - haue ich die neutrale Meisterwurst auf den Grill und freu mich, dass der Bessere gewonnen hat. Ach es ist so schön, wenn man nicht direkt als Fan involviert ist, sondern für einmal nur den Fussball als solches geniessen kann. Aber um 17 Uhr 15 ist das Kapitel noch nicht vorbei, denn für einmal müssen wir Schweizer an diesem Wochenende nicht neidisch über den Rhein in Richtung Norden schauen.

Auch bei uns geht es am zweitletzten Spieltag noch um die Wurst. In der Tabelle führt der FC Zürich gerade mal mit einem Punkt Vosprung vor dem FC Basel. Wobei man so als Aussenstehender den Eindruck hat, dass der FCB derzeit den etwas besseren Lauf hat als die Zürcher. Die gleiche Spannung wie an der Tabellenspitze herrscht auch im Abstiegsbereich. Da liegt der FC Aarau mit 3 Punkten Rückstand auf dem letzten Platz, am Sonntag kommt es zur Direktbegegnung gegen das zweitletzte Schaffhausen. Und auch hier gilt der uralte Spruch, dass Hitchcock auch kein besseres Drehbuch hätte schreiben können. Ich freu mich!

16. Mai 2007

Björk - Volta

Alles wird gut, Björk ist wieder da! Satte 3 Jahre musste sich der Fan seit ihrem letzten Album "Medulla" (die Experimental-CD "Drawing Restraint 9" zähl ich jetzt mal nicht mit) gedulden, bis er wieder in den Genuss der markanten Stimme aus Island kommen durfte. Aber das warten hat sich, zumindest was die meisten der Songs auf dem neuen Album "Volta" angeht , gelohnt. Die Frau, die von sich selber sagt, Religion sei sehr ermüdend und sie möchte nicht Atheistin genannt werden, weil das ja auch eine Art von Religiosität sei und die Frau, die von Wikipedia als Exzentrikerin betitelt wird, vermag ihre Anhänger auch mit ihrem sechsten Studio-Album wieder überraschen.

Aber für Björk gilt wohl, entweder man mag sie oder man hasst sie. Was bestimmt nicht passieren kann ist, dass man die zierliche Frau aus dem hohen Norden nicht wahr nimmt. Ihre Alben und die entsprechenden Single-Auskopplungen sorgen meist für mediales Aufsehen. Die Musik kommt dann auch auf dem aktuellen Album zum Teil sehr schräg daher und das Spektrum ihrer Stimme wird nicht selten bis an die Grenze ausgelotet. Aber eben, auch Frau Gudmundsdóttir hat ihre Hörner wie es scheint etwas abgestossen und entsprechend kommt das ganze Album runder daher als viele seiner Vorgänger.

Als Opener präsentiert uns die 42jährige gleich mal kurz einen 6 Minuten Song. "Earth Intruders", das übrigens auch als Vorabsingle released wurde. Das Lied nimmt schnell einmal Tempo auf und überrascht dann durch verschiedene akkustische Wendungen. Nicht zuletzt, weil am Schluss für längere Zeit irgendwelche Schiffs- und Nebelhörner zu hören sind. Ideal zum Entspannen, man fühlt sich gleich in einen skandinavischen Fischerhafen versetzt.

Der Song "Wanderlust" ist im Gegensatz zum ersten Track der CD bereits richtig melodiös und erfreut mit der grossartigen Textzeile "I feel at home whenever/the unknown surrounds me", bei welcher ich mir - im Bezug aufs Wandern durch einen dunklen Wald - ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. In Hintergrund sind übrigens immer ein paar Waldhörner zu hören. Ein herrlicher Song! Die volle Ladung Blasinstrumente gibts dann im dritten Lied auf die Ohren "The Dull Flame of Desire", welches Björk im Duett Anthony (von Anthony and the Johnsons) zum Besten gibt. Da ein Duett zu zweit aber langweilig ist, sampelt Björk zu den zwei Stimmen gleich noch mal ein paar Björkstimmen rein. Was dann zwischendurch den Effekt eines kleinen Chors erzeugt. Hübsch gemacht. "Innocence" überspring ich gleich, da werkelt der Timbland. Zu ihm, dem derzeitigen Weltherrscher der Musikproduktion, später mehr...

"I See Who You Are" ist ein bemerkenswerter Song. Erstens weil ich in einer CD-Kritik den folgenden Satz gelesen habe, (Zitat) "ganz verschwunden sind die merkwürdig surrealen, asiatischen Klänge" und dieser Song einem in den ersten Sekunden bereits das Gefühl vermittelt, man bekäme gleich ne Platte Sushi serviert. Aber eben, Musikjournalisten sind auch nur Menschen. Und zweitens vereint Björk auf diesem Titel ihre halbe Familie, so eine Art Hausmusik. Immerhin hat sie ein 10köpfiges Blasorchester organisiert und rein von den Namen der Orchestermitglieder her, sind da alle irgendwie miteinander verwandt. Ok, Island ist aber auch sehr klein.

Die Bläser durften dann auch gleich bleiben und bei "Vertebrae By Vertebrae" mittun. Einem - in meinen Augen - typischen Björk Song. Ihre Stimme variert, sie schnauft, zischt, stöhnt, schreit... Körper- und Stimmeinsatz bis zur Ekstase. Björk wie ich sie liebe! Gleiches lässt sich über "Pneumonia" (Lungenentzündung?) sagen, welches noch etwas ruhiger daher kommt. Würde die Radiolandschaft nicht nur von billig produziertem Mainstream regiert, könnten mich gerade diese beiden Song durchaus erfreuen, wenn sie mitten im Tag mal durch den Äther kämen. Aber eben... das ist ein anderes Thema.

Auf "Hope" trommelt der malische Perkussionist Toumani Diabaté mit, der Text liegt durchaus schwer im Magen. Björk stellt im Zusammenhang mit einem Selbstmordattentäter die Frage nach dem Bösen. Gegen Ende des Songs gibts dann noch einmal die Schiffshörner vom Anfang der CD.

Für Kopfschütteln hat bei mir "Declare Independence" gesorgt. Der klingt wie eine Mischung aus Raketenstart und fehlgeleitetem Stromschlag. Gefällt mir nicht wirklich. Das liegt aber vermutlich daran, dass der marktführende Mister Timbaland als Produzent (Justin Timberlake, Pussycat Dolls, Jennifer Lopez) seine Finger im Spiel hatte und ich mit dem Typen schlicht und einfach nichts anfangen kann. Da waren mir dann Herren wie Goldie oder Tricky, die früher hinter den Mischknöpfen sassen, wesentlich lieber.

Zum Schluss gibts mit "My Juvenile" noch einen eher spartanischer Titel. Wieder dieses asiatische Harfeninstrument und wieder die Stimme von Anthony Hegarty im Duell mit Björk. Überhaupt verstecken sich gleich mehrere Gäste auf "Volta", meist aber nur bemerkt durch einen Eintrag im Booklet: der Elektronik Pionier Mark Bell von LFO, Chris Corsano (der u.a. mit Sonic Youth zusammen gearbeitet hat) und Brian Chippendale von Lightning Bolt.

Alles in allem präsentiert sich Björk mit ihrem aktuellen Album erwachsner als auch schon. Mit wenigen Ausnahmen sind die Songs nicht mehr so wahnsinnig experimentell wie frühere Werke. Ein Umstand der ihr durchaus neue Fans bescheren dürfte. Allerdings wirkt das Album trotzdem - oder gerade deswegen - nie langweilig. Eines ist zudem gleich geblieben, wer die manchmal theatralisch wirkenden Gesangseinlagen von Frau Gudmundsdóttir schon früher nicht gemocht hat, der dürfte auch mit "Volta" nicht warm werden. Von mir gibts jedenfalls 9 von 10 Punkten. Obwohl ich eigentlich auch 10 geben könnte, wenn ich das Optische (ja, ich steh auf sie!) noch dazu nehme. Aber das wäre dann doch ziemlich unprofessionell von mir...

K0nzert: 25. Juli 2007, Paléo Festival Nyon

15. Mai 2007

Die Apocalypse naht! Scheinbar...

Diese Dinger gibt es seit heute Dienstag hier und hier zu kaufen. Mein Schreckensszenario aus vergangenen Tagen scheint sich zu bewahrheiten. Nur Österreich wird wohl vom Untergang ausgenommen...

(Vorsicht Ironie!)