23. April 2007

Wie weiter mit dem Sturmgewehr?

Laut einer Umfrage der Schweizer Zeitung "Sonntagsblick" wollen zwei Drittel der Schweizerinnen und Schweizer in Zukunft kein Sturmgewehr mehr zu Hause. Die Befragten sind der Meinung, dass die Armee ihren Leistungsauftrag auch erfüllen könne, wenn die Waffen im Zeughaus gelagert werden. Als grösste Sorge im Zusammenhang mit den Sturmgewehren gaben - nicht zuletzt - die befragten Frauen an, dass mit der sicheren Verwahrung der Waffen Familiendramen verhindert werden könnten.

Die Schweizer und ihre Waffen. Gegen 420'000 Sturmgewehre und Pistolen der Schweizer Armee werden zur Zeit von Soldaten und Schützen zu Hause aufbewahrt. Das ist vollkommen legal und grundsätzlich gesehen auch ungefährlich. Aber natürlich sind nicht nur Armee- sondern auch noch andere Waffen im Umlauf. Nach letzten Schätzungen kursieren diesbezüglich Zahlen zwischen 1,2 und 3 Millionen Stück. Und meiner Meinung nach, fängt da das Übel an.

In der Schweiz kommt man - ausser offiziell beim Militär - ziemlich einfach an eine Waffe. Sofern der Leumund stimmt und auch sonst keine besonderen Verhaltensstörungen vorliegen, ist es nicht allzu kompliziert, an einen Waffenbesitzschein zu kommen. Noch einfacher ist der Bezug von Munition und Zubehör. Da reicht meist eine Unterschrift und das wars dann. Und für alle die, welche ihre Waffe nicht offiziell beziehen möchten, gibt es Zeitschriften oder Internetseiten, auf denen Waffen illegal den Besitzer wechseln. Immer öfter kommt es darum vor, dass man von Überfällen liest, bei denen massive Kaliber im Einsatz waren.

Bei der Polizei beobachte man, dass immer mehr Jugendliche immer schneller zur Waffe greifen. Sei es zum Selbstschutz, zur Ausübung von Gewalt gegen andere oder um die Waffe gegen sich selber zu richten. In Sachen Suizid belegt die Schweiz seit Jahren einen internationalen Spitzenplatz. Ob die hohe Selbstmordrate in unserem Land allerdings direkt mit den Armeewaffen zusammenhängt, belegt keine mir bekannte Studie. Beim Entscheid freiwillig aus dem Leben zu gehen, dürften wohl andere Faktoren eine Rolle spielen, als die Auswahl der Tatwaffe.

Gespannt darf man nach den deutlichen Zahlen der "Sonntagsblick"-Umfrage auf die Reaktion der Waffenlobby sein. In der Schweiz ist das - im Gegensatz zu den USA - weniger die Waffenindustrie, als vielmehr die Sportschützen. Beinahe jedes Dorf hat seinen eigenen Schiessverein, zahlreiche Festivitäten beinhalten ein Wettschiessen und auch sonst wird auf den Schweizer Schiessplätzen eigentlich täglich irgendwo trainiert. In diesen Kreisen sieht man einer möglichen Verschärfung des Waffengesetzes eher kritisch entgegen. Für Diskussionsstoff dürfte in den nächsten Wochen also gesorgt sein.

Meiner Meinung nach liegt das Gefahrenpotential weniger in den Waffen der Sportschützen und Wehrpflichtigen, als vielmehr bei den illegalen Knarren. Da lagern in vielen Schränken und Kellern Kalaschnikows und Pump-Action-Gewehre die von Menschen benutzt werden, denen ich persönlich nie im Leben eine Waffe verkaufen würde. Viele Jugendliche halten sich ne Pistole als Spielzeug, weil es cool ist. Viele Frustrierte stärken mit einer Waffe ihr Selbstbewusstsein. Diese Waffenbesitzer schätze ich als wesentlich gefährlicher ein als den durchschnittlichen Soldaten.

Ganz persönlich bin ich kein Waffennarr. Aber ich habe natürlich auch eine Armeewaffe zu Hause, die ist jedoch sicher verstaut und kommt nur einmal im Jahr zum Einsatz, wenn ich mir mit ein paar Kollegen einen kleinen Wettkampf auf dem offiziellen Schiessplatz unserer Gemeinde liefere. Ein Überbleibsel aus der Jugendzeit quasi. Mir fällt es schwer, mir vorzustellen, dass Amokläufe und Familiendramen künftig weniger werden, wenn die Dienstwaffe nicht mehr im Haus ist. Wenn doch jemand so verzweifelt ist, dass er zur Waffe greift, dann geht seine Verzweiflung doch vermutlich so weit, dass ihm die Art der Waffe egal wird. Wenn dann kein Sturmgewehr zu Hause steht, dann muss halt ein Messer oder sonst etwas herhalten.

Wer bis hierher mitgelesen hat, der merkt, ich bin mir selber nicht so ganz sicher, wie ich bei einer Abstimmung zum Thema Armeewaffe entscheiden würde. Ich muss dieses Teil jetzt nicht unbedingt im Haus haben, aber es stört mich auch nicht. Ich habe schlicht keine Beziehung zu diesem Gewehr. Würde es nicht mehr da stehen, würde ich es nicht vermissen. Denn für meinen alljährlichen Hobby-Schiesstag kann man sich ja auch beim örtlichen Verein eine Waffe ausleihen. Vermutlich ist ein alter, eidgenössischer Zopf, an den man(n) sich einfach gewöhnt hat. Froh bin ich, dass die Diskussion über das Thema - wenn auch aus einem tragischen Grund heraus - lanciert wurde. Unglücklich finde ich jedoch, dass der "Sonntagsblick" die Umfrage in der Woche nach den Amokläufen in Baden (Schweiz) und in Virginia (USA) durchgeführt hat.

21. April 2007

Weekend-Prognosen...

... Sonne satt, Temperaturen über 20 Grad, Liegestuhl, lecker Bierchen, gute Musik, etwas Lesestoff, ein Stück Fleisch aufm Grill, etwas TV-Sport vielleicht, ein paar gute Gespräche und - ganz wichtig - zwischendurch mal ein Nickerchen...


Mit Adsense Geld verdienen?

Wie meine schlaue Leserschaft sicherlich bemerkt hat, habe ich mich diese Woche mal versuchsweise bei Google AdSense angemeldet. Ich gebe es zu, ich erhoffe ich mir davon keine wirklich grossen Einnahmen. Entsprechend ist die Werbung nicht sehr prominent platziert, da für mich weiterhin meine Inhalte im Vordergrund stehen und zweitens ist der Versuch zeitlich begrenzt.


Ich bin einfach am Angebot von Google interessiert und möchte mal ausprobieren wie der Dienst funktioniert und ob es sich lohnt. Schliesslich tauchen immer wieder in diversen Blogs Erzählungen auf, wonach man mit Adsense 3000 Franken oder mehr im Monat verdienen könne. Ich bin der Meinung, dass die meisten dieser Beiträge und Kommentare gefaket sind. Klar dürfte es - sehr wenige - Blogbetreiber geben, die mit ihrer Seite auch tatsächlich gutes Geld verdienen. Aber das dürfte ein Bruchteil aller Blogger sein.

Ich bin grundsätzlich ein grosser Gegner von Blogs und Homepages mit störender, unnützer Werbung und habe deshalb versucht die Google Anzeigen so diskret wie möglich zu platzieren, aber trotzdem noch in einem sichtbaren Bereich, sonst hätte das Experiment ja auch keinen Sinn. Auf der Sidebar sind die zwei Angebote zu sehen, in schwarz und grau gehalten. Natürlich ist niemand verpflichtet, diese Angebote zu nutzen. Jedoch habe ich mich absichtlich für die Firefox-Werbung entschieden, da ich bei der auch dahinter stehen kann. Ich nutze diesen Browser selber schon seit langer Zeit.

Die Anzeigen von Google werden zufällig ausgesucht, da habe ich keinen Einfluss darauf. Wie gesagt, das Projekt ist zeitlich beschränkt (ausser ich verdient tatsächlich 3000 Franken im Monat....) und ich werde am Schluss eine Bilanz ziehen. Ob Adsense vielleicht nur Nonsense ist. Neu sind übrigens auch die Vorschaubilder von "Snapshots", die haben aber nichts mit Werbung zu tun, sondern sollen vielmehr zur einfacheren Navigation dienen. Für Feedback zu beiden Themen bin ich dankbar!!

PS: Wenn wir schon grad beim Thema sind, falls jemand Werbung hier auf diesem bescheidenen Blog veröffentlichen möchte, genügt eine E-Mail an mich.

20. April 2007

Eine Ode an Marseille

Der Hamburger Rapper Illo hat einen Song geschrieben, um den ich ihn echt beneide: Marseille! Über meine absolute Lieblingsstadt Marseille gibt es auf französisch unzählige Lieder, viele davon hab ich mir auf meinen iPod geladen und wenn mich in regelmässigen Abständen mal wieder das Fernweh packt, hab ich sie zur Hand. Dass aber jemand eine Ode an Marseille auf deutsch geschrieben hat, das hat mich dann doch überrascht. Und Illo trifft mit seinen Worten den Nagel auf den Kopf. Noch selten hat jemand "in meinen Worten" erklärt, was die Sehnsucht nach dieser Stadt ausmacht. Hier ein paar Textausschnitte, den kompletten Song - inklusive BIldern aus der Stadt - gibts am Ende des Posts als Video:

"Ich will dahin, wo viele weg wollen, will von da weg wo viele bleiben.... Nach Marseille ans Meer... Andere wollen die Welt bereisen, mir reichen schon 1000 €...

Ich schliesse die Augen und in weniger als 7 Sekunden seh ich die Stadt, obwohl ich weiss, mich trennen hier noch Stunden.... Aber ich bin hier und betrink mich mit deutschem Bier...

Aber alles wird gut, wenn ich die Zeit hab wieder hinzufahren.. Marseille, alles wird gut, wenn ich wieder meine Sonne seh...

Jeden Tag denk ich nach und mal mir aus wie krass es wär, ich wär gern da doch wie immer läuft irgendwas verdammt verkehrt. Es kotzt mich an, auch wenn ich weiter damit leben muss. Aber vielleicht schaff ich es ja deshalb weil es hilft gegen den Frust...

Musste ich gehn und wieder zurück, und seither ist Marseille was mir fehlt zu meinem Glück. Eine harte aber wahre Welt die für mich mehr Wert ist als bares Geld. Ohne sie bin ich nur die Hälfte wert, ertrage den Schmerz und mache weiter bis sich meine Lage klärt...

Aber irgendwann Mann glaub mir, bin ich draussen. Ich hab viel Kraft auch wenn in mir eine Leere herrscht, die erst wieder verschwinden wird wenn ich mir neue Ziele setz!
Ich weiss genau, alles wird gut."


Hmmmm.... Kompliment Illo. Den hätte ich auch gerne so verfasst. Fakt ist, Marseille ist bestimmt nicht die schönste, sicherste, sauberste, reichste, modernste, gebildetste Stadt Europas. Ja nicht einmal von Frankreich. Aber Marseille hat einen Charme, der einen - sofern man es zulässt - packt und - ebenfalls sofern man es zulässt - nie mehr loslässt. Wer zudem Essen aus aller Welt, südfranzösischen Pastis, eine grossartige Kulturszene und den Fussball mag, der ist gut bedient. So sind der Publizist Roger De Weck, der ehemalige Schweizer Fernsehen-Chef Peter Schellenberg oder der Wirtschaftsjournalist und Verleger Thomas Trüb nur drei Prominente Schweizer, die der "Marseille Virus" erwischt hat.

Marseille ist eine multikulturelle Stadt. Ob sie vorbildlich ist im Umgang mit Fremden, sei dahin gestellt. Fakt ist aber: "Jusqu’ ici tout va bien!" Um es vielleicht bildlich zusammen zu fassen, Marseille ist ein grosser Topf mit heisser, dampfender Fischsuppe. In dieser Suppe hat es viele verschiedene Sorten Fisch. Der Topf kocht, sprudelt, spritzt... läuft aber nicht über!

Ich durfte in der Hauptstadt des Département Bouche-du-Rhône vielleicht das schönste Jahr meines Lebens verbringen. Wer sich auf den Multikulti-Aspekt einlässt oder wer damit leben kann, dass zum Beispiel mal ein paar Wochen die Müllabfuhr oder das UBahn streikt, der ist in Marseille richtig. Wer an seiner 55-Stunden-pro-Woche hängt, keinen Muezzin auf dem Minarett mag, wer nicht verstehen kann wie man Pommes in ein Sandwich packen kann und wer keinen ständigen Wind mag, der bleibt der Stadt besser fern. Über alle Anderen wacht die Notre-Dame-de-la-Garde (Foto links) und ihre 11 Meter hohe, goldene Mutter Maria hält ihre schützende Hand über sie.

Der sehr eigene Charme der Millionenstadt hat mich gepackt, und wie! Marseille kam mir komischerweise nach kurzer Zeit vor, wie ein Dorf. Kein Wunder, denn fährt man Richtung Norden landet man bald in der wunderschönen Provence. In Richtung Westen gibt es die herrliche Côte Bleue und die Camargue und schliesslich Richtung Osten die steilen Calanques. Die Menschen erscheinen einem schon sehr bald wie alte Freunde, denn die meisten von ihnen sind ebenfalls zugewandert und waren mal Fremde. Ursprünglich aus Griechenland und Italien, später aus den Kolonien und aus ganz Afrika. Entsprechend sehen sich die Einwohner der Hafenstadt selber weniger als Franzosen (viele von ihnen sind es ja auch gar nicht), sondern vielmehr als Marseillais.

Für mich ist Marseille eine Art nach Hause kommen. Das mag für viele verrückt oder der Schweiz gegenüber gar verachtend klingen. Aber ich habe mich während meinen unzähligen Reisen nach Frankreich oft heimischer und - vorallem - verstandener gefühlt, als da wo ich eigentlich vom Pass her hingehören würde. Was nicht heissen will, dass ich die Schweiz verfluche. Im Gegenteil ich mag die Schweiz. Aber eben, es scheint, als hätte nicht zuletzt mein Vater - auch er war lange im französisch sprechenden Ausland beheimatet - irgendwie zünftig auf mich abgefärbt. Ich sage danke dafür, oder besser "Merci beaucoup!"

Fortsetzung folgt...


Illo-Marseille - MyVideo

19. April 2007

Harald Schmidt geht fremd

Harald Schmidt wird seriös. Allerdings nur für einen Moment. Der Entertainer moderiert heute Abend um 21.45 Uhr das "heute journal" auf dem ZDF. Laut der "Bild"-Zeitung wird Schmidt dabei aber nicht allein gelassen. Moderator und "heute journal"-Chef Claus Kleber wird Schmidt überwachen. Grund für den "Job-Wechsel": Das ZDF suchte kürzlich eine Urlaubsvertretung für seine Moderatoren, Schmidt bewarb sich kurzerhand in seiner eigenen Sendung und erklärte: "Das ist ein Job für mich." Jetzt darf der Entertainer einmal ran, die komplette Vertretung übernimmt dann aber doch lieber Steffen Seibert.

Ich freu mich! Die Quoten des "heute journal" dürften wohl in die Höhe schnellen, was dann wiederum das ZDF freuen wird. Also quasi eine Win-Win-Situation für Schmidt-Fans und Sender.