19. April 2007

Harald Schmidt geht fremd

Harald Schmidt wird seriös. Allerdings nur für einen Moment. Der Entertainer moderiert heute Abend um 21.45 Uhr das "heute journal" auf dem ZDF. Laut der "Bild"-Zeitung wird Schmidt dabei aber nicht allein gelassen. Moderator und "heute journal"-Chef Claus Kleber wird Schmidt überwachen. Grund für den "Job-Wechsel": Das ZDF suchte kürzlich eine Urlaubsvertretung für seine Moderatoren, Schmidt bewarb sich kurzerhand in seiner eigenen Sendung und erklärte: "Das ist ein Job für mich." Jetzt darf der Entertainer einmal ran, die komplette Vertretung übernimmt dann aber doch lieber Steffen Seibert.

Ich freu mich! Die Quoten des "heute journal" dürften wohl in die Höhe schnellen, was dann wiederum das ZDF freuen wird. Also quasi eine Win-Win-Situation für Schmidt-Fans und Sender.

18. April 2007

Schöne neue (Medien-) Welt

Ok, der Titel ist bei Aldous Huxley und seinem Buch geklaut. Aber er bot sich - etwas angepasst - gerade an. Wie gestern in diversen Medien zu lesen war, hat in der Schweiz der Radio- und TV-Konsum abgenommen. Mehr benutzt wird dafür das Internet. Da ich selber ein eifriger Medienkonsument bin, wage ich mal eine persönliche Einschätzung dieser aktuellen Ergebnisse.

Fakt ist, in der Schweiz gibt es nur einen grossen Sender. Die SRG bedient die Romandie, das Tessin und die Deutschschweiz (inkl. Graubünden) mit Radio und Fernsehen. Während die DRS-Radios seit den 80er Jahren Konkurrenz durch die Privatradios spüren, ist das Schweizer Fernsehen noch immer allein auf weiter Flur. Spartensender wie 3+, StarTV oder U1 zähle ich - mangels finanziellen Möglichkeiten - ebenso wenig zur Konkurrenz, wie die Regionalen Stationen. Nun lese ich aber in der Statistik, dass das Schweizer Fernsehen "nur" einen Marktanteil von etwas über 35 Prozent hat. Das grosse Stück vom Kuchen schneiden sich weiterhin die ausländischen Sender ab, da allen voran die Privaten.

Die TV-Kultur in unserem Land erinnert mich schon seit jeher an die sowjetischen Verhältnisse. Wo gibts sonst ein Land, in dem es neben dem Staatsfernsehen keine ernstzunehmende Konkurrenz mehr gibt? Roger Schawinski - meines Erachtens ein genialer Medienmacher - hat es versucht und entmutigt aufgegeben. Dass er es gekonnt hätte, musste er beim deutschen Sender SAT1 beweisen. Die Ergebnisse der Medienumfrage zeigen nun aber erneut auf, dass das Schweizer Volk gerne Abwechslung hätte in Sachen TV. Warum bietet man ihm dieses Abwechslung nicht im eignen Land? Warum sind wir "gezwungen" deutsche Formate zu schauen? Formate, die sich in der Schweiz auch umsetzen lassen würden. Geld und Ideen wären vorhanden, müssten sich nur die Rahmenbedingungen für die mutigen, neuen TV-Macher noch ändern.

In Sachen Radio gibt es in der Schweiz Konkurrenz. Die Privaten sind schon seit einigen Jahren auf Sendung. Geben in Sachen Trends den Ton an. Lustigerweise hat hier das Schweizer Radio die Nase vorn. Siehe da, trotz Konkurrenz geht der Staatsfunk nicht unter. Im Gegenteil, er wird gefordert und muss sich immer wieder neu beweisen. Der Kunde dankt es. Und dank musikalischen Dauerwiederholungen, dümmlichen Wettbewerben und lästiger Werbung bei den Privaten, kommen bei DRS1, 2 und 3 auch immer mal wieder neue alte Hörer zurück. Oder sie schalten - wie die Umfrage zeigt - gleich ganz ab.

Bleibt der Blick ins Netz. Da dürften die verlorenen Radiohörer und TV-Zuschauer vermutlich gelandet sein. Wer kennt nicht die tollen Internet-Radios, die sich nach dem eigenen Geschmack programmieren lassen. Ganz ohne nervige Werbung. Die News - auch aus der eigenen Region - gibts über aktuelle Newsportale. Und wer gerne Bilder hat, der lädt sich TV-Programm wie "Zattoo" und so weiter runter. Inzwischen in bester Qualität und - ganz im Gegensatz zum Cablecom-Angebot - mit einer riesigen Auswahl an fremdsprachigen Sendern. Es dürfte also nicht mehr lange dauern, bis dieses www-Angebot besteuert wird. Ich denke mir mal, die SRG wird ihre Konkurrenz inzwischen auch ausgemacht haben und wird alles dafür tun, dass diese den Ball flach halten muss. Mit diversen Livestreams, Video-Demand oder zahlreichen Blogs tut man bereits einiges um auf der Welle mitsurfen zu können.

Ach ja, vielleicht war der Einstieg mit Aldous Huxley ja gar nicht mal so falsch gewählt. Für alle die, die das geniale Buch nicht kennen hier eine Mini-Zusammenfassung:

Die schöne neue Welt , die Huxley beschreibt, ist die Welt einer konsequent verwirklichten Wohlstandsgesellschaft. Einer Wohlstandsgesellschaft, in der alle Menschen am Luxus teilhaben, in der Unruhe, Elend und Krankheit überwunden, in der aber auch Freiheit, Religion, Kunst und Humanität auf der Strecke geblieben sind. Eine totale Herrschaft garantiert ein genormtes Glück. In dieser vollkommen geformten Gesellschaft gilt jede Art von Individualismus als asozial, es wird als Wilder betrachtet, wer individuell leben möchte.

17. April 2007

Stephan Eicher - "Eldorado"

Steph, il est de retour! Und das ist gut so. Stephan Eicher ist seit Mitte der achtziger Jahr einer meiner absoluten Lieblingsmusiker. Und daran hat sich in all dieser Zeit nichts geändert. Im Gegenteil. Der Mann aus Münchenbuchsee bei Bern hat sich in dieser Zeit verändert, genau so wie ich das auch getan habe. Eicher hat mir quasi über all die Jahre den Soundtrack zum älter werden geliefert. Danke dafür! Inzwischen hat Stephan Eicher der Schweiz definitiv den Rücken gekehrt und wohnt in der Camargue, unfern der Hafenstadt Marseille.

Letzte Woche kam sein neuestes Album auf den Markt, "Eldorado". Und es ist wieder - auf seine Art - ein Meisterwerk. Vorbei sind natürlich die NDW-Zeiten, in denen er noch zusammen mit seinem Bruder Martin mit Hits wie "Eisbär" die Hitparaden gestürmt hat. Vorbei sind auch die Zeiten, als er alleine mit einem Kassettengerät und einer Gitarre auf der Bühne stand und von Einsamkeit sang. Aber die Melancholie hat er auch auf seiner aktuellen Platte nicht abgelegt. Und auch das ist gut so.

Zum Album. Gerade mal 11 Songs gibt es zu hören. Komponiert und arrangiert von Stephans Kollegen, die man zum Teil schon aus der Vergangenheit kennt. So hat sein Freund, der Schriftsteller Philippe Djian, natürlich wieder französische Texte beigesteuert. Den schweizerdeutschen Part übernimmt auf "Eldorado" ebenfalls ein Schriftsteller: Martin Suter! Und das tut er verdammt gut. Von ihm stammt unter anderem der Text von "Zrügg zu mir". Mein derzeitiger Favorit auf der aktuellen CD. Ein sehr sanftes Lied, mit Violine, Vibraphone oder auch Glockenspiel und - wie erwähnt - einem tollen Text:

"U lue mer ja kei Mätsch, si findet Fuessbau schtier u faus es trotzdem tätsch, de trink derzue keis Bier. Sie findet Bier vor de Glotze u Sport totau zum Chotze. Lue lieber bim ene Rote e Bricht über d Lofote."

Quasi die Tipps an den neuen Lover seiner Liebsten, mit dem Hinweis im Refrain, dass wenn es dem Neuen zu viel werde, habe er durchaus ein Rückgaberecht. Aber ich will mich hier gar nicht erst darauf einlassen, die Texte von Martin Suter und Philippe Djian zu interpretieren, die versteht vermutlich jeder auf seine Weise.

Nachdem Eicher auf den letzten Alben oft mit afrikanischen Musikern, mit Herbert Grönemeyer, Moondog oder dem Italiener Max Gazzé zusammen gearbeitet hat, findet man auf der aktuellen Platte die Einflüsse der Bands "Calexico" und "Lambchop". So findet der Hörer zum Beispiel im Song "Rendez-Vous" eine geniale Mariachi-Trompeten-Einlage, sowie eine Pedal-Steel-Guitar, welche einem ins tiefste Mexio versetzt. In vielen Liedern wird zudem das Schlagzeug mit einem Besen "gewischt" (ja, das heisst so...), was eine tolle Ambiance erzeugt.

Mit "Voyage" ist Eicher einen äusserts traurigen Walzer geschaffen, "Dimanche en Décembre" kommt mir einer elektrischen Gitarre und einigen Samples ziemlich schräg daher. Kein Wunder, wurde der Song doch von Mickael Furnon, einem aufstrebenden Sound-Tüftler aus dem Norden Frankreichs geschrieben. Ebenfalls aus dem Hexagone kommt Raphael Haroche, aus seiner Feder stammt das zuvor erwähnte "Rendez-Vous". Selber wird Raphael bei unseren westlichen Nachbarn seit einigen Jahren mit James Blunt verglichen und räumt Preis um Preis ab.

Seit dem letzten Album "Taxi Europa" hat sich Stephan Eicher von seinem langjährigen Manager und Freund Martin Hess getrennt. Entsprechend neu dürften die Erfahrungen gewesen sein, die Eicher während den Arbeiten zu "Eldorado" gemacht hat. Alleine auf sich gestellt hat der Mann, der den Franzosen den Mani Matter Song "Hemmige" beigebracht hat, auf grosse Experimente verzichtet und sich auf das verlassen, was er kann. Und damit liegt er meiner Meinung nach auch dieses Mal nicht falsch. Ob "Eldorado" ein kommerziell grosser Erfolg wird wie zum Beispiel "Engelberg" oder ob sich eine Hitsingle heraus kristallisiert wie "Combien de Temps" oder "Dejeuner en Paix" ist fraglich. Aber das spielt auch keine Rolle.

Stephan Eicher ist ein grossartiger Musiker und Sänger. Wer einmal ein Konzert von ihm besucht hat, der weiss, wovon ich rede. Auch wenn er ganz alleine auf der Bühne steht, versprüht er mit seiner ruhigen, ja fast scheuen Art ein Karma, von dem viele grosse Stars nur träumen dürfen. Ich habe den Eicher unzählige Male live gesehen, durfte ihn zwei, dreimal interviewen. Jedesmal war ich von neuem überrascht, wieviel Humor und Intelligenz in diesem Mann steckt. Eigenschaften, die sich zum Glück auch in seiner Musik niederschlagen. Auch im neuen Album "Eldorado".

Zahlreiche Hörproben gibts auf Stephan Eichers Homepage, dahin gelangt man mit nem Klick auf den Post-Titel, ganz oben an der Seite.

16. April 2007

"Tragödie monumentalen Ausmasses"

Ein einzelner Amokläufer hat in einer US-Universität am Abend (Schweizer Zeit) mindestens 33 Menschen erschossen, bevor ihn entweder Polizisten erschossen haben oder er sich selbst das Leben genommen hat. Das teilten Behördensprecher der Nachrichtenagentur AP mit. Noch nie wurden bei einer einzelnen Schießerei in den USA so viele Menschen getötet. Der Präsident der Technischen Hochschule Virginias in Blacksburg, Charles Steger, sprach von einer „Tragödie monumentalen Ausmaßes“. Zahlreiche Menschen wurden bei dem Amoklauf verwundet; ihre genaue Zahl war zunächst ebenso wie Motiv und Hintergrund des Massakers unklar.

US-Präsident George W. Bush reagierte mit Abscheu und Entsetzen auf die Bluttat und bot seine Gebete für die Opfer an. Bei den meisten Toten handelte es sich um Studenten. Der Lehrbetrieb wurde für Dienstag abgesagt. Die Schule ist vor allem für ihre Fakultät für Ingenieurswesen bekannt.

.... So brutal diese Meldung auch ist, die Erklärung der Medien und der Experten dürfte simpel ausfallen: war es ein Amerikaner, dann war er bestimmt ein Ballerspiel-Fan (Counter Strike o.ä.). Und wenn er ein Ausländer war, zum Beispiel ein Aaraber, dann hatte die Tat einen terroristischen Hintergrund... so einfach wird man es sich wieder machen. Und es wird darum auch nicht lange dauern, bis der Nächste dem Druck nicht mehr standhalten kann und durchdreht!

PS: Anstatt zu beten, würde Mr. Bush vielleicht besser mal die Probleme seines Landes beim Schopf packen um die Möglichkeit solcher Amokläufe zu mindern. Sie ganz zu verhindern dürfte nicht mehr möglich sei. Leider.

Quelle/Foto: AP

Wie peinlich ist das denn?

Ja, ich mach jetzt auch mal ne Medienschelte. Ist sonst zwar nicht so meine Art, aber ein Blick in den "Blick" hat bei mir ein zünftiges Kopfschütteln ausgelöst. Am Samstag die Wahl zum Mister Schweiz (siehe Text unten ) und heute dann dieses Foto im "Blick".


Naja, der neue Mister macht immerhin noch ne gute Falle. Aber wie peinlich ist denn die "Blick"-Reporterin Flavia Schlittler? Mit dem letzten Mister Schweiz war sie - zumindest laut damaliger Fotolegende - nackt unter der Decke und mit dem neuen jetzt unter der Dusche. Wers braucht.... Zitat:

"Beim heissen Tim laufen mir kalte Schauer über den Rücken!"

Als ich noch in der Journi-Branche tätig war, gab es noch sowas wie journalistische Objektivität oder so. Es hiess man müsse eine gewisse Distanz zum Interviewpartner wahren. Ihn mit Respekt behandeln. Da hat der Fotoreporter noch die Bilder gemacht und der Journalist die Story dazu. Dass man sich mit seinen Interviewpartner ins Bett legt oder unter die Dusche stellt find ich persönlich nur noch peinlich.