Die Schweizer Casting-Sendung "Musicstar" geht am kommenden Sonntag in die letzte Runde. Nachdem am letzten Wochenende Favoritin Börni raus geflogen ist, stehen mit Brian, Fabienne und Sandra noch 3 junge "Talente" im Finale. Bloss, für mich stinkt diese Finalsendung, schon bevor sie angefangen hat. Der Grund heisst: Sandra Wild.
Ich hatte das Vergnügen Kandidatin Sandra vor einigen Jahren (muss um 2000 rum gewesen sein) zu treffen. Damals war sie als Solo-Sängerin unter dem Pseudonym "Sun'dra" unterwegs. Mässig erfolgreich. Daran gibt es auch gar nichts zu mäkeln. Auch Fabienne war mit ihren "Girls2Girls" in Luzern eine regionale Grösse. Börni spielt in ihrer Punkband "Evergreen" und Brian tingelte als Schlager- und Stimmungssänger durch diverse Lokale. Bloss, all das wurde dem Schweizer Fernsehzuschauer auch so kommuniziert. Fast in jeder Sendung wurde darauf hingewiesen, dass Fabienne und Börni bereits reichlich Bühnenerfahrung hätten. Einzig Sandra wurde immer als die "Unschuld vom Lande" dargestellt. Die in einem Interview noch sehnsüchtig davon geschwärmt hat, "nach der Musicstar Erfahrung auch mal mit einer Band spielen zu wollen". Dumm nur, dass sie mit "inFUNKtion" und "a cup of blue bells" ja schon in 2 Bands gespielt hat. Sogar auf Tour war. Darüber wurde in der Sendung aber kein Wort verloren.
Wer sich im Netz etwas schlau macht der merkt, die Sandra Wild ist nicht nur die scheue Zivilstandesbeamte der Gemeinde Arbon. In ihrem Lebenslauf steht zum Beispiel ein dritter Platz bei den "Miss Teenie Wahlen", ein Fotoshooting mit der Schmuckfirma "Rhomberg", ein Fotoshooting mit Thomas Buchwalder (der rein zufällig auch die Frau von Jury-Mitglied Kilchsbeger fotografiert hat!), Auftritte bei Tele24 und so weiter. Es tauchen Videos von Auftritten mit Band auf. Und nicht zuletzt belegen Fotos, dass Sandra Wild in Asien bereits Singles und ein Album released hat. Die standen beim Medien-Multi HMV im Regal, direkt neben Avril Lavigne.
Auch beim Schweizer Fernsehen dürfte Sandra keine Unbekannte sein. Wenn ich mich recht erinnere, hatte sie bei der MUBA einen Auftritt, welcher von SF auch ausgestrahlt wurde. Und auch mit den erotischen Auftritten, wie sie von der "Musicstar"-Jury immer wieder gefordert wurden, hat Frau Wild kein wirkliches Problem, wie zahlreiche Fotos auf ihrer alten, ausgedienten Homepage aufzeigen. Da gibts durchaus Bilder, die zu gefallen wissen. Ok, ich Sauber-Frau Image wird durch diese Fotos nicht angekratzt, trotzdem, so ganz passt es nicht ins Bild, welches uns das Schweizer Fernsehen seit Wochen vermitteln will.
Ich habe grundsätzlich absolut nichts gegen die bisherigen Karriere-Bemühungen von Sandra Wild. Im Gegenteil, ich weiss, wie hart das Schweizer Musikbusiness ist. Da braucht es viel Aufwendungen und Glück um Erfolg zu haben. Trotzdem frage ich mich, warum wurden alle anderen Kandidaten öffentlich durchleuchtet und bis ins Detail vorgestellt und von Sandra hat man die Vorgeschichte einfach so verschwiegen. Weder das Schweizer Fernsehen noch die Boulevardzeitung "Blick" haben je ein Wort über ihre bisherige Karriere verloren. Dabei wären doch Chartsplatzierungen in Japan, Interviews in Holland und Luxemburg durchaus spannende Themen gewesen. Im Gegenteil, das Image der ach so scheuen, etwas prüden Verwaltungsangestellten aus der Ostschweiz wurde Woche für Woche neu zementiert.
Vielleicht war es ja gar kein Zufall, dass Sandra Wild erst über eine Hoffnungsrunde in die Finalsendungen kam. Überraschend war nämlich damals schon, dass ihre Stimme im Vergleich zur Konkurrenz viel stärker war. Vielleicht war es ja auch kein Zufall, dass sie die Musicstars in der SF-Sendung "Zischtigsclub" vertreten und da 2 Stunden Sendepräsenz markieren durfte. Und vielleicht war es auch kein Zufall, dass das Publikum, welches per Telefon abstimmt, wer gewinnt nicht darüber informiert wurde, dass Sandra Wild bereits eine ansehnliche Karriere hinter sich hat. Die "Unschuld vom Land" verkauft sich halt vermutlich einfach besser, als eine junge Frau deren Karrierebemühungen bis jetzt eher durchschnittlich verlaufen sind.
Am nächsten Sonntag werden wir es erfahren. Rein gesanglich gesehen hätte nur Börni der Sandra das Wasser reichen können, aber die ist ja am Sonntag - völlig überraschend - ausgeschieden. Trampel Brian und die Frohnatur Fabienne können nur beten, dass das Schweizer Fernsehen die internen Pläne kurzfristig noch ändert.