... wie Katz und Maus? Seit einigen Tagen läuft in der Schweiz eine Diskussion darüber, wie viele Deutsche denn unser Land verträgt. Vorallem die Boulevardzeitung "Blick" ist sich nicht zu schade, in regelmässigen Abständen darüber zu informieren, dass Monat für Monat rund 1000 Deutsche in ihrer Heimat die Koffer packen und zu uns in die Schweiz ziehen. Gestern Abend hat die Diskussion rund um unsere nördlichen Nachbarn auch das Schweizer Fernsehen erreicht. Thema: "Die Deutschen und wir, was uns trennt - was uns verbindet."
Da durfte dann zum Beispiel der SVP-Politiker Christoph Mörgeli noch einmal seine Forderung "Deutsche ab in den Integrationskurs" erneuern. Ebenfalls zu Gast der deutsche IT-Spezialist und Blogger J.R. Wiese, er regte sich darüber auf "dass jeder Wehrpflichtige sein Gewehr zu Hause aufbewahrt". Deutsche sind arrogant, Schweizer langsam. Papperlapapp. Kurzum, alle Klischees wurden fast zwei Stunden lang bestens bedient.
Ok, ich weiss, an einem Tag wie heute ist es vielleicht heikel, sich über das Verhältnis Schweiz-Deutschland öffentlich Gedanken zu machen. Schliesslich spielen die Schweizer Fussball-Nati und die deutsche Nationalmannschaft heute abend in Düsseldorf gegeneinander. Und zugegeben, wenn es um Fussball geht, dann gönnt der Durchschnitts-Schweizer dem Deutschen nicht einmal das Schwarze unter den Nägeln. Ich ticke da irgendwie anders. Ich kann nicht Samstag für Samstag die Bundesliga schauen und dann wenn das deutsche Nationalteam spielt, Jogi Löw und Co. um jeden Preis wünschen dass sie verlieren.
Ich darf von mir behaupten, dass ich doch so einige Deutsche kenne. Im Gegensatz zu den Diskussionsteilnehmern (oder den Boulevard-Journalisten) hatte ich aber noch nie Probleme mit dem gegenseitigen Verständnis. Wenn der Deutsche Fahrrad sagt, dann weiss ich, dass er Velo meint. Wenn ich von einem Trottoir rede, dann ahne ich, dass mein Gegenüber nicht weiss, dass ich den Gehsteig meine. Aber wenn ich der TV-Diskussion glauben darf, dann weiss ich ja auch nicht wo Paderborn, Jena oder Ansbach sind.
Meiner Meinung nach wird da ein Problem hochstilisiert, das eigentlich gar keines ist. Fakt ist, in der Schweiz gibt es Integrationsprobleme. Wenn ich aber in der heutigen Zeitung lese, dass in Basel ein 15jähriger Schüler aus Serbien/Montenegro seinen Lehrer mit dem Tod bedroht hat und anschliessend von der Polizei festgenommen wurde, dann glaube ich, dass die Integration von Deutschen noch das kleinste Problem sein dürfte. Ich weiss, das mag jetzt vielleicht böse erscheinen, aber ich finde, es ist nicht weniger böse, sich darüber zu beschweren, dass die Deutschen uns Schweizern die Jobs wegnehmen. Und solche Aussagen werden in einer Auflage von einer Viertelmillion verbreitet...
Ich glaube vielmehr, dass das "Problem Deutsche in der Schweiz" auf einer Art Hassliebe beruht. Ähnlich läuft es zwischen der Schweiz und Österreich, die Grundlage hierbei dürfte wohl der Skirennsport sein. Im Falle von Deutschland hat das Ganze bestimmt einen historischen Ursprung, aber darüber sollten auch wir Schweizer langsam aber sicher drüber hinweg sein. Ein anderer Grund könnten die Deutschen im Urlaub sein. Allerdings ist es kein Wunder, dass man bei 82 Millionen auch hie und da mal einen im Urlaub trifft. Erst recht nicht, wenn man als Schweizer selber an unsägliche Orte wie Antalya, Palma de Mallorca, Sharm el Sheik oder Punta Cana reist. Selber schuld, Eidgenosse!
Also, seien wir doch ehrlich, so ein bisschen gesunde Rivalität schadet ja auch nicht, oder? Und diese Rivalität darf sich durchaus auch mal neben dem Fussballplatz abspielen, im "wahren" Zusammenleben zwischen Schweizer und Deutschen. Ach ja, ich schau mir das Spiel heute Abend - als grosser Fussballfan - nicht einmal an. Ich besuche ein Konzert einer Freundin, sie ist übrigens.... genau Deutsche!