Heute Abend (22 Uhr 10 im ZDF) wird die deutsche Boxerin Regina Halmich zum letzten Mal im Ring stehen, versuchen ihren WM-Titel noch einmal zu verteidigen und dann - nach 13 Jahren als Profi - zurücktreten. Die 31 Jahre alte WIBF-Fliegengewichts-Titelträgerin bestreitet in Karlsruhe ihren insgesamt 56sten Fight. Die weltbeste Faustkämpferin ist bisher in 44 WM-Kämpfen seit 1995 unbesiegt. Halmich hat das Frauenboxen salonfähig gemacht und gilt als TV-Quotenqueen: Bis zu sieben Millionen Menschen sahen ihre Auftritte im Fernsehen. Nicht zuletzt seit ihrem Showkampf gegen Stefan Raab ist der Name Halmich auch ausserhalb der Boxszene ein Begriff.
Das war aber nicht immer so. Das ZDF hat in der langen Regina Halmich-Nacht auf heute Freitag über 4 Stunden auf ihre ausserordentliche Karriere zurückgeblickt. Es waren Bilder aus den Anfängen zu sehen und Sprüche von "Kollegen" zu hören wie "Ab an den Herd", "Keine Boxhandschuhe" oder der markanteste von Ex-Boxer René Weller, der damals gemeint hat, er habe Frauen lieber im Bett oder in der Küche, als im Boxring. Den ersten Profikampf hat Halmich Mitte der 90er Jahre dann auch verloren, was die Sprücheklopfer natürlich in ihrer Meinung bestätigt hat.
Mit dem nächsten Kampf kam allerdings die Wende, ab diesem Zeitpunkt sollte Regina bis zum heutigen Tag kein einziges Mal mehr verlieren. Die Sprüche wurden weniger, es war plötzlich schick sich an einem Kampf von Regina Halmich sehen zu lassen, ein paar Jahre später sassen die Machos von damals bei Frauenboxkämpfen in der ersten Reihe und lobten Reginas tolle Technik und Schlagkraft. In einem FAZ-Interview sagte Halmich dazu:
"Die Jungs waren sehr fair zu mir. Sie waren vielleicht nicht restlos begeistert vom Frauenboxen. Aber sie haben meine Entwicklung gesehen. Wie hart ich trainiert habe. Und irgendwann haben sie Respekt bekommen."
Kein Gefühl von Wut, nie nachtragend. Auch sowas hat mit Klasse zu tun. Im Bezug auf ihre Leistungen im und neben dem Ring war auch schon mal der Titel "Alice Schwarzer des Frauenboxsports" zu hören. Da spielt es dann auch keine Rolle, dass sich Regina Halmich für Playboy und Maxim ausgezogen hat, was Alice Schwarzer - zum Glück - nie getan hat.
"Das habe ich erst 2004 gemacht, also zu einem Zeitpunkt, als ich schon lange etabliert und anerkannt war in meiner Sportart. Ich hätte nie solche Bilder gemacht, um auf mich aufmerksam zu machen und erst dann eine Leistung zu bringen. Die Leistung muss schon vorher da sein. Sonst sollte man so etwas nicht tun."
Nach Halmichs Rücktritt von heute Abend ist der Weg frei für den weiblichen Nachwuchs, ganz ohne Hindernisse. Ina Menzer, Alesia Graf oder die wirblige Susi Kentikian sind nur drei Frauen, die in die Fussstapfen der abtrenden Königin treten könnten. Einen Showkampf gegen Grossmaul Stefan Raab wird von diesen Frauen keine mehr nötig haben, schade eigentlich. Wer sonst soll König Lustig sonst mal wieder seine Nase brechen und die halbe deutschsprachige TV-Welt schaut dabei zu... Etwas, das der Halmich scheinbar durchaus "Spass" gemacht hat:
"Das war kein Versehen. Das Wichtigste war, nicht mein Gesicht zu verlieren. Und er ist sportlicher, als er aussieht. Er ist vom Ehrgeiz zerfressen, der Mann. Ein schlechter Verlierer. Wenn er gekonnt hätte, dann hätte er mich ausgeknockt. Das wäre dem scheißegal gewesen."
Sollte Regina Halmich heute Abend gegen eine doch eher unbekannte Israelin nicht verlieren, hängt sie ihre Boxhandschuhe also an den berühmten Nagel. Ich wünsche ihr alles Gute auf ihrem weiteren Weg als TV-Moderatorin und hoffe, dass sie sich im Gegensatz zu vielen männlichen Boxkollegen an das Motto "They never come back" hält und auf endlose Comebacks verzichtet!