21. April 2014

Früher war alles besser!

Nein, natürlich nicht. Aber wer sich in diesem Moment den Cupfinal anschaut, der weiss vielleicht, was ich damit meine. Gerne erinnere ich mich in diesen Minuten an den Pfingstmontag 1985 zurück, Aarau leer war und die Bewohnerinnen und Bewohner der Kantonshauptstadt allesamt nach Bern gepilgert sind. An diesem Tag fand im altehrwürdigen Berner Wankdorf-Stadion der Cupfinal (in Deutschland als das Pokalfinale bekannt) zwischen unserem FC Aarau und Neuchâtel Xamax statt.  Und ja, früher fanden diese Finalspiele des Schweizer Cups traditionellerweise am Pfingstmontag statt, über Jahre. Ein Datum, das sich jeder merken konnte und an welchen auch jeder Zeit hatte. Nicht so wie heute, Ostermontag. Alle sind irgendwie in den Kurzferien oder zumindest stehen sie in irgendeinem im Stau, manche sind gar am arbeiten und wieder andere haben keine Lust, diesen FCB schon wieder im Cupfinal zu sehen. Entsprechend ist das Stadion in Bern heute halbleer, eines Cupfinals alles andere als würdig. Und überhaupt, die Endspiele fanden ja sogar schon in Basel statt. Kein Wunder, hatten doch die die Berner eines der geschichtsträchtigsten Stadien Europas ("Das Wunder von Bern") dem Erdboden gleichgemacht und liessen mit den Neubau auf sich warten. Das neue Stadion ist in meinen Augen ein unpersönlicher Kasten, wie die meisten dieser neuen Arenen. 



Aber eben, früher war, zumindest was den Cupfinal angeht, wirklich alles besser. Wers nicht glaubt, hier gibt es eine Zusammenfassung dieses Pfingstmontags. Wir waren in Bern allesamt mit selbstgebastelten Transparenten, Fahnen, Kuhglocken und ähnlichem Material unterwegs. Die Transparente natürlich selber bemalt und gebastelt, aus massivem Holz. Und niemandem wäre es in den Sinn gekommen, mit diesen Stangen einen Xamax-Fan zu attackieren oder mit der Kuhglocke eine Schaufensterscheibe einzuschlagen. So gab es auch kein Tränengas und Wasserwerfer mussten auch nicht eingesetzt werden. Ganz im Gegenteil, vor dem Anpiff wurde mit den Fans aus dem Kanton Neuenburg noch ein Glas Weisswein getrunken und auf ein gutes Spiel angestossen. Ein Spiel welches schliesslich durch Walter Iselins Tor in die Geschichte einging. Und nach dem Spiel? Gab es auch keine Krawalle, beide Fanlager gingen zu Fuss in Richtung Bahnhof - wir am feiern, die Romands unterm Strich nicht weniger gut gelaunt. Im Extrazug fuhren wir schliesslich zurück nach Aarau, wo ein schöner Empfang auf dem Programm stand. Alles in allem ein wunderbarer Tag, bei herrlichem Wetter 1985 im schönen Wankdorf zu Bern. 

Heute steht es zur Pause 0 zu 0. Die Stimmung auf den Rängen ist mies, das Stadion halb leer, vor dem Spiel gab es in der Berner Innenstadt Plündereien, viel Sachschaden, Gewalt und unschöne Szenen. Fazit: der Schweizer Cup ist tot! Vorbei die Zeiten, in denen der FC Sion die Szenerie beherrscht hatte und über Jahre den Pokal immer und immer wieder gewann. Vorbei die Zeiten, in denen Underdogs für Überraschungen sorgen konnten und entsprechend das ganze Dorf oder die halbe Stadt ihre Mannschaft nach Bern begleitet haben. Und vorbei auch die Zeiten, in denen die ganze Familie zum Cupfinal gefahren ist, friedlich vom Opa bis zum Enkel - die Zuschauer haben zu viel Angst und Respekt vor den maskierten Chaoten und ihren unsportlichen Taten. Und nein, ich bin weder gegen friedliche Fanmärsche, noch gegen (kontrolliert abgefeuerte!) Pyro. Aber warum muss man sich dabei vermummen oder auf unbeteiligte Fans losgehen? Das hat in meinen Augen nichts mit Fussball zu tun. Und auch der Ausdruck "Ultra" ist an dieser Stelle fehl am Platz! Aber ich glaube, dass ich das nach all den Jahren als Fan durchaus beurteilen kann. Meine FC Aarau-Fan-Zwischenbilanz erfreut mein Herz, an einem Tag wie heute erst recht. Aufstieg, mit dabei. Cupfinal, mit dabei. Auswärtsfahrten in fast alle Schweizer Stadien (egal ob Basel, Baulmes oder Bellenz), mit dabei. Meistertitel, mit dabei. Heisse Derbies gegen Luzern oder St. Gallen, mit dabei. Champions League in Mailand, mit dabei. Beinahe-Konkurs, mit dabei. Vier Jahre im FCA-Vorstand, mit dabei. Abstieg, mit dabei. Wiederaufstieg, mit dabei. Und mit diesem bescheidenen Palmares gehöre ich nicht einmal zum harten Kern, da gibt es Jungs, die waren auf Zypern oder sonst wo mit unserem Verein. Aber es geht dabei auch nicht um einen Schwanzvergleich, vielmehr zeigt es mir auf, wie verbunden ich mit dem Verein bin und wie sehr es mich freuen würde, auch mal wieder einen Cupfinal mit dem FC Aarau erleben zu dürfen. Und ja, wir würden das Stade de Suisse aber sowas von füllen, bis auf den letzten Platz! 


Aber eben, in Zeiten wo russische Oligarche und arabische Scheichs den Fussball beherrschen, mit Ausnahme vom FC Bayern oder auch Marseille, die aber gegen PSG und Co. keine Chance mehr haben, in diesen Zeiten hat ein Kleinclub wie der FC Aarau schier keine Chance mehr auf einen solchen Erfolg. Und wenn denn, irgendwann dereinst, das neue Stadion in Aarau steht, dann gehören wir auch irgendwie zu diesen unpersönlichen Fussballfirmen, welche ihre Heimspiele in kalten Betonbunkern austragen. Okay, das mag, dank neuen finanziellen Möglichkeiten, der Weg zum Erfolg sein, aber das Herz geht doch irgendwie verloren. 

So, die zweite Hälfte geht los. So richtig dabei bin ich ja nicht. Erst recht, weil "unser Junge" Loris Benito, nicht mitspielen darf. So können die beiden Teams von mir aus auch 120 Minuten spielen und dann noch 30 Elfmeter schiessen. Irgendeiner wird irgendwann wohl gewinnen und die Fans des Verlierers im Gegenzug die Berner Altstadt in Schutt und Asche legen - nachdem sie das Spielfeld gestürmt und die Pokalübergabe verhindert haben. 

In diesem Sinne: Walter Iselin Fussballgott!


5. April 2014

Kurt Cobain...


Heute vor sieben Jahren hab ich in die Tasten gehauen, 2014 ist der Text noch genau so aktuell. Und auch sieben Jahre später möchte ich bei weichgespülten Privatradiostationen keine Nirvana-Songs hören. 



Kurt Cobain: der Mythos lebt!

Heute, am 5. April ist es auch schon wieder 13 Jahre her, seit sich Kurt Cobain das Leben genommen hat. Der 5. April 94 war ein Dienstag, der erste Arbeitstag nach den Ostern. Es kam damals - vermutlich bedingt durch den Job als Zeitungsjournalist - nicht oft vor, dass mich eine News-Meldung erschüttert hat. Man erarbeitet sich mit den Jahren so eine Art Selbstschutz. Als ich vom Tod Kurt Cobains erfuhr, riss jedoch diese Schutzhülle für einen Moment.

Bis heute stelle ich mir immer mal wieder die Frage, warum mir sein Tod so nahe ging. Unter dem Strich hat sich ein Junkie, den ich nicht persönliche gekannt habe, das Leben genommen. Punkt. Ich frage mich auch, warum ich mir - und ich bin ein totaler Schlauch wenn es darum geht, dass ich mir Daten merken sollte - weiss, dass er am 5. April die Erde verlassen hat. Ich war bzw. bin bis heute kein übermässiger Nirvana-Fan. Ich mag die Songs, liebe ein paar Texte, hatte früher mal ein T-Shirt und ein Poster. Das wars. Auszug aus seinem Abschiedsbrief:

"Seit ich sieben war, habe ich alle Leute gehaßt."

Rückblende. Im Frühjahr 94 war gerade dabei, nach Frankreich überzusiedeln. Der Umzug war vollzogen, den Job in meiner neuen Heimat hatte ich bereits angetreten. Aber da war noch dieses verfluchte Konzert-Ticket. Ausgestellt auf den 19. Februar 1994. Nirvana live in der Eishalle in Neuenburg. Da ich zu diesem Zeitpunkt aber bereits rund 800 Kilometer entfernt meine Zelte aufgeschlagen hatte, war es mir unmöglich dieses Konzert zu besuchen. Na gut, hab ich mir gedacht, die Band wird ja bestimmt auch noch weitere Konzerte geben. Und tatsächlich war die Europa-Tour 1994 noch bis in den frühen Sommer hinein geplant.

"Wenn wir hinter der Bühne sind und das Licht ausgeht und das Rufen der Menge beginnt. Das berührt mich nicht wie es etwa Freddie Mercury berührte, der, wie es schien, es liebte."

Wie wir inzwischen alle wissen, wurden diese Pläne von Cobains Selbstmord gekreuzt. Der Aufritt in Neuenburg war das letzte Gastspiel der Band in der Schweiz. Modena, San Marino, Rom, Mailand, Ljubliana und München. Danach war Schluss.

Doch es war mehr als dieses verpasste Konzert. Cobain strahlte etwas aus, das mich in der Zeit vor seinem Tod beeindruckt hat. Trotz massivem kommerziellem Erfolg blieb er sich selber, wollte sich nicht kaufen lassen. Ein Umgang der ihm zum Verhängnis wurde. Drogen, Alkohol, Depression, Medikamente. 1992 heiratete er die Stripperin Courtney Love, kurze Zeit später kommt Tochter Francis Bean zur Welt. Sowohl Cobain selber, als auch seine Frau nahmen zu dieser Zeit Heroin. Ein erster Selbstmordversuch von Kurt scheitert, er überlebt einen Cocktail aus 50 Tabletten und Champagner. Cobain selber gab danach an, die Schmerzmittel aufgrund von Magenproblemen eingenommen zu haben. Seit seiner Kindheit litt er an dieser Krankheit, die er selber "Cobain's Disease" nannte.

"Danke für die Briefe und Eure Sorge um meinen ekelhaft brennenden Magen in den letzten Jahren. Ich bin zu neurotisch (unbeständig), launisch und inzwischen leidenschaftslos, also denkt dran, es ist besser auszubrennen, als langsam zu verblassen."

Aufgrund dieser Krankheit mussten auch zahlreiche Konzerte verschoben und die Tournee abgebrochen werden. Cobain verbrachte immer mehr Zeit zu Hause. Im Rausch. Der Waffennarr setzte sich schliesslich am 5. April 94 mit seiner Schrottflinte ein Ende. Laut Polizeiberichten deutete nur noch das Gebiss auf seine Identität hin. Bis heute gibt es Theorien, wonach Cobain das Opfer eines Mörders geworden sei. Für mich Humbug. Zu eindeutig all die Hinweise in Songtexten, Interviews und Verhaltensmustern.

"Und das erschreckt mich so sehr, daß ich an dem Punkt angekommen bin, an dem ich nicht weiter leben kann."

Es liegt nicht an mir, über die Gründe dieses Selbstmordes zu spekulieren. Es liegt vorallem nicht an mir, ihn zu werten (falls sich das überhaupt jemand anmassen kann). Ich habe bis heute, 13 Jahre später, nicht herausgefunden, was es ausgemacht hat, dass es mir damals vorgekommen ist, als hätte mich ein Freund verlassen. Cobain verweigerte sich dem Kommerz und stand wohl für etwas, dass mir bis heute viel bedeutet: Freiheit! Wer in unserer Zeit jedoch die Freiheit noch leben will, der muss viele Abstriche in Kauf nehmen und ist einem immensen (Leistungs-) Druck ausgesetzt. An diesem Druck ist Cobain vermutlich letztendlich gescheitert. Plattenfirmen, Manager, Fans, Familie... die Anforderungen waren zu gross, für einen, der einst auszog um einfach mit ein paar Freunden Musik zu machen.

"Aber ich kann Euch nichts vormachen, keinem von Euch. Es ist einfach nicht fair Euch gegenüber aber auch gegenüber mir selbst. Das schlimmste Verbrechen, das ich mir vorstellen kann ist die Leute abzuziehen, indem ich vortäusche, 100% Spaß zu haben."

Jahre später habe ich Cobains ehemaligen Bandkollegen, den Nirvana-Schlagzeuger Dave Grohl getroffen. Meine Erwartungen waren gross. Das Gespräch kurz und enttäuschend. Trotz Nirvana-Vergangenheit fehlte die Aura, die Ausstrahlung. Es ging mir also in dieser ganzen Geschichte weniger um die Band Nirvana, als vielmehr um Kurt Cobain, der mich als Person fasziniert hat. Ein Umstand, der sich bis zum heutigen Tag nicht verändert hat. Typen wie Rio Reiser, Robbie Williams, Dave Gahan oder Pete Doherty sind mir 1000 mal lieber, als all die anderen Waschlappen, die in die Hot-Rotationen der Radiostationen laufen.

"Es ist besser, für den gehasst zu werden, der man ist, als für die Person geliebt zu werden, die man nicht ist."

http://www.monsieurfischer.ch/2007/04/kurt-cobain-der-mythos-lebt.html?m=1


3. April 2014

Swisscom TV 2.0: Neues Fernseherlebnis!

Mit Swisscom TV 2.0 will Swisscom noch mehr Kunden von ihrem digitalen Fernsehangebot überzeugen. Das komplett neu entwickelte TV-Produkt bietet zusätzliche Funktionen, noch mehr Inhalte und präsentiert sich in neuem Design. Swisscom TV 2.0 bietet neu sieben Tage Replay auf über 250 Sendern. Für mehr Freiheit beim Fernsehen sorgt auch die neue Aufnahmefunktion: Dank einer cloudbasierten Lösung können Kunden jetzt beliebig viele Sendungen parallel aufnehmen. Das neue TV-Angebot ist ab sofort mit den neuen Vivo Paketen M, L und XL erhältlich, die zusätzlich höhere Internet-Geschwindigkeiten im Down- und Upload bieten.

 

 

Vor über sieben Jahren startete die Erfolgsgeschichte des digitalen Fernsehens von Swisscom. Heute nutzen bereits über eine Million Kunden das TV-Angebot der Telekommunikationsanbieterin. Bei den Kunden besonders beliebt sind die Sendervielfalt, die erstklassigen Filme und Live Sport Events auf Abruf, das zeitversetzte Fernsehen sowie die mobile Nutzung auf Smartphone, Tablet und PC. Diese Stärken baut Swisscom nun weiter aus: „Mit Swisscom TV 2.0 wird der Zuschauer zum eigenen Programmdirektor und kann jederzeit selbst bestimmen, welche Sendungen er wann und auf welchem Gerät schauen will“, sagt Urs Schaeppi, CEO Swisscom.

 

Parallel beliebig viele Sendungen aufnehmen

Die Basis für das flexible Fernsehvergnügen bildet die neue, von Swisscom entwickelte, Cloud-basierte TV-Plattform: Die Kunden speichern ihre TV-Inhalte nicht mehr wie bisher auf der Box daheim, sondern auf Swisscom Servern in der Schweiz. Davon profitieren die Kunden: Das Fernsehprogramm der vergangenen sieben Tage von über 250 Sendern, davon 70 in HD-Qualität steht nach Aktivierung des Dienstes jederzeit auf Abruf bereit. Zudem kann jeder Haushalt unabhängig von der verfügbaren Bandbreite unbeschränkt viele Aufnahmen gleichzeitig programmieren – bis zu einer Speicherkapazität von 1000 Stunden. Ein weiterer Pluspunkt von Swisscom TV 2.0: Bereits verpasste Sendungen der letzten sieben Tage können einzeln zu den Aufnahmen hinzugefügt werden.

 

Neuer App-Store und personalisierte Empfehlungen

Neu bietet Swisscom TV 2.0 Kunden rund 50 der beliebtesten Apps wie YouTube oder Facebook. Somit können Zuschauer Videos aus dem Internet direkt auf dem TV-Bildschirm zu Hause geniessen und mit Freunden teilen. Sport- und Kinofans steht das gesamte Teleclub on Demand-Angebot mit über 5000 Live Sport Events und mehr als 6000 Top-Filmen zur Verfügung.

Mit dem rasant wachsenden Angebot wird eine intuitive Benutzerführung zentral. Swisscom TV 2.0 bietet Zuschauern auf Wunsch persönliche Empfehlungen, die auf ihren individuellen Bedürfnissen basieren. Auch die Suchfunktion und die Fernbedienung wurden überarbeitet. Die TV-Box zeigt sich neu in schwarz-weiss und mit schlichtem Design. Die handliche und stromsparende Box kann zudem dank Funkfernbedienung im Schrank verstaut werden.

 

TV-Unterhaltung auch unterwegs und überall

Bereits ein Fünftel der Swisscom TV Kunden nutzt das mobile TV-Angebot regelmässig. Mit der Swisscom TV 2.0 App und dem Web-Angebot unter www.swisscom.ch/tvonline sind unterwegs jetzt doppelt so viele Sender verfügbar wie bisher: Kunden können neu über 170 Sender auf dem PC, Tablet oder Smartphone geniessen. Auch über die App profitieren Kunden auf allen Sendern von sieben Tagen Replay. Ebenfalls lassen sich von unterwegs Aufnahmen programmieren und zeitlich unbeschränkt abrufen.

 

Mit neuen Vivo Paketen noch schneller surfen

Swisscom TV 2.0 ist ab sofort in den neuen Kombiangeboten Vivo M, L oder XL erhältlich. Kunden profitieren von unbeschränkter Festnetztelefonie im Inland und surfen mit Vivo XL und Glasfaseranschluss neu mit bis zu 300 Mbit/s im Internet. Besonders die Uploadgeschwindigkeit beträgt neu bis zu maximal 60 Mbit/s, so dass Dateien schneller verschickt oder bei Cloud-Diensten gespeichert werden können. Die Pakete sind ab heute erhältlich, wahlweise auch ohne Festnetztelefonie. Kunden nutzen weiterhin ihr bisheriges Vivo Casa Angebot mit dem bestehenden TV Produkt, können aber auf Wunsch auf eines der neuen Abos mit Swisscom TV 2.0 wechseln.


2. April 2014

Der Fall Andy Wolf – oder: Wieso auch ein Radio ab und zu schweigen sollte

Die Entlassung von Moderator Andy Wolf (46) bei Radio Pilatus wirft derzeit hohe Wellen. Ob man Wolf nun mochte oder nicht ist meines Erachtens einerlei. Der Grund für den derzeitigen Shitstorm ist vielmehr die Kommunikation eines CEOs, der offenbar verkennt, dass auch fürs Radio manchmal gilt: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. 
Um eines gleich vorweg zu nehmen: Ich war nie ein Fan von Andy Wolf (Ich schon, zudem habe ich ihn als ehemaligen Arbeitskollegen und Freund immer geschätzt - Anmerkung von Monsieur Fischer). Er war mir als Moderator nie sonderlich sympathisch. Insofern wird mir Wolf bei Radio Pilatus nicht fehlen. Doch darum sollte es bei der Diskussion meines Erachtens auch nicht gehen. Jedenfalls nicht vordergründig. Die Geschichte offenbart vielmehr das fehlende Verständnis für Kommunikation von Radio-Pilatus-CEO Joachim Freiberg.

Ein Blick auf die Chronologie der Geschichte zeigt, wie der «Fall Andy Wolf» zu einem regelrechten Shitstorm und einem Imageschaden von Radio Pilatus führen konnte:

Höchstens eine kurze Nachricht wert

Am Freitag, 28. März, erfuhr die «Neue Luzerner Zeitung», dass Moderator Wolf nach 24 Jahren bei Radio Pilatus entlassen worden sei. Diese Meldung alleine wäre – wenn überhaupt – wohl höchstens eine kurze Nachricht in den Newsspalten der NLZ wert gewesen. Schliesslich werden jeden Tag zig Kündigungen ausgesprochen, und es ist durchaus legitim, wenn sich Radio Pilatus von einem Mitarbeiter trennt. Auch wenn dies im Fall von Wolf nach 24 Jahren geschah und einen Moderator betrifft, der in den Jahren zahlreiche Fans gewonnen hatte. Ebenfalls legitim war es von der NLZ, bei Radio-Pilatus-CEO Freiberg nachzufragen, was es mit der Kündigung von Wolf auf sich habe. Zumal das Gerücht umging, dass der 46-Jährige «per sofort freigestellt» wurde.

CEO reagiert anders als erwartet

Anlass zu einem Shitstorm gaben erst die Aussagen von Freiberg. Anders als man hätte annehmen können (und müssen), hielt sich der CEO nicht bedeckt. Anstatt mit dem zu erwartenden Stillschweigen – («Wir nehmen zu Personalentscheiden keine Stellung», «Wir haben uns einvernehmlich getrennt», «Kein Kommentar») – äusserte sich Freiberg gegenüber der NLZ erstaunlich offen über die Kündigungsgründe: Der Sender befinde sich zurzeit in einem «hochdynamischen Prozess», in dem Digitalisierung und Online-Journalismus zunehmend wichtiger würden. «In diesem Umfeld», hält Freiberg fest, «hatte Andy Wolf nicht seine besten Talente». 

Diese Aussagen des Radio-Pilatus-CEO sind in dreierlei Hinsicht stossend:
Erstens bringt Freiberg einen Kündigungsgrund vor, der offenbar so nicht zutreffen kann. Schliesslich – und das hält die NLZ im Artikel richtigerweise ebenfalls fest – gehört Wolf unter den Radio-Pilatus-Moderatoren zu den aktivsten Nutzern von Social Media, ist unter anderem auf Facebook, Twitter, Xing und LinkedIn aktiv. Ausserdem schloss er 2011 eine Social-Media-Ausbildung ab. Es wird also sofort augenfällig, dass Freiberg hier nicht den wahren Grund der Kündigung preisgibt.
Zweitens äussert sich Freiberg negativ über die Qualitäten eines entlassenen Mitarbeiters. Er wirft ihm mangelnde Kenntnisse in Digitalisierung und Online-Journalismus vor. Dass das in einer Phase, in der sich Andy Wolf für andere Jobs bewerben wird/muss, mehr als ungünstig ist, muss nicht eigens erwähnt werden.
Drittens – und das ist für mich fast das unglaublichste – steht Freiberg ganz offenkundig zu seinen Aussagen. Man hätte es ihm nicht verübelt, wenn er die Äusserungen spätestens beim Gegenlesen zurückgezogen hätte. Stattdessen segnete Freiberg – davon ist jedenfalls auszugehen – die Zitate ab. Und bestätigte sie tags darauf gegenüber «20 Minuten online». Dort setzt er gar noch einen drauf. Er begreife nicht, dass man immer meine, Social Media sei die digitale Welt. «Das ist eine reduzierte Sichtweise. Social Media ist nur ein Aspekt davon.» In Kürze werde etwa die Website von Radio Pilatus ganz neu daherkommen, was «ganz neue Herausforderungen» an die Moderatoren stelle, was das geschriebene Wort anbelangt. Mit anderen Worten: Wolf mag zwar auf Social Media aktiv sein, trotzdem kommt er in Sachen Digitalisierung nicht mehr hinterher. Und spätestens mit der neuen Website wäre der 46-Jährige, so lesen sich Freibergs Worte, überfordert gewesen.

Transparenz um jeden Preis

Gegenüber «20 Minuten online» probiert Freiberg denn auch sein Vorgehen zu rechtfertigen. Er hätte den Entscheid nicht öffentlich kommuniziert, wenn er nicht von einer Zeitung angefragt worden wäre. Und: «Hätte ich einfach eine Floskel gebracht im Sinne von gegenseitigem Einvernehmen, dann hätte man mir das auch vorgeworfen. Also entschied ich mich für Transparenz.»
Hier macht Freiberg einen entscheidenden Denkfehler. Transparenz ist nicht per se angebracht – schon gar nicht um jeden Preis. Und wenn man sie leben will, sollte sie auch sein, was sie verspricht: transparent, ehrlich, offen. Freiberg hat aber offensichtlich einen nicht (oder nur halb) wahren Kündigungsgrund vorgeschoben, ohne Rücksicht darauf, was diese Aussagen für Wolfs berufliche Zukunft bedeuten könnten.

Shitstorm folgerichtig

Dass die Reaktionen nun in Form eines Shitstorms auf Radio Pilatus zurückfallen, ist nur folgerichtig. Ich bin überzeugt: Hätte Freiberg die Entlassung von Wolf unkommentiert gelassen, wären die Mutmassungen bei den Hörern zwar nicht ausgeblieben. Aber – und darum gehts: Radio Pilatus wäre vom Imageschaden verschont gewesen.
Manchmal gilt eben auch für das Radio das Sprichwort: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Leider hat Freiberg dies zu spät erkannt. Da bringt auch die widersprüchliche Stellungnahme nach vier Tagen Shitstorm nichts mehr. Im Gegenteil: Dass Radio Pilatus nun um Verständnis bittet, «dass personelle Entscheidungen nicht in der Öffentlichkeit diskutiert werden können, da sie die Privatsphäre der Beteiligten betreffen», wirkt letztlich nur noch zynisch.