Über die Weihnachtsfeiertage ist mir eine Geschichte und ein damit verbundenes Gesicht aufgefallen. Es war wohl in einer der unzähligen "ZDF-History"-Folgen über den 2. Weltkrieg, welche über die Festtage ausgestrahlt wurden. Rosa Jegorowna Schanina: die junge Frau hat definitiv keine Geschichtsbücher gefüllt, dafür war ihr Leben viel zu kurz und auch den TV-Journalisten war sie nur eine kurze Randbemerkung wert.
Rosa Schanina kam am 3. April 1924 in Edma, Russland/UdSSR zur Welt und war eine sowjetische Scharfschützin im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Besuch der Archangelsker Pädagogischen Hochschule leitete Schanina einen Kindergarten. Später absolvierte sie die militärische Grundausbildung und wurde der Akademie für weibliche Scharfschützen in Podolsk zugewiesen. Am 22. Juni 1943 wurde Schanina in die Rote Armee und am 2. April 1944 schliesslich in den separaten weiblichen Scharfschützenzug der 184. Infanteriedivision aufgenommen.
Während einer Kommando-Operation 1944, also im Alter von 20 Jahren, verzeichnete sie in Vilnius 54 tödliche Treffer, darunter waren 12 gegnerische Scharfschützen. Dies machte sie zu der Zeit zur Heldin. Am 18. Juni und am 22. September 1944 wurde sie mit dem Ruhmesorden ausgezeichnet. Am 12. Dezember 1944 wurde Schanina in die Schulter geschossen. Zirka zwei Wochen später, am 27. Dezember, erhielt sie die sowjetische Tapferkeitsmedaille. Rosa Jegorowna Schanina starb am 28. Januar 1945 während eines Gefechts in Ostpreussen. Ihr Tagebuch und ihre zahlreichen Briefe wurden postum veröffentlicht. Nach ihrem Namen wurden inzwischen zwei Siedlungen in der Stadt Archangelsk benannt und es gibt einen Song über sie, geschrieben von zwei amerikanischen Folk-Musikern.
Warum ich diese kurze Geschichte gerade zum neuen Jahr ausgegraben habe und erzähle? Nun, auch über die Feiertage haben weltweit nicht nur Böller geknallt, es gab Attentate, unschuldige Opfer und Kriegsverbrechen. Auch Russland war mehrfach in den Schlagzeilen, Frauen sollen an den Bombenanschlägen von Wolgograd aktiv beteiligt gewesen sein. Eine verrückte, um nicht zu sagen, eine gestörte Welt, die sich diesbezüglich auch 2014 nicht verändern wird. Und es wird weiter sinnlose Opfer geben, wie damals die 21jährige Kindergärtnerin Rosa Schanina, die heute vielleicht eine stolze Ur-Oma wäre.
1 Kommentar:
Sie haben es genau auf den Nerv getroffen. Sie war eine hübsche junge Frau. Geboren 1924 und gestorben 1945 im Alter von 20 Jahren im Kampf um Ostpreussen. Sie wäre heute sicher Oma,aber es war ihr nicht gegönnt. Vielleicht verbindet dieses Foto auch unsere beiden Völker im gemeinsamen ertragenen Leid. Sie wird nicht vergessen
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