Jetzt ist es also offiziell: Tinky Winky, Dipsy, Laa Laa und Po - besser bekannt als die Teletubbies - sind also doch nicht schwul. Nachdem vor einigen Tagen diese Meldung für Aufsehen gesorgt hatte, kehrt in den polnischen Kinderzimmern so langsam wieder Ruhe ein.
Polens Beauftragte für Kinderrechte herself, Ewa Sowinska, hat ihre zweifelhafte Meinung glücklicherweise revidiert: "Ein bedeutender Sexualwissenschafter hat schädliche Auswirkungen der Fernsehserie auf Kinderseelen ausgeschlossen," erklärte die Politikerin inzwischen den Medien in Warschau.
Sowinska, Ex-Abgeordnete der ultra-katholischen Partei LPR, wollte zuvor von Experten die sexuelle Orientierung der vier bunten TV-Kreaturen prüfen lassen, nachdem sie öffentlich den Verdacht geäussert hatte, dass die Teletubbies eine "unangemessene Einstellung" hätten.
Die ultra-katholische Frau, hatte vor allem die violette Figur Tinky Winky im Visier, da diese ständig eine Handtasche mit sich rumträgt. Zur Erklärung: Tinky Winky gilt bei seinen kindlichen Fans allgemein als männlich, weil er grösser ist als die übrigen drei Teletubbies. Das war Ewa Sowinka aber sowas von egal, denn wenn eine männliche, bunte Figur mit ner Handtasche durch die Gegen spaziert, dann muss die ja schwul sein.
Im ersten Moment hab ich mich über die ganze Story amüsiert. Allerdings blieb mir das Lachen schnelll mal im Halse stecken. Immer mehr sorgen nämlich radikale Vertreter religiöser Gruppierungen für solche und ähnliche Schlagzeilen. Es vergeht keine Woche, in der nicht irgendwas verboten oder eingeschränt werden soll. Da war das Theater um den Vampir-Song von DJ Bobo. In Zürich sollte vor einigen Wochen eine Aufführung von Pasolinis Film "Salo" verboten werden. Dänische Karrikaturen sorgen weltweit für Randale. In Holland wurden auf offener Strasse anders denkende Satiriker ermordet. Und die Aufzählung liesse sich beliebig verlängern.
Auch was die Teletubbies - die ich übrigens persönlich nicht ausstehen kann - angeht, war die peinliche polnische Politikerin nicht die erste, die sich ernsthafte Gedanken über deren sexuelle Neigungen gemacht hat. Der radikale US-Fernsehprediger Jerry Falwell sorgte vor einigen Jahren für Schlagzeilen, als er Tinky Winky unterstellte, für Homosexualität zu werben. Kein Wunder konnte er für diese Aussage Zustimmung ernten, gibt es doch in den USA hunderte, wenn nicht gar tausende von Ärzten und Scharlatanen die übers Internet versprechen, sie könnten die "Krankheit Homosexualität" heilen. Verrückte Welt.
Dass es für solch faschistische Ideen nicht nur in den USA den entsprechenden Nährboden gibt, bewiesen die Schlagzeilen der vergangenen Woche aus Russland. Da war eine internationale Schwulendemo geplant und die endete in einer wüsten Prüglerei. Abgeführt wurden von der Polizei aber nicht die Schläger, sondern die verprügelten Homosexuellen. Unter ihnen unter anderem der Sänger der Band "Right Said Fred", der von den russischen Konservativen blutig geprügelt wurde. Wen ich mich die Bilder vom Vorfall und die Kommentare dazu bei Youtube anschaue, könnte ich kotzen. Oder wie geht es euch bei Sprüchen wie "Heil Mother Russia!" oder "I'm from America and after seeing this, give me some hope for the Russians."
2 Kommentare:
Mein Gott.
Manchmal gibt es Tage, da kann man diese Welt mit ihren ganzen Extremistengruppierungen einfach nur noch betrunken ertragen...
Kommentar veröffentlichen