Wer hat früher als Kind nicht auch mal davon geträumt, einer von ihnen zu sein: Ein Flugpionier wie Charles Lindbergh, Otto Lilienthal oder die Gebrüder Wright. Oder vielleicht ein grosser Erfinder wie Da Vinci, Edison oder gar ein Entdecker wie Christoph Columbus und Marco Polo. Sie regen seit jeher die Fantasie vieler Jugendlicher und auch der Erwachsenen an. In der heutigen Zeit sind sie aber rar geworden, die grossen Helden. Es ist irgendwie alles erfunden, erkundet und entdeckt. Umso mehr machen mir Nachrichten wie diese von gestern Abend richtig Freude:
Das Schweizer Solarboot "sun21" ist um 21 Uhr Schweizer Zeit plangemäss in New York eingelaufen.
Leider hat es die Crew rund um das Solarboot nicht geschafft, den ganz grossen Medienrummel zu lancieren. Die Schweiz ist halt eine millionenschwere Segelnation und hat mit Solarbooten nichts am Hut. Wer sich auf dem Laufende halten wollte, der war auf die entsprechende Homepage und das Weblog angewiesen. Nur selten war in den Medien mal ein kleiner Abschnitt zu lesen oder ein Foto zu sehen. Das Schweizer Fernsehen hat dem Experiment in der Sendung "MTW" zwar mal ein paar Berichte gewidmet. Nur leider gibt es diese Sendung inzwischen nicht mehr.
Dabei ist die Leistung der "sun21" und ihrer Besatzung aussergewöhnlich. Der solarbetriebene Katamaran mit den fünf Schweizern an Bord war Ende November in Spanien losgefahren. Mit der Atlantik-Überquerung via den Kapverden, Florida und entlang der US-Ostküste wollten sie auf das Potenzial umweltfreundlicher Energien auch für den Schiffsverkehr im Atlantik hinweisen.
Gebaut hat das mit Solarzellen, Batterien und Elektromotoren ausgerüstete Boot die Westschweizer Firma MW-Line bei Yverdon VD. Allein auf dem offenen Meer produzierte das Boot 2000 kWh Solarstrom. Schiffe mit derselben Konstruktion verkehrten bereits während der Schweizer Landesausstellung Expo.02 auf dem Murtensee und waren eine der grossen Attraktionen.
Nur hätte damals wohl niemand daran gedacht, dass man mit einem solchen Boot einmal den Atlantik überqueren würde. Niemand, ausser das mutige Team von Schweizer Planern, Wissenschaftlern und Abenteurern. Im Jahre 2004 kam ihnen die Idee, im Januar 2006 begann die Umsetzung, im März dann der Bau. Finanziert wurde das gesamte Projekt von Privatpersonen. Im September dann der erste Kontakt mit Wasser im Murtensee, danach über den Rhein von Basel nach Rotterdam, bevor das grosse Abenteuer am 3. Dezember 2006 vor der spanischen Küste los ging.
Es folgte die Passage über den Atlantik. Begleitet von Forschungen, herrlichen Sonnenuntergängen, stürmischen Wellen und einer Beinahe-Kollision mit einem Frachtschiff. Gestern um 21 Uhr (Schweizer Zeit) dann das letzte Kapitel dieses Abenteuers, mit der Einfahrt und einem offiziellen Empfang in der US-Metropole New York. 13'000 motorisierte Kilometer ohne einen einzigen Tropfen Öl und die erste Altantik-Überquerung eines Solarboots überhaupt düften einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde erzielen. Die "sun21" soll nun dem WWF geschenkt werden, der es dann als Forschungssschiff einsetzen will.
4 Kommentare:
Die Crew erinnert mich an die Herren vom SFV... so vom Alter her und so =)
Klingt nach einem ganz tollen Abenteuer. Und es freut mich, dass es irgendwo auf der Welt doch Paar Verrückte gibt, die sich Zeit nehmen und so was mitmachen.
Die Welt scheint noch nicht ganz verdorben zu sein.
Guter Artikel.
Gefällt Dir der MTW-Nachfolger "Einstein"?
Konnte aus sentimentalen Gründen die letzte MTW Folge immer noch nicht von meiner Video-Podcastliste löschen...
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