Es gibt Nachrichten, die müssten irgendwie nicht sein. Die versauen einem den Tag, obwohl man eigentlich immer gewusst hat, dass die Nachrichten irgendwann mal kommen werden. So passiert im Fall Jan Ullrich, wo die Deutsche Presseagentur gestern folgende Meldung heraus gegeben hat:
"Die bei dem spanischen Dopingskandal gefundenen Blutbeutel stammen "zweifelsfrei" von dem früheren Radstar Jan Ullrich. Das bestätigte die Bonner Staatsanwaltschaft gestern. "Wir haben neun Blutkonserven vorgefunden, die wir mit den DNA-Proben vergleichen konnten. Dabei haben wir die Identität von Ullrich feststellen können", sagte der ermittelnde Staatsanwalt Friedrich Apostel."
Ja, ich gestehe ich war über all die Jahre ein grosser Fan von Jan Ullrich. Ich habe ihn bei Radsport-Anlässen in der Schweiz live gesehen. Einmal sogar ein paar Worte mit ihm gewechselt. Meine Sympathien waren im alljährlichen Tour de France-Grosskampf Armstrong gegen Ullrich ganz klar immer auf seiner Seite. Ja ich hab ich sogar mehr gemocht, als die Schweizer Radsportler. De Ulle hatte halt was. Er war der Junge von nebenan. Mit all seinen Fehlern und einem grossen Kämpferherz. Dazu kam, dass er nach dem Winter immer ein paar Kilo zuviel auf die Waage brachte, weil es für ihn halt im Leben auch noch was anderes gab als nur der Radsport.
Vor einigen Monaten dann die ersten Gerüchte rund um eine mögliche "Dopingaffäre Ullrich". Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass der Radsport derzeit ohne Doping überhaupt funktionieren würde. Im Gegenteil, ich behaupte sogar, dass die Leistungen von Lance Armstrong ohne verbotene Substanzen gar nicht möglich gewesen wären. Aber der hat - schlau wie er ist - den Absprung geschafft und kann sich derzeit nichts vorwerfen lassen. Wenigstens clever aus der Affäre gezogen, ist man geneigt zu sagen.
Nicht so der Ulle. Seit Jahren von schlechten Beratern betreut, reitet er sich auch in dieser Geschichte - wir erinnern uns an die XTC-Sache - immer tiefer rein in die dampfende Scheisse. Anstatt hinzustehen und zu sagen "ja, ich habe es getan", macht er vor einigen Wochen eine Medienkonferenz, lässt keine Journalistenfragen zu und beteuert weiterhin seine Unschuld. Hallo Herr Ullrich? Sie haben das OK für eine DNA Probe gegeben. Dass dieses Material dereinst mal ausgewertet wird, dürfte auch ihnen klar gewesen sein.
Jetzt sind die Ergebnisse da, es gibt scheinbar keine Zweifel mehr: Jan Ullrich hat Dreck am Stecken. Und was tut der Ulle? Er drückt sich immer noch. Gibt keine Interviews, keine Zugeständnisse, gar nichts. Dabei deutet alles darauf hin, dass er wie ein Vampir sein eigenes Blut mit gedoptem Blut aus Konserven ausgetauscht hat.
Jan Ullrich war über viele Jahre in Deutschland ein grosses Idol. Durch ihn wurde der Radsport in unserem deutschen Nachbarland zur Kult-Sportart. ARD und ZDF zeigten Jahr für Jahr die Tour de France live, täglich mehrere Stunden. Die Radsport-Vereine durften sich über Zuwachs freuen. Die Alpe d'Huez entwickelte sich mehr und mehr zur Kultstätte. Und nun das. Ein - man muss es so sagen - dummer Sportler verlässt sich blind auf seine falschen Berater und stürzt in ein ein tiefes Loch, aus dem er nie mehr heraus kommen wird. Ausser ich - und mit mir viele andere Menschen auch - täusche mich, was die Glaubhaftigkeit einer DNA-Analyse angeht.
Aber sorry Ulle, lange habe ich an deine Unschuld geglaubt bzw. gehofft. Du hast mir viele schöne und spannende Stunden vor der Flimmerkiste beschert. Aber jetzt hat auch meine Geduld oder mein Verständnis seine Grenze erreicht. Betrüger gehören, wenn sie sich schon erwischen lassen, bestraft. Punkt.
3 Kommentare:
tja, dann muss ich ja darüber nichts mehr schreiben!
aber warten wir mal ab. wahrscheinlich war es gar nicht ulle selbst, sondern irgend welche vampire haben ihn in den hals gebissen und das blut dann in die beutel gespuckt, ohne dass er es mitbekommen hat.
schlimm, wenn sich idole selbst demontieren.
letzter satz: genau. und zwar genau deshalb!
Genau. Dem ist nichts hinzuzufügen!
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