17. März 2011

"Es ist wie die Hölle dort im Norden!"

Sagt die in Tokio wohnhafte Schweizerin Abigail Terrien-Taugwalder. Die Geschäftsfrau und Mutter mit Aarauer Wurzeln äussert sich sich in einem Interview mit dem Monsieur Fischer Blog zur aktuellen Situation ihrer Familie und der Menschen in Japan. Wir im sicheren Europa hören und lesen seit einer Woche Tag für Tag widersprüchliche Nachrichten, vor allem im Bezug auf die atomare Bedrohung. Dabei vergessen wir manchmal ganz, dass Japan mit all seinen Menschen schon alleine durch das Erdbeben und den grässlichen Tsunami arg gebeutelt wurde.

Hallo Abi. Wie geht es dir und deiner Familie? 

Abigail Terrien: Wir sind gestern nach einem 24 Stunden Trip in Bangkok bei meinem Bruder angekommen - ausser dem Stress und der Ungewissenheit geht es uns gut. Danke! Wir machen uns aber Sorgen um unsere Freunde. Die Japaner sehen das alles ganz anders, meine Freundin zB schickt ihre Tochter immer noch zur Schule. Wir schauen was wir tun - jetzt sind wir erst einmal in Sicherheit - dann schicken wir die Kinder vielleicht in die franzoesische Schule in Bangkok, die nehmen alle Kinder von der franzoesischen Schule in Japan auf. Oder wir fliegen zurueck nach Europa.

Wie hast du den Tag des Erdbebens und des Tsunamis erlebt? 

Ich war in Tokyo in meinem Buero und hatte einen Verkauf mit Freunden.  Zuerst dachten wir "Okay ein Erdbeben, wir sind es uns gewoehnt!" Dann schauten wir uns gegenseitig an und stuermten unter die Tuerrahmen, wo es sicher sei. Aber es dauerte zu lange dieses Erdbeben! Wir evaquirten das Gebaeude, rannten drei Stockwerke runter.  Alles bewegte sich: parkierte Autos, elektrische Kabel ueber unseren Koepfen. Als es kurz vorbei war blieben wir alle draussen, noch mehr Erdbeben ereigneten sich. Nicht so heftig wie das erste Beben.  Mit meiner Freundin, die bei mir Einkaufen war, sprangen wir in mein Auto, ab Richtung Schule. Normalerweise ist diese 20 Minuten entfernt, dieses mal dauerte der Weg eine ganze Stunde. Immer wieder Erdbeben, wir fuhren ohne Sicherheitsgurt für den Fall dass  wir rausspringen müssten und mit den Fenstern offen um mit der Natur in Kontakt zu bleiben. Frische Luft um in der Hektik klar zu denken: Feuerwehr, Ambulanz, Stau.. Wir parkierten unser Auto irgendwo in der Naehe der Schule und rannten, um unsere Kinder (gluecklicherweise alle noch in einem Stueck) in unsere Arme zu nehmen! Viele Menschen hatten jedoch keine Transportmöglichkeit mehr und mussten in der Schule schlafen oder stundenlang zu Fuss nach Hause laufen. Ich nahm darum eine Freundin, die 2 von ihren 4 Kindern bei sich hatte, mit zurueck ins Zentrum, zu meinem Buero wo ich meinen Mann treffen sollte. Die Freundin wohnt zwei Minuten entfernt - wir brauchten an diesem Tag drei Stunden!! Die Kinder waren die ganze Zeit froh, denn sie hatten ja Freunde bei sich und konnten in der Zeit spielen: das tat auch uns gut! Aber meine Freundin konnte ihre zwei aelteren Toechter nicht erreichen. Kein Telephon ging, Twitter und Facebook waren die einzigen Kommunikationsmoeglichkeiten. 

Es gibt bis heute immer wieder Nachbeben, registriert ihr die bei euch in der Hauptstadt? Wie ist allgemein die Stimmung bei den Menschen? 

Meistens sind es Nachbeben, die sind normal nicht mehr stark. Es kommt aber sehr drauf an wo man wohnt. Unser Quartier zum Beispiel ist safe, denn es ist auf Felsen gebaut. Aber alle Leute haben trotzdem Angst, dass es noch schlimmer kommt... In den Laeden sind inzwischen Wasser und Essen ausverkauft. Was man sagen kann, die Stadt ist zu ruhig, viele Bewohner gingen zu ihren Eltern Richtung Sueden.

Bei uns hört man viele widersprüchliche Infos zu den AKWs in Fukushima. Welche Informationen habt ihr? 

Als Auslaender hier bekommen wir regelmaessig Informationen, vorallem von der franzoesischen Botschaft, die auf ihrer Webseite regelmässig Neuigkeiten bringt. Heute habe ich auch von der Schweizer Botschaft ein PDF gekriegt, um mein Iodine abzuholen... Man muss alles in allem die japanische Kultur verstehen, de Regierung wird keine Andeutungen machen, sondern nur die Informationen rausgeben, die auch kontrolliert sind. Es waere eine Katastrophe wenn die ganze Stadt hysterisch reagiert ! Unmoeglich!

Wie ist die Stimmung in Tokio? Hattest du Kontakt zu Menschen im Norden des Landes? 

Meiner Freundin im Norden geht es gut, in der Zwischenzeit hat sie auch ihre Brueder, Eltern und Grosseltern gefunden, die in dem Katastrophengebiet umgesiedelt wurden. Aber jetzt sind alle unsicher wegen den radioaktiven Wellen! Ohne diese waeren wir alle jetzt im Norden um den Menschen zu helfen. Aber es ist zu unsicher, ein zu grosses Risiko!

Viele Europäer verlassen aus Angst das Land...

Ja viele sind weg, so wie wir. Verbunden übrigens mit ungeheuer hohen Reisetarifen! Es ist wirklich schrecklich, dass die Fluggesellschaften nichts unternehmem um ihre Leute da raus zu holen. Denn nicht alle haben genug Geld um sich ein Flugticket zu kaufen. Auch wann man nur in den Sueden gehen moechte, der Shinkansen kostet viel!!! Osaka und Kyoto sind zum Beispiel safe - Momentan!  Wir haben Freunde die zurueck nach Paris geflogen sind Andere nach HK, Singapor, nach Shanghai, Hawaii, Bangkok, Australien oder NZ. 

Was erwartest du für die nächsten Tage? Die Lage erscheint von hier aus unübersichtlich und beängstigend... Erhöhte Strahlumg, bricht Panik aus..

Wir erwarten gar nichts!  Wir spenden und beten fuer die Leute in Japan. Was wir am meisten hoffen ist, dass die Atomanlagen schnell unter Kontrolle kommen, mit Hilfe all der Spezialisten die von der ganzen Welt einfliegen. Sodass wir bald wieder nach Hause koennen. Hier noch ein Link wo das Ganze besser erklaert wird und vielleicht sorgen die auch Medien fuer noch mehr Rummel.

In der Schweiz (und dem Rest der Welt) finden Mahnwachen, Sammelaktionen, Gottesdienste etc statt. Kriegt ihr das mit bzw wie kann man von hier aus überhaupt helfen? 

Beten ist gut, aber bringt Japan nichts. Was sie jetzt brauchen ist Geld, um mit der ganzen Situation klar zu kommen, Darum: Spenden ist das Beste, auch wenn es nur wenig ist. Denn, es ist wie die Hoelle dort im Norden! Die Leute die da gewohnt habem waren meist Bauern und Fischer. Sie haben nichts mehr, gar nichts mehr! (Anmerkung der Red: In der Schweiz kann man auch über die Glückskette für Japan spenden!!)

Danke für das Gespräch, Abi. Alles Gute und toi toi toi für die nächste Zeit - dir, deiner Familie und deinen Freunden!



Hinweis: Das Interview wurde aufgrund der beschränkten Telekommunikationsmöglichkeiten in schriftlicher Form aufgezeichnet, original wiedergegeben und unterliegt den üblichen Copyright-Bestimmungen.

16. März 2011

Zu viele Köche verderben den Brei

So zumindest heisst es ja immer, wenn viele Leute in der Küche stehen und gemeinsam ein Essen vorbereiten wollen. Da redet dann jeder rein und gibt seinen Senf dazu und am Schluss schmeckts dann meistens gar nicht. Ähnliche Erfahrungen kann man übrigens machen, wenn man versucht mit mehreren Personen ein Ikea-Regal aufzubauen. Das endet in der Regel auch im Chaos. Aber heute gehts nicht um den schwedischen Möbelriesen, sondern ums Kochen oder besser gesagt eben um die Köche. Ein Blick ins TV-Programm legt nämlich an den Tag, die Kochshows im Fernsehen haben sich zwar durchaus verändert, aber es gibt immer noch unzählige von ihnen. Unlängst hab ich mich mit meinem Vater - ein begeisterter Hobbykoch, der inzwischen pensioniert ist und viel Zeit hat - über zwei, drei dieser Shows unterhalten. Ja, ich wollte ihn gar für eine anmelden. Er hat mir dann aber erklärt, dass es da durchaus Unterschiede gäbe, was die Qualität der Sendungen angeht. Mediatheken sei dank hab ich mir in den letzten Wochen immer mal wieder eine dieser Koch-Shows angeschaut und darum heute: 

The ultimate TV-Kochsendungen-Check! 

Die Küchenschlacht/ZDF: Moderiert wird diese Sendung abwechselnd von verschiedenen Köchen. Mitten im Nachmittag empfangen Schuhbeck, Lafer, Herrmann, Lichter und Co. sechs Kandidaten, die dann Tag für Tag gegeneinander antreten müssen. Erst kochen sie ihre Leibspeise, später dann müssen sie nach den Rezepten der Köche die Löffel schwingen. Jeden Tag scheidet einer der Kandidaten aus, welcher das ist entscheidet ein weiterer Profikoch, der als Juror im Spiel ist. Die Sendung variert in Sachen Unterhaltung, je nach dem wer gerade moderiert. Ist zum Beispiel der Schuhbeck dran, dann erzählt er selbstverliebt von seinem Kräuterwissen. Witziger wirds beim Rheinländer Lichter oder dem Franken Herrmann. Als Gewinn winkt den Kandidaten übrigens ein Besuch bei der Sendung "Lanz kocht". 

Die Topfgeldjäger/ZDF: Die Kochshow mit Steffen Henssler folgt unter der Woche direkt im Anschluss an die Küchenschlacht. Es treten zwei Teams an, Männer gegen Frauen. Gekocht wird anhand eines Überraschungswarenkorbs, der meist leckere Sachen enthält. Die Kandidaten müssen mit den vorgegebenen Lebensmitteln ein 45 Minuten Vor-, Haupt- und Nachspeise auftischen. Das klingt einfach, endet aber oft im Stress oder gar damit, dass ein Team gar nicht erst fertig wird. Es kann auch in der Hektik mal vorkommen, dass die Früchte vom Dessert dann in der Kartoffelsuppe landen.... In dieser Show - Henssler selber legt darauf wert - gehts um maximal 10'000 Euro Preisgeld, wer gewinnt entscheidet Frank "das Fallbeil" Rosin. Die Sendung ist durchaus unterhaltsam, hat allerdings oft mit Kochen nicht mehr wirklich viel zu tun. Henssler flirtet heftig mit den anwesenden Frauen und Ende März gibts sogar einen offiziellen Küchenfight zwischen den beiden Köchen! Stefan Raab lässt grüssen... PS: es vergeht übrigens kein Tag an dem nicht ein Internetsurfer mit dem Suchbegriff "Steffen Henssler schwul?" auf meinem Blog landet. Hab ich was verpasst? 

Lanz kocht/ZDF: Kommt immer am Freitagabend. Oder besser gesagt, spät in der Nacht. 5 Starköche zeigen unter der Leitung von Moderator Markus Lanz ihr Können. Ja, die Sendung gabs früher schon mit Kerner, aber ich finde, der Lanz macht seine Sache gut - oder sogar besser als der der Johannes Baptist. Woche für Woche steht die Sendung dann unter einem bestimmten Thema. Sei es Frühling oder Italien. Für den Zuschauer gibts viel zu lernen, so zumindest mein Eindruck. Ich konnte mir auf jeden Fall schon oft einen Trick abschauen. Besonders mag ich die Sendung wenn Typen wie Nelson Müller, Andreas C. Studer, Cornelia Poletto, Alexander Herrmann oder Horst Lichter mit von der Partie sind. Wegschalten tu ich, sobald die dicke Lea Linster oder die komplett überschätzte Martina Kömpel - man studiere einfach mal kurz ihren Werdegang. Um auf meinen Papa zurück zu kommen: der kann def. mehr! Alles in allem eine solide Sendung, oft mit hohem Unterhaltungswert und durchaus lehrreich. 

Rach, der Restauranttester/RTL: Meine Lieblingssendung in Sachen Kochen. Und gleichzeitig auch die einzige Sendung, die ich mir regelmässig anschaue. Kommt am Montagabend nach Jauch um viertel nach 9. Der studierte Mathematiker und Philosoph Christian Rach besucht Restaurants und rettet sie - meist - vor der Pleite. Er tut die mit Charme, Witz und Intelligenz. Die Dokusoap ist ganz nach meinem Geschmack, das liegt aber wohl auch daran, dass ich den Rach als Typen total mag. Obwohl ich bis heute nicht weiss, warum gerade er diese Sendung beim Trash-TV-Sender RTL machen muss. Note 6 und ich freu mich auf regelmässig neue Folgen. 

Lafer!Lichter!Lecker!/ZDFneo: Der Edelkoch und der Kneipenwirt. Jedem der beiden wird noch ein Promi zur Seite gestellt, zu viert wird dann was leckeres gekocht. Das Resultat wird zum Schluss gemeinsam gegessen. Im Studio gibts noch Publikum, dazu noch ein Anruf aus dem Off. Das wars. In meinen Augen weder Fisch noch Vogel und auch nicht wirklich unterhaltsam. 

Die Promi-Kocharena/Vox: Prominente fordern auf Zeit einen Profikoch heraus und zwar mit ihren eigenen Rezepten. Der Profi weiss jeweils nicht, was auf ihn zukommt und muss unter Zeitdruck zeigen was er drauf hat. Insgesamt gibt es fünf Runden und jeder Rundensieger darf dann sein Geld für einen guten Zweck spenden. Entscheiden wer gewinnt, tut eine schwergewichtige Jury. Neben zwei Gastro-Journalisten gehört da auch der Reiner Calmund dazu. Moderiert wird die Sonntagabend-Show übrigens vom Duo Florian König und Heiko Wasser, bestens bekannt von den RTL-Formel 1 Übertragungen. Je nachdem welche promintenen Gäste um die Wette kochen, gibts bei der Sendung viel bis sehr viel Unterhaltung. Vorallem dann, wenn die Promis mit Kochen nicht wirklich viel am Hut haben. 

Bumann, der Restauranttester/3+: Seit Herbst 2009 blickt der Schweizer Spitzenkoch Daniel Bumann für 3+ hinter die Kulissen von eidgenössischen Gastro-Betrieben. Der Koch führt selber das 18 Punkte Resto Chesa Pirani in La Punt. Als Schweizer Rach hilft Bumann Lokalen, die erfolgslos wirtschaften, wieder auf die Sprünge. Zumindest sollte er das. Unlängst haben sich über die Medien zahlreiche Wirte zu Wort gemeldet, der Bu(h)mann sei schuld, dass es ihren Betrieben nach seinem Besuch noch schlechter ergangen sei als zuvor. Tatsächlich ist Bumanns forsche und in meinen Augen überhebliche Art bestimmt nicht jedermanns Sache. Ist halt nicht jeder ein Rach! 

Frisch gekocht mit Andi und Alex/ORF: Der pure Horror. Oder anders gesagt, als ich das zum ersten Mal entdeckt habe war ich der Meinung, das sei eine Parodie auf die TV-Sendungen im allgemeinen. Aber nein, die zwei Oesterreicher sind tatsächlich echt und fettiger als jedes schlechte Pommes Frites. Lustigerweise gibts inzwischen wirklich eine Parodie auf Andi und Alex, zu sehen in der Satiresendung "Willkommen Oesterreich" mit Stermann und Grissemann. Note 1! 

Rosins Restaurants/Kabel 1: Das genau gleiche Konzept wie beim Rach. So gesehen ganz okay, aber halt eine Kopie. Der Frank Rosin ist durchaus sympathisch und nach meinem Wissen aktuell sogar der meist dekorierte Koch Deutschlands - aber eben, das Original ist besser. 

Das perfekte Promidinner/Vox: Nun, das perfekte Dinner dürfte wohl so jeder kennen. Beim Promidinner schwingen einfach C-Prominente die Kochlöffel. Dabei geht es oft weniger ums Kochen, als vielmehr die Wohnungen, Häuser und Küchen dieser Menschen zu sehen. In den meisten Fällen les ich allerdings in der Programmzeitschrift Namen von "Prominenten" die ich erst einmal googeln müsste um zu erfahren, wer das genau ist. Da waren die RTL- Dschungelstars Indira, Jay und Co. am letzten Sonntag direkt berühmt...  

Natürlich gab und gibt es noch zahlreiche weitere Formate. Das Schweizer Fernsehen startet zum Beispiel demnächst mit dem Al Dente-Nachfolger - moderiert von Heinz Margot. Und auch in den dritten Programmen aus Deutschland tummelt sich so mancher Chefkoch. Es gibt ja glaub sogar einen speziellen TV-Kanal wo 24 Stunden lang gekocht wird, wers braucht. Ich nicht. Früher fand ich zum Beispiel den Jamie Oliver echt cool und kreativ. Plötzlich gabs Jamie aber auf allen Kanälen und im Coop lachten mich seine Gewürze an. Darum gilt halt auch bei Kochsendungen das Sprichwort aus dem Titel "Zu viele Köche verderben den Brei". Und so belass ich es als begeisterter Hobbykoch bei einer Portion Rach, garniert mit etwas Henssler und zum
Dessert einmal im Monat die Promi-Kocharena. Guten Appetit!

15. März 2011

Achtung: Betrüger bei Facebook unterwegs!

Hallo, ihr Facebook-Menschen bitte aufwachen! Tag für Tag sehe ich in meiner Facebook-Timeline dass irgendwelche Leute auf immer den gleichen Trick reinfallen, weil sie sich lustige Videos anschauen wollen: Clickjacking. Wer nicht widerstehen kann, bekommt aber gar kein Filmchen zu sehen, sondern verbreitet Spam und verseucht mit Pech seinen eigenen Compi mit bösen Viren. Tag für Tag werden vermeindliche Videos angeklickt, welche dann die folgenden Pinwand-Einträge erzeugen:



Seit einigen Wochen läuft diese Welle endloser „Gefällt mir“-Updates bereits, sie beziehen sich immer auf irgendwelche, angeblich lustige Videoclips. Die Köder sind "erschreckende Bilder" über Moslems, die Verhaftung von Christina Aguilera oder der Abtransport des vermeintlich verstorbenen Charlie Sheen. Genau so beliebt das Video, dass wir alle bei DSDS oder im Dschungelcamp nur verarscht würden.. gut, dass ist wohl eine Tatsache, gehört aber nicht hier hin. Jetzt reichts! Darum möchte ich an dieser Stelle kurz aufklären, was ihr mit euren unüberlegten "Gefällt mir"-Klicks verursacht.

Ein erstes Merkmal dass mit dem Video etwas nicht stimmt ist zum Beispiel die Adresse des Links. Mal ehrlich, die meisten Videos im Internet findet man in der Regel eh bei YouTube, Vimeo oder Dailymotion. So ganz unter uns: Warum sollte also ein aktuelles Video zur Atomkatastrophe in Japan ausgerechnet auf einer Website sein, deren Domain zum Beispiel "prosixpack.de" oder so ähnlich heisst? Analog verhält es sich mit Domainnamen wie "thenextbigx.com" oder "funx.likeit.biz" - für alle gilt: NICHT drücken! Tipp Nummer eins: Bei Facebook sieht man die Adresse des vermeintlichen Video-Links meist unter dem Screenshot. Das ist der kleine blaue Text. Siehe Screenshot oben.

Falls die Neugier halt doch mal wieder grösser war als der Verstand, Tipp Nummer 2. Wenn das vermeintlich lustige Video eine neue Webseite öffnet, sollte man allerspätestens misstrauisch werden.  Denn wer dann auf dieser neuen Seite noch auf den grossen Play-Button in der Mitte klickt, um sich das sensationelle Video anzusehen, sitzt man in der Falle. Denn nun wird ein verstecktes "Gefällt-mir"-Plugin ausgelöst, der SPAM landet auf der eigenen Pinnwand und produziert massig doofe Links auf der Timeline der anderen User. Da gibts sicher Unwissende, die dann auch wieder drauf drücken und so weiter und so weiter. Übrigens, wer sich bei Facebook ausloggt um das doofe Video zu schauen, der wird dann lustigerweise beim Drücken auf den Play-Knopf aufgefordert, sich wieder bei FB einzuloggen. Was dann wohl der letzte Hinweis ist, dass an der Geschichte etwas faul ist.

Ausgangspunkt für diese Angriffe sind die oben erwähnten, manipulierten Websiten. Surfer sehen dort das Startbild des vermeintlichen Videos. Was sie nicht bemerken: Darüber liegt ein unsichtbarer Rahmen, der es auf die User-Daten abgesehen hat. Wer die Website aufruft, fängt sich so locker einen fiesen Virus ein. Genau das scheint auch beim (sehr aktuellen) vermeintlichen Charlie-Sheen-Video der Fall zu sein. Zunächst öffnet sich eine Sicherheitsfrage, die angeblich aufzeigen soll, dass der Nutzer 16 Jahre alt ist. Wer weiterklickt, wird dann aufgefordert, eine kleine Software zu installieren und spätestens hier sollten bei schlauen Nutzern die Alarmglocken laut klingen.

Wer sich nun noch fragt, was das Ganze soll. Bitte sehr, hier die Lösung. Natürlich geht es auch bei diesem Beschiss um Geld: Hinter zahlreichen Clickjacking-Versuchen verstecken sich Apps, die den Zugriff auf euer Facebook-Profil erbitten und somit auf Daten zufgreifen können. Und so kann es durchaus passieren, dass man dem Link zu einem Video folgt, dann aber bei einem Anbieter landet, der erst die Facebook-Daten klaut und dann mehrfach pro Woche eine teure SMS in Rechnung stellt. Einen sicheren Schutz gegen diese Clickjacking oder auch Likejacking-Angriffe gibt es derzeit nicht. Oder doch: Hirn einschalten und nicht immer gleich auf "Gefällt mir" drücken, auch wenn der Link von einem vermeindlichen Freund stammt. Dieser weiss nämlich oft gar nicht, dass er auf einen fiesen SPAM-Trick reingefallen ist.

14. März 2011

Vorspiegelung falscher Tatsachen

Ja, sowas läuft unter Betrug und ist entsprechend strafbar. Gerade in Zeiten von Meldungen über unzählige Tsunami-Opfer und einer ungewissen Zukunft in Sachen Atomunfällen verlässt man sich besonders auf die einem vertrauten Medien. Schliesslich will man seriös orientiert sein über mögliche Opferzahlen, Entwicklungen oder Auswirkungen auf Europa. Die Zuschauerzahlen der Informationssendungen sind in diesen Tagen entsprechend hoch, bis zu 12 Millionen Menschen haben zum Beispiel am Wochenende die ARD-Tagesschau mitverfolgt. Aber eben, wie unterscheiden zwischen seriösen und weniger seriösen Medien? Nun, eigentlich ist das ganz einfach. Bitte sehr, der Blick hat unlängst seiner Leserschaft die folgende Schlagzeile präsentiert.

Nun, ich kann nicht beurteilen wie sehr sich meine Leserschaft mit Dominas oder SM-Studios auskennt. Ich jedenfalls war von der Schlagzeile etwas überrascht. Klar, Lindsay Lohan taucht immer mal wieder vor einem Richter auf - entweder besoffen mit dem Auto unterwegs, Drogen im Gepäck oder mal wieder etwas geklaut. Entsprechend holt man als Boulevard-Zeitung mit einer Lohan-Schlagzeile vermutlich keinen tauben Hahn mehr hinter dem Ofen hervor. Da muss man sich natürlich etwas einfallen lassen und auf das Kopfkino der Leser zielen. Die hübsche Lindsay im Domina-Dress, welcher Mann möchte das nicht mal sehen? Ich hab mir beim Lesen der Schlagzeile auch schon so meine Gedanken gemacht. Latex? Leder? Stiefel? Strenge Frisur? Peitsche? Handschellen? Und das ganze noch in einem Gerichtssaal... Unterm Strich ging mir dann in etwas so ein Bild durch den Kopf:


Nur noch einen Klick war ich von der Top-Story über Lindsay Lohan entfernt. Sie würde doch nicht wirklich in diesen Klamotten ein konservatives amerikanisches Gericht betreten. So bekifft kann nicht einmal die Darstellerin aus "Herbie reloaded" sein. Oder etwa doch? Und der Blick würde ja ganz bestimmt nicht bescheissen, nur für ein paar billige Klicks seiner Leser. Gerade in diesen Tagen ist es doch wichtig, dass man den grossen nationalen Medien vertrauen kann. Dass man weiss, dass da nicht geschummelt wird mit Opferzahlen oder Meldungen aus den Katastrophengebieten dieser Welt. Tja und siehe da, der Blick ist und bleibt der Blick. Mies, übertrieben, ohne Skrupel, unglaubwürdig und für eine gute Schlagzeile nimmt man es dann auch mit der Wahrheit nicht unbedingt sooo genau. Oder wie bitte rechtfertigt Lindsay Lohans Ouftit die Domina-Schlagzeile?





Quelle: Dimis Welt

13. März 2011

Tschernobyl, 25 Jahre ist es her...

In der Nacht auf den 26. April 1986 ist es in Tschernobyl zum bisher grössten Unfall in der Geschichte der Atomenergie gekommen. Seither steht der Name Tschernobyl für eine der schlimmsten von Menschen verursachten Naturkastatrophen. Bis heute... denn in diesen Tagen könnte dieses Bild in unseren Köpfen revidiert werden, in Japan evakuieren die Behörden hunderttausende Menschen aus dem Umfeld des Atomkraftwerks Fukushima. Noch weiss niemand so ganz genau, was sich in diesem AKW ganz genau abgespielt hat. Die letzten Bilder lassen allerdings das Schlimmste vermuten. Ein guter Moment sich an die Tage im April 1986 zu erinnern. Ich stand damals kurz vor meinem 16. Geburtstag und zu meinem Geburi-Essen gab es für einmal keinen Salat zur Vorspeise. 


Zwei Explosionen zerstörten Tschernobyl Reaktor Nummer 4 und dessen Schutzummantelung. Der Wind trug kurz danach eine radioaktive Wolke nach Westen. Der Hauptteil der giftigen Partikel ging über der Ukraine, im Süden Weissrusslands und im Südwesten des europäischen Teils der Russischen Föderation nieder, wo später tausende Menschen an Krebs erkrankten. Eine erhöhte radioaktive Belastung des Bodens, verursacht durch eine radioaktive Wolke mit Regen, wurde kurzzeitig auch bei uns in Westeuropa gemessen. Die Behörden empfahlen uns vorübergehend auf den Verzehr von Salat, anderem Frischgemüse und frischer Milch zu verzichten. Und das wurde auch in unserer Familie fleissig praktiziert. Ich erinnere mich ebenfalls an vermehrte Einkäufe von Konservengemüse und das Outdoor Fussballspielen in der Turnstunde fiel bei Regen zeitweise aus.

Als Kind der 80er Jahre ist man darum auch in diesen Tagen sensibel was die Meldungen aus Japan angeht. Denn wir erinnern uns, die Russen erzählten uns damals noch Tage nach dem GAU, der Reaktor sei intakt geblieben, Vereinzelt loderten immer noch Brände auf dem AKW-Gelände, während Männer in weissen Schutzanzügen mit Masken vor den Gesichtern das Katastrophengebiet mit Drahtzaun amateurhaft weiträumig absperren. Am 28. April meldete die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur Itar-Tass einen "Unfall", tags darauf ist von einer "Katastrophe" die Rede. Erste Bilder zeigt das sowjetische Staatsfernsehen erst am 30. April, meinem Geburi: Aufnahmen, die retuschiert wurden um die Tragik zu verharmlosen. Offiziell äussert sich die Regierung um Michail Gorbatschow erst am 5. Mai zu den wahren Hintergründen der Katastrophe. 

Und nun also Fukushima in Japan. Da wird das Land der aufgehenden Sonne, mit seinen äusserst freundlichen Menschen zuerst von einem schrecklichen Erdbeben der Stärke 8,9 und zahlreichen schweren Nachbeben erschüttert. Dann donnert ein schwerer Tsuniami über das Land und nun droht - als ob es noch nicht genug wäre - eine atomare Katastrophe. Wenn ich irgendwie was tun könnte, ich würds tun. Aber aufgrund der Zahlen und der Bilder bin ich irgendwie überwältigt. So stellt man sich irgendwie den Weltuntergang vor. Da find ich es dann auch absolut daneben, dass es in den westlichen Nachrichten immer heisst, es bestehe keine Gefahr für uns und dass man die mögliche Katastrophe dazu nutzt, um Propaganda gegen AKWs zu betreiben. Das ist sowas von unpassend! Dass Atomkraft Scheisse ist, das wissen wir nicht erst seit diesem Wochenende, aber unserer Regierungen halten es ja nicht für nötig, die Pläne für alternative Energie aus der Schublade zu holen. Nein, in der Schweiz ist man sogar so doof, dass man noch neue Atomkraftwerke bauen will. Zurück zu Japan. Ob die Behörden da den Menschen die Wahrheit sagen, das wissen wir nicht. Wir können nur hoffen, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Derzeit scheint mir, dass man im modernen Land mit der Situation komplett überfordert ist. Ausländische Hilfe ist dringend nötig, los USA und Europa tut eure verdammte Pflicht!


Übrigens, der Unglücksreaktor in Tschernobyl wurde später in einem Betonsarg versenkt, darin bis heute zu finden: Bis zu 180 Tonnen geschmolzene, inzwischen allerdings teilweise erstarrte Brennelemente aus Uran, Plutonium und Graphit sowie kontaminierter Sand. Inzwischen kann man Adventure-Reisen ins Unglücksgebiet buchen und es wohnen auch wieder Menschen in der kontaminierten Zone. Schwangeren, Kindern und kranken Menschen wird von einer Reise nach Tschernobyl allerdings weiterhin abgeraten...