20. Oktober 2008

Obamas Schicksal besiegelt?

Am Weekend hab ich nen Vorbericht zu den US-Präsidentschaftswahlen im TV gesehen, es ging dabei um die Wahlchancen der beiden Kandidaten und natürlich kam man beim ZDF zum Ergebnis, dass Barack Obama der klare Favorit ist. Erschreckt haben mich dann jedoch die Aussagen von ein paar zufällig ausgesuchten Wählern. Während Demokraten Angst äussern, dass Obama nach seiner Wahl ermodert werden könnte, geben Republikaner offen zu, dass der erste schwarze Präsident nach seiner Wahl schnell von der Bildfläche verschwinden müsse. Wird da also in den USA offen über ein Attentat auf Obama geredet und niemand unternimmt etwas? Es wäre nicht dass erste Mal, dass Menschen umgebracht werden, die der republikanischen Partei nicht genehm waren.

John F. Kennedy, Martin Luther King und Robert Kennedy starben durch die Kugeln von Attentätern. Es ist die grösste, meist unausgesprochene Furcht, die viele Obama-Anhänger plagt: Ihr Kandidat könnte im Wahlkampf oder nach seiner Wahl zum Präsidenten von der Kugel eines Attentäters gestoppt werden. Das Gefährdungspotenzial ist gross, denn Obama ist ein Linker, ein Schwarzer, ein Unkonventioneller und einer, der zumindest vorgibt, verkrustete Strukturen aufbrechen zu wollen.

Vor allem Rechtsextreme und rassistische Gruppen drohen mehr oder weniger unverhohlen mit der Ermordung des demokratischen Hoffungsträgers. „Obama wird nicht lange Präsident sein“, sagte Ku-Klux-Klan-Führer Carl Dupre im Frühjahr in einem Exklusiv-Interview in der Zeitschrift "Focus". Und er scheint leider nicht nur zu bluffen. Bereits seit Mai 2007 wird Obama nach ersten Morddrohungen von Männern des Secret Service beschützt. In der TV-Sendung äusserte dann eine Obama-Anhängerin ganz offen ihre Bedenken: "Er ist der beste Mann, aber ich bin mir sicher, dass er ermordet wird, wenn er Präsident ist. Er ist zu gut, um zu sterben. Sie werden ihn umbringen.“ Wer mit "Sie" gemeint ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Wer aber weiss, dass es in den USA eine riesige rechtsextreme Szene gibt und ihre Anhänger ihre Gesinnung auch ohne Probleme ausleben dürfen, der kann sich vorstellen, aus welcher Ecke die Drohungen kommen. In diesem Zusammenhang übrigens traurig, wegen der öffentlich gezeigten Brust von Angelina Jolie während dem Stillen gibts einen Prozess, wenn einer mit einer Hakenkreuzfahne durch die Strassen der USA läuft, passiert nichts.

Obama setzt übrigens gleich heute noch einen drauf und fordert den ehemaligen Aussenminister Colin Powell auf, in seiner künftigen Regierung mitzuhelfen. Dabei Powell 1996 aus Rücksicht auf die Sicherheitsbedenken seiner Frau nicht zum Präsidentschaftswahlkampf an. Vier der bisher 42 US-Präsidenten wurden ermordet. Mehr oder minder ausgeklügelte Anschlagspläne und -versuche gab es Dutzende. Auch gegen Bill Clinton, im Oktober 1994. Als Hintermänner wurden des öfteren Mitglieder des Geheimbundes "Skulls and Bones" gehandelt.

Das Traurige an der ganzen Geschichte ist meiner Meinung nach, dass die Obama-Gegner offen über eine Ermordung diskutieren dürfen und sich irgendwie niemand darum kümmert, sonst die Republikaner - vorallem die olle Palin - nichts dagegen unternehmen, dass diese Diskussionen aufhören. An Parteitagen der GOP gab es schon öfter Zwischenrufe wie "Tötet ihn!" und gleichzeitig wird Obama als "Araber" und "Terrorist" beschimpft, unter den Augen der republikanischen Parteiführung. Einzig McCain konterte bei einem TV-Auftritt einmal einer alten Frau und sagte öffentlich, dass Obama ein anständiger US-Amerikaner sei. Als der ehemalige republikanische Präsidentschaftsbewerber Mike Huckabee allerdings vor dem nationalen Schusswaffenverband NRA auftrat, wurde seine Rede von einem lauten Geräusch hinter der Bühne unterbrochen. Huckabee "witzelte": „Das war bestimmt Obama. Er wollte anfangen zu reden, jemand richtete eine Pistole auf ihn, und Obama hechtete zu Boden.“

19. Oktober 2008

Toni Polster meets den Kaiser

Ein Stück Fernsehgeschichte, das sich am letzten Donnerstag auf ORF1 abgespielt hat. Ich hab gehofft, dass es jemand ins YouTube stellt und siehe da, hier ist es. Einfach nur KULT. Über die Sendung "Wir sind Kaiser" mit Robert Palfrader hab ich ja an dieser Stelle schon geschrieben. Letzten Donnerstag haben er und Seifenstein sich allerdings selbst überboten und dazu hat der Besucher, Toni Polster, natürlich auch seinen Teil beigetragen. Wobei ich nicht weiss, ob der wirklich etwas doof ist oder ob er nur so tut. Egal, Spass machts und daran hätte vermutlich sogar der Marcel Reich-Ranicki seine wahre Freude gehabt.

18. Oktober 2008

Der Song zum Wochenende

Ist heute zwar ein Cover, aber immerhin gut gemacht. Das Original stammt von David Bowie und ich fand es damals schon toll: "I'm Afraid of Americans", heisst der Song welcher nun neu aufgenommen wurde von Mizan. Das ist ein - neudeutsch- eurasisches Projekt, türkische Wurzeln vermischt mit Schweizer Plattenvertrieb. Einfach gesagt, mehr Infos gibts auf der Homepage von Mizan. Mir gefällt an dem Song vorallem, dass er Elemente der östlichen Musik mischt mit dem bestestens bekannten Bowie-Klassiker. Aber ohne viele Worte, viel Spass. Und ach ja, auf den Text hören lohnt sich knappe 2 Wochen vor den Wahlen durchaus. Nicht wahr Frau Palin.

17. Oktober 2008

Kulinarische Ent-Globalisierung

Sachen wie McDonalds und Coca Cola schmecken ja vermutlich auf der ganzen Welt in etwa ähnlich. Ok, ausser vielleicht in Aarau. Da schmeckt der McDo überhaupt nicht und für ein Fastfood-Resto muss man auch ziemlich lange warten, aber das wäre eine andere Geschichte. Nun, eben. Global thinking dürfte das Stichwort sein, wenn es ums Essen geht. Natürlich nicht für die Länder der dritten Welt, da ist man in der Regel froh, wenn es überhaupt genug zu Essen hat. Aber auch das ist heute hier nicht das Thema.

Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass es auf dem Markt viele Nischenprodukte gibt. Produkte, die in der Region erzeugt und verkauft werden. In Marseille zum Beispiel gibts Mineralwasserproduzenten, welche den grossen mit ihren Getränken mächtig ans Bein pinkeln. Auf der Rückseite der "Fada-Cola"-Flaschen ist zum Beispiel gross zu lesen:

"Oh! T'en as pas marre de boire des Sodas venues d'un Pays ou on joue au Football avec les Mains?"

Frei übersetzt heisst das in etwa, "Ist es Dir nicht zuwider Mineralwasser zu trinken, die aus einem Land kommen in dem Fussball mit den Händen gespielt wird?" Eine diskrete Anspielung auf die beiden Cola-Riesen aus den USA. Das "Fada"-Mineral gibts natürlich in verschiedenen Geschmacksrichtungen, zugeschnitten auf Südfrankreich. Ähnlich ist es mit dem Bier, da trinkt man zum Beispiel in Marseille "La Cagole". Ein Bier aus Cabanon, einem Bezirk der Stadt. Und wenn immer möglich gibts an den Parties in der Hafenstadt dieses Bier aus der regionalen Brauerei.

Auch in der Schweiz gibts immer mehr Beispiele, wo die Kundschaft einen Bogen um die Multis macht. Vorallem auch beim Bier tauchen zahlreichen Kleinbrauereien auf, welche ihren Gerstensaft produzieren und regional unter die Leute bringen. Eine schöne Entwicklung, wie ich finde. Auch die Absinths werden wieder in den Juratälern produziert, nachdem diei grossen Pastissorten ja auch alle nur noch einem Konzern gehören. Ob all die Bioprodukte die es bei Coop und Migros zu kaufen gibt auf eine ähnliche Entwicklung hindeuten, sei mal dahin gestellt. Wenn ich mir überlege, dass es direkt an der vielbefahrenen Autobahn bei Solothurn ein riesiges Feld hat, auf dem Bio-Erdbeeren angebaut werden, frag ich mich manchmal eh, wieviel Bio noch in so einer Beere ist.

Aber um noch einmal zum Bier zu kommen. In Aarau gibts ja auch das sogenannte Altstadtbier, nur leider wird das nicht in Aarau produziert. Noch nicht, wer weiss was die Zukunft bringt. In diesem Sinne ein Prost auf diesen kleinen Schritt der Ent-Globalisierung!

16. Oktober 2008

Merci Otttmar le Hitzfeld!

Ja, ich sag jetzt einfach mal DU. Schliesslich hab ich Dich - zusammen mit deinem Freund, dem Pfarrer Joseph Hochstrasser - vor etwa 300 Jahren anlässlich meines Konfirmationsunterrichts mal interviewt. Damals warst du noch Trainer des FC Aarau und hast unseren Club zum Cupsieg geführt. Danke noch, nachträglich. Deinen Abgang fand ich dann nicht so super, schliesslich wurdest du GC-Trainer und diesen Club fand ich eben damals schon nicht so wirklich super. Nun, egal. Du hattest auch da Erfolg und wurdest glaub Meister. Danach ging es weiter nach Dortmund zum BVB. Ich mag mich gut daran erinnern, wie ich mit meinen damaligen Kumpels ein paar Mal ins Westfalenstadion gepilgert bin. Nur um dich und den Chappi zu sehen, ausgerüstet mit einer Schweizer Fahne versteht sich.

Auch in der Dortmundzeit sind wir uns dann noch einmal über den Weg gelaufen. Ich glaub es war ein Meistertitel mit dem BVB, davon hat dann SAT1 (die Sendung hiess "Ran") sogar noch Bilder gefilmt. Irgendwo auf einer Videokassette hab ich diesen Moment immer noch aufgespart. Ja und danach dann Bayern. Und auch da hattest du mit Deiner Art und Deinem Wissen wiederum grossen Erfolg. Und auch zu der Zeit haben wir Dich ein paar Mal besucht, besonders mag ich mich an die CL-Partie gegen Real erinnern. Ja sogar ein Buch hab ich mal gekauft, welches Dein Freund, der Pfarrer aus Entfelden, über Dich geschrieben hat. Das hast Du dann sogar signiert.

Tja und jetzt bist Du also Schweizer Nati-Coach. Klar, mein Herz schlägt - und das ist kein Geheimnis - für die Franzosen. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Obwohl ich grosse Spiele der Schweizer Nati durchaus live gesehen habe. Aber da standen noch Männer wie Jeandupeux oder Wolfisberg an der Seitenlinie. Und die Gegner für die grossen Turniere hiessen UdSSR oder wie auch immer. Mit Menschen wie Köbi Kuhn, Sloczower, Zubi, Benoit, Di Jorio, Haas, Vega, Zwyssig (und weiteren bestens bekannten Namen aus dem Nati-Horrorcamp) konnte und kann ich mich einfach nicht identifizieren. Aber mit dem Engagement von Dir, Ottmar, kam so etwas wie eine Lust auf die Roten zurück.

Das mag an Namen wie Mario Eggimann (Ex-Aarau), Gökhan Inler (Ex-Aarau), Torwarttrainer Willi Weber (Ex-Aarau) oder Sandro Burki (Noch-Aarau) liegen. Und dann noch Du als Coach, als Besitzer eines Häuschens in der Nähe von Aarau. Soviel zum Thema Identifikation. Dazu der Umstand, dass Du endlich auf Spieler setzt, die dem Köbi irgendwie nicht in den Kram gepasst haben. Blais N'Kufo hat mit seinem Traumtor gestern Abend - und dem entscheidenden Treffer gegen Lettland - bewiesen, wie sehr er der Nati gefehlt hat. Hautfarbe hin oder her, Herr Kuhn! Endlich kriegen auch die Stockers, Derdiyoks und Abdis eine faire Chance. Kurz, die Nati macht wirklich Spass und darum konnt ich mir auch dumme Sprüche nach dem Luxemburg-Spiel ohne Probleme verkneifen, denn ein Hitzfeld hat Erfolg. Früher oder später!

In diesem Sinne, besten Dank für die tolle Mittwochabend-Unterhaltung, la France war ja nur mit einem Testspiel beschäftigt (3 zu 1 gegen Tunesien - während der Marseillaise haben die tunesischen Anhänger gepfiffen, nun überlegt sich die französische Regierung ernsthaft, bei ähnlichen Vorfällen während der Hymne die Spiele vor dem Kickoff wieder abzubrechen.). Grüsse den N'Kufo und gratuliere ihm für diese tolle Kiste. Sogar beim ZDF hat man geschwärmt für dieses Tor. OK, Arshavin für Russland und Villa für Spanien haben gestern ähnliche Traumtore erzielt, aber das sind doch nur billige Kopien, oder? Also, ab nach Südafrika Ottmar.

Ach ja, nur damit die Kirche im Dorf bleibt. Das erste Länderspiel einer Schweizer Fussballnationalmannschaft fand am 12. Februar 1905 in Paris gegen Frankreich statt. Les Bleus gewannen mit 1 zu o.