14. Februar 2007

Want you be my Valentine?

Heute ist der 14. Februar, die westliche Welt feiert mal wieder ihren ach so geliebten Valentinstag. Und ich stelle mir wie jedes Jahr wieder die Frage, was wohl in meiner Entwicklung falsch gelaufen ist, dass ich mit diesem Tag einfach nichts anfangen kann.

Vielleicht liegt es daran, dass die Eltern eines Schulfreundes von mir ein Blumengeschäft besassen. Am 14. Februar jeden Jahres musste da immer die ganze Familie im Laden mithelfen. Ich bildete mir dann ein, dass mein Schulfreund in den Tagen und Wochen danach immer tolle, neue Kleider oder Spielsachen präsentieren konnte. Ergo, da scheint die Familie an diesem Tag gutes Geld gemacht zu haben. Und zwar "auf Kosten" aller Verliebten unserer Stadt. So gesehen, steckt hinter meiner Abneigung also eine Art Trauma...

Ok, es gab zugegebenermassen auch zwei, drei Jahre, wo ich am 14.02. selber Kunde in diesem Geschäft - welches übrigens bis heute das Beste am Platz ist - war. Das war natürlich während meiner Pubertät. Denn irgendwie hat es da einfach dazu gehört an diesem Tag seiner Angebeteten Blumen zukommen zu lassen, wenn möglich - und es war möglich - heimlich. Es gibt übrigens Länder, wo das mit dem heimlich bis heute praktiziert wird. Zum Beispiel in Finnland. Irgendwie sympathisch, finne ähem finde ich...

Vielleicht liegt mein Ungemach gegenüber diesem ollen Tag auch nur darin, dass ich weiss, dass der Valentinstag bei uns erst nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt wurde und die Blumenhändler an dieser Einführung nicht unschuldig waren. Kein Wunder, die roten Rosen kosten heute bestimmt auch wieder etwas mehr, als während des restlichen Jahres. Klar hat die eigentliche Geschichte um den Bischof Valentin einen tieferen und historischen Hintergrund. Die Erklärung, warum ich aber am 14. Februar meiner Liebsten Blumen schenken soll, die ist in meinen Augen leider etwas zu sehr an den Haaren herbei gezogen und schliesslich wurde der gute Valentin im Zusammenhang - der Sage nach - mit dieser Blumenschenkung gar enthauptet. Einem Schicksal, welchem ich wenn irgendwie möglich entgehen möchte ;-)

Fakt ist, dieses scheinheilige Blumen schenken ist neueren Datums und wird erst seit den 50er Jahren praktiziert. Aber eben, wären es nur Blumen... Der Konsumwahnsinn nimmt von Jahr zu Jahr zu. Es gibt spezielle Valentins-Parfum, Schokolade, Uhren, Schmuck. Die Restaurants locken mit erotischen Abenden für Verliebte. Dabei kriegt Man(n) das Gefühl vermittelt, er liebe seine Frau nicht, wenn er dieses Kommerz-Spiel nicht mitspielt.

Aber jetzt mal ehrlich: sollte es nicht auch während den restlichen 364 Tagen des Jahres möglich sein, seinem Partner mal etwas Nettes zu sagen, mit ihm/ihr toll auswärts essen zu gehen, Blumen zu verschenken etc.?? Und das nicht nur an die Adresse der Frau oder des Mannes den bzw. die man liebt. Sondern vielleicht auch mal an gute Freunde oder Freundinnen. Aber Vorsicht! Heute ja nicht der Mutter oder dem Vater was Liebes tun, sonst gibt es prompt ein Terminchaos mit dem Mutter- und dem Vatertag... Denn da möchte ja das Gewerbe dann auch wieder etwas verdienen.

In diesem Sinne, all meine lieben Grüsse an all die guten Menschen da draussen: Happy Valentine. Für nen ganz persönlichen Blumengruss einfach das Foto unten ausdrucken.


12. Februar 2007

Skandalöses Film-Verbot in Zürich!

Päpstlicher als der Papst. So haben sich über das Wochenende die konservativen Kräfte der Stadt Zürich präsentiert. In der Stadt also, die sich gegen aussen immer gerne so wahnsinnig weltoffen und tolerant gibt.

Seit letztem Dezember läuft in Zürich eine Pier Paolo Pasolini Retrospektive. Für heute wäre der Abschluss geplant gewesen. Auf dem Programm stand der Film "Salo - 120 Tage von Sodom". Der Film aus dem Jahre 1975 ist seit seiner Premiere vor 30 Jahren absolut umstritten. Nicht zuletzt behandelt er - indirekt - ein geschichtlich oder biblisch angehauchte Themen. Das Ganze verpackt in einen Aufruf zum Kampf gegen den Faschismus. Dazu werden Gewaltszenen, menschliche Ausscheidungen und nicht zuletzt perverse Sexszenen im Detail gezeigt. Definitiv kein Film für Kinder und Jugendliche, definitiv auch kein Film den man direkt nach dem Essen konsumieren sollte. Seis drum. Der Film gehört zum Erbe des italienischen Kult-Regisseurs Pier Paolo Pasolini.

Über all die Jahre seit seinem Erscheinen lief er immer mal wieder in verschiedenen Schweizer Studiokinos. So auch in Zürich. Zuletzt im Jahre 1999. Doch die Zeiten haben sich verändert. Aber nicht etwa zum besseren. Während im Jahre 1976 in Deutschland zum Beispiel ein Totalverbot verhindert werden konnte, sieht das am heutigen Tag in der Schweiz anders aus. Im Jahre 2007 fühlen sich religiöse Kreise scheinbar vermehrt dazu verpflichtet zu entscheiden, was für uns gut ist und was nicht. Um es kurz zu machen: Christliche Fundamentalisten konnten mit ihrem Protest erreichen, das der Film heute in Zürich nicht gezeigt werden darf. Geplant gewesen wäre die Vorführung in einer Kirche, im Beisein des zuständigen Pfarrers, mit anschliessender Diskussion. Daraus wird nun nichts. Unter Androhung von Polizeigewalt wurde die Vorführung gestrichen! Lang lebe die künstlerische Freiheit...

Dabei muss man vielleicht ein Faktum mal wieder erwähnen: Wer diesen Film nicht hätte sehen wollen, der hätte ganz einfach nicht ins Kino gehen müssen. Aber nein, anstatt einfach auf den Film zu verzichten ist es heute - wieder - in der Mode, die ganze Aufführung einfach zu verbieten. Vor einigen Jahren war in der Nähe von Aarau ein Auftritt des Comedy Duos "Oropax" geplant. Gläubige Christen fühlten sich aber gestört was den Inhalt dieses Weihnachtsprogramms anging. Der Streit endete damit, dass ein neuer Auftrittsort - in der Nachbargemeinde - gesucht werden musste.

Noch einmal zum aktuellen Fall in Zürich. Der Film kann witzigerweise in so ziemlich jeder gut sortierten Videothek ausgeliehen bzw. in jedem DVD-Shop gekauft werden. Angesprochen auf diese Tatsache liess ein Sprecher der Zürcher Polizei verlauten, dass man auch diese Kopien entfernen werde, sobald es entsprechende Anzeigen gebe. Meine kätzerische Frage zum Schluss: Werden demnächst auch wieder Bücher verbrannt, CDs einestampft, Filme vernichtet oder Menschen eingesperrt? Mit der simplen Begründung, es habe sich halt jemand daran gestört....

11. Februar 2007

The same Procedure as last Year

Auf AZ-Online ist heute zu lesen "Aarau war über weite Strecken die bessere Mannschaft"... So so, waren sie das. Wer das Spiel gegesehen hat, weiss, dass sie zumindest nicht über 92 Minuten die bessere Mannschaft waren. Aber lassen wir die Fakten sprechen, was hat beim gestrigen Rückrundenstart nach dem Schlusspfiff denn heraus geschaut für den Brügglifeld-Club? Einmal mehr gar nichts, zumindest nichts, dass sich in Punkten zählen lassen würde. Kurz vor Schluss gelang es einem St. Galler Junior den FC Aarau abzuschiessen, die 3 Punkte blieben im Espenmoos. Ob verdient oder unverdient fragt heute bereits niemand mehr.

Über das Spiel zu reden ist müssig. Klar gab es vereinzelt gute Ansätze. Klar vermochten zwei, drei Spieler zu überzeugen. Nützt nur alles nichts, so lange die Punkte am Schluss nicht eingefahren werden. Und wenn es ja schon nur ein einziges Pünktchen gewesen wäre. Immerhin eine Steigerung zur Vorrunde. Jetzt müssen sich die Verantwortlichen des FC Aarau den Vorwurf gefallen lassen, dass trotz Winterpause, trotz neuen Spielern, trotz Abgängen das Verlierer-Image nicht abgestreift werden konnte. Im Gegenteil, auch nach 2 Monaten Pause heisst es immer noch "gut gespielt, aber trotzdem verloren". Und damit wird die Mannschaft auch in Zukunft hadern.

Allzu lange Zeit bleibt aber nicht um unzufrieden zu sein. Mit Schaffhausen steht am kommenden Sonntag ein erstes kapitales Heimspiel auf dem Programm. Nach der Leistung von gestern dürfte man durchaus optimistisch sein, dass gegen die ebenfalls abstiegsgefährdeten Munot-Städter etwas drin liegt. Nur, wer soll für Aarau die Tore schiessen? Etwa Rogerio? Schaffhausen spielt heute noch gegen Thun, liegt bereits vor diesem Spiel über dem berühmten Strich. Anzeichen also, welche die Schaffhauser unter Umständen mit einem guten Gefühl nach Aarau reisen lassen. In die Stadt und zu dem Gegner, der nach dem ersten Rückrundenspiel bereits wieder an der ersten, dummen Niederlage zu knabbern hat.

Um den Ligaerhalt zu schaffen braucht der FCA gute 34 bis 36 Punkte. Derzeit hat man deren 10. Klar, es sind noch viele Spiele zu spielen. Jedoch muss man im jetzigen Moment davon ausgehen, dass es gegen Teams wie Zürich, YB, Basel oder GC wohl nur in den seltensten Fällen zu Punkten reichen wird. Ausnahmen bestätigen die Regel. Ok, bleiben Gegner wie Sion, Luzern oder St. Gallen. Da darf mit dem einem oder anderen Pünktchen gerechnet werden. Vorallem zu Hause, weil auswärts klappts ja diese Saison auch nicht wirklich toll. So ist man also verpflichtet gegen Thun und Schaffhausen zu punkten. Tut man das rigoros kommen 12 Punkte dazu. Fehlen dann aber immer noch gut 14....

Ach lassen wir das Rechnen. Ich geb's zu, ich bin enttäuscht, dass man nach gut 75 Minuten gestern irgendwie aufgegeben hat - dieses Zeichen gab es auch anhand der Auswechslungen des "Trainers" - und nur darauf gewartet hat, dass der Gegner noch das Tor macht. Hätte man über 90 Minuten den Druck aufrecht erhalten und selber probiert zum Tor zu kommen, dann wäre eventuell ein Unentschieden drin gelegen. Aber so knüpft man natlos da an, wo man im Dezember aufgehört hat. "The same Procedure als last Year, FC Aarau. The same Procedure as every Year..."

PS: Ja ich weiss, wir "Fans" müssen laut Teppichetagen-Vorgabe alle am gleichen Strick ziehen. Tu ich auch. Aber noch einmal, in einer Demokratie sind verschiedene Meinungen erlaubt und erwünscht. Schade, dass man das noch nicht überall gemerkt hat... Die Lemminge lassen grüssen!

9. Februar 2007

Sing deinem Compi doch mal was vor

Wie war das doch früher mal. Man hatte eine Melodie im Kopf, rannte damit in den Plattenladen und begann, dem Verkäufer das Lied vorzusingen. Der dachte - wenn es ein guter Verkäufer war - kurz nach und nach wenigen Minuten stand man an der Kasse, bezahlte die Platte und ging wieder nach Hause mit dem guten Stück. Die Zeiten haben sich zwar geändert, aber auch heute kommen Ohrwürmer nicht immer mit Titeln an.

Manchmal hat man einen bestimmten Song im Kopf, kann sich aber partout nicht an den Namen oder Interpreten erinnern. In solchen Fällen verspricht ab sofort Midomi.com Abhilfe. Die Webseite bietet eine Musiksuche zum Mitsingen und -summen - und setzt dabei gezielt auf die Hilfe ihrer Nutzer.

Um bei Midomi.com nach Musik zu suchen, braucht man lediglich ein simples Mikrofon: Die Webseite nimmt 30 Sekunden des eigenen Gesangs auf und vergleicht diesen Song-Schnipsel dann mit einer Datenbank. Wenig später bekommt man eine Liste mit möglichen Treffern präsentiert. Wer halbwegs gut den Ton trifft, hat dabei gar keine so schlechten Chancen, tatsächlich auch den gewünschten Titel zu finden.

Midomis Song-Katalog wächst jeden Tag. Die Betreiber der Webseite setzen dazu auf die aktive Mithilfe ihrer User: Anstatt die Gesangs-Schnipsel mit den Original-Songs zu vergleichen, nutzt man zum Abgleich lieber die Aufnahmen anderer Nutzer. Dabei werden kleine Schönheitsfehler offenbar ganz bewusst einkalkuliert. Niemand klingt wie Britney Spears - aber die Chancen sind gut, dass man beim Singen eins Brit-Songs in etwa so (schlecht) klingt wie andere Hobby-Gesangskünstler. Und entsprechend erhöht sich die Möglichkeit, den Song zu finden.

Midomi kann aber noch mehr: So können Nutzer andere Gesangs-Einlagen bewerten und untereinander Kontakte knöpfen. Nach der (gratis) Anmeldung bietet die Webseite zudem ein erweitertes Tool an, das die Aufnahme verschiedener Versuche ermöglicht. Das beste Ergebnis dieser Aufnahmen kann schließlich veröffentlicht und damit Teil des Such-Katalogs werden.

Midomi will sich offenbar finanzieren, indem es Downloads der Original-Songs verkauft. Für die meisten Nutzer dürfte die Sing-Suche jedoch viel spannender sein und damit der Spass im Vordergrund stehen. Selbst notorische Gesangsverweigerer stellen schon nach wenigen Abfragen fest: Karaoke-Googeln macht Spaß - und sei es nur, um zu sehen, dass andere genau so große Probleme beim Treffen der richtigen Töne haben.

8. Februar 2007

The Good, The Bad & The Queen

So, heute gibts mal wieder einen CD-Tipp. Wie immer kommt diese Empfehlung von ganzem Herzen. Denn das Leben ist kurz genug um schlechte Musik zu hören. Und davon gibt es leider reichlich. Gehen wir zurück in die frühen 90er Jahre. So lange ist es nämlich her, seit die englische Presse den Streit zwischen Blur und Oasis heraufbeschworen hatte.

Während Oasis-Songwriter Noel Gallagher heute selbst zugibt, dass seine frühen Alben zu den Klassikern seiner Band gehören, entflieht Blur-Kopf Damon Albarn der künstlerischen Pause seit Jahren mit Projekten, die ein beängstigend hohes Level halten. Stets ist er bemüht, Musik zu machen, die nicht nur ihn selbst, sondern auch seine (zum Teil neuen) Fans fesselt.

Arbeitete er bei den Gorillaz vorwiegend mit jungen Kollegen, dominieren bei The Good, The Bad And The Queen die Alten. Paul Simonon, The Clash-Bassist und Plattencover-Star des Meilensteins "London Calling", Ex-The Verve-Gitarrist Simon Tong und Afrobeat-Legende Tony Allen ordnen sich dem Allroundkünstler Albarn auf dem eben erschienenen Debüt-Album überraschend deutlich unter.

Entsprechend beginnt die gemeinsame Arbeit mit dem "History Song", der in seiner sphärischen, zähfließenden Art den Weg für die kommenden Songs ebnet. Die Songs sind allesamt akustischen Ursprungs und lassen aber gelegentlich elektronische Soundschnipsel ("Northern Whale", "Nature Springs") oder schräge Beatmuster (Three Changes") zu. Spannend! Hie und da liegen auch wieder Einflüsse über den Songs, wie man sie von den Gorillaz her kennt.

Wie harmonisch das Quartett im Studio zueinander gefunden haben muss, lässt sich allein daran ablesen, dass selbst Fela Kuti-Drummer Allen, laut Brian Eno der "beste Musiker der vergangenen 50 Jahre", keine egoistischen und exzentrischen Solos spielt. Mit "Green Fields" nimmt Albarn gegen Ende noch eine Nummer mit rein, die er eigentlich für Marianne Faithfulls letztes Album geschrieben hatte. Seine noch ganz eigene Umsetzung, verbunden mit tollem Gesang und Keyboards, bringt das Konzept von The Good, The Bad And The Queen gut auf den Punkt: "We move on, endlessly", singt Damon Albarn in "Northern Whale". Man stimmt ihm ohne Murren zu. Zu meinen Highlights zählen die neben dem Einstiegssong die Titel "Herculean", "Kingdom Of Doom", die Velvet Underground-Hommage "Nature Springs" und der herrliche, 7minütige Schluss-Song.

Das erste (und vielleicht zugleich letzte) Album von The Good, The Bad & The Queen will eigentlich so gar nicht in den frühlingshaften Winter passen. Es klingt für mich persönlich eher nach Herbst. Vordergründig gesehen, gibt es viele eher traurige Lieder auf der CD. Wer sich die Lieder aber mehrmals anhört merkt, dass es viel mehr ist als einfach "nur traurige Songs". Erklären lässt sich das aber nur schlecht. Wie so oft in der Musik sollte man einfach mal reinhören und sich selber ein Urteil bilden. Für mich ist dieses Album - und das mag daran liegen dass ich den charismatischen Sänger Damon Albarn einfach mag - eines der besten Alben der letzten Monate. Und im Gegensatz zu hoch bezahlten CD-Kritiker mache ich diese Aussage ohne ein finanzielles Interesse!