Eigentlich wollte ich gestern Abend ja einen gemütlichen und hirnfreien TV-Abend verbringen. Der erste in dieser Art seit langer Zeit. Ein bisschen Jauch, ein bisschen Mallorca-Jens und ein bisschen HSV. Nun, es kam anders. Irgendwann am frühen Abend kam eine Push-Nachricht, dass eine erneute Demonstration der rechten Szene im Gang sei. Anstatt dummes TV gab es dann Twitter und Zeitungen und Newsportale.
Zur Vorgeschichte: In der Nacht auf Sonntag wurde bei einem Stadtfest ein Mann von zwei anderen Männern mit einem Messer attackiert, das Opfer ist kurz später im Spital an seinen Verletzungen verstorben. Mutmasslich als Täter hat man zwei Männer aus Syrien und dem Irak festgenommen. Noch am Sonntag kam es darauf in der Chemnitzer Innenstadt zu einer Demonstration von rund 1000 "besorgten Bürgern", im Volksmund auch Neonazis genannt. Diese Demo wurde von Chemnitzer Fussball-Hooligans organisiert, von rechten Gruppierungen - und der AfD - unterstützt und artete schliesslich in eine Hetzjagd aus, wobei man auf alles losging, was nicht Deutsch ausgeschaut hat. Und als ob das nicht gereicht hätte, wurde für gestern Montag die Bewilligung eingeholt, für eine Trauerveranstaltung vor der Karl-Marx-Statue in Chemnitz, in Gedenken an das Opfer. Dieser Event wurde zu einem Saubannerzug mitten durch die Stadt mit über 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Dabei wurden der Hitlergruss gezeigt und rechtsextreme Parolen in den Nachthimmel geschrieen: "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!", "Deutsch, sozial, national" oder "Wir sind das Volk" sind dabei nur ein paar Beispiele.
Zur Vorgeschichte: In der Nacht auf Sonntag wurde bei einem Stadtfest ein Mann von zwei anderen Männern mit einem Messer attackiert, das Opfer ist kurz später im Spital an seinen Verletzungen verstorben. Mutmasslich als Täter hat man zwei Männer aus Syrien und dem Irak festgenommen. Noch am Sonntag kam es darauf in der Chemnitzer Innenstadt zu einer Demonstration von rund 1000 "besorgten Bürgern", im Volksmund auch Neonazis genannt. Diese Demo wurde von Chemnitzer Fussball-Hooligans organisiert, von rechten Gruppierungen - und der AfD - unterstützt und artete schliesslich in eine Hetzjagd aus, wobei man auf alles losging, was nicht Deutsch ausgeschaut hat. Und als ob das nicht gereicht hätte, wurde für gestern Montag die Bewilligung eingeholt, für eine Trauerveranstaltung vor der Karl-Marx-Statue in Chemnitz, in Gedenken an das Opfer. Dieser Event wurde zu einem Saubannerzug mitten durch die Stadt mit über 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Dabei wurden der Hitlergruss gezeigt und rechtsextreme Parolen in den Nachthimmel geschrieen: "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!", "Deutsch, sozial, national" oder "Wir sind das Volk" sind dabei nur ein paar Beispiele.
Nun, was soll man dazu sagen? Mehr als Fassungslosigkeit und eine Art von Schockstarre bleiben bei mir aktuell gerade nicht. Wer hätte gedacht, dass nach dem Hitler-Regime in Deutschland solche Straftaten erneut möglich wären, in einer Zeit, in welcher es zwar leider nicht mehr viele Augenzeugen gibt, aber die Erinnerung an diese Zeit doch noch so präsent ist. Wir reden von der Reichsprogromnacht im Jahr 1938, von den Nazis organisierte Gewaltmassnahmen gegen jüdische Einrichtungen und Menschen. Dabei starben über 400 Menschen und mehrere tausend jüdische Geschäfte wurden zerstört. Kein Wunder, dass auch im Zusammenhang mit dem letzten 48 Stunden in Deutschland öfter der Begriff Progrom aufgetaucht ist. Nicht zuletzt, weil die Schandtaten von der AfD noch unterstützt und politisch ausgenutzt wurden. Aber beginnen wir von vorne, dass ein Mann durch einen Streit sterben musste ist traurig und lässt einen wütend werden. Wobei man auch sagen muss, dass es nicht das erste und wohl auch nicht das letzte Stadtfest ist, bei dem es Streit gibt und dann jemand ums Leben kommt. Da gibt es sogar Beispiele aus unserer Region, wo Parties und grosse Feste tödlich geendet haben. In Chemnitz ist die Volkswut auch erst dann aufgekeimt, als bekannt wurde, dass es sich bei den mutmasslichen Tätern um zwei Männer mit Migrationshintergrund handeln soll. "Für jeden toten Deutschen, ein toter Ausländer", war dann schnell einmal auf Twitter zu lesen. Dass der getötete Mann ebenfalls einen ausländischen Hintergrund hatte und in seiner Jugend wegen seiner dunklen Hautfarbe selber rassistisch angefriffen wurde, kümmerte natürlich niemand. Ganz nach der "Logik: Mesut Özil, geboren in Gelsenkirchen mit türkischen Wurzeln, ist für die rechten Deppen kein Deutscher. Das Opfer von Chemnitz, offenbar ebenfalls mit Wurzeln im Ausland, aber schon und wird als Aufhänger für Gewalt gegen Ausländer herangezogen. Überhaupt gibt es bei der ganzen Geschichte nur Verlierer und ganz viele Fragezeichen. Gestern waren in den Live-Streams der Journalisten (und nein, ich rede nicht von der Bild-Zeitung) ganz viele Hitlergrüsse zu sehen, immer wieder reckte ein rechter Arm in die Luft. Daneben standen oftmals Polizisten, die aber nicht eingeschritten sind. Meines Wissens sind ist in der Deutschland der Hitlergruss verboten... Ebenso durften die rechten Chaoten immer wieder Journalisten angreifen oder sie an der Arbeit hindern, auch dies wurde von der Polizei geduldet. Von all den nationalistischen Parolen ganz abgesehen, die ja eigentlich auch verboten wären. Aber eben, es scheint, dass sie (sächsische) Polizei auf dem rechten Auge nicht selten blind ist. Oder wie bitte ist es vergleichbar, welcher personelle Aufwand beim G20 Gipfel in Hamburg betrieben wurde und dass gestern gerade mal 600 Einsatzkräfte vor Ort waren - bei einem rechten Mob von rund 5000 Teilnehmern.
Immer wieder habe ich mir auch die Frage gestellt, wer schliesst sich so einem braunen Marsch an. Erschreckende Erkenntnis, es sind nicht etwa nur glatzköpfige Bomberjackenträger mit Hakenkreuz auf dem Arm. Nein, vielmehr sind es "ganz normale" Bürgerinnen und Bürger, welche bei solchen Anlässen ihren Frust ablassen. Da kommt dann er latente Rassismus hervorgekrochen und unter all den Gleichgesinnten fällt man auch gar nicht auf, wenn man "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!" durch die Strassen schreit. Kurz, es war so eine Art Happening um "dem Ausländer" mal zu zeigen, wer hier das sagen hat. Auf der Gegenseite haben sich auch Bürgerinnen und Bürger formiert gehabt, diese wurden in den Medien andauernd als "Linke" oder "der linke Block" bezeichnet. Auf die Idee, dass diese Gruppe schlicht normaldenkende Menschen sein könnten, die sich dem rechten Pack in den Weg stellen wollten, kam leider fast kein einziges Medium. Irgendwie typisch für die Medienlandschaft im Jahre 2018. Es muss immer schwarz gegen weiss sein, Extreme gegeneinander. Und dem anständigen Bürger, der inzwischen auch immer wieder gerne spöttisch Gutmensch genannt wird, spricht man so seine Intelligenz und soziale Verantwortung ab. Gerne hätte ich gestern Abend einen Politiker gesehen, der sich in Chemnitz hingestellt und gegen den Aufmarsch der besorgten Bürger lautstark protestiert hätte. Oder eine Politikerin, die einem Fascho den rechten Arm heruntergerissen hätte, als dieser zum Hitlergruss ansetzen wollte. Oder einen Polizisten, der einen Angreifer, der Jagd auf Flüchtlinge gemacht hat, mit Tränengas kampfunfähig gemacht hätte. Es hätte gestern Abend viele Möglichkeiten gegeben einzuschreiten, stattdessen waren aus offenen Fenstern oder aus Einkaufszentren und Kneipen wohlwollende Jubelschreie und "Sieg Heil"-Rufe und Applaus für die rechte Veranstaltung zu hören. Armes Deutschland!
Ach ja, für heute Abend wurde in Dresden bereits die nächste ähnliche Protestveranstaltung angemeldet und von den Behörden auch bewilligt. Natürlich fehlen auch da die Sicherheitskräfte, weil es zu kurzfristig sei, so viel Personal aufzubieten. Und hey, es wird dann auch sicher niemanden überraschen, wenn es auch in Dresden zu Ausschreitungen, Übergriffen auf anders denkende Menschen und zu Verletzten kommen wird. Man konnte ja nicht wissen, dass es soweit kommt, die Folgen waren niemandem klar und die schweigende Mehrheit war zu faul und zu bequem sich da einzumischen. Ich für meinen Teil habe beschlossen, sicher nicht zu schweigen und mein Maul gegen Rechts aufzumachen. Immer und immer wieder, bis dieser Spuk vielleicht bald einmal vorbei ist.
Denn eben, irgendwie beginnt alles wieder so wie damals in den 30er Jahren in Deutschland... wo es Jahre später dann auch immer wieder hiess: "Was hätten wir auch machen sollen, plötzlich waren die Nazis da!"