11. April 2011

Paléo, Heitere, Gurten und Co.

Ja, es geht wieder los. Erst am vergangenen Weekend haben sich auf der Kleinen Scheidegg tausende Musikfans getroffen um James Blunt zu lauschen. Und in den nächsten paar Wochen lanciert wieder jedes noch so kleine Dorf sein eigenes Openair. Ob Quantität auch gleich Qualität ist? Wohl kaum. Wer sich ein bisschen durch die Programmvorschauen der Festivals liest merkt schnell, da scheinen gewisse Anlässe mehr vom Event, als von der Musik zu leben. Immerhin hat das den Vorteil, dass es zumindest für jeden Geschmack ein Musikfestival unter freiem Himmel gibt. Egal ob Rock, Pop, HipHop, Dance, Metal oder Volksmusik - jeder Fan wird im Jahr 2011 fündig. Und so habe auch ich mir Gedanken gemacht, für welche Openair ich mir Tickets besorgen werde. Nachfolgend darum ein paar spannende Namen aus dem Schweizer Openair Programm 2011. 

Paléo Festival Nyon: Eine Woche voller Stars und guter Musik. Unter anderem mit dabei PJ Harvey, Jack Johnson, Portishead, The Strokes, Chemical Brothers, Robert Plant oder Eddy Mitchell. Mir hat es besonders der Freitagabend angetan, mit James Blunt, Stromae, Danakil, Les Cowboys Fringants und natürlich Soprano. Entsprechend werd ich mich am Mittwoch gleich um Tickets bemühen, schwer genug dürft es auch in diesem Jahr werden... 


Rock oz Arènes Avanches: Okay, Motörhead und Tiesto sind jetzt nicht unbedingt so meins. Aber am 6. August gibts in der Arena einen Auftritt von Stephan Eicher, der es vermutlich in sich hat. Wer schon ein mal ein Abendkonzert in Avanche gesehen hat, der weiss was ich meine. Remember Bjork! 

Heitere Open Air Zofingen: Nun, Heitere halt. Mit allen Hochs und Tiefs wie in jedem Jahr. Aber eben, der Heitere hat seinen Charme und ist bei schönem Wetter schlicht genial. Meinen Geschmack treffen 2011 Clueso, La BrassBanda, Amy McDonald, Kid Cudi, Cypress Hill und natürlich die genialen The Sounds!

Gurten Festival Bern: Okay, mir scheint als wäre ich für den Gurten (gilt erst recht für Frauenfeld!) langsam aber sicher etwas zu alt bin. Trotzdem, auch hier gäbe es ein paar gute Acts. Kate Nash, Eels, I Blame Coco, The Streets, Underworld oder Christophe Maé. Da aber alle dieser Bands auf verschiedene Tage verteilt sind, wird der Gurten wohl in diesem Jahr ohne mich stattfinden.

Winterthurer Musikfestwochen: Da gibts noch nicht viel in Sachen Programm. Allerdings find ich die Kombi zwischen Archive und dem Sinfonieorcheter Camerata bereits äusserst spannend. 

St. Peter at Sunset Kestenholz: Hä? Ja, ich hab davon auch noch ine was gehört bislang. Aber mit ein bisschen Google-Hilfe stellt man schnell fest, dass dieses kleine aber feine Festival durchaus eine Tradition hat. Polo Hofer, Francine Jordi, Supercharge und BJH waren schon da. Und in diesem Jahr geben sich Stephan Eicher, Milow, Patent Ochsner, Luka Bloom und Simple Minds die Ehre. Für den Eicher hab ich schon Karten, den Abend mit Luka Bloom und Patent Ochsner überleg ich mir noch... Gute Mischung!


KiFF Jubelfesttage Aarau: Ja, auch in Aarau tut sich mal wieder was. Olé! Element of Crime und Wallis Bird sind am Donnerstag zu Besuch, organsiert vom KiFF Open Air in der Pferderennbahn Schachen. Am Freitag dann Musik auf zwei Bühnen, dabei hat es so ziemlich für jeden Geschmack etwas dabei. 

Moon & Stars Locarno: Wiederum grosse Namen. Allerdings gilt zumindest für mich, alles schon mal da gewesen und (zum Teil mehrfach) gesehen. Bryan Adams, Zucchero, Santana, Bligg, Sting, Joe Cocker, Gianna Nannini oder Roxette. Aber halt, da wäre noch ein Act der mich tatsächlich nach Locarno auf die Piazza Grande locken könnte: Amy Winehouse. Allerdings weiss man ja bei der Frau nie, ob man dann am Schluss nicht vergebens durch den Gotthard gedonnert ist. 

Open Air St. Gallen: Was soll ich sagen? Die Ostschweizer haben in diesem Jahr scheinbar einfach alles gebucht, was auf dem Markt war. Das Angebot ist riesig. Linkin Park, Queens of the Stone Age, Fanta4, Hurts, Digitalism, Wir sind Helden, Lissie, Baschi, Young Gods, Steff La Cheffe und - mein Bandname des Jahres - Thomaten und Beeren & Dummes Huhn. 

Open Air Gampel: Das Programm steht noch nicht definitiv, mit dabei aber Skunk Anansie, Chemical Brothers, The Offspring, Guano Apes oder Seed. Und ich würde einfach mal auf Sina tippen, mit ihrem neuen Album im Gepäck.

Klar, diese Liste liesse sich natürlich noch endlos verlängern. Man bedenke nur da Jazz Festival Montreux, welches sein Programm Ende der Woche bekannt gibt. Sting ist schon jetzt auserkauft beim Herrn Nobs. Aber eben, neben den Grossen gibts unzählige kleine Festivals: Wollishofen, Oberrieden, Gränichen, Trun und natürlich DAS Gratis Openair zum Maienzug Aarau - Chrutwäje 2011. In diesem Jahr mit Steff La Cheffe als würdigem Hauptact! 
Ach ja, natürlich gibts auch im Festival-Sommer 2011 Bands und Künstler, die man gleich mehrfach live erleben kann - sofern man das mag. Aber "dummerweise" steh ich weder auf die Beatsteaks, noch auf Das Pferd und auch The National find ich - trotz tollem politischem Engagement - nur bedingt sexy. Aber Musik ist bekanntlich Geschmackssache und über Geschmack lässt sich nicht streiten. In diesem Sinne, einen schönen Sommer allerseits, mit vieeeeeeeeeel guter Musik - wobei, jetzt kommt ja erst noch einmal der Winter zurück!

9. April 2011

SPAM-Attacke gegen Facebook

In diesen Stunden wird die deutschsprachige Facebook-Seite massiv attackiert und via Foto-Markierungen zünftig zugespammt. Aber da natürlich - genau wie bei den Fake-Videos - jeder Depp User unbedingt auf die Anwendung drücken muss, haben die Hacker ein leichtes Spiel. Die aktuelle Methode ist simpel: In einem Facebook-Album werden durch eine bösartige App alle User markiert. Die und deren Freunde sehen dann im Profil und Nachrichtenverlauf aufregende Fotos wie zum Bespiel eine blaue Uhr. Dazu gibts dann noch kurze Texte wie "Ich kann nicht glauben, wie viele Menschen mein Profil angeschaut haben." oder "Überprüfen Sie Ihre Profilaufrufe!"

Natürlich dienen diese Hinweistexte und Bilder nur als Lockvögel, mit dem Ziel das möglichst viele Facebook-User blauäugig draufdrücken. Hinter dem goo.gl-Link bzw. dem bit.ly-Verweis versteckt sich die bösartige App, die sich mit dem Aufruf auch unter DEINEN Freunden verbreitet. Daher: NICHT den Link anklicken! Auch bei der aktuellen Attacke handelt es sich, wie bei den Videos, um Clickjacking bzw. Likejacking. Was am Schluss mit einer teuren Telefonrechnung enden kann...

Los wird man die vielen Spam-Postings übrigens nicht wirklich. Sie werden von der App im Namen des Opfers verfasst. Der wirksamste Schutz gegen diesen Kram ist daher immer noch, einfach nicht zu klicken. Und allen Freunden zu empfehlen, es auch nicht zu tun. Dazu dürft ihr auch gerne diesen Text auf Facebook verlinken. Und wwas wenn man sich schon infiziert hat? Schnell das Posting auf der Pinnwand löschen, das Fotoalbum entfernen, in den Privatsphäre-Einstellungen die App und sich selber als Fan dieser entfernen. Abschliessend die App blockieren.

Variations sur le même thème



















8. April 2011

Red Hot Chili Con Carne

Ich nehme den heutigen Freitag zum Anlass mit einer neuen Serie zu starten, welche ich in Zukunft in loser Folge fortsetzen werde. Nenne wir sie einfach mal "Monsieur Fischers Rezeptesammlung", wobei der Titel eigentlich gar keine Rolle spielt. Fakt ist, in Zeiten von Fast Food, Fertiggreichten, TV-Kochshows und dicken Kindern schadet es nicht, sich mal wieder selber etwas Gutes zu tun und ein leckeres Gericht zu kochen! Ich selber entstamme bekanntlich aus einer kochbegeisterten Familie, sowohl mein Opa, als auch meine Eltern und ich stehen sehr gerne und oft in der Küche. Über all die Jahre haben sich darum zahlreiche Rezepte angesammlt, die irgendwo in Ordnern, auf Fresszettel, neu im iPhone oder auch in Kochbüchern ein tristes Dasein fristen. Meist sind es irgendwelche Grundrezepte, die über die Zeit verändert oder angepasst wurden. Manchmal aber auch Rezepte, die meine Eltern und Grosseltern überliefert haben, die man in keinem Kochbuch der Welt finden wird. Und darum präsentiere ich hier im Blog unter dem Label "Rezepte" künftig immer mal wieder eine Kochanleitung, welche es mir besonders angetan hat.


Los geht es mit dem Chili Con Carne, welches ich gestern Abend zubereitet habe und das darum auch daran schuld ist, dass ich hier im Blog nun darüber schreibe. Woher das Chili ursprünglich kommt ist unklar, der Einfluss auf das Gericht kommt logischerweise aus Mexiko. Gekocht wurde das erste Chili aber vermutlich im Süden der USA, Texas und New Mexico streiten sich bis heute wers denn nun erfunden hat. Ich mache mein Chili seit Jahren aus dem Kopf, brauche also kein Rezept mehr dazu, aber es hat die eine oder andere Zutat dabei, welche mein Chili einzigartig machen. So zumindest bilde ich mir das ein...Und nun, viel Spass beim Nachkochen!

Rezept Red Hot Chili Con Carne

500 g Rinderhackfleisch
1 Chilischote
1 Zwiebel
2 Knobli-Zehen
1 Dose Red Kidney Beans
1 Dose White Beans
1 Dose Mais
4 Kartoffeln
4 kleine frische Tomaten
1 Dose Tomatenmark

Olivenöl
Lorbeerblatt
Salz
Pfeffer
Cayennepfeffer
Zucker
Kreuzkümmel
Oregano
Bouillon
Tabasco
Zitronensaft

Creme fraiche
Tortillachips

Die Zubereitung ist denkbar einfach, da es sich ja um einen klassischen Eintopf handelt, der immer besser wird, je länger man ihn köcheln lässt. Zwiebeln und Knoblauch in Scheiben schneiden, zusammen mit dem Hackfleisch im Olivenöl scharf anbraten. Dann die verschiedenen Sorten Gemüse dazugeben und die Hitze langsam reduzieren - darauf achten dass alle Zutaten ihre Röstaromen abgeben. Danach mit ca. einem halben Liter Bouillon ablöschen und mit den verschiedenen Gewürzen abschmecken. Daran denken, nachwürzen kann man immer wieder! Ich persönlich mag es gerne scharf und gebe darum etwas mehr von der Chilischote, dem Tabasco, Kreuzkümmel und Cayenne dazu. Dann sollte das Gericht in einem Kochtopf mindestens 1 Stunde auf kleinem Feuer köcheln. Immer darauf achten, dass genug Flüssigkeit vorhanden ist und nix anbrennt. Kurz vor dem Servieren drei Teelöffel Zucker und einen Spritzer Zitrone beigeben und noch einmal kräftig umrühren. Dazu serviere ich dann als Deko ein paar Tortillachips mit Crème fraiche dekoriert, ein Stück Baguette und ein kühles Bier.

¡Que aproveche!

7. April 2011

Der neue Houellebecq Roman ist da!

Also fast, denn in deutscher Sprache erscheint "Karte und Gebiet" vom französischen Schriftsteller Michel Houellebecq morgen Freitag. Ich bin ja bekennenderweise nicht der wirklich grosse Roman-Leser. Sachbücher, Biografien oder Kurzgeschichten haben es mir da schon mehr angetan. Aber es gibt ein paar Schreiberlinge, von denen freue ich immer wieder, wenn es neue Werke gibt von ihnen. Michel Houellebecq ist einer davon, da geht die Verehrung - ähnlich wie bei Philippe Djian so weit, dass ich mir das Buch auch gerne mal schon in der französischen Fassung kaufe. Nun also "Karte und Gebiet" oder auf französisch eben "La carte et le Territoire".

Worum gehts? Im Zentrum des Romans steht der Pariser Maler Jed Martin, der - vorbelastet durch seinen Grossvater, der Fotograf war - auf die glorreiche Idee kommt, Michelin-Karten zu fotografieren und zu bearbeiten. Er hebt Berge und Täler, Straße und Flüsse deutlicher hervor und titelt: "Die Karte ist interessanter als das Gebiet". Doch eine gute Idee macht noch lange keine Karriere. Dazu braucht es die Glück, Financiers, professionelles Marketing und ein Katalog-Vorwort von Michel Houellebecq. Und genau eben den besucht Jed dann erst in Irland, später in der französischen Provinz, wo der Schriftsteller haust und - Achtung Spoiler - später, samt seinem Hund, Opfer eines Ritualmordes wird.

Tja und nun wisst ihr auch schon, warum ich Houellebecq mag. Er ist so herrlich gestört. In Frankreich hat sich das Buch sensationell verkauft und wurde ausgezeichnet mit dem höchsten Buchpreis, der roten Prix-Goncourt-Schleife. Nicht unbedingt selbstverständlich für einen Skandalschriftsteller als welcher Houellebecq immer mal wieder hingestellt wird. Aber ganz anders als noch in seinem Erstlingsroman "Ausweitung der Kampfzone" oder dem später genial verfilmten Werk "Elementarteilchen", provoziert der Autor in seinem neuen Buch nicht mit sexuellen Abgründen oder Gentech-Science-Fiction. Nein, er hält sich selber den Spiegel vor und bietet ein klassisches Stück französisch-bürgerlichen Lachtheaters. Oder wie ich unlängst in einer Kritik treffend gelesen habe: "Houellebecq singt ein Klagelied auf die ruinöse Kraft des Kapitalismus, auf den Verlust traditioneller Bande und Werte, auf die Unbehaustheit des Menschen: Der mutiert zum liebensunfähigen Egomanen, dessen Kommunikation nur noch in einem "Nein" besteht – etwa auf die Frage der Supermarktkassierin nach der Kundenkarte." Genial!

Witziges Detail, in "Karte und Gebiet" lässt Houellebecq reale Figuren aus der französischen Kulturszene auftreten. So setzt er den koksenden Schriftstellerkollegen und Kritiker Frédéric Beigbeder als Touristenattraktion ins berühmte Café Flore in Saint Germain des Prés oder führt den TV-Starmoderator Jean-Pierre Pernaut vor, der zum Silvesterempfang in seiner Stadtvilla bewaffnete Bauern aus der Vendée am Eingang postiert. Aber Michel Houellebecq geht noch einen Schritt weiter und persifliert sich in seinem Roman-Double lustvoll selbst – und spiegelt sich gleichzeitig in Jed Martin. Denn die Hauptfigur widerspiegelt Houellebecqs eigenes Leben... Schizophren? Klar, hochgradig.

Noch ein paar amüsante Müsterchen aus dem Buch gefällig?  Jed Martin malt ein Bild mit dem Titel "Bill Gates und Steve Jobs unterhalten sich über die Zukunft der Informatik", verdient damit Millionen, kauft sich ein Landhaus, fasst es ein mit einem Elektrozaun und baut sich eine Privatstrasse zum nächsten Supermarkt. Keun Wunder, denn die Massenmedien haben die Parole "Magie des Regionalen" ausgegeben, was Stadt-Ökos und Ausländer dazu animiert hat, die französische Provinz komplett aufzukaufen. Denn in den Städten herrscht das Chaos. Der Sozialstaat ist endgültig Geschichte, afrikanische Migranten strömen nach Frankreich und auf allen Meeren haben die Piraten das Sagen. Schöne Frauen welken dahin wie Blumen, die Familien zerfallen und sogar Lieblingsprodukte im Supermarkt verschwinden, weil die ach so lässigen Produktmanager die permanente "Lust auf Neues" diktieren.


Kurz, kein schönes Buch. Aber seien wir ehrlich, so eines hat auch niemand von Houellebecq erwartet. Er überrascht seine Leserschaft einmal mehr mit einer neuen Facette seines Könnens. Vorbei die Zeiten des Zynikers, der Pessimist ist geblieben und zeigt kein freundliches Bild von Frankreich der nächsten Jahre. Oder wie es die Kritikerin des Bayrischen Rundfunks auf den Punkt gebracht hat: 

"Das Buch ist ein melancholisches Abschiedgeschenk an unsere Welt, wie wir sie bisher kannten. ... Es ist sehr verwirrend, aber auf jeden Fall das Buch der Wahl, wenn man etwas über das Frankreich der Gegenwart wissen will".