4. Oktober 2010

Happy Birthday Charlie Brown & Snoopy

Das vergangene Wochenende hätte so manches Thema mit sich gebracht, worüber es sich zu bloggen lohnt. Da war in Aarau die MAG, mit ihr die eine oder andere interessante Begegnung. Im TV gabs am Samstagabend nach langer Sommerpause mal wieder "Wetten dass...", der FC Aarau hat gegen Lausanne gespielt, das Wetter war herrlich, der Umzug naht... und so weiter. Aber zu "Wetten dass..." wurde alles geschrieben und meine Meinung zur grausamen Christine Neubauer einmal mehr bestätigt (und wer will schon wissen ob sie ein Höschen trägt oder nicht? Ich nicht, ausser ich möchte kotzen..), der FC Aarau hat einen 2 zu 0 Vorsprung verspielt, die MAG muss man erlebt haben und beim Lesen der Sonntagspresse bin ich sowieso auf das Thema überhaupt gestossen: Charlie Brown feiert seinen 60sten Geburtstag. Mit ihm zusammen natürlich auch Snoopy und die gesamte Peanuts-Belegschaft. Und ja, ich liebe diese Truppe!
 

Aber warum eigentlich "Peanuts"? Mit Erdnüssen haben Charlie Brown, seine manchmal etwas seltsamen Freunde und sein cooler Hund Snoopy - inkl. dem gelben Vogel Woodstock - doch nichts zu tun. Aber "Peanuts" sind im Amerikanischen eben auch die Kleinigkeiten – und als solche fingen Charlie Brown, seine Freunde und Snoopy an: als kleine, kurze Comicstrips in einer Zeitung. Mittlerweile sind sie zur Legende geworden und seit dem letzten Samstag, dem 2. Oktober, sechzig Jahre alt. Charles Schulz, der Sohn eines Deutschen, war 27, als er Charlie Brown das Licht der Comicwelt erblicken liess. Charlie Brown hatte zu Beginn ein weisses T-Shirt und einen noch grösseren Kopf als heute. Bald wurde das T-Shirt gelb, bekam ein schwarzes Muster und Charlie einen kleineren, aber immer noch enormen und kugelrunden Kopf. Die Helden der Geschichten sind die Kinder, die allerdings wie Erwachsene agieren. Erwachsene selber kommen in den Comicstrips gar nicht erst vor, dafür einer der berühmtesten Hund der Welt und der heimliche Star, der im Oktober 1950 zwei Tage nach Charlie - also heute - auftauchte: Snoopy, der coole Beagle, der am liebsten auf dem Dach seiner Hundehütte liegt und von dort auch mal die Luftkämpfe des Ersten Weltkriegs nachträglich ausfechtet. Ja und ich gebs offen zu, bis heute tummeln sich im meinen Haushalt noch einige Sachen und Sächelchen auf denen Snoopy und Woodstock aufgedruckt sind. Als Kind war das aber noch viel schlimmer, da musste so viel wie möglich eine Snoopy Applikation drauf haben; so gesehen konnte ich erfolgreich therapiert werden... Aber nicht nur die Comics von Schulz verkaufen sich weltweit, auch die Filme und natürlich jede Menge dieser eben erwähnten Werbeartikel. Mit Charlie Brown könnte man eine ganze Wohnung einrichten, mit Snoopy sowieso.


Stars waren sie nicht nur auf der Erde: Als im Mai 1969 die Apollo 10 den Mond erkundete, hatte das Raumschiff das NASA-interne Rufzeichen "Charlie Brown", die Mondfähre hieß "Snoopy". In der Welt des Charles M. Schulz gibt es natürlich auch noch andere Figuren. Etwa Schroeder, der so hingebungsvoll auf seinem Kinderklavier mit der Beethovenbüste spielt, dass er die Flirtereien von Lucy übersieht. Oder Marcie, die Peppermint Patty immer mit "Sir" anredet und Linus will von seiner Schmusedecke viel mehr wissen als von Charlies kleiner Schwester Sally. Zusammengefasst alles liebenswerte, kleine Looser. Die "Peanuts" blieben wohl genau darum über Jahrzehnte hinweg ein Erfolg, auch wenn zuletzt nach Ansicht von Kritikern der Tiefgang fehlte. Ich seh das nicht so, und vorallem dürfte es auch einen Grund haben: Schulz zeichnete jeden Strip selbst. Am 14. September 1999 verkündete Schulz auf Februar 2000 hin das Ende seiner Tätigkeit. Nur wenige Monate später, am 12. Februar 2000, verstarb Schulz im Alter von 77 Jahren. Einen Tag später wurde der letzte seiner Comicstrips veröffentlicht. Am 13. Februar 2000 erschien ein Bild mit den "Peanuts"-Charakteren und ein paar vorbereiteten Abschiedszeilen von Schulz ("Lieber Freund"- siehe Bild oben). Dann war Schluss. Schulz verfügte testamentarisch, dass sein Werk von keinem anderen Zeichner weitergeführt werden darf.

30. September 2010

Raser: Leute, Schönenwerd ist überall

Wahnsinnig wie sich die Boulevardmedien derzeit auf den Prozess gegen die Raser von Schönenwerd stürzen und entsprechend Meinungsmache betreiben. Okay, ich hab mir auch lange überlegt ob ich zu diesem Thema überhaupt etwas schreiben soll hier im Blog, zu hoch kocht derzeit die Volksseele bei den Begriffen Raser und Schönenwerd. Eines ist klar, und das hab ich hier drin schon am 17. November 2008 geschrieben: diese Idioten gehören hart bestraft! Seit diesem ersten (und einzigen) Blogeintrag zu diesem Thema ist allerdings viel passiert: der Prozess hat begonnen, Details wurden bekannt, die Boulevardjournis berichten von jeder kleinsten Randgeschichte und - fast der wichtigste Punkt - in der Schweizer Bevölkerung ist eine äusserst aggressive Diskussion losgegangen. Und genau das ist für mich der wunde Punkt an der tragischen Geschichte. 

Längst geht es nicht um das Opfer des Raserunfalls in Schönenwerd. Egal ob am Fussballspiel, bei der Arbeit, in der Beiz, an der Party, in der Familie... man kommt fast nicht drum herum dass man in diesen Tagen den Begriff "Schönenwerd" hört. Bis vor kurzem war für mich Schönenwerd die Bally Schuhfabrik wo mein Opa mal gearbeitet hat und dann noch das gruselige Bier - mehr nicht. Okay, ein leckeres Thairestaurant hat es da auch noch. Das wars dann aber auch schon. Und ich wohne unweit dieser Solothurner Gemeinde, aber plötzlich spricht aber die halbe Schweiz von Schönenwerd. Scheint sich da bestens auszukennen, weiss was das Dorf zu bieten - oder eben nicht zu bieten hat - und kennt sogar noch jemand der das Opfer gekannt hat. Entsprechend werden dann Urteile gebildet, Schönenwerd sei ja sowieso eine Gemeinde mit einem sehr hohen Ausländeranteil, da verwundere ein solcher Unfall überhaupt nicht. Der Blick haut dann noch eins drauf und fodert knallhart: 


Bei Facebook vergeht fast kein Tag, an dem nicht eine neue Gruppe gegründet wird. Dabei gibt es alles, es werden knallharte Strafen, ewiger Ausweisentzug, lebenslängliche Haft, Ausschaffung und gar die Todesstrafe gefordert. Innerhalb der Gruppen ist teilweise der blanke Krieg ausgebrochen, Freunde der Raser bekämpfen Kritiker. Schweizer beschimpfen Ausländer. Motorsportfans verteidigen sich gegen Radfahrer. Alt gegen Jung, links gegen rechts. Die Sachlichkeit bleibt dabei auf der Strecke. Es ist genau so bescheuert die Täter in Schutz zu nehmen und, wie es eine naives Ding getan hat, eine Facebook-Gruppe PRO milde Bestrafung zu gründen, wie es genau so dumm ist die Todesstrafe zu fordern. Wir leben beim besten Willen im Jahr 2010 und sollten intelligenter handeln als Menschen an eine Wand stellen zu wollen. Egal was die getan haben. Klar ist es nicht einfach Lösungungen zu finden, aber - wurden sie denn bislang überhaupt gesucht? Die Raser-Initiative kämpft sei langer Zeit um Unterschriften, die Stiftung Roadcross wird von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen und für viele Politiker taugt das Thema Rasen gerade mal dazu, ein paar Floskeln im Wahlkampf rauszuhauen. 

Vielleicht sollte man sich einfach mal die Frage stellen, warum jemand mitten in der Nacht bei Nebel mit weit über 100 KmH durch ein Dorf rast. Kann diese Frage nicht beantwortet werden müsste man sich vielleicht daran machen, nach Gründen zu suchen. Und dort den pädagogischen Hebel ansetzen! Wer danach immer noch nicht spurt, dem sollte die Rechtssprechung den garaus machen. Was bringt ein Führerscheinentzug? Ein Auto fährt auch ohne. Und wie der Blick uns gestern verraten hat, schaut auch der Vater des einen Täters dafür, dass sein Sohn immer wieder neue, schnelle Autos am Start hat. Also, wo liegen die Probleme genau? Die bescheuerte Raserei mit all den Todesopfern ist nur das Ergebnis, das Ergebnis unzufriedener und unterbeschäftigter Jugenlicher ohne Selbstvertrauen und ohne Perspektive. So lange aber niemand die Wurzeln ausreisst, werden wir auch in 10 Jahren noch um Opfer trauern. Aber eben, es ist natürlich einfacher zu fordern, dass man diese bösen Ausländer an die Grenze stellen soll, als ihnen etwas zu bieten, dass sie vom Scheiss machen abhält. Aber nehmen wir mal an, wir schicken diese Jungs wirklich nach Hause, wie 99 % bei einer Tele Züri-Umfrage das fordern. Wie bestrafen wir dann den nächsten Schweizer, der einen unschuldigen Menschen zu Tode rast oder prügelt? Wohin schicken wir den, damit wir uns nicht mehr mit dem Problem befassen müssen? Nach Sibirien? 


Ob mehr Ausländer straffällig werden als Schweizer - ja auch solche Statistiken sind in diesen Tagen gerade aktuell - ist mir persönlich eigentlich ziemlich egal. Die Raser von Schönenwerd kamen nun halt einmal aus der Türkei und anderen Ländern und hiessen Cemal, Nekti und Co. Aber seien wir ehrlich, Todesraser kamen auch schon einmal aus Hintertupfigen und hiessen Hansli Müller oder Bruno Meier. Gerast wird nicht erst seit 2008! Unterm Strich gehört jeder uneinsichtige Verkehrsrowdie bestraft, egal welche Nationalität, welche Bildung, welches Einkommen oder welches Alter. Und zwar - da stimme ich vielen Forderungen zu - hart bestraft. Es kann nicht sein, dass die Verteidigung schon nur auf die Idee kommen kann bedingte, kurze Haftstrafen für die aktuell Angeklagten zu fordern. Ein zweistellige Anzahl Jahre Knast, begleitet von Arbeit und Therapie... immerhin haben diese jungen Herren ein Menschenleben ausgelöscht und zeigten sich mit ihrem wiederholten Rennen alles andere als einsichtig. Und auch von zu Hause her scheint da nicht wirklich viel Support zu kommen. Aber eben, es hat keinen Wert dass ich an dieser Stelle noch weiter philosophiere, ich mache keine Gesetze und habe unterm Strich auch nichts zu sagen diesbezüglich. 

Meine Meinung bleibt lediglich die, anstatt zu streiten oder Todesstrafen zu fordern würde man die Unzufriedenheit im Volk jetzt lieber dazu nutzen konstruktive Gespräche zu führen. Jetzt ist die Schweizer Bevölkerung sensibilisiert! Und die aktuellen Terrordrohungen der Raser-Freunde im Internet gegen den Blick sind genau so bescheuert wie die Forderung mancher Schweizer nach der Wiedereinführung der Todesstrafe oder einer Ausländerpolitik wie sie Sarkozy in Frankreich gerade durchsetzt. Denn, wie es die Toten Hosen einst sangen: "Auch lesbische, schwarze Behinderte können ätzend sein!" Unser Land braucht ein durchsetzbare Gesetze gegen Straftäter, Raser, Vergewaltiger, Pädophile, Mörder, Betrüger... und dabei sollte deren Herkunft einzig bei Kriminaltouristen eine Rolle spielen. Aber nicht bei Menschen die seit Jahren hier wohnen, zur Schule gegangen sind oder arbeiten. Denn sonst wird das Problem der - manchmal vielleicht tatsächlich gescheiterten Integration - nur auf die lange Bank geschoben.

PS: Um etwelchen Kommentaren wie "Und wie würdest du reagieren wenn jemand aus der Familie zu Tode gefahren wird..." vorzubeugen: keine Ahnung! Vermutlich möchte ich am Anfang auch Vergeltung üben. Ich denke, dass Hass in so einer extremen Situation ein normales menschliches Gefühl ist. Aber eben, ich selber war zum Glück noch nie betroffen und ich bewundere die Angehörigen der Opfer diesbezüglich. Umso verwerflicher finde ich es dann, wenn vollkommen Unbeteiligte den Tod der Täter fordern, um ihrem Alltagsfrust Luft zu machen, während die Angehörigen trotz Trauer immer noch Würde und Anstand beweisen.

29. September 2010

I'm afraid of Americans

Das puristische Amerika hat wieder einmal gnadenlos zugeschlagen. Von wegen Land der unbegrenzten Möglichkeiten: Popsängerin Katy Perry hat mit einem Besuch in der Kindersendung "Sesamstraße“ in den USA einen ungeahnten Wirbel ausgelöst. Im Land mit der grössten Produktion von Pornofilmen weltweit, in dem Land wo jeder einfach so ne Knarre kaufen kann, in dem Land welches auch weder das Tragen von Hakenkreuzen noch die NSDAP verbietet. Ja genau, in diesem Land sorgt die an sich harmlose Katy Perry für Proteste im Volk.

Was ist passiert? Die 25-jährige Popsängerin zeichnete einen gemeinsamen Clip mit dem roten "Sesamstraßen“-Bewohner Elmo auf und sang mit ihm eine abgewandelte Version ihres Hits "Hot N Cold“. Für kritische Reaktionen sorgte dabei das Outfit der Sängerin. Perry trug ein gelbes Kleid, das oberhalb des Dekolletés aus durchsichtigem, hautfarbenem Stoff gefertigt war. Zu freizügig für eine Kindersendung befanden die erzkonservativen Kritiker. Ned Flanders lässt grüssen! Man könne förmlich die Brüste der Sängerin sehen, hiess es unter anderem. Ob die Kinder der bibeltreuen Eltern auf ihren Handys vermutlich Killerspiele oder Porno-Clips haben, spielt dabei keine Rolle. Hauptsache immer schön die Doppelmoral und die angeblichen Werte aufrecht erhalten.

Das Duett von Perry und Elmo ist seit Anfang der Woche bei YouTube zu finden und bereits mehr als eine Million Mal abgerufen worden. Eigentlich hätte Perrys Auftritt Ende des Jahres in der "Sesamstraße“ im US-Fernsehen ausgestrahlt werden sollen. Die feigen Produzenten haben sich angesichts der teils empörten Reaktionen von Eltern jetzt aber dagegen entschieden. Es ist vermutlich kein weiter Weg mehr bis zur Wahl von US Präsidentin Sarah Palin. Kein Sex vor der Ehe, die Evolution à la Darwin gabs nie und konservative Schundliteratur wie "Twilight: Biss ins Morgengrauen" von Stephenie Meyer wird Pflichtlektüre an den Schulen. United States and America (Borat), ich war nie da und ich will nie hin oder wie es Fidel Castro gestern gesagt hat: "Das Yankee Reich ist ein barbarisches Imperium!"

Und nun aufgepasst, es folgt das äusserst perverse und Kinder verderbende Video: