23. August 2010

Schwingerkönig, alles ein Beschiss?

Soeben im "20 Minuten" gelesen, gäbe mir schon zu denken wenn es wirklich so wäre. Wobei der neue Schwingerkönig, Wenger Kilian, unterm Strich ja nicht einmal etwas dafür könnte für diese "Schieberei", er ist ein würdiger Sieger:

Die Geschichte um den Schlussgang zwischen Martin Grab und dem neuen König Kilian Wenger ist eine der dramatischsten, die das Schwingen je geschrieben hat. Grab konnte nämlich nicht einmal mit einem Sieg über Kilian Wenger König werden. Er bestritt den Schlussgang nur als Statist, der mit seinem Sieg das Fest verdorben hätte. Eines der besten Eidgenössischen Schwingfeste aller Zeiten endete mit einem Schlussgang, der eigentlich nur noch eine Show war. Wie das?
Wenger räumt in den ersten sieben Gängen alle Gegner ab und steht als Schlussgangteilnehmer fest. Dabei holt er so viel Vorsprung heraus, dass er selbst im Falle einer Niederlage im Schlussgang immer noch am meisten Punkte haben wird und deshalb sagt Obmann Ernst Schläpfer schon vor dem Finale, Kilian Wenger sei Sieger des Eidgenössischen 2010. Aber eben noch nicht König.

Schläpfer und das Einteilungskampfgericht stehen vor einer delikaten Situation. Es ist alles kein Problem, wenn Wenger auch den Schlussgang gewinnt oder wenigstens stellt: Dann ist er König. Denn seine Leistungen sind so überzeugend, dass niemand etwas gegen eine Königskrönung nach einem gestellten Schlussgang haben wird.

Aber wenn Wenger den Schlussgang verliert, ist das Fest verdorben, wird die Monarchie durch die Anarchie ersetzt. Dann ist Wenger zwar, weil er uneinholbar nach Punkten auf Platz eins steht, der Sieger des Eidgenössischen 2010. Aber wer den Schlussgang verliert, wird nicht König. Denn was wäre ein König noch wert, der den Schlussgang verloren hat? Nichts. Und welche Tragik um einen Schwinger der den Schlussgang gewinnt und doch nicht König sein darf, weil ja ein anderer auf Platz eins des Festes steht.

Weil Martin Grab und Titelverteidiger Jörg Abderhalden nach sieben Gängen punktgleich auf Platz 2 stehen, kann das Einteilungskampfgericht den Schlussganggegner für Kilian Wenger auswählen. Und entscheidet sich für Grab und gegen Abderhalden. Mit gutem Grund: Die sechs Einteilungskampfrichter und Obmann Ernst Schläpfer kennen ihre Pappenheimer und gehen davon aus, dass von Grab weniger Gefahr droht. Jörg Abderhalden, zeitweise vom Publikum ausgepfiffen, hat zwar am Sonntagmorgen den ersten Gang gegen Wenger verloren. Aber dann mächtig aufgedreht und zwei Maximalnoten geholt. Ihn jetzt noch einmal im Schlussgang auf Wenger loslassen? Das könnte verheerende Folgen haben. Nicht auszudenken, welche Verwirrung ausbricht, wenn der alte König den Schlussgang gewinnt und doch nicht König bleiben darf. Dann doch lieber Martin Grab.

Die Rechnung geht auf. Nach 13 Minuten wirft Wenger seinen Gegner mit einem Hüfter zum Resultat. Der König kann gekrönt werden. Das vielleicht beste Eidgenössische Schwingfest geht also mit einem Schlussgang zu Ende, der im Grunde nur noch ein Schauspiel ist, bei dem der Sieger schon feststeht und es nur noch darum geht, ob der Sieger König oder nur Erstgekrönter sein darf. Durch den Sieg von Kilian Wenger ist ein glanzvolles Fest gekrönt worden. Martin Grab war kein Spielverderber.

Und damit beginnt eine ganz heisse Diskussion. Wollte Martin Grab gar kein Spielverderber sein? Diese Frage hat er gegenüber der «Neuen Luzerner Zeitung» einerseits klipp und klar und andererseits zweideutig beantwortet: «Ich wollte diesen Gang gewinnen. Aber die Situation war schon speziell, denn ich hatte ja gar keine Chance mehr auf den Sieg.» Und fügte an: «Ich glaube, auch die Organisatoren sind sicher zufrieden, dass es so herausgekommen ist.»

20 Minuten Online fragte einen der Berner Schwinggeneräle, ob man denn nicht nervös gewesen sei. Ein Sieg von Martin Grab hätte ja das Fest verdorben. Seine selbstsichere Antwort irritierte schon ein wenig: «Nein», sagte der einflussreiche Mann, dessen Name uns gerade entfallen ist, gegenüber 20 Minuten Online: «Wir Berner sind ja nicht ahnungslos. Es konnte nichts passieren.» Hat es also vor dem Schlussgang eine Absprache mit Grab gegeben, dass er Wenger gewinnen lässt? «Ich sage nur, es konnte nichts passieren. Grab ist ein fairer Schwinger, der wusste, um was es geht.» Also hat es eine Absprache gegeben? «Wie ich schon sagte: Es konnte nichts passieren.»

22. August 2010

Aarau wie es singt und rockt

Bereits zum fünften Mal geht am kommenden Weekend vom 27. und 28. August in den prächtigen Aarauer Gassen das Festival "Musig i de Altstadt" über die Bühnen der Kantonshauptstadt. Und auch diese Ausgabe kann sich wieder sehen lassen: der TV Moderator und Liedermacher Ueli Schmetzer, die Lokalmatadoren Lockstoff, Chansons von Henri Glovelier, aus Lenzburg die legendären Master Pflaster, Pop von Anshelle, "Musicstar" Katharina Michel oder die frankophonen Rappel sind nur ein paar Namen welche in diesem Jahr das Publikum in ihrer Bann ziehen werden.

Insgesamt treten an den zwei Tagen im August über 30 Bands verteilt auf zahlreiche Bühnen verteilt über die ganze Aarauer Altstadt auf. Im Rahmen der 550 Jahr Feierlichkeiten der Universität Basel kommt es in diesem Jahr zudem zu einem ganz besonderen Leckerbissen, in der Markthalle tritt am Samstag um viertel nach 8 die Berner Kult-Combo "Stiller Has" rund um ihren Leadsänger Endo Anaconda auf. Aber auch sonst bringen die Basler gute Acts nach Aarau, zu sehen und zu hören am Samstag ab dem späten Nachmittag auf der Bühne auf dem Schlossplatz. Ein Geheimtipp dabei sicherlich "The Moondog Show", welche eie Woche zuvor bei der Winterthurer Musikfestwochen auftreten werden. Überhaupt ist das musikalische Spektrum auch bei "Musig i de Altastadt" 2010 schlicht umwerfend, egal ob Schlager, Rock/Pop, Folk, Indie/Punk, Flamenco, Weltmusik, Ländler, Hip Hop oder Chansons... für jeden Musikgeschmack wird den Besucherinnen und Besucher etwas geboten. Dank Unterstützung zahlreicher Sponsoren und Gönner selbstverständlich wiederum gratis!

Es empfiehlt sich also, Aarau am letzten Weekend im August für einmal musikalisch zu entdecken, an jeder Ecke wird musiziert, aus jedem Restaurant und jeder Beiz wird es klingen. Die Konzertlocations sind zentral und darum alle perfekt zu Fuss erreichbar, neben der Musik haben die Wirte während den Konzerten an den zwei Tagen für ihre Gäste spezielle Getränke und Speisen im Angebot. Eine Übersicht über alle Bands, Künstler und teilnehmenden Lokale gibt es auf der Homepage von Musig i de Altstadt.

21. August 2010

Der Song zum Wochenende

Heute Abend kickt der FC Aarau zu Hause gegen Schaffhausen, für mich eine weitere Chance sich an die Challenge League zu gewöhnen. Ob ich es je schaffen werde? Keine Ahnung. A propos Song zum Wochenende, die musikalische Berieselung im Stadion war auch in der obersten Spielklasse nie  wirklich A-Klasse. Da gibts neben DJ Ötzi den üblichen Mainstream, eine Anfrage an die zuständigen Personen - analog zB Marseille oder Werder Bremen - vor dem Spiel und während der Pause einen DJ auftreten zu lassen blieb bis zum heutigen Tag unbeantwortet. Gut, ist ja auch erst anderhalb Jahre her seit wir gefragt haben...

Egal, fertig gemeckert jetzt - der B-Frust kommt wieder hoch. Was dem FC Aarau aber definitiv fehlt ist eine Vereinshymne. Da gabs vor Jahren mal einen Marsch, aber seien wir ehrlich: wer will schon einen militärischen Marsch als Hymne. Ruhig geworden ist es auch um den Titel der Snöff Company, er trifft wohl nicht mehr den Nerv der Zeit. Grosse Clubs haben nicht nur einen eigenen Fan-Song, sondern da entwickeln sich aus der Szene immer wieder neue Lieder; ja sogar in Luzern gibts nen recht coolen Rap zum FCL. Und der FC St. Pauli konnte zum Jubiläum eine ganzen CD-Sampler veröffentlichen. Aktuellstes Beispiel in der Reihe echt cooler Fansongs: Eintracht Frankfurt! Hassan Annouri  feat. Marlon B und Samia: "Hurra hurra, die Frankfurter sind da!" Und da Aarau doch auch ein paar gute Rapper, Musiker und Produzenten am Start hat, ein Aufruf - passend zum Schwingfest: "Manne id Hose!" Wenn ich was helfen kann, einfach melden... nur in Sachen Noten und Musik machen muss ich passen. Text vielleicht? Hier gehts zur entsprechenden Facebook-Gruppe! Und jetzt ab nach Frankfurt...

19. August 2010

Wir basteln uns einen Sommerhit!

So wirklich wollte in diesem Jahr kein Sommerhit einschlagen, es gab vorallem während der WM sicher ein paar gute Songs; welche uns dann in den TV-Sendungen um die Ohren geschlagen wurden. Aber weder "Waka Waka" noch "Waving Flag" konnten mich persönlich überzeugen. Nun schleicht sich seit einigen Wochen ein Lied an, welches durchaus das Potential zu einem Spätsommer-Hit hat: Yolanda Bee Cool & DCUP mit "We No Speak Americano"! In den Dance-Charts bereits präsent und auch sonst in den Hitparaden Europas durchwegs in den vorderen Regionen anzutreffen. Nie gehört? Ach was, hier drücken und dann gibts was auf die Ohren. Nur, dieser Song ist sowas von Asbach uralt. Sprich, ich war irgendwie verblüfft, dass das Partyvolk so plötzlich auf diesen Zug aufspringt - immerhin hätte es schon unzählige Möglichkeiten gegeben, dass man zumindest die Melodie schon mal gehört hätte. 


Im Original ist dieses Liedchen vom Italiener Renato Carosone und stammt aus dem Jahre 1956. Leider hat er den grossen Erfolg seines "Tu vuo’ fa’ l’americano" nicht mehr mitgkekriegt, der Gute ist im Jahre 2001 verstorben. Zuvor war er 80 Jahre lang als Interpret der Canzone napoletana, also des traditionellen neapolitanischen Liedgutes, und Schauspieler bekannt. Ich persönlich finde, dass seine Originalversion des aktuellen Mezzo-Sommerhits wesentlich mehr Charme hat als die Kopie. 


Aber auch Hollywood hat das lustige Liedchen bereits vor Jahren entdeckt. "Der talentierte Mr. Ripley", wer erinnert sich? Genau, da gab es eine Szene im Nachtclub. Matt Damon und Jude Law besteigen die Bühne und singen... genau: "Tu vuo’ fa’ l’americano"!


Und wer nun denkt, das wäre es gewesen mit filmischen Auftritten dieses Songs - der täuscht sich. Die italienische Legende Sophia Loren trat einst in einem Film-Musical mit Namen "Carina" auf und ihre Aufgabe war es, ebenfalls das Lied von Renato Carosone zu interpretieren. Nicht mal schlecht, wie ich finde. 


Wer noch ein bisschen durch Youtube surft, findet unzählige Versionen dieses Volkslieds. Viele davon echt bezaubernd: Gigi d'Alessio hats gesungen, ebenso der Franzose Dany Brillant, es gibt eine Version von Brian Setzer und zahlreiche Videos von "kleinen" Künstlern die den Song im ebenso kleinen Rahmen präsentiert haben. In die Charts geschafft hat es aber - leider - die sehr einfach gemachte Dance-Version, welche das Glück hatte, dass sie dann auch noch für einen Werbespot eingesetzt wurde. Aber man muss den Machern immerhin zugestehen, dass sie mit der Auswahl des Songs eins sehr gutes Näschen bewiesen haben und dafür nun belohnt werden. Zum Schluss noch meine liebste Version, wobei die sich vom Original doch schon ziemlich entfernt. Der Titel "Tu vuo' fa' o' talebano" sagt schon alles über die Parodie, wer ein bisschen italienisch versteht dürfte sich während den folgenden zweieinhalb Minuten köstlich amüsieren! 

18. August 2010

Menschenverachtend...und wie!

Eigentlich wollte ich ja zu diesem Thema heute gar nichts schreiben, schliesslich hagelt es regelmässig Hass-Emails wenn ich etwas zum Thema Israel kommentiere. Aber irgendwie lässt es mir keine Ruhe, erst recht nicht, seit ich verschiedene Stimmen gehört und Texte gelesen habe, welche die Aktion von Eden Abergil verteidigen! Gehts noch? 

Wer heute die Zeitung gelesen hat, der hats sicher mitgekriegt: die israelische Soldatin Eden Abergil hat es in den Medien kurzerhand zu "Weltruhm" gebracht. Ihre menschenverachtenden Fotos auf denen sie sich neben arabische Gefangene setzt und diese verhöhnt gingen wie ein Lauffeuer um die Welt. Veröffentlichte hat sie die Bilder in Facebook unter dem Titel “Die beste Zeit meines Lebens”. Ein Freund von Eden Abergil kommentierte “Das sieht wirklich sexy aus”, worauf Abergil antwortete “Ich frage mich, ob er (der Gefangene) auch in Facebook ist. Ich muss ihn in dem Bild markieren”. Inzwischen tauchen weitere Fotos auf, die wieder einmal die Respektlosigkeit der israelischen Armee gegenüber der arabischen Welt aufzeigt. Kein Wunder sagt dann auch niemand was, wenn die Soldaten dieser Armee mit solchen T-Shirts durch die Gegend spazieren:


Auf den T-Shirts links eine schwangere muslimische Mutter, deren Bauch im Visier eines Scharfschützen ist, mit dem Text “Ein Schuss, zwei Tote”. Rechts ein Kind mit einer Waffe in der Hand im Visier eines Schützen mit dem Text “Je kleiner, desto schwieriger”. Abergil selbst scheint auch nur bedingt einsichtig. Zwar entschuldigte sie sich mittlerweile, sagte aber dem israelischen Militärrundfunk: "Ich verstehe noch immer nicht, was ich falsch gemacht habe". Sie fühle sich als Sündenbock missbraucht. "Ich bin keine Ausnahme - auch Kommandeure lassen sich so fotografieren", sagte Abergil. Ich glaube, dazu erübrigt sich jeder weitere Kommentar.