Ok, eigentlich waren es ja gar keine Russen sondern Ukrainer. Aber irgendwie passt das nun folgende Klischee halt besser zum Russen, als zum Ukrainer. Nämlich, dass die Dollar-Millionäre gerne mal mit ihrer Kohle um sich schmeissen und damit angeben. Nun, solche Geschichten hab ich bislang eigentlich nur aus dem Fernsehen gekannt, "RTL exklusiv" oder sowas. Und in den Skiferien traf man vielleicht mal auf ein paar Osteuropäer die in lustiger Runde ein paar Flaschen Wodka verdrückt haben. Aber so das wirklich ausschweifende Millionärsleben hab ich bislang eigentlich noch nie live miterlebt, bis zum letzten Freitag.
Da war ich also in Lausanne, in einem herrlichen Hotel. Zu einem fairen Preis und mit viel Glück kamen wir in der Junior-Suite im Turmzimmer unter, zur Feier des neuen Jahres. Natürlich tummeln sich dann in so einem Hotel auch entsprechende Gäste, so wie eben auch die aus der Ukraine. Zu zwölft waren sie anwesend, inklusive Nanny für die Kinder. Am späteren Abend - wir waren zuvor libanesisch essen - trafen wir einen Teil der Truppe noch einmal in der Hotelbar. Man kam ins Gespräch, tauschte sich aus und alle waren der Meinung, man könnte ja noch auf die Piste gehen. Gesagt getan und dann kam der Satz des Abends "Ihr seid unsere Gäste!". Ok, ich hab mir dabei eigentlich nichts gedacht.
So hab ich dann auch noch artig das Taxi in den ersten Club, das Mad bezahlt. Da standen unzählige Menschen in der Kälte Schlange und warteten auf Einlass. Der gute Mann aus der Ukraine - die Gruppe war inzwischen auf ihn und zwei seiner Begleiterinnen geschrumpft - ging zielstrebig auf den Member-Eingang zu und murmelte was von "Anthony, a good Friend". Dabei wanderte ein 100 Dollarschein in die Tasche des Türstehers. Dieser begleitete kurzerhand unsere Gruppe durch einen Hintereingang an einen Tisch im VIP-Bereich. Da wurden dann von Dimitri gleich mal 4 Flaschen Schampus, Shots und Drinks bestellt. Nein, ich kam mir beinahe nicht blöd vor, aber irgendwie war ich gespannt, wie es weitergeht mit dieser Gruppe.
Man hat dann also ein bisschen getanzt, gequatscht und getrunken. Hie und da gabs zum Verdauen einen kurzen Wodka. Die beiden Ladies tanzten inzwischen auf den Stühlen und Tischen. Ganz zur Freude der anderen Gäste, weil im Club hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass die blonde Frau von Dimitri - die glaub Ala hiess - keinen Slip unter ihrem ultrakurzen Rock trage. Ich persönlich habe es nicht kontrolliert und es war mir in dem Moment eigentlich auch egal. Vielmehr war ich daran herauszufinden, wie der jungen Mann zu dieser Kohle kam. Er wollte damit nicht rausrücken und sagte nur, er mache halt Business. Als Beweis wie dieses Geschäft läuft, zog er einen Stapel mit 100 Dollar Noten aus der Tasche. Ich hab ehrlich gesagt ausser in Mafia-Filmen noch nie so viel Geld gesehen, zumindest nicht lose in einer Jackentasche. Das waren gute zehntausend Dollar. Und die hat er dann im Laufe des Abends auch locker investiert.
Da wurden weitere Flaschen bestellt, Servicepersonal belohnt, Gläser durch die Gegend geschmissen und anschliessend die nervöse Security beruhigt, im neuen Club Türsteher bestochen, wiederum Drinks bestellt, Taxis übermässig bezahlt und so weiter. Kurz, Geld regierte die Welt. Ich selber war ab einem gewissen Zeitpunkt angeekelt von diesem Verhalten. Der Mann schien sich alles zu erlauben und die Kohle gab ihm Sicherheit. Wer nicht spuren wollte, der kriegte eine Beleidigung ab. Aus einem Türsteher wurde schnell mal ein "Motherfucker" und ich war damit beschäftigt, die Situation zu beruhigen. Schon im ersten Club kam ich mit einem Barkeeper ins Gespräch, er offerierte mir freundlich einen Drink und erzählte mir dabei, dass "les Russes" beinahe jedes Weekend von Genf aus nach Lausanne kommen und sich hier benehmen wie die Wilden. Die Frage für jeden Club sei nun, ob man diese Klientel aussen vor lasse und dabei aber auf sehr viel Geld verzichte. Pro Club lässt so eine Dreiergruppe scheinbar regelmässig gegen 2000 Franken liegen. Und am Abend werden mehrere Clubs unsicher gemacht.
Nun, wir haben uns dann im Laufe der Nacht plötzlich mal aus dem Staub gemacht und die Gruppe alleine weiterziehen lassen. Das Niveau sank von Drink zu Drink und uns war es nur noch peinlich und entsprechend wollten wir uns auch nicht mehr für das Verhalten dieser Truppe entschuldigen, weil Französisch konnte ja eh keiner von denen. Trotzdem war der Abend sehr aufschlussreich, vorallem das Verhalten derer, die von der Kohle profitieren konnten. Da gab es solche, die wurden zum Lakai und garnierten kräftig. Andere hatten ihren Stolz und lehnten die Kohle freundlich aber bestimmt ab. Aber unter uns gesagt, war das gerade mal in einem Club - dem D! - der Fall, andere anderen Angestellten sind dem Ruf des Geldes verfallen und haben beide Augen zugedrückt. Ganz nach dem Motto "Geld regiert die Welt".