26. September 2008

بالهناء والشفاء

"Guten Appetit" steht da oben im Titel, in arabischen Schriftzeichen. Kein Zufall gestern war in bei uns in Marseille so eine Art freiwilliger Multikultitag angesagt. Erst ein Besuch in einem der arabischen Quartiere der Stadt, dann lecker Gewürze einkaufen auf dem grossen Markt und am Abend gabs dann noch ein feines - vieeeeel zu grosses - Couscous beim Tunesier. Abgeschlossen mit einem grossartigen Gunpowder-Tee (Minze) und natürlich den unglaublich süssen Balklava zum Dessert.

Übrigens hab ich gestern rausgefunden, dass ich Anfang der Woche im Armenhaus der Stadt unbewusst so eine Art ganz persönliches "Foto des Jahres" geschossen habe. Ich hab ein Foto einer ziemlich demolierten und baufälligen Strasse gemacht und wurde da ja von einem Banlieu-Chick ziemlich heftig angemacht von wegen ich spiele mit meinem Leben, wenn ich mich hier in IHRE Strasse wage. Nun, ihre Strasse ist natürlich nicht so ganz ihr und vorallem nicht nur auf meinem Foto verewigt, sondern auch auf dem CD-Cover des Rappers El Matador, der genau da aufgewachsen ist. Und der Zufall will es, dass ich mein Bild aus dem genau gleichen Blickwinkel aufgenommen hab, wie seine CD-Hülle. Keine Frage, dass ich mir diese CD ("Parti de Rien") gestern natürlich gleich gekauft habe.

Das Wetter hat sich rechtzeitig zum Marsatac-Festival (u.a. mit Manu Dibango , HocusPocus und De La Soul) wieder beruhigt, so war es gestern für die Jahreszeit recht warm und schön sonnig. Und bis zum Sonntag soll sich daran auch nichts mehr ändern. Wir spielen darum ganz inoffiziell mit dem Gedanken, die Ferien spontan um ein, zwei Tage (Monate?) zu verlängern. Unter uns gesagt würde ich eigentlich am liebsten gleich ganz hier bleiben. In den bald 10 Tagen haben wir total viele liebe Menschen getroffen, gute Gespräche geführt, Spass gehabt und uns halt irgendwie schon fast ins Daily Life eingefügt. So gabs heute spontan ein eigentlich unverkäufliches Glas und dazu 6 Flaschen Bier als Geschenk, produziert von der letzten alternativen Brauerei der Stadt. Und am Abend sind wir bei nem Wirt gelandet, der seit über 30 Jahren seine "Mini-Discotheque" führt. Brutal klein, aber äussest fein. Alles Orte und Begegnungen halt, die "Otto Normaltouri" wohl eher selten erleben wird.

So, fertig geschwärmt und ab in die Sonne und ans Meer. Und um den Anfang zum Schluss zu machen: heute Abend gibts ne original Bouillabaisse zum Znacht.

Si tu veux faire ta vie à Marseille
Viens faire un tour l’ami c’est mortel
Y a la mer, le soleil, l’OM et les collègues
Le beau temps règlera tes problèmes











25. September 2008

Ca c'est trés branché, Cousin

Grossstadtleben macht müde. Irgendwie schlafen diese Cities nie so wirklich und wenn man hier ist, passt man sich diesem Lebensstil dann halt an. So gesehen kamen die beiden letzten Tage hier gar nicht mal so ungelegen, es war nämlich für einmal zwischendurch etwas bedeckt und man konnte ohne schlechtes Gewissen etwas länger liegen bleiben im Hotel. Ok, die Putzfrau hatte nicht so wirklich Freude an uns, aber ehrlich gesagt putz ich ja zu Hause auch nicht jeden Tag meine Wohnung und vom Bett machen reden wir jetzt gar nicht erst. Also so gesehen konnte sie beruhigt etwas früher Feierabend machen und unser Zimmer auslassen.

Die etwas kühleren Temperaturen - und wir reden hier immer noch von 22 Grad -, sowie die Wolken verführen natürlich zum Shopping. In einer Millionenstadt wie Marseille könnte man eh sein Konto komplett über den Haufen werfen. Mango, Disney, Virgin, Fnac, Lafayette, Maison de Pastis, G-Star, Aubade, Chevignon, Le Coque Sportiv.... so ziemlich jede Marke hat hier unten ihren eigenen Laden. Aber nicht alles ist hier in La France in Mode oder wie der Franzose sagt, branché. Darum fass ich heut mal kurz zusammen, was hier unten bei den Männern und Frauen der Grossstadt derzeit angesagt ist.

Bei den Jungs sind es - immer noch - die schwarzen Umhängetäschchen. Das war vor Jahren schon mal so, dann war es mal weg und jetzt hat es jeder. Aber wirklich jeder. Wer dabei sein will trägt also eine kleine Handtasche mit sich rum. Zum Glück hab ich auch einen Sac - meiner ist zwischen stolze 14 Jahre alt - mit dabei und kann mich so total unerkannt dem Trend anschliessen (Vorsicht Ironie). Nein, im Ernst. Das ganze hat weniger mit Mode, als vielmehr mit einem praktischen Aspekt zu tun. Hier wird doch häufiger mal ne Brieftasche oder ein Handy geklaut, also trägt man all diese Sachen in dieser Tasche mit sich rum. Die Hersteller dieser Dinger haben das inzwischen natürlich auch gemerkt und darum trägt le Marseillais Täschchen von Diesel, Calvin Klein, Lacoste und Hugo Boss.

Dazu passend - wir sind noch bei den Männern - sind die Trainerhosen. Auch hier sind alle teuren Marken bestens vertreten und es kommt auch mal vor, dass eine Trainerhose zu einem Veston getragen wird. Dazu oben rum ein Schal, gebunden à la Jogi Löw und so darf man sich hier auch im teuren Restaurant zeigen. Ok, in Massilia geht man auch im Fussballshirt in die Kirche und der Pfarrer segnet es einem sogar noch. Marseille tickt halt etwas anders. Kein Wunder hab ich auch dieses Mal wieder sämtliche OM-Shops der Stadt aufgesucht, geplündert und meine Tasche mit Devotionalien gefüllt.

So und nun zu den Damen der Schöpfung. Ich gebs zu, man schaut hier gerne hin diesen Herbst. Stiefel, dunkle Strumpfhosen und Röcke - meist in schwarz - bestimmen das Strassenbild. Wir waren heute in nem Schuhladen, da musste man also direkt lange suchen um ein paar "ganz normale" Schuhe zu finden. Stiefel mit und ohne Absätze, in allen Farben und in allen Materialen. Und das wird nicht nur ver-, sondern auch gekauft. Madame Marseillaise geht mit diesen Dingern (wie läuft man mit sowas?) arbeiten, zum Essen, zum Kaffee, besucht die Schwiegermutter und sitzt damit auf der Tribüne des Stade Vélodrôme. Und nun stellt man sich daneben einfach mal den Mann vor, in den bequemen Sneakers, dem Umhängetäschchen und den Trainerhosen. Hübsch, oder?

Und sonst? Völlig in der Mode sind Möpse, also die mit den vier Beine. Auch Furzhunde genannt. Oft werden sie getragen und entsprechend an so ziemlich jede Veranstaltung mitgeschleppt. Total out ist hier das iPhone. Viel zu teuer und das Netz ist nicht wirklich gut in Sachen 3G. Dafür bietet Orange einen speziellen Fussballkanal übers Telefon an. Da kann man - beinahe kostenlos - das Spiel seiner Lieblingsmannschaft live mitverfolgen. Aber in der Regel macht man das eh in einer Kneipe, denn das Public Viewing hat hier unten überlebt und in beinahe jeder Beiz stehen mehrere Flatscreens auf denen dann auch immer irgendwie ein Spiel läuft. Am Weekend die Meisterschaft, seit Dienstag jeden Abend Pokal.

Von wegen Kneipe, liebe Schweizer Wirte. Nehmt euch doch einfach mal ein Beispiel an der südfranzösischen Gastfreundschaft. Hier unten sitzt du - zum ersten Mal im Leben - in einem Resto und isst oder trinkst etwas. Plötzlich erscheint der Wirt und bringt dir nen Schnaps vorbei. Dazu die Frage, was du hier machst und ob es dir in Marseille gefällt. Dann noch ein paar Tipps, wohin man unbedingt noch gehen muss und vielleicht noch einen zweiten Drink for free. Unaufgefordert, ehrlich und von ganzem Herzen. Gleiches gilt auch für Verkäuferinnen, Clochard oder Polizisten und, und, und... Man erfreut sich über den Besuch und zeigt das auch. Ein paar Huitres mehr auf der Platte, beim Spanier eine zusätzliche Vorspeise oder eine Einladung zu einem spontanen Aperitif gehören inzwischen fast zur Tagesordnung. Und ach ja, das Auto ist immer noch ganz. Trotz CH-Nummernschild.

Marseille, je t'aime!!

24. September 2008

Le Tube exeptionelle

Der Song läuft hier unten im französischen Radio und TV rauf und runter: Wax Tailor feat. the Voice mit der aktuellen Single "The Games you play". Ich finde der Song hat was und bring ihn darum mit zur "Hits'n'Shits meets Facebook"-Party am 4. Oktober im Foyer vom KiFF Aarau. Ach ja, das Wetter hier unten ist immer noch impeccable...

23. September 2008

Impressions de Marseille IV

Heute macht die Sonne für einmal ne kurze Pause, ideal um etwas auszuruhen, vorallem nach dem gestrigen, sehr ereignisreichen Tag. Es standen unter anderem ein Besuch im Panier - dem ältesten Quartier der Stadt - auf dem Programm, da gabs in der Vielle Charité eine grosse Van Gogh-Ausstellung, später dann eine Pastis-Degustation und schliesslich viel alternatives Kunsthandwerk. Danach weiter ins Belsunce, eine der Gegenden von Marseille mit dem grössten Ausländeranteil. Da fühlt man sich schwupps wie in Nordafrika. Allerdings hab ich gestern festgestellt, dass in Region nicht alle nur Freude haben, wenn man in ihren Lebensraum eindringt. Von ner Girls-Gang wurd ich angepöbelt und gefragt, ob ich lebensmüde sei mich hier aufzuhalten...

Da ich aber früher selber nur unweit von diesem Quartier gewohnt habe, konnte die Situation schnell geregelt werden, was irgendwie noch beruhigend war. Wurde hier doch erst gestern ein Wirt auf offener Strasse von zwei unbekannten Jugendlichen erschossen. Der Spaziergang führte uns weiter an die Rue Flégier, eben meinen alten Wohnort. Von da aus dann zum lecker Meeresfrüchte essen und schliesslich - der definitive Untergang - in eine mir bestens bekannte Bar, wo wir mit (entsprechend meiner aktuellen Tagesverfassung vermutlich unzähligen) Vodkas empfangen wurden. Die Feier mit Einheimischen und Menschen aus Neuseeland, Australien, Kuba und Ch'tis war total lustig und hat - glaub ich zumindest - bis in die frühen Morgenstunden gedauert. Was ein paar der folgenden Fotos auch belegen :-)














Unbeschreiblich weiblich....

Ich grüsse immer noch aus der Wärme des Südens und geniesse die Sonne. Damit alle die, die vielleicht im Nebel sitzen und in der Kälte frieren auch etwas zum Lachen haben gibts heute nen lustigen TV-Werbespot. Gemacht von einer Unterwäschefirma ganz nach dem Motto... ach das findet ihr dann auch selber raus. Ach ja, unbedingt mit Ton anschauen!



Sind wir Männer wirklich soooooo schlimm??? Sagt es doch mal ehrlich, mes Dames...