Es gibt ja Filme, von denen sagt man, es seien "Frauenfilme". Ich persönlich mache mir aus solchem Schubladendenken nicht besonders viel, klar gibt es Filme, von denen ich schon am Anfang weiss, dass sie mir wohl nicht gefallen werden. Rein von der Handlung oder von der
Besetzung her. Dann gibts aber andere Streifen, denen eilt zwar der Ruf einer romantischen Schnulze voraus und trotzdem will ich sie sehen. "KeinOhrHasen" war einer dieser Filme. In zahlreichen - meist von Frauen geschriebenen - Blogs waren Lobeshymnen über das Werk zu lesen. Mein männlicher Kollegenkreis hat sich entsprechend von dem Film distanziert und Sachen wie "National Treasure" in den Fokus gerückt.
So kam es dass ich am Samstagabend im Schlepptau von zwei
(sympathischen!) Frauen den Weg ins Kino fand und auch im Saal selber wurde das Klischee erst einmal bestätigt, mit Ausnahme von ein paar verliebten Pärchen waren wirklich fast nur Frauen anwesend. Ein einzelner Mann mit zwei Bier bewaffnet stand für die Ausnahme , aber der fiel auch auf, weil der nie gelacht hat während dem Film. Dabei gibt es in dem Film vorallem im ersten Teil sehr viel zu lachen. Wie die Lacher während der Pause zustande kamen, wäre eine andere Geschichte... Klischees über Männer und Frauen und das Zusammenleben dieser beiden Individuen werden treffend bedient. Dazu nimmt sich die deutsche Promiwelt mächtig selber aufs Korn.
Ich bin ansonsten kein Fan von Till Schweiger, aber in diesem Film macht er seine Sache gut. Zum Verlieben spielt Nora Tschirner die weibliche Hauptrolle der Anna und auch alle Nebenrollen (Matthias Schweighöfer, Jürgen Vogel, Armin Rhode, Sonsee Neu, Rick Kavanian, Christian Tramitz) sind brilliant besetzt. Aber wenn wir schon beim Verlieben sind, ich hab mich
in den fast 2 Stunden verknallt. So wie vermutlich jeder im Kinosaal, egal ob Mann oder Frau. Aber die fünfjährige Emma Tiger Schweiger (was für ein Name) spielt an der Seite ihres Vaters die Rolle der Cheyenne-Blue (Gruss an Familie Ochsenknecht!) so süss, dass man sie am Ende des Films am liebsten gleich mit nach Hause nehmen möchte. Wenn die hübsche Kleine (In der Mitte des linken Fotos mit Röckchen) tiefsinnige Gespräche über Schuhbändel und den Männerverschleiss ihrer Mama nuschelt, dann schmelzt auch das männliche Publikum im Kinosessel dahin. Im übrigen spielen alle 4 Kinder von Till Schweiger in dem Film mit, wobei Lili Camille sich irgendwie keinen Text merken konnte und nur durch den Satz "Ey Ludo meine Mütze" auffällt. Und wenn wir schon gerade bei den Darstellerinnen sind, von Alwara Höfels (Foto unten, spielt die Kindergärtnerin und beste Freundin von Anna) dürfte man in Zukunft auch noch so einiges hören. Die junge Frau spielt top!
Der zweite Teil des Films bietet dann die Lovestory. Dass sie sich am Schluss kriegen ist
natürlich klar, allerdings kommen immer wieder Zweifel auf, ob der denn Ludo wirklich kapiert, was die süsse Anna von ihm will. Fast wie im richtigen Leben... Getragen wird die Handlung zudem von einem genialen
Soundtrack (u.a. The Killer, Bloc Party), dem zugute kommt, dass die aktuelle Nummer 1 der Charts "Apologize" von Timbaland feat. OneRepublic in den besonders romantischen Szenen immer wieder eingesetzt werden kann.
Alles in allem ist "KeinOhrHasen" ein unterhaltsamer, herziger Film der schon jetzt zu den Highlights des noch jungen Kinojahres zählen dürfte. Den Stempel vom "Frauenfilm" möchte ich an dieser Stelle gleich mal wegputzen, der Film bietet so viel Humor, tolle Darsteller (Nora Tschirner nackt!), gesellschaftliche Seitenhiebe und geniale Musik als dass er auch in der Männerwelt funktioniert. Ausser man steht tatsächlich nur auf Macho-Baller-Autoverfolgungsjagd-BigTits-Filme... Aber immerhin darf "KeinOhrHase" von sich behaupten die wohl ausführlichste
Cunnilingus-Anleitung der Filmgeschichte zu bieten, was ja auch nicht ohne ist, oder? In diesem Zusammenhang vielleicht etwas schräg die Altersfreigabe ab 6 Jahren, aber wie ich erst gestern gelesen habe, soll die nun - auch wegen den Bettszenen - nochmal überprüft werden. Naja...