27. September 2007

Free Burma Right Now!

Die meisten von uns müssen wenn es um Burma geht vermutlich erst einmal einen Atlas zur Hand nehmen. Kein Wunder, denn der Staat in Südostasien ist nicht unbedingt die Ferienregion Nummer 1 und auch wirtschaftlich hat das Land (ausser Bodenschätzen) nicht viel zu bieten. Trotzdem ist es gerade jetzt wichtig, dass der Westen seine Augen auf Burma richtet.

Was derzeit in diesem Land abgeht ist schlicht eine Schweinerei. Das Militärregime welches in Burma seit 45 Jahren an der Macht ist, will zum wiederholten Mal seine Stärke demonstrieren. So werden in diesen Tage die friedlichen, stillen Prosteste von buddhistischen Mönchen und Nonnen blutig niedergeschlagen. Seit gestern gilt im Land sogar ein Versammlungsverbot und die Welt schaut zu. Beim letzten Volksaufstand 1988 hat die Armee nach Schätzungen über 3000 Menschen erschossen.

Verlässliche Informationen über Opfer gibt es so gut wie gar nicht, da die Militärjunta ausländischen Journalisten die Einreise verweigert. Eine der wenigen Möglichkeiten an Informationen zu kommen sind unabhängige Blogs. Jedoch wird es auch für die Blogger von Tag zu Tag schwieriger News nach aussen zu senden. Ihnen wird mit 15 Jahren Haft, Folter und sogar mit dem Tod gedroht für den Fall, dass sie Informationen zur Revolte ins Netz stellen. Ebenso wurden Handys von Oppositionellen beschlagnahmt.

Mich machen solche Entwicklungen wütend, darum bin ich der Meinung, dass man als freier europäischer Wohlstandsblogger nicht einfach nur zuschauen kann. Lupe, Startupblogger und Robert Basic haben sich in ihren Blogs bereits ähnlich geäussert und darum möchte ich mich der (bislang noch kleinen) Bewegung anschliessen. Es gilt in unseren Blogs darauf aufmerksam zu machen, dass in Burma derzeit Menschenrechte verletzt werden!

Die folgenden, teils englischsprachigen, Blogs aus Burma berichten so gut wie möglich vom Geschehen: besucht sie, verlinkt sie, kommentiert sie. So dass Big Brother in Form der Militärregierung merkt, dass die Blogger unter Beobachtung des Westens stehen:


Ich weiss, dass dieses Engangement wohl nur ein Tropfen auf den heissen Stein ist. Wer den Film "Beyond Rangoon" gesehen oder die Lebensgeschichte der Freiheitskämpferin und Friedensnobelpreisträgerin Daw Aung San Suu Kyi mitverfolgt hat, der weiss, dass in Burma seit der Machtübernahme durch die Militärs so einiges nicht stimmt.

Der burmesische Blogger Ko Htike schreibt:

"Militärfahrzeuge sind zu den Demonstranten vorgedrungen, die Soldaten haben wahllos auf die Menschen geschossen. Ich bin bereit, den Protest der Mönche zu unterstützen. Dieser Protest ist die Chance, unser Land zu verändern."

Unterstützen wir ihn mit unseren bescheidenen Mitteln dabei!

MAG-isch!

Nachdem die Stadt Aarau letzten Freitag ihren Bachfischet gefeiert hat, steht ab heute bis und mit Sonntag bereits wieder ein Anlass in der Agenda der Aargauer Kantonshauptstadt. Es ist MAG. Der Ausdruck MAG steht für die Abkürzung "Markt Aarauer Gewerbetreibender", entsprechend hiesse es eigentlich korrekt "der MAG". Im Volksmund hat sich aber über all die Jahre der Ausdruck "d'MAG" (für die MAG) durchgesetzt.

Nun, was wird den Besucherinnen und Besuchern in den kommenden Tagen in Aarau eigentlich geboten? Nüchtern gesehen ist es lediglich eine Art Herbstmesse. Es gibt zahlreiche Verkaufsstände, welche im grossen und ganzen die gleichen Artikel anbieten, welche es nicht auch an all den anderen Herbstmärkten in der Schweiz gäbe. Aber trotzdem steht der MAG für die Aarauerinnen und Aarauer seit 1937 für vier ganz besonders schöne Tage im Jahr!

Da wäre zum einen das Beizendörfli. Auf dem Färberplatz und beim Fischlibrunnen gibt es Speis und Trank. Traditionellerweise trifft man sich dort heute Donnerstag und morgen Freitag über den Mittag mit Freunden und Familie zum gemeinsamen Essen. Die Mittagspause gestaltet sich häufig zu einem Sehen und Gesehen werden. Es soll auch schon vorgekommen sein, dass die Pause bis zum Abend ausgedehnt wurde... dass die Nacht während den Markttagen häufig zum Tag gemacht wird, versteht sich von selber. Wenn Herr und Frau Aarauer mal feiern, dann richtig.

Für mich beginnt mit der MAG jeweils der Herbst. Als Kind hab ich mich jeweils auf den Kochstand der Städtischen Werke gefreut, da durfte ich selber Würste und Omletts braten. Später dann hab ich von meinen Eltern während der MAG-Zeit mein erstes KISS-Poster geschenkt gekriegt und bei der jährlich wechselnden Gastregion (ein Schweizer Ferienort stellt sich dabei dem Publikum vor, in diesem Jahr das Toggenburg) schon mal nen Wettbewerb gewonnen. Als Teenie stand schliesslich der Rummelplatz im Mittelpunkt.

Inzwischen heisst MAG die ersten heissen Marronis der Saison essen, ein wärmendes "Kafi Harmonie" geniessen, die frisch gerösteten Erdnüsse naschen, ein paar Franken in die Tombola investieren, das Antiquariat nach alten Büchern durchstöbern und nicht zuletzt - ähnlich dem Maienzug oder dem Bachfischet - ein paar alte Freunde treffen, welche nicht selten extra für die Aarauer Markttage zurück in ihre Heimatstadt kommen. MAG-isch!

26. September 2007

Ankündigung: PolitikerInnen-Umfrage

Ab Freitag gibt es hier im Blog in loser Folge eine Serie von Umfragen unter Kandidatinnen und Kandidaten der Nationalratswahlen vom 21. Oktober. Ich habe an verschiedene PolitikerInnen per Email Fragebögen verschickt mit der Bitte, mir doch 10 Fragen zu beantworten welche mich persönlich beschäftigen.

Die Teilnahme ist natürlich freiwillig, umso mehr freut es mich, dass ich bereits nach 24 Stunden die erste drei Fragebögen retour erhalten habe. Die Auswahl der Kandidaten war auf meinen Wahkreis (Aarau/Aargau) beschränkt. Was die Parteien angeht, habe ich versucht ein breites Spektrum abzudecken. Und nun bin ich gespannt, wieviele Antworten ich noch erhalte.

Die Umfrageergebnisse werden hier also demnächst veröffentlicht. Vielleicht bieten diese ja eine kleine Wahlhilfe für Unentschlossene, falls nicht sollen die Antworten und Mini-Portraits der Kandidatinnen und Kandidaten aber zumindest ein Antrieb sein, zur Wahl zu gehen!

Das Hakenkreuz als billiger Modegag?

Wie weit darf Mode gehen? In der Kunst ist so einiges erlaubt und das ist auch richtig so. In diesen Tagen stellt sich nun die Frage, was sich eben die Mode erlauben darf. Grund dafür bietet das spanische Modehaus "Zara", das weltweit vertreten ist und über 3000 Geschäfte unterhält. Das Modelabel muss nämlich eine Handtasche vom Markt nehmen, auf der neben bunten Blümchen ein grünes Hakenkreuz zu sehen ist (siehe Foto links).

Eine Kundin aus England war not amused, als sie nach ihrem Kauf das Symbol entdeckte, welches seit dem zweiten Weltkrieg in der westlichen Welt dem Nationalsozialismus zugeordnet wird. Die Frau hat darauf hin ihre Tasche wieder in den Laden in Spanien zurückgebracht und entsprechend den Stein ins Rollen gebracht. Das Modehaus Zara hat inzwischen mit einer ersten Stellungsnahme reagiert, es sei niemandem aufgefallen, dass sich das Hakenkreuz auf der Tasche befand. Man entschuldige sich jedoch und nehme die Tasche umgehend wieder aus dem Sortiment.

Der Hintergrund der ganzen Geschichte dürfte jedoch etwas subtiler gewesen sein. Die Tasche wurde nämlich in Indien produziert und im fernen Indien - und nicht nur da - hat das Hakenkreuz eine völlig andere Bedeutung als bei uns. In Sanskrit bedeutet das Zeichen Swastika, was auf Deutsch übersetzt etwa soviel wie "Glücksbringer" bedeutet. In Asien sieht man das Zeichen entsprechend immer mal wieder auf Tempeln, in der Werbung, an Wände gemalt oder sogar auf Buddhastatuen. So gesehen ist es klar, dass der Fauxpas bei der Produktion in Indien niemandem aufgefallen ist.

Die Frage die ich mir jetzt stelle ist, ob man nicht versuchen sollte das über 14'000 Jahre alte Symbol zu entmystifizieren... welch ein Wort. Bei der Figur Adolf Hitler hat das in den letzten Jahren ja nicht mal schlecht geklappt. Filme wie "Mein Führer" von Helge Schneider oder Comics wie "Der Bonker/Adolf" von Walter Moers haben ihren Teil dazu beigetragen, dass man Hilter richtigerweise nicht mehr so ernst nimmt und entsprechend auch über ihn lacht. Nun haben die Herrscher des Dritten Reichs das Swastika-Symbol ja gerade mal 12 Jahre lang "in Besitz" genommen. Zuvor war es zum Beispiel bei den Finnen oder den Letten als Glücksbringer auf den Fliegern angebracht, es ist in Kirchenfenstern zu sehen, ja sogar Coca-Cola benutzte das spätere Hakenkreuz 1925 für eine Werbekampagne. Haben 12 Jahre gereicht um ein uraltes Symbol so negativ zu besetzen?

In Asien soll übrigens der Mehrheit der Bevölkerung - mangels Schulbildung - die westliche Bedeutung des Symbols nicht einmal bekannt sein. Sollte es darum also nicht möglich sein, das Kreuz auch in unseren Breitengraden wieder der wahren Bedeutung zu zuführen? Ich weiss, ein heikles Thema. Inbesondere wenn man bedenkt, dass das oben erwähnte Modelabel Zara in den letzten 2 Jahren zweimal ein Produkt zurückziehen musste. Einmal weil auf einem Etikett eine Moschee abgebildet war und ein anders Mal weil ein Kleidungsstück nach Israel ausgeliefert wurde, welches aus einem (nicht koscheren) Gemisch aus Baumwolle und Leinen bestand. In beiden Fällen reagierten verärgerte orthodoxe Juden und das Modehaus musste sich öffentlich entschuldigen.

Der Weg zur Normalität scheint ein langer zu sein... das Stichwort dürfte wohl Toleranz heissen. Da diese in Zeiten von Glaubenskriegen, Karrikaturenstreit, Zensuren und Engstirnigkeit gerade etwas zu kurz kommt, dürfte unser verständlicherweise etwas gestörtes Verhältnis zu Symbolen und Werten - nicht nur im Bezug auf das Hakenkreuz versteht sich - noch eine ganze Weile anhalten.

Rechtlicher Hinweis zu den Abbildungen: §86/III (§86a) StGB: »...gilt nicht, wenn das Propagandamittel oder die Handlung der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dient.«

Fotos: cadenaser.com/flickr

25. September 2007

Aarauer Amigo verstorben!

Diese Geschichte zum Thema Gewalt war vor einigen Wochen hier im Blog zu lesen. Die sda hat nun die folgende Meldung veröffentlicht:

"Der 19-jährige Schweizer, der am 22. Juli in Aarau Opfer einer Schlägerei wurde, ist tot. Er verstarb in der Nacht auf Dienstag im Kantonsspital Aarau. Wie die Kantonspolizei Aargau mitteilte, hat das Bezirksamt Aarau eine Obduktion angeordnet.

Die drei mutmasslichen Täter waren Ende August nach umfangreichen Ermittlungen festgenommen worden. Sie befanden sich mehrere Tage in Untersuchungshaft und haben die Tat gestanden, wie es in der Mitteilung der Polizei heisst.

Bei den Tätern handelt es sich um einen 20-jährigen Schweizer und zwei Italiener im Alter von 19 und 20 Jahren. Zwei wohnen im Kanton Solothurn, einer im Kanton Bern.

Nach bisherigen Erkenntnissen hatten sie sich zusammen mit dem späteren Opfer in der Disco aufgehalten. Bereits dort war es zu gegenseitigen Provokationen gekommen. Später entbrannte vor dem Lokal eine Schlägerei.

Dabei versetzten die drei Männer dem 19-Jährigen Faustschläge und Fusstritte. Das Opfer fiel zu Boden und blieb regungslos liegen. Im Kantonsspital fiel das Opfer ins Koma. Ob dieser Zustand allein auf die Wucht der Schläge zurückzuführen war oder ob noch andere medizinischen Hintergründe eine Rolle spielten, ist unklar."


R.I.P. Nicky!