26. September 2007

Ankündigung: PolitikerInnen-Umfrage

Ab Freitag gibt es hier im Blog in loser Folge eine Serie von Umfragen unter Kandidatinnen und Kandidaten der Nationalratswahlen vom 21. Oktober. Ich habe an verschiedene PolitikerInnen per Email Fragebögen verschickt mit der Bitte, mir doch 10 Fragen zu beantworten welche mich persönlich beschäftigen.

Die Teilnahme ist natürlich freiwillig, umso mehr freut es mich, dass ich bereits nach 24 Stunden die erste drei Fragebögen retour erhalten habe. Die Auswahl der Kandidaten war auf meinen Wahkreis (Aarau/Aargau) beschränkt. Was die Parteien angeht, habe ich versucht ein breites Spektrum abzudecken. Und nun bin ich gespannt, wieviele Antworten ich noch erhalte.

Die Umfrageergebnisse werden hier also demnächst veröffentlicht. Vielleicht bieten diese ja eine kleine Wahlhilfe für Unentschlossene, falls nicht sollen die Antworten und Mini-Portraits der Kandidatinnen und Kandidaten aber zumindest ein Antrieb sein, zur Wahl zu gehen!

Das Hakenkreuz als billiger Modegag?

Wie weit darf Mode gehen? In der Kunst ist so einiges erlaubt und das ist auch richtig so. In diesen Tagen stellt sich nun die Frage, was sich eben die Mode erlauben darf. Grund dafür bietet das spanische Modehaus "Zara", das weltweit vertreten ist und über 3000 Geschäfte unterhält. Das Modelabel muss nämlich eine Handtasche vom Markt nehmen, auf der neben bunten Blümchen ein grünes Hakenkreuz zu sehen ist (siehe Foto links).

Eine Kundin aus England war not amused, als sie nach ihrem Kauf das Symbol entdeckte, welches seit dem zweiten Weltkrieg in der westlichen Welt dem Nationalsozialismus zugeordnet wird. Die Frau hat darauf hin ihre Tasche wieder in den Laden in Spanien zurückgebracht und entsprechend den Stein ins Rollen gebracht. Das Modehaus Zara hat inzwischen mit einer ersten Stellungsnahme reagiert, es sei niemandem aufgefallen, dass sich das Hakenkreuz auf der Tasche befand. Man entschuldige sich jedoch und nehme die Tasche umgehend wieder aus dem Sortiment.

Der Hintergrund der ganzen Geschichte dürfte jedoch etwas subtiler gewesen sein. Die Tasche wurde nämlich in Indien produziert und im fernen Indien - und nicht nur da - hat das Hakenkreuz eine völlig andere Bedeutung als bei uns. In Sanskrit bedeutet das Zeichen Swastika, was auf Deutsch übersetzt etwa soviel wie "Glücksbringer" bedeutet. In Asien sieht man das Zeichen entsprechend immer mal wieder auf Tempeln, in der Werbung, an Wände gemalt oder sogar auf Buddhastatuen. So gesehen ist es klar, dass der Fauxpas bei der Produktion in Indien niemandem aufgefallen ist.

Die Frage die ich mir jetzt stelle ist, ob man nicht versuchen sollte das über 14'000 Jahre alte Symbol zu entmystifizieren... welch ein Wort. Bei der Figur Adolf Hitler hat das in den letzten Jahren ja nicht mal schlecht geklappt. Filme wie "Mein Führer" von Helge Schneider oder Comics wie "Der Bonker/Adolf" von Walter Moers haben ihren Teil dazu beigetragen, dass man Hilter richtigerweise nicht mehr so ernst nimmt und entsprechend auch über ihn lacht. Nun haben die Herrscher des Dritten Reichs das Swastika-Symbol ja gerade mal 12 Jahre lang "in Besitz" genommen. Zuvor war es zum Beispiel bei den Finnen oder den Letten als Glücksbringer auf den Fliegern angebracht, es ist in Kirchenfenstern zu sehen, ja sogar Coca-Cola benutzte das spätere Hakenkreuz 1925 für eine Werbekampagne. Haben 12 Jahre gereicht um ein uraltes Symbol so negativ zu besetzen?

In Asien soll übrigens der Mehrheit der Bevölkerung - mangels Schulbildung - die westliche Bedeutung des Symbols nicht einmal bekannt sein. Sollte es darum also nicht möglich sein, das Kreuz auch in unseren Breitengraden wieder der wahren Bedeutung zu zuführen? Ich weiss, ein heikles Thema. Inbesondere wenn man bedenkt, dass das oben erwähnte Modelabel Zara in den letzten 2 Jahren zweimal ein Produkt zurückziehen musste. Einmal weil auf einem Etikett eine Moschee abgebildet war und ein anders Mal weil ein Kleidungsstück nach Israel ausgeliefert wurde, welches aus einem (nicht koscheren) Gemisch aus Baumwolle und Leinen bestand. In beiden Fällen reagierten verärgerte orthodoxe Juden und das Modehaus musste sich öffentlich entschuldigen.

Der Weg zur Normalität scheint ein langer zu sein... das Stichwort dürfte wohl Toleranz heissen. Da diese in Zeiten von Glaubenskriegen, Karrikaturenstreit, Zensuren und Engstirnigkeit gerade etwas zu kurz kommt, dürfte unser verständlicherweise etwas gestörtes Verhältnis zu Symbolen und Werten - nicht nur im Bezug auf das Hakenkreuz versteht sich - noch eine ganze Weile anhalten.

Rechtlicher Hinweis zu den Abbildungen: §86/III (§86a) StGB: »...gilt nicht, wenn das Propagandamittel oder die Handlung der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dient.«

Fotos: cadenaser.com/flickr

25. September 2007

Aarauer Amigo verstorben!

Diese Geschichte zum Thema Gewalt war vor einigen Wochen hier im Blog zu lesen. Die sda hat nun die folgende Meldung veröffentlicht:

"Der 19-jährige Schweizer, der am 22. Juli in Aarau Opfer einer Schlägerei wurde, ist tot. Er verstarb in der Nacht auf Dienstag im Kantonsspital Aarau. Wie die Kantonspolizei Aargau mitteilte, hat das Bezirksamt Aarau eine Obduktion angeordnet.

Die drei mutmasslichen Täter waren Ende August nach umfangreichen Ermittlungen festgenommen worden. Sie befanden sich mehrere Tage in Untersuchungshaft und haben die Tat gestanden, wie es in der Mitteilung der Polizei heisst.

Bei den Tätern handelt es sich um einen 20-jährigen Schweizer und zwei Italiener im Alter von 19 und 20 Jahren. Zwei wohnen im Kanton Solothurn, einer im Kanton Bern.

Nach bisherigen Erkenntnissen hatten sie sich zusammen mit dem späteren Opfer in der Disco aufgehalten. Bereits dort war es zu gegenseitigen Provokationen gekommen. Später entbrannte vor dem Lokal eine Schlägerei.

Dabei versetzten die drei Männer dem 19-Jährigen Faustschläge und Fusstritte. Das Opfer fiel zu Boden und blieb regungslos liegen. Im Kantonsspital fiel das Opfer ins Koma. Ob dieser Zustand allein auf die Wucht der Schläge zurückzuführen war oder ob noch andere medizinischen Hintergründe eine Rolle spielten, ist unklar."


R.I.P. Nicky!

Oliviero Toscani weckt uns wieder auf!

Ich habe gestern Abend mal wieder mein Flickr-Konto auf den neusten Stand gebracht. Da ich über Flickr praktisch Kontakt zu ein paar Freunden aus Marseille halte und so auch immer wieder mit neuen Fotos ausgerüstet werde, lohnt der der minimale Web2.0-Aufwand. Aber zum Thema, bei Flickr ist mir das folgende Foto ins Auge gestochen:

Die Geschichte dazu kam mir dann irgendwie bekannt vor. Der italienische Fotograf Oliviero Toscani hat eine eine Schock-Kampagne zur Bekämpfung von Magersucht (Fachbegriff Anorexie) lanciert. Die Kampagne "No Anoressia" zeigt eine rothaarige Frau mit Namen Isabelle die seit 15 Jahren an Magersucht leidet und derzeit nur noch 31 Kilo wiegt.

Magersucht sei ein Tabuthema für die (Mode-) Welt, wie es früher mit Aids war, sagt der Fotograf zu seinen Fotos. Er glaube, dass die Mode stark zur Verbreitung der Krankheit beigetragen habe.

Toscani (Foto rechts) ist was solche Schockfotos angeht kein Unbekannter, da er lange für Benetton fotografiert hat. Er sorgt mit seinen Werbekampagnen immer wieder für Diskussionen. So war unter anderem verantwortlich für Plakate, die einen neugeborenen Säugling, die blutgetränkte Kleidung eines getöteten jugoslawischen Soldaten oder einen Aids-Kranken zeigten.

Klar dass auch dieses Kampagne wieder für Aufsehen sorgen wird und ebenfalls klar, dass die Meinungen wieder auseinander gehen werden. Grundsätzlich bin ich dafür, dass man auch mit heiklen Themen offen umgehen sollte. Die Benetton-Kampagnen fand ich allerdings nicht so gut, weil sie schlussendlich für ein Modelabel beworben haben. Als Aufklärungskampagne fände ich die Fotos darum äusserst passend. Denn das Thema Magersucht wird (wie andere heikle Themen unserer Zeit) nur zu gerne unter den Teppich des Schweigens gekehrt!

Fotos: flickr

24. September 2007

Frauenfussball macht Spass!

In China läuft derzeit die Fussball-WM der Frauen. Diese Woche finden bereits die Halbfinalspiele statt. Die Vorrunde ging - zumindest in der Schweiz - ohne grösseres Interesse der Medien über die Bühne. Kein Wunder, in der Schweiz geniesst der Frauenfussball noch immer ein Schattendasein. Es gibt nur wenige gute Ausbildungsclubs für junge Frauen, die Nationalmannschaft trägt ihre Spiele regelmässig vor einer Handvoll Zuschauer aus, das Medienecho ist im allgemeinen gering.

Bis vor einigen Jahren ist mir der Frauenfussball auch nicht wirklich aufgefallen. Dank den Deutschen habe ich aber inzwischen durchaus Geschmack an dieser Sportart gefunden. Es ist vorbildlich wie die deutschen Medien über die Spiele der Frauen Nationalmannschaft berichten, oder vor dem Pokalfinale der Männer auch das Finale der Frauen übertragen. Ebenso werden regelmässig Sportlerinnen geehrt oder tolle Tore im TV gezeigt. Diesbezüglich kann sich die Schweiz noch eine Scheibe abschneiden.

Die Tochter meiner Nachbarin hat bis letzten Frühling auch Fussball gespielt. So kam es, dass ich ein paar Spiele der Juniorinnen gesehen habe. Mit der Erkenntnis, dass der Frauenfussball in der Schweiz tatsächlich noch in den Kinderschuhen steckt. Die Trainerin war während den Spielen vielmehr mit ihrem Handy beschäftigt als mit taktischen Anweisungen, die Mädels hatten in ihrem Alter keine eigene Liga und mussten gegen Jungs antreten. Was dann jeweils zu Resultaten von 30 zu 0 geführt hat. Auch nicht gerade förderlich für die Motivation. Kurz, die Zustände waren echt übel, so hat das Team letzten Frühling fast 50 Prozent der Spielerinnen verloren.

Anders in Deutschland, den USA, Brasilien, Korea oder England. Da werden junge Talente früh gefördert. Die grossen Clubs haben spezielle Abteilungen für Mädchen, in jungen Jahren werden sie bereits in Auswahlmannschaften zusammengezogen. Die Ergebnisse dieser Arbeit sieht man jetzt bei der WM in China. Deutschland, USA, Brasilien und Norwegen stehen im Halbfinale. Das Spielniveau ist extrem hoch. Neben fairem Kampf gibt es viele schöne Spielzüge. Und irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass der Frauenfussball noch diese Ehrlichkeit an den Tag legt, die ich bei den Männern schon lange vermisse. Es dreht sich noch um den Sport als solchen und weniger um die Kohle. Spielfreude pur! Darum ist es total schade, dass die WM in China stattfindet und die Spiele zu unmöglichen Zeite live im TV übertragen werden, gerne hätte ich mir die Finalpartien live aungeschaut und dabei den Deutschen Frauen die Daumen gedrückt

Fotos: afp/dpa