8. August 2007

Ich war an Gülcans Hochzeit

Gestern Abend, live mit dabei. Ehrlich. Im Saal des Colombia Hotels in Lübeck-Travemünde gaben sich Viva-Moderatorin Gülcan Karahanci und Sebastian Kamps um 22 Uhr 04 das Ja-Wort. Es folgte ein langer Kuss und aus Frau Karahanci wurde Frau Kamps. Was ihr im ersten Moment übrigens noch nicht ganz bewusst war, so hat sie nicht wirklich reagiert, als sie vom Standesbeamten mit ihrem neuen Namen angesprochen wurde.

Mit mir waren gestern Abend aber vermutlich noch ein paar Millionen anderer Menschen mit von der Partie, die Hochzeit wurde nämlich live von Pro7 übertragen. Ich hab das - ganz ehrlich - gar nicht gewusst, dass es diese Hochzeit im TV gibt. Bin rein zufällig nach den Nachrichten da reingestolpert und dann hängen geblieben. Moderiert hat den Anlass eine mir unbekannte dunkelhaarige Frau mit Namen Natascha, zusammen mit Steven Gätjen und dem Sat1-Torgen-am-Morgen. Letzterer hat das ganze äussert rührend gemacht, ich hatte gar den Eindruck, dass er kurz nach dem Ja-Wort sogar ein paar Tränchen verdrückt hat.

Unter den geladenen Gästen waren Promis wie Mola Adebisi, Lucy Diakovska, Kai Ebel und so weiter. Die Musik kam von Natasha Bedingfield und Scooter live sowie von Robbie Williams ab Band. Ausserhalb der Absperrung wohnten zudem rund 3000 Zaungäste der Veranstaltung bei.

Gülcan kam in einer grossen Kutsche mit weissen Pferden angefahren, während ihr Zukünftiger eine Rennbolide mit vermutlich 500 Pferden unter de Haube vorgezogen hat. Empfangen wurde die Vielrednerin dann von ihrem Vater, einem ehemaligen Boxer, der ebenfalls Pipi in den Augen hatte. Für die TV-Zuschauer gab es bis zum Ja-Wort viele Hintergrundberichte. Da gab es zum Beispiel den ersten TV-Auftritt der Türkin oder eine Geschichte, wie sich das Paar kennengelernt hat. Der Bräutigam heisst ja mit Nachnamen Kamps und kommt aus Düsseldorf. Gehört so viel ich weiss zu der Bäcker-Dynastie und hat - würd ich mal tippen - ausgesorgt was die Zukunft angeht.

Nach fast 2 Stunden Vorberichten - ich hab zwischendurch mal zu Bayern gegen Real Mallorca umgeschaltet und noch ein paar Sachen im Haus erledigt - kam es dann gegen 22 Uhr endlich zum grossen Finale. Er mit nach hinten geschleimten Haaren im dunklen Anzug. Sie mit einem weissen Kleid, Bauch nur von einem Hauch von Tüll verdeckt und massiv geschminkt. Beide tierisch nervös. Trauzeugen erzählen was von Altbier und ewiger Treue in einer Männerfreundschaft. Und schwupps, war Gülcan weg vom Markt.

Die Frau mit einer Schnauze wie ein Maschinengewehr hat irgendwie ne besondere Ausstrahlung. Ich fand sie immer sehr unterhaltsam in irgendwelchen Comedy-Panels, wenn sie mir auch nach etwa 30 Minuten regelmässig auf den Geist ging mit ihrem Geplapper. Aber eben, schliesslich hat sie ja den Kamps geheiratet und der muss sie nun bis dass der Tod sie scheidet ertragen. Um die Hochzeitsnacht beneide ich ihn eventuell, obwohl ich vermute, dass die ehemalige Fräulein Karahanci nicht mal da ihr Maul halten konnte.

Ich wünsche dem Paar alles Gute und viele kleine Plappermäuler. Wir werden - analog Frau Connor - wohl auch in Zukunft jedes kleinste Detail dieser Ehe mitkriegen. Spannend bleibt nun einzig, wer das nächste Paar ist, das live bei Pro7 heiraten wird. Dieter Bohlen und seine Carina? Oder vielleicht entscheidet er sich ja am Schluss doch noch den Mark Medlock zu nehmen und Pro7 präsentiert: "The First Gay Promi Hochzeit live on Pro7, presented by Schneekoppe"

7. August 2007

Modern Times 2007

Wenn Du die folgenden zehn Punkte durchliest und mehr als 3 Mal zustimmend nickst, dann könnte es durchaus sein, dass Dich das 21ste Jahrhundert etwas überfordert. Ich empfehle Urlaub im Dorf der SF-Pfahlbauern von Pfyn....

  1. Du weißt nicht, dass man Solitaire auch mit echten Karten spielen kann.
  2. Du hast 15 verschiedene Telefonnummern um deine 3köpfige Familie zu erreichen.
  3. Die meisten Witze, die du kennst, hast du in E-Mails und Webforen gelesen (wie diese Liste übrigens auch)
  4. Du sitzt seit 4 Jahren am gleichen Schreibtisch und hast dort für drei verschiedene Firmen gearbeitet.
  5. Wenn Du einen 90 Minuten Film im Fernsehen gucken willst, musst du dir drei Stunden Zeit nehmen wegen der Werbeunterbrechungen.
  6. Du suchst verzweifelt die Tasten "STRG, ALT und ENTF" auf deiner Fernbedienung, wenn der Fernseher auf Grund einer Sendestörung rauscht.
  7. Die Verkehrslage ließ es noch nie zu, in Deinem Auto den vierten oder fünften Gang auszutesten.
  8. Deine Eltern beschreiben Dich und Deinen Beruf mit "er macht was mit Computern".
  9. Du liest die Uhrzeit von Deinem Handy, und nicht von Deiner Armbanduhr ab.
  10. Du versuchst beim Mikrowellenherd dein Passwort einzugeben und musst dir daneben mindestens 10 verschiedene Geheimzahlen und Pins merken.

Aus Fans werden Bombenleger

Ok, der Verdacht liegt vielleicht tatsächlich nahe, dass sich in der Schweizer Hooligan-Szene Jugendliche tummeln, die rechtsextremes Gedankengut vertreten. Ebenso ist unbestritten, dass es in Fussballstadien immer mal wieder Pyroaktionen gibt. Aber darum geht es in dieser Online-Blick Story gar nicht. Der Blick stellt darin die Frage, ob man Grossanlässe in Zukunft besser meiden sollte. Aus Sicherheitsgründen. Auf dem Rütli ist am 1. August ein Sprengsatz explodiert und in der Berner Reithalle gab es scheinbar auch Auseinandersetzungen bei denen es geknallt hat. Die Polizei geht in beiden Fällen von Neonazis als Tätern aus. Soweit die Fakten, daran gibts nichts zu rütteln.

"Witzig" oder vielleicht besser gesagt bedenklich an der ganzen Sache ist nun aber, dass für die Geschichte um die von Sprengsätzen bedrohten Grossanlässe und die Story im Sonntagsblick vom Sonntag vor einer Woche über die Schweizer Hooliganszene das gleiche Foto herhalten musste.

Im einen Fall waren drei junge Männer mit Fackeln in der Hand "schuld daran", dass es im Schweizer Fussball soviel Gewalt gibt. Im aktuellen Bericht müssen nun die gleichen 3 Typen visuell dafür her halten, dass bei öffentlichen Anlässen die Sicherheit nicht mehr garantiert werden kann und uns Bomben (Zitat Blick) drohen. Von Veranstaltungen die mit Fussball zu tun haben ist im aktuellen Bericht übrigens nicht mal die Rede. Da hat der Bildredaktor wohl in der Ringier-Datenbank einfach mal sowas wie "Pyro, Sprengsatz, Feuerwerk" eingegeben und schwupps wurden aus den "Hohlköpfen" vom vorletzten Sonntag.... (Foto unten aus dem SoBli mit Bildlegende)

Trotz Stadion und Rayonverborten werden sich während der jetzt gestarteten Schweizer Fussballmeisterschaft wieder Hooligans und Ultras von ihrer übelsten Seite zeigen.

.... dann plötzlich Bombenleger und Rechtsextreme. (Foto unten aus dem Online-Blick von heute).

6. August 2007

Und am Schluss gewinnt Bayern!

120 Minuten Fussball, Elftmeter-Krimi. Der SV Wacker Burghausen, seines Zeichens bescheidener deutscher Regionalligist, hat heute Abend in einem wahnsinnigen Spiel die Millionen-Truppe aus München an den Rand einer Blamage geschossen. Die 11 aus Burghausen kämpften tapfer, die Bayern aus München zitterten bis zum Schluss.

Da halfen während der regulären Spielzeit keine Ribérys, Schweinsteigers, Kahns, Van Bommels und wie sie alle heissen. Die Jungs aus der dritten deutschen Liga gingen erst in Führung und retteten dann das Unentschieden in die Verlängerung. Da gabs keine Tore mehr. Die Verlängerung musste entscheiden. Aber auch da waren sich die beiden Teams ebenbürtig. Es ging immer mal wieder ein Ball rein, einer an den Pfosten und einer daneben. Total gab es irgendwie 14 Elfmeter - ich hab aufgehört zu zählen - und es bleibt das Fazit, wer dieses Spiel nicht gesehen hat, der hat definitiv etwas verpasst! So macht Fussball Spass, das ist Pokal. Unterhaltung pur bei der ARD, trotz Stromausfall und durchgebrannter Sicherung im Ü-Wagen.

Und eben: 22 Mann, 120 Minuten Fussball, unzählige Elfmeter und am Schluss gewinnt der FC Bayern München. Der nächste Gegner von Burghausen heisst übrigens am Samstag in der Liga Oggersheim...

Menschen hinter der Schlagzeile: Nicky!

Vor 2 Wochen hat diese Mitteilung der Aargauer Kantonspolizei die Bevölkerung - einmal mehr - aufgeschreckt:

"Ein Schwerverletzter nach Schlägerei in Aarau: In Aarau wurde ein Mann vor einer Disco zusammengeschlagen. Der 20-Jährige wurde mit Fäusten und Fusstritten traktiert. Er musste mit schwersten Kopfverletzungen ins Spital gebracht werden und befindet sich in kritischem Zustand."

Während kurz nach der Tat nur der Begriff des "20-jährigen Schweizers" umhergereicht wurde, kristallisierte sich mehr und mehr die wahre Identität des Jugendlichen heraus. Es ist ein Fan aus dem Umfeld des FC Aarau, seinen Vater kenne ich gar persönlich. Habe früher mit ihm im gleichen Verein Handball gespielt. Und nachdem ich gestern aus unbestätigten Quellen vernommen habe, dass Nicky wieder in ein künstliches Koma gelegt werden musste, kam bei mir die Wut auf. Erst recht, nachdem ich heute Morgen in der Zeitung noch diesen Bericht lesen musste.

Die Gewaltspirale dreht sich Woche für Woche schneller. Ich selber wurde im vergangenen Jahr mitten in der Stadt Aarau ebenfalls von pubertierenden Ausländern angegriffen. Mein Makel war, dass ich ein Frankreich-Shirt trug! Wo es vor ein paar Jahren noch ein verbales Gefecht gegeben hätte, wird heute einfach dreingeschlagen. Und wer zu Boden geht, der hat Pech gehabt, denn dann folgen noch die Fusstritte. Mir selber ist damals lediglich ein Zahn abgebrochen. Da ich auf eine Anzeige gegen Unbekannt verzichtet habe, blieben mir die Folgekosten natürlich erhalten.

Aber darum geht es ja gar nicht! Es fehlt in der heutigen Zeit an Anstand, es fehlt an Kritikfähigkeit, an Respekt, es fehlt an eindeutigen Gesetzen und es fehlt natürlich auch an der Fähigheit vieler Jugendlicher zur Kommunikation. Kommuniziert wird mit Schlägen und Fäusten, so wie man es vielleicht zu Hause gelernt hat. Gewalt führt dann zu Gegengewalt. Nicht wenige Aarauer haben in den letzten Tagen erstmals Begriffe wie "Bürgerwehr" oder "Selbstjustiz" ausgesprochen. Und spätestens an der Urne zahlt man es dann "den Ausländern" wieder zurück. Wobei solche Abstimmungsentscheide dann genau die 98 Prozent der ausländischen Bevölkerung treffen, die mit solchen Gewaltausbrüchen vermutlich gar nichts zu tun hat.

Ironischwerweise waren es gestern gerade die doch so bösen Fussballfans, welche ein Zeichen gegen aktuelle Gewaltwelle gesetzt haben. Zwar nur mit Spruchbändern für ihren Freund, aber immerhin. Denn schliesslich kamen die motivierenden Worte an die Adresse des Opfers nicht nur von den Aarau-Fans, sondern auch vom Gegener aus Zürich (Foto rechts, klicken zum Vergrössern). Da ziehe ich den Hut!

Viele Zeichen sind gesetzt, das Schweigen hat ein Ende. Nun liegt es an der Politik diesen dramatischen Zuständen einen Riegel zu schieben. Inzwischen hat sich das Verprügeln und Ausrauben von Unschuldigen - vor 2 Wochen musste mitten in der Stadt eine 38jährige Mutter von 3 Kindern dran glauben - zu einer Art Freizeitbeschäftigung entwickelt. Die Videos der Schlägereien kann man dann auf Internetseiten "bewundern", gespickt mit Kommentaren voller Bewunderung.

Stop it, now!

Fotos: Amigos Aarau


Update 25.09.2007: Nicky verstorben.