Spricht hier jemand finnisch? Nicht? Ok spielt auch gar keine Rolle. Denn obwohl es klingt wie finnisch, stammt das Wort Kottu Roti weder aus Europa und erst recht nicht aus
Finnland.
Kottu Roti? Bis gestern Abend hatte ich auch keine Ahnung was sich hinter diesem Begriff versteckt. Und heute bin ich bereits ein ausgewachsener Kottu-Fan.
Wir waren gestern Abend spontan auswärts essen. Bei uns mitten in der Stadt gibts nen guten Take away, der eigentlich gar kein Take away ist, denn das Lokal ist viel zu gemütlich und das Personal viel zu freundlich um einfach nur rein und raus zu hetzen. Geführt wird das Lokal von einer tamilischen Familie. Vater, Mutter, Tochter und 2 Söhne. Auf der Karte stehen zahlreiche Speisen aus aller Welt. Mir persönlich käme es jedoch nie in den Sinn in einem von
Tamilen geführten Lokal Tortillas oder ähnliches zu bestellen. Aber man hat mir versichert, es soll so Leute geben... Kurz nach der Eröffnung des Lokals im letzten Herbst hab ich den Geschäftsführer mal angesprochen, warum er auf der Karte denn keine Köstlichkeiten aus seinem Heimatland anbiete. Er meinte, dass er befürchte, dass die Schweizer Gäste sowas eh nicht bestellen würden.
Die Monate zogen ins Land, es gab die eine oder andere Veränderung auf der Speisekarte. Immer etwas weniger
Tex-Mex und US-Küche, im Gegenzug machte sich dafür die Küche aus Asien etwas breiter auf der Speisekarte. Anfang 2007 überraschte dann der Koch mit einem spontanen Überfall und spendierte uns - neben unserer eigentlichen Bestellung - ein tolles Menü aus seiner Heimat. Keine Ahnung ob ihn unsere damalige, äusserst positive Reaktion beflügelt hat, jedenfalls war gestern zum ersten Mal das oben erwähnte Kottu Roti auf der Karte zu finden. Ein traditionelles Rezept aus
Sri Lanka.
Kottu Roti besteht aus einer Art Fladenbrot (Foto), welches nach dem verwendeten Mehl Godhamba Roti genannt und dann in feine Streifen geschnitten
wird. Zusammen mit Gemüse und einem Ei wird das Brot dann in einer Art Wok gebraten. Für Vegis wars das schon, für Fleischfresser wie mich wird entweder Schweine- oder Hühnerfleisch an einer spicy Tomaten-Curry-Sauce serviert, angereichert mit einer zünftigen Prise Koreander. Ein Gedicht!
Das Gericht stammt ursprünglich aus dem Norden Sri Lankas und ist dort in jedem tamilischen Restaurant zu haben. Trotz des andauernden Bürgerkriegs kennt man das Mahl inzwischen auch im restlichen Sri Lanka. Gerade in der Hauptstadt
Colombo ist es bei Jugendlichen ein beliebtes Abendessen vor einem langen Abend in der Disco. Dank Fleisch, Gemüse, Ei und Pfannkuchen ist es äusserst nahrhaft und nicht zuletzt ist es sehr billig zu kriegen. Aber ähnlich der Currywurst in Deutschland gibt es auch in Sri Lanka Diskussionen darüber, wer das Gericht denn eigentlich erfunden hätte und - vorallem - welche Gewürze ins Originalrezept gehören.
Mir wären gestern Abend solche Diskussionen eh total egal gewesen. Vor dem Essen hat der "Mulia"-Küchenchef einen Mango-Apfel Drink als Aperitif angeschleppt, die Mischung hat er dann mit einem Schuss Vodka verfeinert. Danach das tolle Kottu Roti, welches meinem Gaumen gleich nochmal ein ganz neues Geschmackserlebnis beschert hat. Hmmmm... lecker. Also, Herr und Frau Schweizer, es muss nicht immer nur Bratwurst mit Rösti sein....