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26. April 2011

Was war am 26. April 1986?

Genau. Seit diesem Tag wissen wir alle was das folgende Wort bedeutet: Чорнобиль! 


26. April 1986. Im Block vier des Atomkraftwerks Tschernobyl findet ein Experiment statt, mit dem Ziel zu überprüfen, ob die Turbinen bei einem kompletten Stromausfall noch genügend Strom liefern können, um die Notkühlung des Reaktors zu garantieren. Wie wichtig dieses Kühlsystem ist, wurde uns unlängst in Fukushima wieder in Erinnerung gerufen. Um das Experiment unter möglichst realistischen Bedingungen stattfinden zu lassen, wurde das eigentliche Notfallsystem abgeschaltet. Sehr intelligent! Durch einen Bedienungsfehler des Mitarbeiters Leonid Toptunow fiel kurz vor Beginn des Experiments die Reaktorleistung stark ab. Dennoch befahl der stellvertretende Chefingenieur des Kraftwerks, Anatolij Djatlow, den Beginn des Experiments. Die Katastrophe nahm ihren Lauf, der Rest ist Geschichte. Traurige Geschichte!

Denn nicht nur Verschwörungstheoretiker wissen es längst: Die Atomlobby hat ihre Finger mit im Spiel, wenn es um Studien über Gesundheitsschäden für die Menschen nach dem Tschernobyl-Unfall geht. Die "offizielle" Zahl der IAEA, die Internationalen Atomenergie-Behörde und der Weltgesundheitsorganisation WHO - geht davon aus, dass bisher weniger als 50 Menschen direkt wegen Tschernobyl sterben mussten. Wers glaubt... Dazu kämen noch Strahlenopfer, die an Krebs verstarben. Laut den Behörden sei dies allerdings indirekt passiert. Total 9000 Tote in Russland, Weissrussland und der Ukraine in 25 Jahren. So die offziellen Angaben. Natürlich gibts es zu diesen Zahlen auch kritische Stimmen, zu Recht wie ich finde. Denn wo man sich überhaupt nicht einig ist, sind die Nicht-Krebserkrankungen, Herzkreislauferkrankungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall.  Das sind Erkrankungen, die bei Menschen, welche sich im Umfeld von Tschernobyl aufgehalten haben, in den letzten Jahren vermehrt festegestellt wurden. Die russische Akademie der Wisschenschaften in Moskau hat unlängst eine Studie veröffentlicht, in welcher erstmals die Zahl von 1,5 Millionen Toten erwähnt wird.

Wem soll man glauben? Nun, wenn man weiss dass seit 1959 die Weltgesundheitsbehörde WHO per Vertrag an die Internationale Atomenergiebehörde IAEA geknebelt ist, dann fällt zumindest mir die Entscheidung leicht. Denn keine WHO-Studie gelangt ohne Zustimmung der IAEA an die Öffentlichkeit und wie die WHO funktioniert wissen wir ja nicht erst seit der Schweinegrippe-Pandemie.

Wer versucht, sich nach 25 Jahren ein eigenes Bild zu machen, dem bietet das Internet zahlreiche seriöse Quellen. So schrieb zum Beispiel Hagen Scherb vom Helmholtz Zentrum München in einer Studie, dass die radioaktive Strahlung nach Tschernobyl sogar bei uns in West-Europa enorme Auswirkungen hat: Scherb untersucht seit Jahren die genetischen Effekte nach Tschernobyl. Und es zeigt sich, das Verhältnis bei der Geburtenrate bzw. dem Geschlecht der Kinder hat sich deutlich verschoben. Es kommen weniger gesunde Mädchen zur Welt. Insgesamt sind in ganz Europa 500.000 -600.000 Mädchen durch Tschernobyl  durch Totgeburten und Frühgeburten "verloren" gegangen. Oder, fast noch krasser eigentlich,  sind schon viel früher, dadurch, dass die radioaktive Verseuchung das X-Chromosom beschädigt hat, gar nie gezeugt worden. 

Eine weitere Studie kommt von Karl Sperling von der Humangenetik an der Humboldt-Universität in Berlin. Dieser Herr stellte fest, dass die Fälle von Trisomie 21 in Deutschland in den Jahren nach dem Super GAU zunahmen, es kamen mehr Kinder mit Down-Syndrom zur Welt. Auch das ist eine Sache der Genetik: Trisomie-21 Kinder haben ein zusätzliches Chromosom. Schuld war die Aufnahme von Jod 131 in den Tagen nach der Katastrophe.

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass in einem Land mit der Grösse der Schweiz rund 1000 Menschen mehr von Krebs betroffen sind als ohne die zusätzliche Belastung aus Tschernobyl-Zeiten. Die Hälfte davon ist schon verstorben. Laut einer Studie der Uni Wien, dürfte sich an diesen Zahlen bis ins Jahr 2065 auch nichts ändern.

Tja, 25 Jahre ist es nun her. Ich mag mich gut an die Zeit erinnern. Als es auf einmal keine frische Milch oder keinen Salat mehr gab am Fischerschen Esstisch. Die Regale in den Einkaufszentren waren gespenstisch leer und bei Regen durften wir nicht draussen Fussball spielen. Bloss, was hat sich geändert? Ich sage, nichts! Ich wohne inzwischen wieder selber in der Gefahrenzone 1 des AKWs Gösgen. Es dampft weiter fröhlich vor sich hin und es scheint mir - rein optisch - weiterhin komplett veraltet. Fukushima hat uns zudem deutlich aufgezeigt, AKWs sind nicht sicher und werden es nie sein. Fraglich ist auch, welche Strahlungsmenge dem Menschen wirklich schadet. Die offziellen Grenzwerte stammen bekanntlich nicht von einem unabhängigen Expertengremium, nein. Die entsprechende Kommission wurde von Wissenschaftlern gegründet, die im Dienst der Atomindustrie standen und nur eine Aufgabe hatten: sie sollten die Ausgaben für den Strahlenschutz möglichst gering halten.

So gesehen gibts in Sachen Atomkraft nur eins. Entweder ein baldiger Totalausstieg oder beten und hoffen. Klar, aktuell wird viel über neue, alternative Energien diskutiert. Das war nach Tschernobyl nicht anders. Aber hat sich was geändert? Nein. Und auch die aktuellen Gespräche werden bald versanden. Mal ehrlich, wer kümmert sich aktuell noch um Japan? Ist doch schon längst vergessen und neue Schlagzeilen sind gemacht. Die Grenzwerte kaum mehr entsprechend heruntergefahren. Strahlenschutz, das ist eben der Schutz der die Strahlen schützt und nicht die Menschen! Hauptsache der Dollar rollt.