Während die meisten Leute vor ein paar Jahren beim Begriff Hipster im besten Falle noch an Damenunterwäsche gedacht haben, ist Hipster heute zum Modewort geworden. Ja zu einer Modebewegung. Wie ich darauf komme? Nun, ich sitze aktuell gerade in der Biobadi in Biberstein und beobachte ein wenig die Leute. Und nicht selten kommt es mir so vor, als hätte man am Eingang der Badeanstalt eine Art Uniform verteilt. Schwarze Nerdbrille, auf dem Kopf ein Dutt (es Hoppi), Omaklamotten, Jutetasche und Converse-Turnschuhe bei den Frauen. Die Männer im Karohemd, enge Jeans, Tattoo, gerne auch mal einen Schnäuzer und die passenden Schuhe. Kurz, irgendwie sehen alle gleich aus. Und dass ich mit meinem Eindruck nicht ganz falsch liege zeigt die Tatsache, dass das schlaue Google über diverse Sozio-Seiten diese teilt und die Hipster-Fraktion so schildert, wie ich sie aktuell gerade empfinde.
Die optische Erscheinung des Hipsters resultiert demnach aus der Verbindung eher altmodischer Kleidung und mehr oder weniger ausgefallener Frisuren mit dem Kleidungsstil, der in der Subkultur des Hardcore Punks, insbesondere des Emo, vorherrscht: eben zum Beispiel Holzfäller- und Flanellhemden, Nerd- beziehungsweise Hornbrillen, enge Hosen wie Chinohosen und Röhrenjeans, Vans- oder Converse-Schuhe, Tätowierungen und Piercings.
Ein gängiger Vorwurf an den sogenannten Hipster ist sein als wahllos angesehenes Bedienen bei den grossen Subkulturen der 1940er bis in die Gegenwart auf der Suche nach Authentizität bei Andersartigkeit, wodurch er7sie allerdings das pure Gegenteil erreicht und selber in den Mainstream abrutscht. Die durch Äusserlichkeiten definierte Gruppierung der Hipster bildet, laut Wikipedia, eine optische Schnittmenge mit Angehörigen eher links orientierter Alternativbewegungen. Deren diverse kulturelle Interessen liegen typischerweise im Bereich moderner Kunst, Fotografie und Gestaltung, elektronischer bis alternativer Rockmusik, Independentfilm und alternativer Literatur. Kreativität und eine zumeist progressive politische Einstellung sind die dabei vertretenen zentralen Werte dieser Gruppierung, deren Vertreter selber in der Regel natürlich die Einordnung in das Schema „Hipster“ als oberflächlichen kulturellen Mythos ablehnen. Man will ja was Besonderes sein und nicht zugeben, dass man auf einer Welle mitreitet. Mittlerweile hat sich der Hipster als Massenphänomen in Grossstädten etabliert. Es gab unlängst in Berlin sogar ein Hipster-Treffen. Was dann in meinen Augen der absolute Widerspruch der doch so unabhängigen Bewegung darstellt.
Aber eben, es ghet mir an dieser Stelle auch gar nicht darum, mich zu nerven oder über die Bewegung zu meckern. Jeder wie es ihm gefällt. Ist eine reine Feststellung, am heisseten Tag des Jahres. Lustig ist aber, dass es gerade die Menschen sind, die man eindeutig als Hipster ausmachen kann, die sich mit vollem Einsatz gegen bürgerliche Normalität, Spiesser oder Uniformen wehren. Zumal ich in der Badi hier gerade den Eindruck nicht loswerde, dass zur regionalen Hipster-Fraktion auch noch ein ca. 2 Jahre altes Kind gehört, das einen "coolen" Namen wie John, Alicia, Jael oder Lance trägt und alles darf, worauf es gerade Lust hat. Hauptsache Mami kann weiter unter der Sonne brutzeln, übers iPhone lässige Musik hören und am kühlen Eis lutschen. Das Eis natürlich, welches das Kind noch vor 2 Minunten unter dem Einsatz von ohrenbetäubendem Geschrei unbedingt und auf alle Fälle haben wollte. Nun aber, nachdem es gekauft wurde, doch keine Lust mehr darauf hat und sich - erneut unter ohrenbetäubendem Geschrei - bei Mami dafür bemüht, Pommes zu kriegen.
Und ja, ich trage ausschliesslich Jeans und Converse-Turnschuhe. Und ja, ich mag die Badi in Biberstein.
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