10. Januar 2011

Ein Weekend im Fadenkreuz von Sarah Palin

Irgendwie werd ich den Eindruck nicht los, dass das vergangene Weekend ein komisches war. Nicht unbedingt im privaten Kreis, nein, vielmehr was sonst so los war auf der Kugel. Schlagzeilen aus allen Ecken der Welt und jede hatte Potential. Mein ganz persönliches Weekend war eher ruhig, nachdem es am Freitagabend ziemlich intensiv Fahrt aufgenommen hatte. Ein bisschen hab ich mich gefühlt wie in Frankreich... zwischenzeitlich. Aber da hatte ich ja auch noch keine Nachrichten gehört oder Zeitungen gelesen, sondern mich lediglich gut unterhalten.



Nun gut, fassen wir zusammen: da war dieses Attentat in Tucson, Arizona. Der 22jährige Jared Loughner hat sechs Menschen erschossen und 14 weitere schwer verletzt. Darunter die demokratische Abgeordnete Gabrielle Giffords - sie überlebte einen eiskalten Kofpschuss aus einer Distanz von 1 Meter 50. Nun, die Amokgeschichten sind ja nicht unbedingt neu und aus den USA hören wir sie leider regelmässig. Bloss, in früheren Fällen waren Computerspiele und Marilyn Manson schuld. In diesem Fall fällt es der US-Gesellschaft schon schwieriger einen Sündenbock zu finden. Denn genau die konservative Mittelschicht, welche so gerne mit dem Zeigfinger auf Schuldige zeigt, sie sitzt jetzt auf der Anklagebank. Allen voran ihre geistige Fühererin Sarah Palin! Von wegen Computerspielen oder Marilyn Manson, die mögliche Kandindatin der Republikaner für die nächsten Präsidentschaftswahlen herself hat zur Gewalt aufgefordert, die politische Stimmung im Land aufgeheizt und nun auf tragische Weise erste Opfer in Kauf genommen. Palin und ihre nationalistische Tea Party nahmen es in Kauf, dass in ihrem Namen getötet wurde. Über Twitter liess Palin mehr als einmal die Parole "Kein Rückzug, sondern nachladen! Holen wir ihre Wahlkreise zurück." an ihre Follower versenden, einer von ihnen soll der 22jährige Schütze gewesen sein. Auch die Grafik auf Palins Homepage spricht eine klare Sprache:


Nun, man wollte aufgrund von Amokläufen und anderen Katastrophen schon so manches verbieten. Warum verbietet man in diesem Fall nicht einfach Sarah Palin? Oder noch besser, ihre ganze Familie. Denn die Brut aus dem tiefen Alaska scheint irgendwie schon zünftig einen an der Waffel zu haben. Erzkonservative, ja nationalistische Ansichten - nur dumm wenn dann Töchterchen Bristol unverhofft im Teenie-Alter schwanger wird, halbnackt im TV auftritt oder Fotos mit ihr im Netz auftauchen, auf denen sie mit Mädels rumknutscht. Das will dann irgendwie nicht so richtig zum Bild anständigen, gläubigen Familie passen. Vielmehr hatte ich die Hoffnung, dass zumindest Bristol irgendwie "normal" ist, aber beim Anblick dieses Fotos muss ich sagen: Schützt die Menschheit vor den Palins!


Dem Schützen hilt die aktuelle Diskussion eh nichts mehr. Der wurde inzwischen angeklagt, es heisst, er sei psychisch schwer gestört. Okay, wer ist das nicht? Oder warum werden alleine in der Schweiz Jahr für Jahr Milliarden von Franken für Psychopharmaka ausgegeben... und in den USA gehört es immer noch zum guten Ton, nebem dem Personaltrainer auch einen Therapeuten zu seinem Staff zu zählen. Also war Jared Loughner wohl nicht mehr verrückt, als jeder zweite Bewohner eines durchschnittlichen 1. Welt-Staates. Die Medien wissen inzwischen, der junge Mann habe "Mein Kampf" von Hitler und "Das Kapital" von Marx gelesen. Uiii, wie schlimm. Hey, immerhin hat er überhaupt gelesen. Sein Lieblingsbuch sei "Brave New World" von Aldous Huxley, uiiiiii... meins auch. Sollte ich mir jetzt Sorgen machen? Und auch "Die Farm der Tiere" kam in den Medien vor, uiiiiiiiiiiiiiiii, das haben wir sogar in der Schule gelesen. Ich habe bei Youtube - bevor es gelöscht wurde - noch das, nennen wir es, Abschiedsvideo vom Schützen gesehen. Nun, er war politisch in einer Findungsphase, normal für einen 22jährigen würde ich sagen. Nur leider hatte er scheinbar die falschen Vorbilder, aber eben, man erinnere sich an die Tiraden und Fotos der Familie Palin, in einem Amerika welches seit Monaten von politischen und sozialen Problemen nur so überrollt wird... Oder um es in den Worten von Schriftsteller Aldous Huxley zu sagen:

Ein Fanatiker ist - in psychologischen Begriffen definiert - ein Mensch, der bewusst einen geheimen Zweifel überkompensiert.

Aber ich wollte eigentlich gar nicht so lang werden, im Bezug auf dieses schreckliche Attentat. Es hätte ja sonst noch so viele Themen gegeben während den vergangenen zwei Tage. Ein tragischer, tödlicher Unfall am Bahnhof Aarau. Diese Dioxin-Geschichte, bei der Konsumenten immer noch glauben, sie könnten superbillige Lebensmittel einkaufen, die dann alle biologisch von glücklichen Bauern und Tieren in friedlicher Umgebung hergestellt werden... Naiv, liebe Leute! Dann hat sich Olympique de Marseille sang- und klanglos aus dem französischen Cup verabschiedet, gegen das Spitzenteam aus Evian - hat mich irgendwie an den FC Aarau erinnert. Die ihrerseits haben sich nach Mitreski nun noch mit Gashi verstärkt, man darf gespannt sein. Erfreulich dafür die Leistungen der Schweizer Wintersportler: Lara Gut hat es den Funktionären gezeigt und auf ihre Sperre mit einem Sieg geantwortet, Dario Cologna gewinnt die Tour de Ski und Federer holt seinen ersten Pott. Schliesslich hat Emil Steinberger bei den Swiss Awards (endlich) einen Preis für sein Lebenswerk erhalten, Facebook wird (laut diesem Hoax "Facebook will end on march 15th") Mitte März geschlossen... und, und, und. Aber ich brauch ja auch der Rest der Woche noch Themen. 

Schönen Montag allerseits!

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