11. Dezember 2010

AdventsBlogKalender 2010: Tag 11




Gastbeitrag heute von: Raphaela Gysi, Nd'Gösgen


Gibt’s das Christkind noch?

Weihnachtstag vor einem Jahr. Familienweihnachten beim Göttibub. Der Götti fragte das  2 ½ -jährige Patenkind: „Kam das Christkind gestern Abend und hat Dir Geschenke gebracht?“ Der Dreikäsehoch: „ Nein Götti, schau doch, das habe ich von der Nonna und dem Nonno geschenkt bekommen, das von der Gotte.“ Die Eltern grinsten und schienen die Christkindfrage einfach zu überhören. Der Götti wollte von seiner Schwester, der Mutter des Jungen aber genauer wissen: „ Wir hatten doch das Christkind. Wo ist das geblieben?“ Die Mutter meinte: „ Ja wir haben ihm vom Christkind erzählt, aber irgendwie hat er es einfach nicht geglaubt.“ Aus der einfachen Frage entstand eine interessante Diskussion. Ich merkte, dass ich nicht mitreden kann, weil wir gar nie ein Christkind hatten als Kinder. Wie kann es sein, dass in einer Familie, das Christkind kommt  und in der   andern nicht? Eine konfessionelle Erklärung gibt es hier nicht. Die Familie des Göttis ist protestantisch, meine römisch-katholisch. 

Bei meiner Mutter brachte das Christkind zumindest den Baum und keines der Kinder durfte unter dem schweren Samtvorhang durchkriechen und dem Christkind beim Baumschmücken zuschauen. Aber irgendwann meinte Mutter als etwa 3-jährige das Christkind an der Türe läuten gehört zu haben. Dann dämmerte ihr, dass das Christkind das Schmücken gar nicht alleine könne und vor allem nicht gleichzeitig noch an der Türe klingeln könne. Zudem sei der Baum ja sowieso zu schwer für ein einzelnes Christkind. Mein Vater ist mit Christkind und ‚Befana‘ aufgewachsen. Und die brachte die Geschenke sowieso erst am 6. Januar. Aber was erzählten unsere Eltern uns? Ich erinnere mich, dass wir sogar jeweils mit durften, um den Baum in der Gärtnerei auszusuchen. Am Weihnachtsabend selbst, erzählten sie uns die Weihnachtsgeschichte mit dem Jesuskind, welches definitiv nicht identisch ist mit dem Christkind und erklärten uns schon früh, wieso es einen Baum mit Kerzen gibt. Und wir hatten eine wunderschöne, einfache Krippe mit Krippenfiguren aus Jute und Schafwolle. Wer uns was geschenkt hat, wussten wir auch immer. Neidisch auf die andern, weil bei uns kein Christkind kam? Nein. Es gab’s einfach nicht.

Ich werde dieses Jahr die Jute-Krippenfiguren aus der Schachtel im Keller holen, das habe ich mir geschworen. Und dem Göttibuben erzählt der Götti vielleicht die Weihnachtsgeschichte, vielleicht aber auch Babar et le Père Noёl zusammen mit den selbstgenähten Stoffelefanten Pom, Arthur und Celeste, die der Junge von der Nonna bekommen wird.

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