30. Mai 2010

Lenamania, dank Stefan Raab!

Sie hat es also... Moment, nein: ER hat es also geschafft! Stefan Raab gewinnt den Eurovision Song Contest 2010 und holt den Pot nach Deutschland. Ich hab mich ja an dieser Stelle bereits öfter als Lena-Fan geoutet, zum ersten Mal am 6. Februar dieses Jahres; so wirklich an den Sieg geglaubt hab ich aber - aus Angst vor der Ost-Allianz - nicht. Am Fansein hat sich aber deswegen bis gestern nichts geändert, entsprechend hab ich am späten Abend auch 2 SMS für das deutsche Fräuleinwunder abgeschickt. Da war ich in der Schweiz nicht einmal der Einzige, denn für einmal gingen die 12 Punkte aus der Eidgenossenschaft nicht an Bosnien, Serbien oder die Türkei sondern an Deutschland. Verdientermassen, denn was Raab und sein Team in den vergangenen Wochen an PR geleistet haben verdient ein Wort: Weltklasse!

Ich will jetzt an dieser Stelle auch gar nicht gross darauf rumhacken, dass sich die Schweiz daran ein Beispiel nehmen sollte, das hab ich letztes und vorletztes Jahr schon getan und beim Schweizer Fernsehen wird sich auch in Zukunft so schnell nichts ändern. Die bekannten SF-Sesselfurzer suchen den Schweizer Beitrag aus und lassen sich dabei nicht reinreden, laut ARD gibts eine solch diktatorische Auswahl sonst nur noch in Weissrussland. Aber eben, das ist hier nicht das Thema. Deutschland hat aufgezeigt wie man erfolgreiches Lobbying betreibt und dann verdient, wenn doch auch überraschend, den Sieg nach Hause nimmt. Früh im letzten Jahr haben Pro7 und ARD angefangen landesweit Talente zu suchen, Anfang 2010 dann die ersten Fernsehshows - getragen von Prominenten wie Peter Maffay, Jan Delay oder Nena. Von Anfang an wurde das Publikum miteinbezogen und das, obwohl die Bildzeitung in den ersten Monaten der USFO-Castings kein Wort über die Show verloren hatte. Da setzte man lieber auf DSDS. Irgendwann einmal stand Lena Meyer Landrut als Siegerin fest und auch die grossen deutschsprachigen Medien kamen nicht mehr drum herum über die aufgestellte, charmante Göre ("Muss ich jetzt nochmal singen?") aus Hannover zu berichten. Dazu noch die Tatsache dass mit Hape Kerkeling ein äusserst beliebter Entertainer die deutsche ESC-Jury präsidiert...

Der Bann war gebrochen, Deutschland war im Lena-Fieber! Zahlreiche TV-Auftritte auf allen Kanälen, ein grossartigen Einstieg in die Charts, ein solides Album verhalfen zum Erfolg. Alles geschickt eingefädelt von König Lustig himself, Stefan Raab. Die Lena wurde von Sendung zu Sendung geschickt und "musste" ihren Song performen. Das gab ihr Sicherheit und machte TV-Aufritte zur Routine. Entsprechend war sie dann gestern Abend auf der riesigen Bühne in Oslo vor 120 Millionen Zuschauern auch nicht mehr wirklich nervös, sondern genoss den Moment. Als allereinzigste Artistin kommunizierte sie mit dem Publikum im Saal: "Thank you, danke schön!" Und genau das war in meinen Augen der Unterschied. Es gab sicherlich bessere Sängerinnen, es gab auch spektakulärere Bühnenshow, es gab Frauen mit tieferem Décoltée und Männer mit cooleren Tanzeinlagen. Aber Lena hatte den Spirit, sie war einfach Lena! Gut gecoacht von Meister Raab, dem Teufelskerl der deutschen Unterhaltungsindrustrie. Nicht zufällig kam TV Total in der ESC Woche direkt aus Oslo, ebenfalls nicht zufällig die Duette mit verschiedenen Teilnehmern aus anderen Ländern. Lena war in den europäischen Medien auf einmal omnipräsent. Sei es durch einen blanken Busen, einen faulen Spruch, eine schnippische Antwort oder nur durch ein simples Lächeln in die Kameras.

Und siehe da, die gefürchtete Ost-Allianz konnte gebrochen werden. Es gab gestern Abend für Deutschland Punkte aus allen Ländern Europas, sogar aus dem tiefsten Osten. Das Gesamtpaket Lena hat funktioniert, dass es damit gleich zum Sieg reicht, damit hat wohl nicht einmal Stefan Raab selber gerechnet, entsprechend hat er noch am Freitag tief gestapelt und einen Top10 Platz als akzeptabel bezeichnet. Seine Reaktion nach dem glorreichen Sieg war dann entsprechend, der gute Mann war platt, einfach nur platt. Aber, seine Arbeit wurde mit dem ersten Sieg für Deutschland seit Nicole ("Ein bisschen Frieden") im Jahre 1982 belohnt. Ralph Siegel dürfte sich nach all seinen Flops der letzten Jahre in den Hintern beissen und Stefan Raab verdient - nach Ikonen wie Rudi Carrell, Kurt Felix oder Peter Frankenfeld - den Titel "Unterhaltungskönig Nummer 1".

Fazit: der Sieg für Deutschland geht absolut in Ordnung. Das beste Gesamtkonzept hat gewonnen, aufgewertet durch eine Type wie Lena und natürlich einer äusserst eingängigen Melodie. Professionelle und vorallem moderne Medienarbeit wurde belohnt und ich wette, dass im nächsten Jahr ein paar europäische Länder im Vorfeld des ESC eine Castingshow veranstalten werden. In der Hoffnung auch einen Rohdiamant wie Lena zu entdecken. Ein Wort noch zur gestrigen Veranstaltung allgemein, Bravo Norge! Das war TV-Unterhaltung der Extraklasse. Zwischen den Beiträgen gabs keine nervigen Moderationen, das musikalische Programm wurde sec über die Bühne gebracht. Gleich zu Beginn ein Skandälchen als der Spanier durch den ollen "Flitzer" Jimmy Jump gestört wurde - Chapeau aber für den Sänger, welcher den Zwischenfall cool überspielt hat. Ansonsten gabs viel gute Musik, aber natürlich ist wo Licht ist auch Schatten. Nicht alles war hörbar, eine wahre Katastrophe fand ich den Israeli der Mühe hatte die Töne zu treffen. Ein Highlight dann die Pausen-Attraktion während der Abstimmung: ein europaweiter Flashmob, schlicht genial! Nett fand ich auch die Schaltungen in diverste Wohnzimmer der Teilnehmerländer, in der Schweizer Stube hin ein 1. August Lampion. Herrlich! Kurz, die Norweger haben einen grossartigen Job gemacht und beste TV-Unterhaltung geliefert. Das Tüpfelchen auf dem I war schliesslich der Sieg von Lena, welcher für einen würdigen Abschluss der Veranstaltung gesorgt hat. Habemus Lena!

PS: Ob das mit Lena und Alexander Rybak noch was gibt? Süss.

2 Kommentare:

oce hat gesagt…

Lena macht ein bisschen Frieden! ein wirklich verdienter Sieg für Deutschland mit einem echt klasse Song und Lena ist einfach Super sympathisch. Toll gemacht... Glückwunsch!!!

63mg hat gesagt…

Ich hab gestern Lena zum ersten mal gehörtsehen und fand Auftritt & Lied erfreulich unpeinlich. Im Gegensatz zu dem, was sonst so aus Deutschland bei irgendeinem Eurovision Song Contest abgeliefert wurde. Und erwähne bitte niemand mehr "Ein bisschen Frieden" - die Schmach ist seit gestern getilgt ;)