27. Mai 2010

Das Ende des US-Serien Hypes?

Ja, richtig gelesen: die Spatzen pfeifen es von den Dächern, US-Serien verlieren im deutschsprachigen TV massiv an Boden bzw. Zuschauern. Endlich! Wer hier regelmässig mitliest weiss, dass ich von Sendungen wie "24", "Lost", "Emergency Room", "Dr. House" etc. so ziemlich gar nichts halte. Im Gegenteil, ich finde dass gewisse Serien sogar unser westeuropäisches Denken beeinflussen. Mir jedenfalls fällt keine heimische TV-Serie ein, die sich zum Beispiel für ein Sexverbot vor der Ehe einsetzt. "Eine himmlische Familie" propagiert diese und sogar noch ganz andere christliche Ansätze im frei empfangbaren Fernsehen. Prüderie, verherrlichte Gewalt,  Rassismus, Doppelmoral tauchen entsprechend in US-Serien nicht gerade selten auf und werden so Teil unserer Kultur. Aber eben, darum gehts mir gar nicht und diese Tugenden tauchen auch sonst in unserer Gesellschaft auf. Ich mag diese Dauerstaffeln halt einfach nicht und finde die Geschichten hinter den Serien oftmals auch sehr dünn gestrickt... Geschmackssache. 


Nun aber zum Thema. Der deutsche Mediendienst DWDL listet seit 2003 regelmässig die TV-Flops der Saison auf. Bis zu 70 Sendungen werden da aufgezählt und auch vor prominente Namen wie Kerner oder Pocher macht man keinen Halt. Nun tauchen in diesem Jahr auf dieser Liste interessanterweise Titel auf, von denen man als allgemeiner TV-Konsument eigentlich immer gedacht hat, dass sie äusserst erfolgreich wären. Zumindest wurde uns das immer so mitgeteilt oder sollten die endlosen Trailer zu all den Müll-Serien vielleicht doch ein Hinweis sein, dass eben doch weniger Leute zuschauen als erwartet? Nun, man weiss es nicht. Was man aber weiss ist, dass zahlreiche selbsternannte Top-Serien in den USA zwar vielleicht erfolgreich waren, im deutschsprachigen Raum aber kläglich versagt haben. Ein paar Beispiele gefällig? 

"24" und "Lost" sind vor langer Zeit einmal mit Pauken und Trompeten bei Pro7 gestartet, in der Zeit galt man fast als Aussenseiter wenn man sich für diese zwei Formate nicht interessiert hat. Inzwischen wurden sie von Pro7 zu Kabel1 verfrachtet und laufen da laut DWDL mit nicht mehr erwähnenswerten Zuschauerquoten. Gleiches gilt für die Serie für dem unsäglich bescheuerten Namen "Numb3rs", den mir übrigens gerne mal jemand erklären darf. Numb-drei-rs? Numb-three-rs? Und es soll keiner kommen die 3 stehe für das E, eine Drei ist kein E sondern bleibt eine 3... Eben, auch diese Kiste läuft  laut dem Mediendienst am Donnerstag nicht mehr. Alle 3 Serien fallen darum scheinbar auf den Herbst hin aus dem Programm! 

Pro7 wird nach dem Sommer auf "Fast Forward" verzichten, erstens wird die Serie in den USA nicht mehr weiter produziert und zweitens kam die laufende Staffel bei weitem nicht auf die erwarteten Quoten. Ebenfalls miese Quoten, bei Pro7 und von der Absetzung bedroht: "The Good Wife", "Chuck" und "Gossip Girl". Letztere dürfte beim neuen Spartensender "Sixx" untergebracht werden, da von Pro7 bereits teuer eingekauft. RTLII schmeisst wohl "Heroes" aus dem Programm, nachdem die aktuelle Staffel wegen mangelndem Zuschauerinteresse schon in den späten Abend verfrachtet wurde. "Dexter, "Stargate Universe" und "Flashpoint" könnte das gleiche Schicksal blühen, bei allen drei Titeln fehlen ebenfalls die Zuschauer. 


Und wem das noch nicht reicht: "Castle" und "Dark Blue" auf Kabel eins, "CSI", "Hack" und "Bones" bei RTL, "Harper's Island" oder "Hawthorne" bei Pro7, "One Tree Hill" auf Vox... allesamt miese Quoten, sprich keine Zuschauer! Klar, die Welt braucht auch keine deutschen Produktionen wie "Deutschland ist schwanger" oder "Teenager ausser Kontrolle" oder "Yes we can dance" oder "Unterm Hammer" mit der blonden Dicken. Aber auch hier hat das Publikum entschieden und die Sendungen in die ewigen TV-Trash-Jagdgründe geschickt. 

Was mir einfach spanisch vorkommt ist, dass uns die Sender immer noch weis machen wollen, dass wir diese ollen US-Serien brauchen und sie sowas von super sind. Es vergeht fast kein Monat in welchem nicht irgendeine Station wieder einen "grossartigen Staffelstart der erfolgreichen US Serie" ankündigt. Nach ein paar Folgen stellt man dann aber fest, dass auch hier nur ein paar hunderttausend Menschen zuschauen, ändert erst den Sendeplatz, dann den Sender und nach ein paar weiteren Wochen verschwindet die Serie dann ganz. Unterm Strich gibts also nur wenige Serien welche bei uns im deutschsprachigen Raum wirklich erfolgreich sind: "Dr. House", "Desperate Housewifes", "Grey's Anatomy", "Private Practice" oder "Monk". Letztere übrigens - neben den Simpsons - die einzige Serie welche auch ich in unregelmässigen Abständen immer mal wieder mitverfolge. Wer also etwas recherchiert und rechnet kommt schnell einmal drauf, dass gegen 70 Prozent der teuer erworbenen US-Serien im deutschen Fernsehen früher oder später floppen. Nun liebe TV-Macher, vielleicht wäre da mal ein Umdenken angesagt? Aber eben, so lange Sachen wie "Bauer sucht Frau" immer noch Rekordquoten erzielen ist das wohl eine falsche Hoffnung.


Nachtrag: da fast jedes Mal wenn ich über US-Serien abgewettert habe die Frage kam was ich denn eigentlich so schaue, beantworte ich eben diese Frage an dieser Stelle noch einmal. Ich bin eine Art Passiv-Zuschauer... so richtig Fernsehen schauen ohne etwas daneben zu machen gibts bei mir eigentlich nicht. Ausser bei einem tollen Spielfilm ohne Werbung (meist über Swisscom TV). Dazu mag ich Sportübertragungen, die Events und Shows von Stefan Raab, History-Dokumentationen und Satiresachen die zum Beispiel in "ORF Donnerstag Nacht" laufen. Ebenfalls zwischendurch mal gerne gesehen "Harald Schmidt", "GNTM", "WWM" und wie oben erwähnt "The Simpsons" und "Monk". Und ja, ich bin ein "ESC Eurovision Song Contest" Fan - deswegen aber nicht automatisch schwul. Aber ich mag es wenn die europäischen Staaten anstatt mit Waffen mit Musik um Ruhm, Ehre und Punkte kämpfen!

5 Kommentare:

Sirius hat gesagt…

Wenn man keine eigenen Ideen hat bzw. diese zu produzieren zu teuer wären kauft man halt US-Ware ein. Oder natürlich wenn man davon ausgeht, dass die Eigenproduktion noch schlechtere Quoten hätte.

Annubis hat gesagt…

ja das ist wirklich ein problem seit etwa 5 jahren werden massenweise neue serien entwickelt auf den markt geschmissen und sind nach 1 max 2 staffeln wieder weg. manche davon werden sogar nach 10 oder so folgen abgeschafft.

für mich als serienfreak ist es wirklich nervig den ich hasse es wenn serien mitten in der storyline aufhören.

was ich aber sagen muss du hast die britischen serien vergessen. spooks, dr who, torchwood, robin hood, merlin, legend of the seeker. alles geniale serien die sehr lang leben. darum glaub ich das "mekka" für serien liegt nicht mehr in den usa sondern auf den britischen inseln...

Unknown hat gesagt…

Hoi

Schon mal überlegt, dass 24, Lost, Flash Forward und z.B. auch Prison Break im Unterschied zu deinen als "erfolgreich" genannten Dr. House, etc. allesamt Serien mit fortlaufender Storyline sind? Dies erzeugt einen hohen Suchtfaktor und was machen Süchtige? Sie holen den Stoff dort, wo er am schnellsten verfügbar ist -> Internet. Ich kenne viele, die das Erscheinen einer Folge im hiesigen Fernsehen gar nicht abwarten (können) und sich die Episoden im Internet anschauen. :)

Goggi hat gesagt…

Ich möchte Anubis und dem Leeren Kamel zustimmen.

Problem 1: Sendezeit wochentags nach 23 Uhr, immer mal wieder unterbrochen durch Sommerpausen und Weltmeisterschaften. Gerade bei LOST, wo man den Faden ziemlich schnell verliert ist sowas tödlich.

Problem 2: Sender wie 3+ schaufeln täglich fünf Wiederholungen von CSI ins Program und zwar queerbeet durch die Staffeln (übrigens auch SF mit House und ORF mit Monk) - auch nicht gerade attraktiv.

Problem 3: Die 4. Staffel Dexter oder die letzte Staffel LOST (beides Hammerteile) kommen irgendwann 2011 - im Internet werden sie dannzumal seit 2 Jahren verfügbar gewesen sein undzwar inm HD - wer will dann noch eine Wiederholung um 23.45 Uhr schauen?

Froschfresser sind Hosenscheisser hat gesagt…

Die Amerikaner machen im grossen und ganzen auch qualitativ einfach die besten Serien. Natürlich hat es auch viel Quatsch darunter, aber die Spitzentitel stammen fast alle aus den USA. Soweit sind sich auch die Experten einig. Deine Zeilen stammen natürlich wieder aus der auch sonst US-kritischen, also linken Stammtisch-Ecke. Was können die Amerikaner dafür, dass die Franzosen auch keine brauchbaren TV-Serien zustande bringen? Die Kulturnation bringt ja seit Jahrzehnten keine eigenständigen Ideen mehr und diese Aussage beziehe längst nicht nur auf TV-Serien....