Bei Magistus habe ich diese für mich spannende Blogparade entdeckt. Er hat - genau wie ich - die 3Sat-Reportage "Auf der Suche nach der Warheit" gesehen. Nach dieser Sendung dürfte sich wohl jeder Zuschauer gefragt haben, wie weit denn Pressefotografie gehen darf und ab wann der Voyeurismus beginnt. Und genau diese Fragen stellt Magistus in seiner Umfrage.
1. Wo siehst Du die Grenze für Reportage-Fotografen, z.B. bei Kriegsberichterstattung?
Ich muss vielleicht vorausschicken, dass ich in den frühen 90er Jahren selber mal eine Zeit lang meine Brötchen als Pressefotograf verdient habe und ich mir diese Fragen damals bereits gestellt habe. Wirkliche Antworten habe ich schon zu der Zeit nicht gefunden. Eine Grenze gibt es vielleicht in dem Moment, wo man einem Opfer noch helfen könnte, sich dann aber für den Auslöser der Kamera entscheidet um "das Bild" zu schiessen. Aber eben, diese Grenzen sind meiner Meinung nach nicht klar definierbar, drehen sich aber vermutlich um Themen wie Persönlichkeitsschutz oder Intimsphäre.
2. Wo ziehst Du die Grenze für Dich selbst (würdest Du z.B. einen Verkehrsunfall mit Verletzten und evtl. sogar Toten fotografieren)?
Ich habe selber schon solch ähnliche Fotos geschossen. Ich war auch schon an einer Absturzstelle eines Flugzeugs und habe da entsprechende Bilder gemacht. Ich denke, wenn man diesen Beruf gewählt hat, dann weiss man genau, welche Aufgabe man in einer solchen Situation hat. Und so brutal es klingen mag, man ist dann halt in dem Moment Fotograf und nicht Notarzt.
3. Wie stehst Du zur Auszeichnung von Fotos, z.B. mit dem World Press Photo Award, die das Leid anderer Abbilden und davon “profitieren”?
Finde ich gut. Ich sehe es aber auch nicht so, dass der Fotograf oder der Verlag über diesen Award vom Leid anderer Menschen profitieren. Ich meine, der Unfall oder der Krieg hat ja nicht wegen dem Fotografen stattgefunden. Die Konflikte waren ja da und der Fotograf wurde gerufen. Ein Mensch stirbt ja auch nicht, weil ihn jemand fotografiert hat. Heikles Thema, ich weiss. Aber gerade wenn man weiss, wie gefährlich zum Beispiel der Job in einem Kriegsgebiet ist, dann haben solche Auszeichnungen durchaus eine Berechtigung.
4. Denkst Du, dass man mit der Fotografie tatsächlich etwas bewegen, also z.B. die Welt aufrütteln kann und rechtfertigt das dann die Fotografie “um jeden Preis”?
Ich glaube schon, dass man mit Bildern etwas bewegen kann. Ob man damit die Welt verändern kann..? Naja, wohl eher nicht. Aber Menschen aufrütteln und auf Missstände hinweisen, das liegt durchaus im Bereich des Möglichen.
5. Wahrst Du selbst schon mal in der Situation, in der Du überlegt hast, ob Du eine bestimmte Situation ablichten sollst/kannst/darfst oder nicht? Wie hast Du Dich entschieden und warum?
Wie zu Beginn erwähnt, war ich schon in solchen Situationen. Und man stellt sich die Frage ob man abdrückt oder nicht natürlich jedes Mal. Für mich persönlich sind Filmaufnahmen von Menschen, die mit einer Situation überfordert sind und dann zum Beispiel vor der Kamera weinen viel schlimmer. Da finde ich nützt man das Leid dieser Menschen aktiv aus. Während bei einer Fotografie von einem Unfall, der Fotograf ja als Zeitzeuge hinzukommt und die Situation nicht noch selber beeinflusst. Sprich, ein TV-Interview welches in Tränen endet finde ich persönlich geschmackloser als so manches Foto aus dem Krieg.
Bild: World Press Photo
8 Kommentare:
@ trix (oder wie du auch immer heissen magst): nicht halb so viel schief gelaufen wie bei dir wie mir scheint, sonst müsstest du den frust über dein leben ja nicht anonym in irgendwelchen beleidigenden kommentaren hinterlassen...
Hallo Herr Fischer..
Ich bin froh das ich mein Geld nicht auf diese Art und Weise verdiene.
Im Gegenzug jedoch hat die Presse auch oder gerade in solchen von Dir geschilderten Situationen die Aufgabe die Weltöffentlichkeit zu informieren.
Davon ausgenommen jedoch Unfälle wie den von Dir beschrieben Flugzeugabsturz.
Da reicht es in meinen Augen völlig aus die Unglücksmaschine zu zeigen.
Bilder von Verletzten oder gar Toten.. oder wie wir das in der letzten Zeit immer wieder zu sehen bekommen, Särge welche weg getragen werden, haben da meiner Meinung nach nichts verloren.
Gruss Dani
scheinst ja ein ganz sensibler zu sein... wegen meinem kommentar bist du beleidigt? wenn man in einem blog sein leben öffentlich macht, muss man auch mit kommentaren rechnen, sonst solltest du es besser sein lassen.
schönen tag noch!
Ich habe selber Photografie erlernt und ich ahbe mich bewußt gegen die Pressefotografie entschieden. Ich denke ich bin viel zu sensibel und zu "helferisch" veranlagt um meinem Job in solchen Situationen nachzugehen und hinterher noch ruhig schlafen zu können. Andererseits ist die Nachfrage noch solchen Bildern groß und ich denke irgendwie auch wichtig um wirklich zu verstehen was dort gerade passiert ist und was die Situation für andere Menschen bedeutet. Ich selbst kann sie mir allerdings kaum anschauen, wahrscheinlich bin ich noch nicht abgestumpft durch die Medien.
@ dani: ich denke, vorallem bei so "sarg-bildern" kommt es doch noch darauf an, ob sie animiert (ein film) oder eben ob es fotografien sind. zu detailiert müssen sie meiner meinung nach def. auch nicht sein.
@ trix b. oder karin p. etc.: danke für den tipp. ja ich bin ein wahnsinnig sensibles kerlchen. aber wie gesagt, zwischen "kritik" und "beleidigung" gibts für mich noch nen unterschied. zudem zwingt dich ja niemand, dieses sog. öffentliche leben zu verfolgen, wenn du es ja eh langweilig findest :-) schönen tag zurück!
@ alex: "abgestumpft" könnte vermutlich eben DAS stichwort sein. da ertappe ich mich selber immer mal wieder, dass ich etwas einfach nur wahrnehme, aber gar nicht mehr richtig registriere.
Kürzlich las ich davon, dass die Bildzeitung nach einem Amoklauf (oder irgendetwas in der Art) Bilder der Verstorbenen (oder der Täter? Keine Ahnung) von einem Studi-VZ-Profil veröffentlichte. Unverfremdet. Sowas finde ich fast schon schlimmer als namenlose, identitätslose Katastrophenopfer zu zeigen.
Allerdings stumpfen solche Bilder auf Dauer ab, und das ist nicht gut, weshalb man vielleicht sich mit allzu "makaberen" Fotos zurückhalten sollte.
Und was das "Bild machen oder helfen" angeht, so denke ich ganz klar, dass es nicht die Aufgabe eines Fotografen, Journalisten oder Beobachter ist, zu helfen, außer, diese Hilfe kann WIRKLICH retten. Wenn also z.B. ein Kind eingeschlossen ist...
So. Das war glaube ich alles. Wirr. Einen gutes Wochenende noch.
Die Aufgabe der Presse ist in erster Linie Information. Photographien können diese Aufgabe sehr gut unterstützen. Und natürlich gehört in eine gute Zeitung auch Bildung, Witz und Unterhaltung - auch da sind gute Bilder am Platz. Aber hier eine Liste von Bildtypen, die ich in den meisten Fällen schlimm finde:
- Bilder von verletzten, verzweifelten, weinenden Menschen (daß z.B. Leute, die gerade Angehörige verloren haben, weinen, braucht man mir nicht zu sagen; übrigens will ich mich über der Lektüre der Zeitung nicht erbrechen müssen)
- Bilder von Angeklagten (ich bin gegen die Wiedereinführung des Prangers)
Ein Photograph sollte immer die Frage im Hinterkopf haben: Wenn ich in dieser Situation wäre, würde ich dann photographiert werden wollen?
hi, hat jemand zufällig diese dokumentation aufgenommen??
wenn ja könnte er sich bitte an
barlip@web.de melden.
danke
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