Nein, so weit hat sich meine Wut auf die Gesellschaft trotz allem doch (noch) nicht entwickelt. Aber am Silvesterabend hat mich ein - nicht mehr ganz taufrischer Herr mit grauen Haaren - zum Thema MySpace angehauen. Der Mann ist natürlich noch nicht so alt, wie man meiner Beschreibung nach annehmen könnte, trotzdem hat es mich überrascht, dass er sich bei MySpace rumtreibt. Auf meine Frage, was denn für ihn auf dieser Plattform interessant sei, hat er mir geantwortet, dass es ihm als Musiker so einiges an Vorteilen bringe.
Tage wie Neujahr eignen sich besonders gut dafür, unnütze Sachen zu erledigen. So nahm ich mir die Zeit um meine Freundesliste bei MySpace mal unter die Lupe zu nehmen. Seit meiner Anmeldung auf der Plattform sind 339 Freunde und 103 Kommentare hinzugekommen. Das ist auf den ersten Blick eine eher geringe Zahl, wenn man sich überlegt, dass gewisse User zehn- wenn nicht sogar hunderttausende von virtuellen Freunden ihr eigen nennen. Für mich stand allerdings bei der Freundeauswahl immer im Vordergrund, dass ich mit Menschen aus dem realen Leben auch übers Netz kommunizieren kann. So waren meine ersten MySpace-Freunde ausschliesslich Personen, die ich auch ausserhalb des WWW gekannt habe.
Später kamen dann Bands aus der Region hinzu, gefolgt von Künstlern mit denen ich vielleicht schon eimal zusammengearbeitet habe. Anfragen von unbekannten Usern prüfe ich meist erst einmal und schaue, ob sie mir sympa sind. Fast 90 Prozent all meiner virtuellen Freunde haben übrigens einen Bezug zur Musik oder sind gar selber Musiker. So komme ich immer wieder an neue Songs heran, was für mich persönlich inzwischen fast der Hauptpunkt ist, MySpace zu nutzen. Dass ich so Nebenbei noch Menschen wie Sarah Kuttner, Rihanna, Dittsche, Leila Khaled (Foto unten), Serge Gainsbourg oder Bjork zu meinem engeren Freundeskreis zählen darf, ist ein angenehmer und vorallem lustiger Nebeneffekt.
Vor einigen Wochen habe ich mal mitgekriegt, dass jemand böse wurde, weil ihn ein anderer Nutzer aus seinen "Lieblingsfreunden" gekickt hatte. Ich begann mir daraufhin Gedanken zu machen, ob für gewisse User dieses "Freund sein" wirklich wichtig sein könnte. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass da vermutlich tatsächlich viele Menschen etwas zu viel hinein interpretieren. Ich selber durfte in den letzten paar Wochen ein paar Mal die Erfahrung machen was wirkliche Freunde im wahren Leben für einen Stellenwert haben können. Hinzu kamen ein paar gute Erfahrungen die über den Blog zustande kamen. So gesehen möchte ich nicht mehr zu hundert Prozent ausschliessen, dass Freundschaften übers Netz unmöglich sind, allerdings bevorzuge ich persönlich halt immer noch Freunde und Freundinnen aus Fleisch und Blut. Wenn die auch eher rar gesäht sind und einem - ganz wie bei MySpace - auch schon mal aus der "Top-Freunde"-Liste löschen.
Wer bis jetzt nur Bahnhof verstanden hat, der schaut sich ganz einfach mal mein MySpace-Profil an und hinterlässt - falls ihr auch ein Accout habt - eine Freundesanfrage oder einen Kommentar. Womit wir dann zum Abschluss bei meinem absoluten Lieblings-MySpace-Ausdruck gelandet sind: Adden, das tu ich euch dann nämlich, wenn ich die Anfrage gekriegt habe.
4 Kommentare:
Mit der Bezeichnung "Freund" wird im Netz und in solchen Foren sehr inflationär umgegangen - und ich "hasse" das.
Wie Du sagst: Das traurigste daran ist, dass es viel zu viele Menschen gibt, die darin wirklich eine Art Realersatz suchen, aber nie finden.
Da ich kein MySpace Konto habe, kann ich leider nicht dienen... Vielleicht ist mir ja auch die Gefahr zu gross, eines Tages wieder "gelöscht" zu werden...
den satz "es ist doch nur virtuell" höre ich sehr oft. als wenn man das, was im netz stattfindet, nicht ernst zu nehmen braucht. wobei genau im netz die art von intrigen, ausgrenzungen und hinterhältigkeiten stattfindet, die im realen leben nicht in dieser härte stattfinden. denn immerhin verbergen sich hinter den virtuellen profilen reale menschen. diese würden manchem virtuellen kontakt im realen leben nicht einmal die hand schütteln, vögeln aber virtuell mit ihnen. aber "ist ja nur virtuell".
die anderen sind die, die das ganze netz zu ernst nehmen, es sogar schon zu ihrer eigenen realität gemacht haben. da werden menschen nur noch in schubladen wie "blogger" oder "nichtblogger" oder "ex-blogger" gesteckt, egal ob man diese real kennt oder nicht. der ego-bauchladen hat ständig geöffnet und wenn man von einer blogrolle gelöscht wird, bedeutet das krieg ohne frieden. im übrigen werden dann andere blogrollen akribisch darauf hin geprüft, ob man selbst denn drin steht oder wer denn auf so einer rolle ist. kontakte werden daraufhin geschlossen, ob es "sich lohnt" oder nicht.
beides hat schon krankhafte züge. es gibt virtuelles und reales leben und es gibt -wenn man im netz unterwegs ist- eine vermischung. da muss man für sich entscheiden (können), inwieweit man das eine mit dem anderen vermengen möchte und auch damit umgehen kann.
meine persönlichen erfahrungen: wer es real übertreibt, übertreibt es auch virtuell. charakterzüge kann man auf dauer nicht vertuschen. und wer es real nicht wild treibt, kann im netz zur höchstform auflaufen. immerhin ist das ja anonym. es gibt virtuelle kontakte, die sich real zu echten freundschaften entwickelt haben - das gegenteil gab es eben auch.
und was "echte freunde" betrifft: das stellt sich immer dann heraus, wenn man nicht damit rechnet. sehr traurig.
Jaja, Internetfreundschaften.... über das Thema habe ich mich schon häufig ausgelassen ^^
Ich halte es so, daß ich erst von einer Freundschaft rede, wenn man sich mindestens einmal RL gesehen hat oder, wenn das total unmöglich ist (einer meiner "Freunde" wohnt in Spanien, da kann man sich schlecht mal eben treffen) zumindest ein paar Mal telefoniert hat. Bei den Anderen mag man meist ohnehin nur die Traumvorstellung, die man von demjenigen auf der anderen Seite hat.
Andererseits habe ich durch das Internet auch meinen Freund kennengelernt und wir sind nun fast 4 Jahre zusammen und haben einen kleinen Sohn, also sollte man das Internet und die Kontakte die man dort knüpft nicht von vorn herrein zum scheitern verurteilen.
Zum Glück bin ich aber nun aus meiner naiven Phase herraus wo man nur 3 mal mit einer Person gechattet hat und schon war derjenige ein Freund... das war eine eher schmerzhafte Zeit.... und ich glaube in der zeit hätte es mich ganz schön hart getroffen, wenn mich jemand "gelöscht" hätte :X
@ thinkabout, zoee, alex: danke für eure ausführungen und gedanken!! denke schon, dass es gewisse user halt zu ernst nehmen...
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