2. Oktober 2007

Emel - Komm in mein Leben

Emel ist zurück! Seit 1996 beliefert die Aargauerin mit türkischen Wurzeln die Schweizer Musikszene in regelmässigen Abständen immer mal wieder mit guten Songs. Die Pause vom letzten bis zum neuen Album (welches ab dem 12. Oktober in den Läden steht) war lang, das Warten hat sich aber gelohnt. Emel machts jetzt auf Deutsch! Vorbei die Zeiten von "Sunshine" oder "On and On". Und wer nach dem Mundarterfolg "Alles scho mol ghört" gedacht hat, es ginge nun im Schweizerdeutschen Stil weiter, der wird mit der neuen Platte ebenfalls eines besseren belehrt.

Stilmässig vereinigt das neue Album verschiedene Richtungen, es lässt sich entsprechend also auch nicht in eine bestimmte Stil-Schublade stecken. Am ehesten würde vielleicht noch der R'n'B-Stempel passen, wobei ein Song wie "Verloren in Musik" dann genau wieder einen Strich durch diese Rechnung macht. Emels Stimme auf Deutsch macht irgendwie total Spass, auch wenn man sich im ersten Moment daran gewöhnen muss. Egal ob Deutsch oder Englisch - oder auf diesem Album auch einmal Türkisch - vesprüht sie mal Charme, mal Coolness, mal Spass. So schafft jeder Song ein ganz eigenes Ambiente.

Mutig ist so ein Wechsel von Englisch auf Deutsch ganz bestimmt. Vorallem wenn man weiss, dass Emel Aykanat mit ihren englischen Produktionen früher auch schon mal internationale Achtungserfolge feiern durfte. Das Konzept mit den verständlichen Texten zu äusserst internationalen Beats dürfte aber aufgehen und vorallem jüngere Fans zu Emel bringen. Wie die Sache mit dem Sprachwechsel zu Stande kam, hat mir Emel - zusammen mit eine paar anderen Fragen - in einem Interview beantwortet.

Auf „Komm in mein Leben“ singst Du bis auf einen Song ausschliesslich Deutsch. Das kommt eher überraschend?

Natürlich haben viele nach dem Erfolg von „Alles scho mal ghört“ damit gerechnet, dass mein neues Album schweizerdeutsch sein würde. Oder englisch, wie man es von meinen bisherigen Solo-Alben kannte. Meine deutschen Arbeiten für Sabrina Setlur, Xavier Naidoo und Fettes Brot sind in der Schweiz wohl etwas weniger bekannt. Dadurch habe ich aber eine starke Beziehung zu deutschen Texten bekommen und so ist das Material für „Komm in mein Leben“ entstanden. Ich kann’s nicht genau erklären, aber das ich jetzt deutsch singe, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. „Come into my life“ oder „Chumm i mis Läbe“ war irgendwie nie ein Thema.

„Komm in mein Leben“ klingt nach einem sehr intimen Album. Ist Dein neues Werk ein musikalischer Seelen-Striptease?

Natürlich gebe ich viel von mir preis. Durch die deutschen Texte kann ich mich zudem nicht hinter irgendwelchen englischen Floskeln verstecken oder darauf hoffen, dass die Menschen nicht ganz so genau verstehen, was ich eigentlich singe. Wer mich kennt, weiss aber, dass ich ein sehr offener Mensch bin. Wer sich für mich interessiert, hat auch das Recht, einiges über mich zu erfahren. Und dann bleibt ja noch die künstlerische Freiheit, die es einem erlaubt, die Wirklichkeit da und dort etwas spannender zu machen, als sie wirklich ist.

Mit dem Titel „Salla“ auf Deinem neuen Album singst du auch türkisch. Was hat es mit diesem Song auf sich?

Auf die Gefahr hin, falsch verstanden zu werden: „Salla“ ist ein Frauensong – aber kein feministischer, sondern ein humanistischer. Sorry, aber machmal scheinen gewisse Leute einfach zu vergessen, dass Frauen auch Menschen sind. Die westliche „Kopftuch-ja-nein-Diskussion“ beispielwiese reduziert muslimische Frauen auf die Trägerinnen eines religiösen Symbols. Die orientalische Weiblichkeit bleibt völlig aussen vor. Und die lebt und brodelt – Kopftuch hin oder her. Diesem Temperament und dieser Lebensfreude wollte ich über die Kulturen und Generationen hinweg eine Stimme geben. Wer genau hinhört, wird auch meine Mutter auf „Salla“ hören. „Salla“ lässt sich übrigens am besten mit dem englischen „shake it“ übersetzen.

Du hast beachtliche Erfolge im Ausland erzielt. Sind diese Erfolge in der Schweiz genügend gewürdigt worden?

Darüber habe ich nie so genau nachgedacht. Die „Milchbüechlirächnig“ liegt mir nicht – und zum „chlööne“ wäre ich bei einem negativen Ergebnis auch nicht der Typ. Ich kann mich heute wie damals über jeden freuen, der sich für meine Musik interessiert – egal in welchem Land. In den letzten zehn Jahren sind mir sicher auch in der Schweiz viel mehr Türen geöffnet als zugeschlagen worden. Soweit also keine bad feelings. Doch zugegeben: Die Schweiz am Eurovision Song Contest in Istanbul zu vertreten, wäre schon spannend gewesen…

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