3. Juli 2007

Die grösste Party des Jahres!

Sie findet weder in New York, Berlin, London oder Moskau statt und erst recht nicht in Zürich. Nein, das schönste Fest des Jahres findet auch in diesem Jahr wieder in.... Aarau statt. Diese Aussage beruht natürlich auf einer zünftigen Portion Lokalpatriotismus und wird entsprechend bei jedem Nicht-Aarauer für Kopfschütteln sorgen. Aber, wer jetzt noch weiterliest, der versteht am Ende des Textes vielleicht meine Euphorie. Es folgt eine Liebeserklärung.

Ich rede vom "Maienzug". DEM Fest im Kalender der Kantonshauptstädter. Als ich noch zur Schule ging kreisten meine Gedanken schon im Frühling um den Maienzug, der im Grunde genommen eine Art Jugendfest ist, wie man es auch in anderen Gemeinden kennt. Aber eben Aarau ist anders. Mit dem Maienzug waren früher primär die Sommerferien verbunden, welche mit diesem Fest ihren Anfang nahmen. Es gab den "Maienzug-Batzen" (Geld von Eltern und Verwandten um sich damit auf dem Rummelplatz vergnügen zu können), man suchte sich ein Mädchen aus seiner Klasse aus um mit ihr den Umzug und anschliessend einen Tanz bestreiten zu dürfen, es gab Wettkämpfe gegen andere Schulhäuser und ihre Schüler. Kurz, der Tag war ein einziges Highlight.

Seit meiner Schulzeit sind nun schon einige Jahre ins Land gezogen. Der Maienzug hat sich natürlich - genau wie ich - verändert. In den letzten Jahren war das Volksfest leider nicht gerade vom Wetterglück gesegnet, sodass ich es auch schon mal verschlafen habe. Es geht immerhin gegen 9 Uhr in der Früh los, nachdem es am Vorabend erst um 4 Uhr endet. Aber für mich persönlich gehört die Sonne und die damit verbundene Sommerhitze einfach zum Maienzug. Denn nur bei schönem Wetter versammelt sich tout Aarau draussen unter Bäumen zu einem gemeinsamen Mittagessen. Herrlich. Bei schlechtem Wetter findet dieser Teil der Party in einer alten Turnhalle statt, Charme gleich null und nur mit zünftig Alkohol zu ertragen. Aber den hab ich ja meist am Vorabend schon zur Genüge genossen.

Nun gut, an diesem Donnerstag und Freitag steht das Fest wieder an. Ich bete für schönes Wetter. Die Kleider liegen parat (übrigens das einzige Mal im Jahr, dass ich freiwillig eine Krawatte trage!), die Rosen sind reserviert und die Festlaune im Anmarsch. Es kommt eine Vorfreude auf, die in der Stadt Aarau bereits seit dem 16ten Jahrhundert bekannt ist. Bereits damals gab es den Brauch, dass die Kinder im Januar mit ihren Lehrern in einem Umzug in Rathaus ziehen durften, wo ihnen eine Znüni (Brotzeit) offeriert wurde. Nach einiger Zeit wurde jedoch dann auf den Umzug verzichtet, da er zu einer Art Karneval verkam.

Zur heutigen Form des Maienzugs kam es in den Folgejahren. Das Fest wurde vom Januar in den Frühsommer verlegt, die Schüler zogen damals mit ihren Lehrmeistern in den Wald um Ruten zu schneiden, die Schülerinnen pflückten indess frische Blumen und fügten sie zu sogenannten "Meyen" zusammen. Auch damals übernahm die Stadt die Kosten für die Verpflegung der Kinder. Der Umzug kehrte ins Programm zurück und um Chaos und Ausschreitungen zu verhindern marschierten Würdenträger, Stadtwächter, Marschmusik und Armeevertreter mit. Jahr für Jahr beteiligten sich "wichtigere" Menschen am Umzug und so kam es, dass die Umzugsroute nicht mehr in den Wald zum Holzschneiden führte, sondern sich plötzlich durch die Stadt schlängelte.

Im Jahre 1858 wurde erstmals die heutige Form des Maienzugs erwähnt. Mit dem Zapfenstreich der Kadettenmusik und Tambouren am Vorabend, dem Umzug der Schuljugend und Behördenvertreter am Freitagmorgen, den sportlichen Wettkämpfen, der Morgenfeier im Telliring, dem gemeinsamen Bankett auf der Schanz, Tanzdarbietungen, Festreden und so weiter. In der Neuzeit kam ein riesiges Volksfest am Vorabend hinzu, welches Jahr für Jahr 10tausende von Besuchern nach Aarau lockt. Am Freitag dann gibt es inzwischen Openair Konzerte, Discos und Kirmes. Der Maienzug hat sich also über all die Jahre stets weiterentwickelt.

Ich ganz persönlich bin kein grosser Fan der Entwicklung der letzten Jahre. Der Vorabend hat Überhand genommen, das eigentliche Fest verliert an Bedeutung. Während der Donnerstag Jahr für Jahr mit neuen Attraktivitäten aufwartet, verliert der Freitag immer mehr an Wichtigkeit. Ich sähe das sogenannte "Beizlifescht" darum lieber am eigentlichen Feiertag, sodass die Stadt Aarau auch am Freitagabend noch einmal in ihrem vollen Glanz erstrahlt, mit einer Big Party in allen Gassen. Entsprechende Diskussionen beschäftigen immer mal wieder die kommunalen Politiker, zu einer guten Lösung konnte man sich bis jetzt allerdings noch nicht durchringen.

Seis drum. Ich freue mich auch in diesem Jahr wieder längst vergessene oder lange nicht mehr gesehene Schulfreunde zu treffen, Lehrer wiederzusehen, die mir damals das Leben schwer gemacht haben, verflossene Liebschaften begrüssen zu dürfen und natürlich auch neue Leute kennenzulernen. Und genau diese Eigenschaften sind es denn auch, die den Maienzug so einzigartig machen. Zumindest für Menschen mit einer Aarauer Vergangenheit... Für alle anderen wird sich unser grösstes Fest des Jahres wohl kaum von jedem anderen Jugendfest in der Schweiz unterscheiden. Aber eben, für mich werden der erste Donnerstag und der erste Freitag im Juli auf Lebzeiten eine ganz besondere Bedeutung haben!

PS: Donnerstag und Freitag gibts Live-Impressionen vom Fest, übermittelt per Handy!

6 Kommentare:

Goggi hat gesagt…

Man sieht sich am Maienzug...Vorabend, monsieur le fan des cravattes :-)

Anonym hat gesagt…

Bald ist es soweit. Nur noch einmal schlafen, dann steigt die Vorabend-Party.

See you there! :-)

Monsieur Fischer hat gesagt…

.. hoffe das wetter macht uns keinen strich durch die rechnung!

Anonym hat gesagt…

ihr seid ja sowas von im falschen film, mammamia - dieses wochenende gibt's nur eines:

http://www.zuerifaescht.ch/2007/

Monsieur Fischer hat gesagt…

@artischokka: und das sagst du als BASLERIN??? ps: wo ist zürich??

Anonym hat gesagt…

aarau ist die gefährlichste stadt der schweiz. nicht dass man dort zusammengeschlagen wird, nein man muss angst haben, nicht vor langeweile zu sterben. aarau die schlafstadt.