8. Juli 2007

England hat einen neuen König

Es handelt sich dabei um King Roger den Ersten und das schier Unglaubliche an der Geschichte, der neue britische König ist ein Schweizer. Spass beiseite, was Roger Federer heute Nachmittag abgeliefert hat, das verdient mehr als eine Krone. Zusammen mit seinem Kontrahenten Rafael Nadal hat er für beste Tennis-Unterhaltung gesorgt. Wäre die Phrase mit der Regie von Alfred Hitchcock nicht schon so abgedroschen, man könnte sie direkt noch einmal verwenden.

Fast 4 Stunden hat die Show auf dem Centercourt von Wimbledon gedauert. Beide Spieler hätten den Sieg verdient, aber natürlich hab ich während dem ganzen Nachmittag dem Roger die Daumen gedrückt. Und als hätte das Finale an sich nicht schon genug an Dramatik gebracht, war es für Federer heute noch möglich mit dem fünften Wimbledon-Sieg in Folge auf den Thron des legendären Björn Borg zu steigen. Was kurz vor 19 Uhr dann auch gelang. Der grosse Borg erhob sich und spendete dem Schweizer eine Standing Ovation. Dieser bedankte sich in einer unwahrscheinlich bescheidenen und freundlichen Art und hatte so - einmal mehr - die Sympathien der Zuschauer auf seiner Seite.

Der Borg war es dann auch, der vor dem Spiel noch gesagt hatte, dass heute im Wimbledonfinal der "vielleicht beste Tennisspieler aller Zeiten" auf dem Rasenplatz stehe und er es dem Schweizer gönnen würde, wenn er seinen Rekord nicht nur egalisieren sondern sogar übertreffen würde. Borg, bis heute ein grosser Sportsmann. Aber auch diesbezüglich steht der Basler dem Schweden bereits in nichts mehr nach. Seine ersten Worte nach dem Finalspiel gingen an den unterlegenen Gegner Nadal, er hätte den Sieg genau verdient gehabt, meine Big Roger.

Beinahe jede Woche bricht Roger Federer einen Rekord im Welttennis. Alle Experten sind sich einig, dass der Schweizer einer der grössten Sportler aller Zeiten ist. Er hat Fans auf dem ganzen Globus und trotzdem habe ich immer mal wieder den Eindruck, dass man in der Schweiz diese wahnsinnigen Leistungen nicht gebührend zur Kenntnis nimmt. Da begrüssen Menschenmassen die Alinghi-Crew, am Flughafen erwarten tausende Fans die Fussballnati, ganze Dörfer begrüssen ihre Skistars, der FCB und der FCZ feiern nächtelang den Meistertitel, die Miss Schweiz erscheint x-mal in Illustrierten und so weiter.

Beim Federer läuft das alles irgendwie diskreter ab. Da gibts die TV-Übertragungen, mal ein Interview mit Papa und Mama, eine Schalte ins Clubhaus, ein Bericht über den Juniorentrainer und manchmal ein kleiner Empfang. Ok, da war glaub ich einmal was auf dem Barfi in Basel. Aber sonst? Ich hätte einem wie Roger Federer schon lange ein Denkmal gebaut. Wir haben in der Schweiz defnitiv nicht viele Weltstars (obwohl wir gewisse Sternchen gerne mal dazu machen) und wenn bei der Rückkehr aus England mal der Bundespräsident am Flughafen stehen würde, begleitet von tobenden Fans, dann wäre das bestimmt nicht unverdient.

Nur so als Vergleich: Der Empfang der Alinghi-Crew in Genf wird derzeit übrigens grad live vom Schweizer Fernsehen übertragen. Und im Gegensatz zum Segeln hängt der Erfolg beim Tennis nicht von einer Milliarden-Investition zusammen...

2 Kommentare:

J. hat gesagt…

Herzliche Gratulation der Alinghi, ich gehe doch stark davon aus, dass der Event im 2009 in Valencia bleibt.

Und zu Roger... naja, stark gespielt von beiden. Beide hätten gewinnen können, denn die Leistunf war bei beiden allerbeste Sahne.

Und Alonso kommt doch bald wieder... Der Lewis wird langsam nervös.

Rick hat gesagt…

"Big Roger" bringt es auf den Punkt. Über seine beeindruckenden sportlichen Leistungen ist sowieso genug geschrieben werden. Lernen kann man von ihm ein Champion zu sein. Glücklich ein Land das solche Vorzeigepersönlichkeiten hervorbringt...