London. Die englische Hauptstadt stand über das vergangene Wochenende pausenlos im Blickpunkt der internationalen Medien. Gleich zweimal hat die Polizei versteckte Autobomben entdeckt und so eine vermeindliche Katastrophe verhindert.
Einschub: Beim Begriff "Autobombe" kommt mir immer diese unsägliche Ausschnitt aus dem Film "Der bewegte Mann" in den Sinn. Joachim Krol liegt schlummernd im Bett, der Radiowecker geht an, der Nachrichtensprecher liest: "In der Innenstadt von Köln explodierte heute morgen eine Atombombe." Krol schreckt panisch auf. [kurze Pause] Nachrichtensprecher: "Entschuldigung. In der Innenstadt von Köln explodierte heute morgen eine Autobombe." Einschub Ende.
Die Sicherheitsvorkehrungen in der britischen Hauptstadt wurden kurzerhand erhöht. Wer aber schon mal in England - und vorallem in London - war und die Briten kennt, der weiss, so schnell lässt sich die Tommys nicht aus der Ruhe bringen. Und so wurden trotz erhöhtem Gefahrenpotential weder Wimbledon, noch die Gay Pride und erst Recht nicht das Konzert für Prinzessin Diana abgesagt. Chapeau, ich ziehe den Hut! Denn da haben andere Länder auch schon anders, um nicht zu sagen panischer, reagiert.
In den USA zum Beispiel wird die Angst vor Terroranschlägen weiterhin geschürt. Entsprechend kommt es immer mal wieder vor, dass Flüge annulliert, Einreisebestimmungen verändert oder Grossanlässe abgesagt werden. Anders in the UK. Gerade das grosse Konzert in Gedenken an Lady Di dürfte die Organisatoren im Vorfeld auch ohne erhöhte Terrorwarnungen schon genug Nerven gekostet haben. Trotzdem hat man dem Anlass nicht angemerkt, dass kurzerhand ein paar hundert Sicherheitskräfte mehr aufgeboten wurden. Zumindest nicht aus der Distanz, aus welcher ich es beobachtet habe. Allerdings sind auch in den englischen Blogs von Konzertbesuchern fast nur positive Berichte zu lesen. Die Stimmung wird als "ausgelassen" und "unerschrocken gegenüber der terroristischen Bedrohung" bezeichnet.
Man hat sich also in England den Spass nicht verderben lassen, auch nicht von Extremisten. Egal aus welchem Lager sie kamen. In der Schweiz macht man sich - übrigens - derzeit Sorgen im Bezug auf die sogenannte "Minarett-Initiative", der nationale Geheimdienst sei besorgt ist zu Lesen. Konkrete Hinweise auf Anschläge gebe es aber noch nicht. Tja, wer dumme Initativen lanciert, der muss mit dummen Reakionen rechnen. Ich sage nicht, dass ich den Bau von Minaretten in der Schweiz bedingungslos unterstütze, allerdings finde ich ein gesetzlich verankertes Verbot dann doch etwas übertrieben.
Der Titel dieses Posts lautet "Bombenterror und Partymusik". Zum Thema Bomben und Politik gab es bis hier hin schon ne ganze Menge zu Lesen. Darum abschliessend noch ein paar Zeilen zum Konzert Event von gestern, den ich live bei der BBC mitverfolgt habe. Kurz, es war echt gut gemacht. Die beiden Söhne von Diana, Harry und William, haben eine würdige Veranstaltung auf die Beine gestellt. Besonders gefallen haben mir - unter anderem - die Aufritte von Duran Duran, Nelly Furtado, The Feeling und Rod Stewart. Optisch hat mich Natasha Bedingfield (Foto) im kurzen Weissen überzeugt. Nicht gefallen haben mir die Hiphop-Einlagen (P.Diddy, Kanye West, Pharrell Williams) sowie Lily Allen, die schlicht falsch gesungen hat.
Dass Elton John zum Schluss seinen Song "Candle in the Wind" - genau wie vor 10 Jahren versprochen - NICHT mehr gesungen hat, hat mich persönlich nicht gestört. Ich fand die bisher ungezeigten Super8-Ausschnitte aus Dianas Kindheit - untermahlt mit der Musik von Queen "These are the Days of our Lives" - zum Abschluss der Veranstaltung viel rührender.
God save the Queen!
1 Kommentar:
Im Grunde machen die Briten das ja auch genau richtig - Panik bringt nichts, noch mehr Sicherheitsmaßnahmen bringen auch nichts und die Erfahrung (IRA, RAF etc.) lehrt, dass sich solche Bombenkampagnen nach ein paar Jahren totlaufen.
Die größte Gefahr an der Terrorgeschichte ist der fehlgeleitete Aktionismus, mit dem Politiker in einer Krise "Handlungsfähigkeit" beweisen wollen.
Ach ja: Elton John ist Terror. Oder zumindest hart an der Grenze.
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