15. November 2009

Bravo Baby Champions

Zum ersten Mal holte heute Abend eine Schweizer Fussballnati einen Weltmeistertitel. That's f****** history... Gratulation an die U17 und Migration funktioniert - auch in Zeiten von Anti Minarett Initiativen - eben doch. Bravo Jungs!

14. November 2009

Der Song zum Wochenende

Heute Abend spielt Frankreich ums WM-Ticket. Und ich werd das Spiel vermutlich nicht einmal von Anfang an sehen können, ja das schmerzt. Aber dafür steht ein Treffen auf dem Programm, auf das ich mich schon sehr lange gefreut habe. Da verzichte ich gerne auf ein paar Minuten Fussball. Okay, dass an dem Ort wo wir uns treffen vermutlich das Barragespiel der Portugiesen läuft macht das Mitfiebern mit Les Bleus noch etwas dramatischer. Aber gemütliche Abende mit tollen Menschen sind mir inzwischen definitiv wichtiger geworden als ein Fussballspiel. Ja, das war auch schon anders.... Morgen dann das U17 WM-Finale, mit der Schweiz. Unglaublich, eine Fussballweltmeisterschaft in der die Schweiz im Endspiel steht. Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen! Und dann spielen unsere Jungs erst noch gegen den Gastgeber Nigeria. Okay, da wird ja gemunkelt dass der eine oder andere Spieler etwas älter als 17 sei. Egal, wir schlagen auch die!

Cause we are one flesh, one breath, one life, one blood.

Tja, da kann es quasi nur ein Lied geben an diesem heutigen Samstag. Erst recht in Erinnerung an Robert Enke, welcher in den letzten Tagen die Schlagzeilen beherrscht hat. Mein Blog wurde von Besuchern richtiggehend überfallen. Seit Mittwoch haben ihn über 20'000 Menschen besucht, alleine das Enke-Posting hat über 60 Kommentare. Alle Rekorde wurden gebrochen. Einerseits schade, dass so etwas passieren muss, damit über Themen wie Druck, Depression oder Suizid geredet wird. Andererseits wird immerhin darüber diskutiert. Wenn auch die Besucherzahlen und die Googlewerte bereits gestern wieder darauf hingedeutet haben, dass die Gesellschaft auf ein neues Thema wartet. In diesem Sinne: Terence Jay mit "One Blood"! Um vielleicht noch einmal 4 Minuten über das Leben nachzudenken...


Wer den Film "Green Street Hooligans" kennt, der findet hier die komplette Schlussszene inklusive dem Song. Wer den Film nicht kennt, lässt es besser. Aus dem Zusammenhang gerissen erscheint der Ausschnitt einfach nur als sinnlose Gewalt.


13. November 2009

Freitag, der 13te um 13 Uhr 13

Heute ist es also mal wieder soweit, Freitag der 13te. Und der fällt dann gleich noch auf den RTL-Domino-Day, Hilfe - Horror - Weltuntergang? Aber im Gegensatz zu meiner Kindheit ist mir der Dreizehnte inzwischen mehr oder weniger egal: Ich hab früher häufig mal die Schule geschwänzt am Freitag dem 13ten. So richtig Angst hatte ich zwar nie, dass mal was passieren könnte, aber irgendwie war es halt immer mal wieder ne praktische Ausrede. Zumindest zwischendurch, zum Beispiel bei schönem Wetter, während nem spannenden Comicheft oder während Fussballweltmeisterschaften.

Es gibt aber tatsächlich Menschen, die den heutigen Freitag lieber im Bett als sonst wo verbringen. Die Mediziner haben natürlich hierfür sogar einen Namen gefunden: "Paraskavedekatriaphobie". Ein herrliches Wort, dessen Aussprache mir mehr Angst macht als der Tag selber. Aber zurück zum Thema, warum fürchten wir uns überhaupt vor dieser Zahlen-Datum-Konstellation?

Die Angst vor dem vermeintlichen Unglückstag ist ein junges Phänomen des 20. Jahrhunderts, der Aberglaube dazu taucht erst in modernen Zeitungsberichten und Erzählungen auf. In den USA geriet ausgerechnet an Freitag im September der Goldmarkt ins Trudeln, 1927 war es ein Schwarzer Freitag an dem die Börse unter Druck kam und die Apollo 13-Mission endete - wie wir dank Tom Hanks wissen - fast in einer Katastrophe.

Die Zahl 13 selbst wird schon seit langem als Unglückszahl gedeutet. Im Volke nannte man sie früher das «Dutzend des Teufels»: In der Bibel gibt es bekanntlich zwölf Apostel, beim letzten Abendmahl sassen aber 13 Personen am Tisch - der Dreizehnte war der Verräter, Judas. Und auch der Freitag als Tag an sich, hat seit längerem einen schlechten Ruf. Adam und Eva sollen an einem Freitag vom verbotenen Apfel gegessen haben, Jesus wurde am Karfreitag gekreuzigt. Papst Klemens der Fünfte liess an einem Freitag zahlreiche Tempelritter ermorden.

Unser ungutes Gefühl dürfte aber - unbewusst - auch mit der Tatsache zu tun haben, dass der 13te häufiger auf einen Freitag fällt, als auf andere Wochentage: Unser Gregorianischer Kalender wiederholt sich alle 400 Jahre. In dieser Zeit ist der 13. 688 Mal ein Freitag, aber zum Beispiel bloss 684 Mal ein Samstag.

Wer sich heute fürchtet, der kann aber auch einfach nur verreisen: Laut "Wiki" gelten Freitage nämlich unter anderem in Italien nur dann als Unglückstage, wenn sie auf einen 17ten fallen. In Spanien und Griechenland soll die Dreizehn nur dann Unglück bringen, wenn sie auf einen Dienstag fällt. Die Lösung liegt also auf der Hand, ab in den Flieger und auf nach Spanien, Italien oder Griechenland. Wäre da nur nicht dieses ungute Gefühl was das Fliegen angeht... am heutigen Freitag, den 13. April!

Ach ja, als ideale Unterhaltung für alle die, die heute sicherheitshalber unter der Decke geblieben sind fällt mir spontan der Horrorfilm "Freitag der 13." ein und Reinhard Mey trällerte mal ein Lied in dem es hiess: "Ankomme Freitag den 13.", und da ging, so glaube ich mich zu erinnern, so einiges schief, oder?


12. November 2009

Jessica Schwarz ist nicht Romy Schneider

Gestern Abend war es soweit, die ARD hat ihren Spielfilm "Romy" einer breiten Öffentlichkeit gezeigt, bis dahin hatten ihn ja nur eine Handvoll Promis anlässlich der Premiere in einem deutschen Kino gesehen. Entsprechend gross war dann natürlich auch die Vorfreude auf den Film, schliesslich gab es im Vorfeld sehr viel über Jessica Schwarz und Romy Schneider zu lesen. Ich persönlich mag beide Frauen als Schauspielerinnen sehr, Jessica Schwarz blieb mir besonders in "Kammerflimmern" und "Verschwende deine Jugend" in guter Erinnerung. Die guten Filme von La Schneider hier aufzuzählen erübrigt sich vermutlich. Im Gegensatz zu vielen Menschen mag ich allerdings ihre Sissi-Streifen überhaupt nicht, umso mehr dafür dann die Filme die sie später in Frankreich mit Alain Delon, Philippe Noiret oder Jacques Dutronc gedreht hat. In der vermutlich intensivsten Zeit ihres viel zu kurzen Lebens.

Womit wir dann wieder beim Film von gestern Abend wären. Es war ja kein eigentlicher Spielfilm, vielmehr ein Biopic. Also eine Mischung aus Biografie und Spielfilm. Entsprechend gab es im Film immer wieder Rückblenden und Ausschnitte aus privaten Super8-Streifen. Wobei genau diese leider ebenfalls nachgedreht waren und so ein Stück Authentizität verloren ging. Meiner Meinung nach war für den Film einerseits viel Ausdauer gefragt und - sofern man sich wirklich für das Leben von Romy Schneider interessiert hat - ein gewisses Grundwissen. Immer wieder wurden Zeitsprünge gemacht, viele Abschnitte von Romys Leben ausgelassen und gewisse Menschen aus ihrem Leben nur schemenhaft dargestellt. Fazit: ich fand den Film leider nicht besonders gelungen. Vielleicht auch aus dem Grund, weil ich einfach mehr davon erwartet habe. Bei Jessica Schwarz kam es mir vor, als hätte man sie an eine Leine gelegt und es ihr untersagt, ihr gesamtes Potential abzurufen. Im Dienste der Darstellung der wahren Romy Schneider. Wobei eben diese Frau dann in der anschliessenden Doku - mit realen Bildern - ganz anders darstgestellt wurde als noch im Film zuvor. Divenhafter, erfüllt von Traurigkeit und Frustration, auf der Suche nach Glück, lustvoll... Ja halt ausgefüllt mit Gegensätzen. Und genau diese Gegensätze - unter anderem auch die starke Depression von Romy Schneider - haben mir gefehlt.

Man sah sie zwar immer mal wieder mit einem Glas Rotwein und einer Tablette in der Hand. Als dann aber ihr Mann Harry vor dem Anwalt das Sorgerecht für den Sohn verlangte, mit der Begründung Romy habe ein Alkoholproblem war man als Zuschauer doch ziemlich verdutzt. Denn so wirklich haben sich die Macher des Films nicht getraut die dunkle Seite der La Schneider zu zeigen. Aber vielleicht war es auch einfach gar nicht möglich ein so intensives Leben einer speziellen Frau in nicht einmal 2 Stunden abzuhandeln. Schade drum, die wunderschöne Romy Schneider hätte mehr verdient gehabt!

11. November 2009

Wir sind schuld am Tod von Robert Enke!

Wir? Ja, wir als Gesellschaft! Der deutsche Nationaltorwart Robert Enke steht mit seinem Suizid stelllvertretend für 1000 Menschen, die sich allein in Deutschland pro Jahr freiwillig vor einen fahrenden Zug stellen - das sind 3 Todesopfer pro Tag. Mit Enke hat sich nun ein Prominenter das Leben genommen und darum nehmen jetzt die Medien die Themen Depression und Selbstmord plötzlich auf. Nur, wie konnte es überhaupt soweit kommen? Fakt ist, die Öffentlichkeit hat ihn nie gekannt. Ein paar Gedanken...

Teresa, die tapfere Witwe von Robert Enke, hat heute im Rahmen der Medienkonferenz von Hannover 96 Stellung genommen zur Krankheit und zum Tod ihres Mannes. In meinen Augen der einzig richtige Weg um allfälligen Spekulationen der Medien einen Riegel zu schieben. Dass sie diesen Auftritt gemeistert hat verdient Respekt, zeigt aber auch, dass sie sich über all die Jahre mit der Krankheit ihres Mannes auseinandergesetzt hat. Was sie an dieser Medienkonferenz gesagt hat, das sollte uns zu denken geben. Ihr Mann hat sich nicht getraut mit seiner Krankheit an die Öffentlichkeit zu gehen. Er hatte Angst vor den Folgen. Da waren sein Arbeitgeber, die Fans, die Sponsoren und die Medien - für alle ist ein Mann der an Depressionen leidet kein richtiger Mann. Zum anderen hatten die Enkes nach dem Tod ihrer leiblichen Tochter (Lara) ein Mädchen (Leila) adoptiert, auch da fürchtete sich Robert Enke davor, dass das Jugendamt ihm das Kind vielleicht wieder wegnehmen könnte, wenn öffentlich geworden wäre, dass er psychisch krank ist. Und die alles überspannende Frage: "Was denken die Leute?"

Ihr meint Enkes Berfürchtungen seien aus der Luft gegriffen? Nein, genau diese Ängste sind berechtigt und leider begründet. Aktuelle Beispiele sind der Skispringer Sven Hannawald und der ehemalige Bayern München Spieler Sebastian Deissler. Ihnen ist es nicht gelungen die Krankheit zu verbergen und ihre Karrieren waren schneller zu Ende als sie das Wort Depression hätten sagen können. Kein Wunder also hat sich Robert Enke gegenüber der Öffentlichkeit nicht geöffnet. Hat sogar seinen Arzt, seine Frau und seine ganze Familie getäuscht nur um sein Gesicht zu wahren. Und das in einer Gesellschaft welche im Jahr mehrere Milliarden Franken für Antidepressiva-Mittel ausgibt. Wo der Manager am Morgen sein Paroxedin oder sein Seroxat reinhaut um den 14 Stunden Tag zu überstehen. Lieber den Schein wahren und die Maske aufsetzen als einmal zuzugeben, dass es einem dreckig geht. Und genau darum müssen wir uns in unserer Leistungsgesellschaft nicht wundern, dass Tag für Tag Menschen den Freitod wählen.

Natürlich war Robert Enke ein toller Mensch, niemand würde es in den Tagen nach seinem Ableben wagen schlecht über ihn zu sprechen. Er liebte Tiere, lebte auf einem Bauernhof, ging gerne ins Theater, las gerne Bücher, gründete eine Stiftung für kranke Kinder. Er und seine Frau Teresa verloren vor wenigen Jahren ihre kleine Tochter, seine Engagements in Spanien und der Türkei waren nicht von Erfolg gekrönt. Ja, der Robert Enke sagte selber vor wenigen Wochen in einem Interview den folgenden Satz:

"Ich weiß nicht, ob jemand das Leben lenkt. Aber so viel weiß ich: Man kann es nicht ändern. Ich glaube, dass alles einen Sinn hat."

Genau zugehört hat im scheinbar niemand. Als er in der letzten Bundesligarunde gegen den HSV sein Comeback nach einer Viruserkrankung gab, war für alle Beteiligten wieder alles gut und die Schulterklopfer standen wieder Gewehr bei Fuss. Niemand hat sich die Frage gestellt, warum Enke immer gerade vor grossen Anlässen wie Nationalmannschafts-Einsätzen, Transfers oder wichtigen Spielen immer wieder ausgefallen ist. Es war halt einfach so, schliesslich gehören Depressionen, Homosexualität oder Versagensängste nicht nur im Fussball zu den Tabuthemen, über die man nur ungerne spricht. Typisch für unsere Gesellschaft, wir stellen lieber mal keine Fragen und wir nehmen unangenehme Krankheiten wie eine Depression einfach nicht ernst. Krank ist, wer ein Bein weg hat - der Rest ist simuliert!

Und wer jetzt denkt, ja schreib du mal Monsieur Fischer dem sei gesagt, dass mich diese Enke Geschichte überhaupt beschäftigt liegt daran, dass ich seine Situation im Ansatz verstehen kann. Ich selber litt vor einigen Jahren unter einem Burnout, lange ging ich zur Arbeit und war auch in der Freizeit der lustige und aktive Fischer wie man ihn gekannt hat. Als es eines Tages dann nicht mehr ging und ich vom Arzt krankgeschrieben wurde brachen andere Zeiten an. Mein damaliger Arbeitgeber liess mich fallen wie eine heisse Kartoffel, angeblich gute Freunde wandten sich von mir ab und auch sonst war nichts mehr wie früher. Beziehungen wurden auf eine harte Probe gestellt, die Schulterklopfer aus der Radio-Zeit waren plötzlich weg und bei gewissen Vorstellungsgesprächen eilte mir der Ruf des psychisch kranken Typen - als den ich mich selber nie gehalten hatte - voraus. So wirklich interessiert was ein Burnout ist, haben sich eigentlich nur sehr wenige Menschen aus meinem Umfeld. Sehr viele dagegen waren der Meinung, dass wenn sie den Kontakt mit mir (dem Simulanten, mir fehlte ja kein Bein) abbrechen, sie selber eine solche Krankheit nie erreichen wird.

Entsprechend antwortete Enkes behandelnder Arzt anlässlich der Medienkonferenz auch die Frage danach, ob es dem Torwart vielleicht etwas geholfen hätte, wenn er seine Krankheit öffentlich gemacht hätte mit einem klaren Nein. Nein, denn unsere Gesellschaft will sich nicht mit solchen unangenehmen Sachen beschäftigen., wer in psychiatischer Behandlung ist, den nimmt man nicht mehr ernst und zweifelt an seiner Leistungsfähigkeit. Lieber ein bisschen Betroffenheit zeigen in den nächsten Tagen, den Verstorbenen loben und sich dann wieder der Schweinegrippe und dem nächsten Vertragsabschluss widmen. Schliesslich muss die Kohle für den täglichen Alkohol oder das alltägliche Xanax ja irgendwie angeschafft werden, damit der Manager auch die restlichen Tage dieser Woche irgendwie übersteht.

An dieser Stelle ein warmer Gruss an die Familie Enke und deren Angehörige, an die Fans von Hannover 96, den Lokführer und an alle, die diesen Text gerade gelesen haben und vielleicht auch nur ein bisschen mit ihrem Kopf genickt haben. Und ach ja, den Entscheid des DFB das Länderspiel vom Samstag gegen Chile nicht durchzuführen geht immerhin in eine richtige Richtung, nur so lässt man allen Beteiligten genug Zeit mit ihrer Trauer umzugehen. Und ja Oli Bierhoff, auch Männer dürfen weinen!

Zum Schluss ein Zitat von Teresa Enke, welches uns verdammt nochmal zu denken geben sollte:

"Wir dachten, wir schaffen alles. Wir dachten halt auch, mit Liebe geht das. Man schafft es aber doch nicht"