24. September 2010
23. September 2010
Auf die Plätze, fertig, Bachfischet!
Morgen Abend ist es wieder soweit. Die Aarauer SchülerInnen haben in den letzten Tagen fleissig gebastelt, heute ihre Ruten abgeholt und dürften sich vermutlich schon auf ihren grossen Auftritt freuen. Mit ihren selbstgemachten Lampions durchqueren sie morgen Freitag wieder die Stadt und verzücken das zahlreich anwesende Publikum mit farbigen Lichtern und lauten Sprüchen. Bei uns gibts im Vorfeld wieder einen Apéro auf dem Balkon, welcher in diesem Jahr gleich mit einer Art "Ussuufete" kombiniert wird. Immerhin steht der Zügeltermin unmittelbar bevor... Aber bleiben wir beim Thema "Bachfischet".
Nur noch einmal schlafen und dann steht das Fest nämlich ins Haus. In Aarau kennt man neben dem "Maienzug" als eigentliches Fest nur noch eben diesen "Bachfischet". Dazu kommt noch die MAG, eine Art Herbstmesse, die AMA eine Gewerbeausstellung im Frühling oder der traditionelle Rüeblimärt. Wobei bei Zweiterem nicht wirklich gefeiert wird. Und auch der "Bachfischet" ist eigentlich eine Art Zwitterfest. Weil man sich die Party rund um den Umzug selber organisieren muss. Was jedoch den Vorteil hat, dass im Gegensatz zum Maienzug die Aarauer unter sich feiern. Aber fangen wir vorne an:
Aarau wird ja bekanntlich nicht nur von der Aare, sondern auch vom Stadtbach durchflossen. Früher wurde dieser Bach einmal im Jahr gereinigt, was die Aarauerinnen und Aarauer gemeinsam besorgten. Nach dieser Anstrengung hatten sie Anrecht auf Speis und Trank, bezahlt von den Aarauer Stadtherren.
Heute erledigt das Stadtbauamt und seine Arbeiter diesen Job. Seit gut 150 Jahren jedoch besteht nun der Brauch, dass die Schulkinder "das erste Wasser", das durch das gesäuberte Bett fliesst abholen. Dazu rüsten sie sich mit Haselzweigen aus, diese werden mit bunten, selbergebastelten Laternen geschmückt. So ziehen sie dann dem Flusslauf entlang - sofern das möglich ist, der Bach verläuft meist unter dem Boden - durch die Stadt. Dazu singen oder rufen die Kinder uralte Verse in den Nachthimmel.
Nach dem Umzug findet im Schachen ein Feuerwerk statt, das traditionsgemäss mit dem sogenannten "Mords-Chlapf" sein Ende findet. Und das war's. Das Fest ist also eigentlich ein Kinderfest am Abend. Nur, während ich früher noch mit meinen Schulkameraden durch die Gassen zog, begleiten verängstigte Eltern ihre Kinder heute schon während dem Umzug. Sprich, man sieht in der komplett verdunkelten Stadt mehr dunkle Gestalten (Eltern) als Kinder mit Lichtern. Auch hat die Aarauer Gastronomieszene sich etwas vom "Bachfischet" abgewandt. Wo früher im Anschluss an den Umzug noch kräftig gefeiert wurde, geht man heute schnell nach Hause. Die Kinder müssen ins Bett, es ist ja schon spät.
Trotzdem, an verschiedenen Orten in der Altstadt wird auch morgen Freitagabend wieder kräftig gefeiert, gesungen und getrunken. Ein paar Beizer haben sich ein spezielles Programm bereit gemacht. So wird man mich natürlich auch morgen wieder in der Stadt antreffen, laut brüllend "Fürio de Bach brönnt, d Suhrer händ ne azündt, d Aarauer händ ne glösche, d Chüttiger, d Chüttiger riite uf de Frösche" Und wer jetzt nur Bahnhof verstanden hat, der kommt morgen am besten selber vorbei und schaut sich dieses Spektakel persönlich an!
Zum Schluss muss ich leider noch einmal mit dem Irrtum aufräumen, der Anlass heisst "Bachfischet" und nicht - wie oft gehört - BachfischetE. Der ganze Abend hat entsprechend auch nichts damit zu tun, dass irgendwelche Fischer Fische fischen oder dass Bäche leer gefischt werden und so weiter. Der Umzug startet übrigens um 20 Uhr 15, durchquert dann die ganze Altstadt bevor er im Schachen mit einem Feurwerk endet.
Nur noch einmal schlafen und dann steht das Fest nämlich ins Haus. In Aarau kennt man neben dem "Maienzug" als eigentliches Fest nur noch eben diesen "Bachfischet". Dazu kommt noch die MAG, eine Art Herbstmesse, die AMA eine Gewerbeausstellung im Frühling oder der traditionelle Rüeblimärt. Wobei bei Zweiterem nicht wirklich gefeiert wird. Und auch der "Bachfischet" ist eigentlich eine Art Zwitterfest. Weil man sich die Party rund um den Umzug selber organisieren muss. Was jedoch den Vorteil hat, dass im Gegensatz zum Maienzug die Aarauer unter sich feiern. Aber fangen wir vorne an:
Aarau wird ja bekanntlich nicht nur von der Aare, sondern auch vom Stadtbach durchflossen. Früher wurde dieser Bach einmal im Jahr gereinigt, was die Aarauerinnen und Aarauer gemeinsam besorgten. Nach dieser Anstrengung hatten sie Anrecht auf Speis und Trank, bezahlt von den Aarauer Stadtherren.
Heute erledigt das Stadtbauamt und seine Arbeiter diesen Job. Seit gut 150 Jahren jedoch besteht nun der Brauch, dass die Schulkinder "das erste Wasser", das durch das gesäuberte Bett fliesst abholen. Dazu rüsten sie sich mit Haselzweigen aus, diese werden mit bunten, selbergebastelten Laternen geschmückt. So ziehen sie dann dem Flusslauf entlang - sofern das möglich ist, der Bach verläuft meist unter dem Boden - durch die Stadt. Dazu singen oder rufen die Kinder uralte Verse in den Nachthimmel.
Nach dem Umzug findet im Schachen ein Feuerwerk statt, das traditionsgemäss mit dem sogenannten "Mords-Chlapf" sein Ende findet. Und das war's. Das Fest ist also eigentlich ein Kinderfest am Abend. Nur, während ich früher noch mit meinen Schulkameraden durch die Gassen zog, begleiten verängstigte Eltern ihre Kinder heute schon während dem Umzug. Sprich, man sieht in der komplett verdunkelten Stadt mehr dunkle Gestalten (Eltern) als Kinder mit Lichtern. Auch hat die Aarauer Gastronomieszene sich etwas vom "Bachfischet" abgewandt. Wo früher im Anschluss an den Umzug noch kräftig gefeiert wurde, geht man heute schnell nach Hause. Die Kinder müssen ins Bett, es ist ja schon spät.
Trotzdem, an verschiedenen Orten in der Altstadt wird auch morgen Freitagabend wieder kräftig gefeiert, gesungen und getrunken. Ein paar Beizer haben sich ein spezielles Programm bereit gemacht. So wird man mich natürlich auch morgen wieder in der Stadt antreffen, laut brüllend "Fürio de Bach brönnt, d Suhrer händ ne azündt, d Aarauer händ ne glösche, d Chüttiger, d Chüttiger riite uf de Frösche" Und wer jetzt nur Bahnhof verstanden hat, der kommt morgen am besten selber vorbei und schaut sich dieses Spektakel persönlich an!
Zum Schluss muss ich leider noch einmal mit dem Irrtum aufräumen, der Anlass heisst "Bachfischet" und nicht - wie oft gehört - BachfischetE. Der ganze Abend hat entsprechend auch nichts damit zu tun, dass irgendwelche Fischer Fische fischen oder dass Bäche leer gefischt werden und so weiter. Der Umzug startet übrigens um 20 Uhr 15, durchquert dann die ganze Altstadt bevor er im Schachen mit einem Feurwerk endet.
22. September 2010
Gewählt ist...
Die Schweiz hat gewählt. Oder besser gesagt die Vertreter von Herr und Frau Schweizer haben gewählt, also wir haben quasi wählen lassen. Da der Bundesrat ja immer noch vom Parlament und nicht vom Volk bestimmt wird, fiel den Stände- und Nationalräten diese Ehre zu. Dass es - unter der grossartigen Leitung von Pascale Bruderer - ziemlich lange gedauert hat bis die zwei Neuen fest gestanden sind, das hat wohl inzwischen jeder mitgekriegt. Darum verzichte ich an dieser Stelle auf eine Rückschau auf die Wahl, nur eines ist klar: das Volk hätte genau so gewählt! Ich habe an dieser Stelle vor einiger Zeit eine Volkswahl lanciert, hunderte von Leserinnen und Lesern haben sich daran beteiligt und bis gestern Nacht standen sowohl Simonetta Sommaruga als auch Johann Schneider-Ammann als Sieger dieser Abstimmung fest.
Ob ich persönlich mit dieser Wahl zufrieden bin, kann ich derzeit überhaupt nicht beurteilen. Ich kenne beide neuen Bundesräte weder persönlich, noch habe ich mir ein Bild über sie gemacht. Frau Sommaruga noch eher als der gewählte Berner. Die sollen sich jetzt erst einmal bewähren und zeigen, was sie so drauf haben. Das Vertrauen in den Bundesrat war in der Schweiz auch schon einmal grösser: Libyen, Schweinegrippe, Bankenkrise... nur ein paar Beispiele, in denen die 7 Damen und Herren in Bern alles andere als gut ausgesehen haben. Erfreulich finde ich dafür schon mal die Tatsache, dass unser Land nun in der Mehrheit von Frauen regiert wird. Die höchsten Posten der Schweizer Politik waren ja vor heute Morgen schon vom weiblichen Geschlecht besetzt und seit der Wahl von Bundesrätin Sommaruga haben die Frauen auch im Rat selber die Mehrheit. Fast 20 Jahre nach der Nichtwahl von Lilian Uchtenhagen... und das mit dem Frauenstimmrecht ist ja in der Schweiz auch noch nicht allzu lange her. Zumindest im internationalen Vergleich. Also schauen wir mal, ob der Führungsstil der Frauen sich unterscheidet, ob anders politisiert wird. Zu wünschen wäre es diesem Land.
Ach ja, spannend fand ich den Unterschied der beiden Gewählten bei der Vereidigung. Während Schneider-Ammann einen Schwur geleistet hat, begnügte sich Sommaruga mit "Ich gelobe". Ist mir lustigerweise bis zum heutigen Tag noch gar nie aufgefallen, dass es hier solche Unterschiede gibt. Man müsste direkt einmal schauen, wer in der Bilanz der letzten Jahre mehr geleistet und besser abgeschnitten hat. Die Schwörer oder die Gelober...
21. September 2010
Free Rainer - Dein Fernseher lügt!
Ich wiederhole mich: Warum bitte laufen gute Filme immer nur mitten in der Nacht, während es den gesamten Trash im Hauptabendprogramm gibt? All die beknackten Doku-Soaps oder Scripted Documentaries wo Schwiegertöchter gesucht, Arbeitslose beraten oder Mauerblümchen verschönert werden. Flankiert von ach so wahnsinnig realistischen Serien aus dem erzkonservativen Amerika. Aber nein, auf die guten Filme muss man dann entweder bis Mitternacht warten oder sie praktischerweise halt aufnehmen. Tja und schon sind wir mitten drin im Thema: Der Regisseur Hans Weingartner („Die fetten Jahre sind vorbei“, "Das weisse Rauschen") skizziert in "Free Rainer - Dein Fernseher lügt" eine absolut niveaulose Fernsehlandschaft, in welcher der kulturelle Abwärtstrend der TV-Formate kaum aufzuhalten scheint. Also eigentlich die ganz aktuelle TV-Situation... Überzogen wirken vielleicht zunächst Formate wie „Hol dir das Superbaby“, sie sind jedoch nicht allzu weit entfernt von der realen deutschen Fernsehwelt, in der Frauen getauscht, Frauen zu Bäuerinnen und AKs von Supernannys gezähmt werden.
Zur Handlung: Der koksende, auf sich selbst fixierte TV-Produzent Rainer (einmal mehr genial: Moritz Bleibtreu), angestellt bei dem fiktiven Boulevardsender TTS, wird von der jungen Pegah (Neuentdeckung Elsa Sophie Gambard in ihrer bislang einzigen grossen Rolle, leider) für den Selbstmord ihres Grossvaters verantwortlich gemacht. Durch einen von ihr verursachten Autounfall landen beide schwer verletzt im Krankenhaus. In einer - beklemmend psychodelisch anmutenden - Nahtod-Szene realisiert Rainer, dass er für eine gute Quote bislang über Leichen gegangen ist. Er schliesst mit seinem bisherigen, ausgelutschten Medienleben ab, lässt seine Frau Anna zurück und wirft seinen riesigen Flat-Fernseher aus dem Fenster, um fortan als Medienguerilla sein Schwert gegen die akute TV-Trash-Kultur zu schwingen. Qualität statt Quote, schreibt er sich zusammen mit Pegah auf die Fahnen! Doch eine Revolution braucht Manpower, zunächst bringen er und die junge Pegah Phillip (Milan Peschel), einen soziophoben Wachmann der Media Control, dazu, ihnen auf ihrem Weg zur Medienrevolution zu folgen. Die Drei rekrutieren fünf Arbeitslose mit gescheiterten Träumen: der Alkoholiker, der Inder, der Rocker, der Bekehrer und der Ex-Knacki. Gemeinsam hacken sie das Netz der Quotenermittlungsfirma und manipulieren die Zusvhauerzahlen zugunsten des Bildungs- und Kultur-TVs. Die Idee hinter der Aktion ist genial: die „Bildungs-Unterschicht“ soll nicht weiter von den TV-Sendern verblödet werden. Dank steigendem Niveau des Programms steigt auch der Anspruch der Zuschauer. Wem das Programm nicht passt, der stellt die Kiste ab und unternimmt aktiv Sachen die er sonst vermutlich nicht getan hätte. Kurz, Fernsehen zeigt uns nicht mehr nur dummes Zeug, sondern spiegelt vielleicht mal wieder mehr wahre Tatsachen, als sie selber zu erfinden - der Quote zuliebe. Wie im Film erwähnt würde es den Medienbossen vielleicht mal wieder gut tun, sich in den Sinn zu rufen was der Begriff "Medien" bedeutet: Vermitteln!
Klar, der Film ist pure Fiktion und auch mein Wunsch nach sinnvollen und trashfreien Medien wird unerhört bleiben - sonst liefen solche Filme ja nicht erst so spät. Und klar auch dass der Film "Free Rainer" oft an das „Brave New World“- Szenario von Aldous Huxley erinnert und unterm Strich auch die eine oder andere Schwäche hat. Dennoch ist der sozialkritische Film Weingartners absolut sehenswert und die Hauptdarsteller brillieren durch ihr natürliches Schauspiel. Und wenn Pegah sagt, dass Revolutionen schon oft gescheitert seien ab dem Momemt als Geld ins Spiel gekommen ist, dann nickt man zustimmend. Und hat auch gleich die Antwort erhalten auf die Frage, warum es im TV denn soviel Schrott gibt: Money! Oder um ein legendäres Sprichwort zu missbrauchen: "TV ist Opium fürs Volk!"
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