17. Februar 2011

Wie ehrlich darf ein Blog sein?

Diese brisante Frage muss sich aktuell Natalie Munroe stellen. Die Lehrerin am Central Bucks School District in Doylestown, Pennsylvania hat offenbar nicht daran gedacht, dass in der heutigen Zeit fast jeder im Netz surft und das Internet niemals vergisst. Frau Munroe schrieb über ein Jahr lang über ihre Schulklasse und überschüttete ihre Schüler dabei teils mit ziemlich üblen Beschimpfungen. So schrieb Natalie Munroe zum Beispiel, sie würde gewisse Kinder ihrer Klasse hassen und andere Schüler würden zwar einen schlaueren Eindruck machen, seien aber in Wirklichkeit auch nicht die hellsten unter Gottes Sonne. Auch hätte sie Bedenken, jemand könnte in der Schule "aus Versehen" ein Feuer legen. Versehen darum, weil die Kinder zu doof seien, die Gefahren von Feuer zu erkennen...  Aber die gute Frau geht noch weiter. Die Situation an der Schule sei sowas von ausser Kontrolle, dass sie sich habe krank schreiben lassen, um einigen Kindern nicht mehr begegnen zu müssen. 

Das mediale Skandälchen kam vor einigen Tagen an die Öffentlichkeit, gestern war Natalie Munroe in den USA die meist gegoogelste Person des Tages. Okay, es lief sonst auch nicht besonders viel - trotzdem stellt der Fall die Frage, wie ehrlich darf ein/e BloggerIn sein und wieviel Wahrheit gehört ins Internet? Eine Sprecherin der Schule gab inzwischen bekannt, die Lehrerin hätte die Einträge zugegeben und stehe durchaus auch dazu. Obwohl, manche der Blogeinträge sind älter als ein Jahr und unterm Strich auch eher zufällig aufgetaucht, weil Eltern über die Seite gestolpert sind. Die Lehrerin wurde inzwischen natürlich von der Schulleitung suspendiert und mit einem Rayonverbot belegt, sie darf sich also nicht in der Nähe der Schule aufhalten. 

Nun gut, unter uns gesagt war die Lehrerin ziemlich doof. Wer etwas ins Internet schreibt, der muss damit rechnen dass das früher oder später auch von irgendjemandem gelesen wird. Klar, bei einem kleinen, privaten Blog ist die Chance dass ein Schüler oder die Eltern das lesen eher gering. Trotzdem, irgendwann findet jemand die Seite und dann ist es passiert. Soweit hätte die Lehrerin auch studieren müssen, hat sie aber scheinbar nicht. Egal, die Frage die ich mir nun stelle ist, ob das Vergehen denn wirklich soooo schlimm ist. Ich finde nein. Okay, die Frau hat vermutlich ihren Beruf verfehlt. Aber das kann ja vorkommen. Und unter uns gesagt, auch in einem Gremium wie einer Schulpflege sitzen nicht nur Menschen, die Kinder von Herzen lieben und auch nicht jeder Tierarzt muss zwingend einen Mini-Zoo zu Hause haben. Also warum sollten LehrerInnen ihre SchülerInnen nur und bedingungslos mögen. Aber eben, es ändert nichts daran, dass es dumm war von der Frau darüber zu bloggen, obwohl sie ja vielleicht nur ihre (subjektive) Wahrheit niedergeschrieben hat. Allerdings muss man ihr fairerweise zugestehen, dass sie keinen der Schüler namentlich erwähnt hat. Wahrscheinlich nutzte sie ihren Blog einfach, um ihren beruflichen Frust abzubauen. Hätte sie auch den Namen der Schule nicht erwähnt, dann würde dieser Blog wohl heute noch existieren und die Dame hätte ihren Job auch noch. Denn mit Hilfe eines anonymen Blogs oder einer Seite, auf der nur sie Zugriff hat, hätte sie ihre Wut abbauen können, ohne jemandem indirekt zu schaden und ohne in Gefahr zu geraten, für ihre Aussagen irgendeinmal geradestehen zu müssen.

Tja, hat sie aber nicht. Und so wurde Lehrerin Natalie Munroe kurzzeitig zur nationalen Bekanntheit, zumindest in den USA. Aber wie sagte schon Andy Warhol: ""In the future, everyone will be world-famous for 15 minutes." Unrecht hatte er im Jahre 1968 mit dieser Aussage ganz bestimmt nicht!

1 Kommentar:

Annubis hat gesagt…

tjo am einfachsten ist es wenn man zu jedem satz den man schreibt stehen kann. wer das nicht kann soll die finger davon lassen.

das ganze erinnert mich an einen fall den ich persönlich erlebt habe. ich hab einmal nen tweet rausgelassen. darin hab ich über einen kundenserver gemotzt und einen inkompetenten serveradmin (ebenfalls ein angstellten meines kunden). das hat ein frustrierter angestellter vom kunde gelesen und ging dann zum chef und hielt ihm diesen tweet unter die nase. er hat wohl erwartet, dass er dafür eine belohnung bekommt und ich den auftrag verliere *g* ja eine belohnung hat er bekommen - er bekam den fristlosen - weil dieser typ genau auch der serveradmin war ^^ und so kams dass ich dann den server selbst noch installieren durfte ;P

man sieht immer wenn man was im web postet, tweetet oder schreibt, es gibt sicher jemand der versucht diesen satz gegen dich zu verwenden...