Das iPad habe das Potenzial, die Vorherrschaft der Notebooks zu beenden, meint zum Beispiel Walter Mossberg im "Wall Street Journal". Das Gerät sei mehr als ein E-Reader und ein überdimensioniertes iPhone, so der Technologiejournalist, der in dem Apple-Gadget eine "ganz neue Art" von Computer zu erkennen glaubt. Trotz einiger Schwächen, etwa der fehlenden Flash-Unterstützung und der nicht vorhandenen Webcam, sei das iPad in vielen Bereichen ein vollwertiger Laptop-Ersatz. Lediglich für die Erstellung von Tabellen und längeren Dokumenten sei es nur bedingt geeignet. Aber dazu hat man ja eigentlich auch sein Notebook mit Excel, Word und Co.
Wie auch David Pogue in der "New York Times" strich Mossberg die Geschwindigkeit des Geräts hervor und zeigte sich auch von der Akkulaufzeit beeindruckt. Trotz ausgiebigen Videokonsums habe der Akku mehr als elf Stunden durchgehalten. "NYT"-Journi Pogue nutzte das Gerät gar mehr als zwölf Stunden ohne Nachladen.
Pogue bemerkte gleich zu Beginn seiner Rezension, dass er in den vergangenen zehn Jahren kein Gerät kennengelernt habe, das so polarisiere wie das iPad. Während es von besserwisserischen "Techies" verachtet werde, würden es alle anderen lieben. Pogue verfasste deshalb zwei Testberichte: einen für "Techies", einen für alle anderen. Beide leitete er mit der Bemerkung ein, dass das iPad im Wesentlichen ein "gigantischer iPod touch" sei. Der E-Reader werde die Verlage auch nicht mehr retten, so Pogue in seinem Bericht für "Techies". Das Lesevergnügen sei bei direkter Sonneneinstrahlung beeinträchtigt, das Angebot an E-Books (zum Start rund 60.000 Titel) mickrig. E-Books könnten darüber hinaus nicht auf andere Geräte transferiert werden, nicht einmal auf Mac-Rechner oder das iPhone, kritisierte Pogue.
In seinem Testbericht für "alle anderen" freute sich der "NYT"-Rezensent über den 9,7 Zoll großen kapazitiven Multitouch-Bildschirm und die intuitive Nutzerführung. Speziell für das Gerät produzierte Applikationen würden die Nutzung zum Erlebnis machen. Als Beispiel nannte Pogue etwa eine App des US-Comicanbieters Marvel, ein Scrabble-Spiel und diverse Zeitungs-Apps. Zum heutigen Start in den USA sollen über 1.000 eigens für das iPad geschriebene Applikationen verfügbar sein.
Das iPad eigne sich nur bedingt für produktive Tätigkeiten, ermögliche jedoch durch den Touchscreen beim Konsum von Inhalten "komplett neue Erfahrungen". Der Einschätzung, dass das Gerät ein "Computer für Technophobe" sei, stimmt Pogue voll und ganz zu. Das iPad, resümierte der "NYT"-Kritiker, sei von Perfektionisten entworfen worden. Wer das dahinterliegende Konzept möge, werde auch Gefallen an dem Gerät finden.
"Das iPad ist ein Gewinner", jubelt Edward Baig von "USA Today". Es sei ein ernst zu nehmender Rivale für Amazons E-Reader Kindle und biete auch Spieleanbietern zahlreiche Möglichkeiten. Zwar gebe es genügend Spielraum für Verbesserungen, das Gerät werde aber Tablet-PCs massentauglich machen, ist der Kolumnist überzeugt. Auch Tim Gideon vom "PC Mag" sieht in dem Gerät eine "treibende Kraft" für den Durchbruch von Tablet-PCs.
US-Kunden haben also ab heute die Möglichkeit, die Urteile der Tester selber zu überprüfen. Seit Mitternacht ist das Gerät in der WLAN-Version erhältlich, Modelle, die auch über 3G-Konnektivität verfügen, sollen Ende April zu haben sein. Dann (24. April?) werden die ersten iPads auch in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, der Schweiz und Spanien in den Handel kommen.
Tja und da es der Zufall will dass ich am 30. April meinen 2x20-Geburtstag feiern werde, weiss ich natürlich schon ziemlich genau was ich mir auf diesen alterstechnischen Tiefpunkt hin gönnen werde. Manche werden diese Investition dann vermutlich unter "Midlife Krise" abtun, ich sage: auch erwachsene Kinder haben zwei Jahre nach der Einführung des iPhones mal wieder Freude an einem neuen Spielzeug. Denn als mehr als ein zeitgemässes Boy Toy sehe ich das iPad (noch) nicht.