Ich hab am Wochenende mal wieder fein gegessen. Oder anders gesagt, ich esse öfter mal gut, aber am Samstag hab ich mir was bestellt, wo ich mal wieder keine wirkliche Ahnung hatte, was dann schlussendlich auf den Tisch kommt. Wir waren beim Griechen und auf der Karte stand "Kokoras Krasatos"und in Klammer war erwähnt, dass es die Spezialität der Region Chania auf Kreta sei. Nun, no Risk no Fun, vorallem nachdem die Serviceangestellte noch gemeint hat, dass für dieses Essen ein "wildes Tier" gefangen und geschlachtet werde. Nach ein paar leckeren Vorspeisen (wie immer hätte man ja eigentlich bereits nach dieser Auswahl genug...) kam dann ein heisser Tontopf auf den Tisch, gefüllt mit Poulet-Stücken. Dazu gab es Kartoffeln an Knoblauch. Noch immer hatte ich nicht wirklich eine Ahnung, was da genau auf dem Tisch stand. Nach dem ersten Biss war mir aber klar, ich hatte richtig bestellt. Es war eine Art Coq au Vin, also Huhn in Rotwein. Der Unterschied zur französischen Variante war aber extrem viel Knoblauch, unzählige frische Tomaten und - besonders lecker - eine Zimtstange.
Ich brauche wohl nicht extra zu erwähnen, dass mir griechische Tavernen besonders sympa sind, weil es da meist gleich bei der Bestellung einen ersten Ouzo gibt. Schon während dem Essen fiel mir auf, dass am Tisch direkt hinter uns eine grosse griechische Festgemeinde sass. So kam es, dass plötzlich die Musik auf "laut" (wirklich laut!) gestellt wurde und die Menschen zu tanzen begannen. Wer mich kennt weiss, dass es mir jeweils sehr schwer fällt, ruhig zu sitzen, wenn irgendwo Musik läuft. So war es auch am Samstag, schon während dem Poulet essen, wippte ich mit den Beinen. Das blieb einer älteren Frau nicht verborgen und so kam es, dass ich den letzten Bissen noch nicht wirklich runter geschluckt hatte als ich auch bereits mitten unter den Griechen am tanzen (naja, nennen wir es mal so...) war. Wer sich verausgabt wird auch belohnt, so hatte ich dann umgehend einen Schnaps in der Hand. Einmal dran schnuppern und mir war klar, das war kein Ouzo. Das Gesöff nannte sich Tsipouro und hatte nach meinem Empfinden etwa 99 Volumenprozent. Wiki sei dank weiss ich inzwischen, dass es sich bei diesem Schnaps um einen traditionellen Tresterbrand handelt, der häufig in Eigenregie hergestellt wird. Ich war dem Getränk aber nicht besonders abgeneigt, da es bei der Produktion mit Anis angereichert wurde... Nein, ich bin danach nicht mehr Auto gefahren :-) Sogar den Eintrag ins Gästebuch - welches uns freundlicherweise angeboten wurde - habe ich gerne freiwillig meiner Kollegin überlassen. Die schreibt eh viel schöner als ich.
Nun, was mir an solchen Abenden immer besonders gefällt ist, wie unkompliziert gewisse Menschen doch sind. Da spielt es keine Rolle woher du kommst, was du machst und wer du bist. Du bist einfach herzlich eingeladen zum mitfeiern und so eine fremde, spannende Kultur kennenzulernen. Ich frage mich dann nach solchen spontanen Anlässen immer, ob es wohl Ausländer, die in der Schweiz zu Besuch sind ähnlich empfinden. Also jetzt die Gastfreundschaft der Schweizerinnen und Schweizer. Rutscht man da auch mal spontan in einer Fete, feiert dann mit und lässt es sich gut gehen? Oder sind solche Sponti-Aktionen tatsächlich doch eher eine Sache für Italiener, Spanier, Franzosen, Griechen, Kroaten und so weiter? Vielleicht hat ja jemand der aus Deutschland mitliest entsprechende Erfahrungen gemacht mit uns Schweizer. So rein vom Ruf her, sind wir glaub nicht so als besonders Gastfreundlich bekannt, oder täusch ich mich?
Ach ja, in diesem griechischen Restaurant gibts übrigens ein Menü Surprise. Da gibts dann zahlreiche Gänge, ohne dass man genau weiss, was man eigentlich genau bestellt hat. Das lass ich mir beim nächsten Mal glaub nicht zweimal sagen. Jamas!
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