23. Juli 2007

Wenn Journalisten Polizei spielen

Wenn sie das tun, dann kommt es meistens nicht gut. Nichts gegen investigativen Journalismus, ganz im Gegenteil. Aber die Story, die ich gestern im Magazin des Sonntagsblick gelesen habe schiesst meiner Meinung nach weit über das Ziel hinaus. Reporter Sandro Brotz wollte der Schweiz zeigen, welche Gesichter sich hinter dem Allerweltsbegriff "Hooligans" verstecken. Als Vorbild nahm er sich die Fahnung der Luzerner Kantonspolizei, welche vor einigen Wochen mit Fotos nach Randalierern gesucht und damit auch Erfolg hatte.

Der grosse Unterschied ist nur, dass die von den Luzernern gesuchten Übeltäter damals auf frischer Tat ertappt, von Sicherheitskräften fotografiert und die Bilder von der Polizei in diesem Zusammenhang authorisiert wurden. Die Fotos welche der Sonntagsblick gestern verwendet hat stammen von Fotoagenturen (Siehe Bild links, von mir verfremdet). Also von professionellen Zeitungsfotografen, welche auf der Suche nach einem guten und spektakulären Bild waren. Entsprechend sind auf zahlreichen Fotos randalierende Schläger zu sehen, die gut ins Bild gerückt fotografiert wurden. Auf einem Foto ist jedoch ein Mann zu sehen, der zwei Stinkefinger à la Effenberg in die Höhe streckt. Auf einem anderen Bild einer, der von Securitasmännern flankiert wird. Meine Frage nun, ist denn einer der den Stinkefinger zeigt gleich ein Hooligan? Ist der Mann der begleitet von Sicherheitsleuten das Stadion verlässt ebenfalls ein notischer Schläger? Haben die beiden Männer überhaupt einmal jemanden verprügelt oder etwas demoliert?

Da beide aus der Fanszene Aarau kommen kann ich sagen: Nein, haben sie nicht! Bei beiden Fotos kenne ich die Vorgeschichte, war an jedem Tag als die Bilder geschossen wurden auch selber im Stadion anwesend und habe damals sogar für den FC Aarau gearbeitet. Von beiden Männern ging keinerlei aktive Gewalt aus, ganz im Gegenteil. Einer von beiden wollte gar nur schlichten und musste als Konsequenz selber Schläge einstecken. Keiner der beiden Männer wurde daraufhin verzeigt und keiner der abgebildeten Fans wurde mit einem Stadionverbot oder sonst wie bestraft.

Ich will hier niemanden in Schutz nehmen und an dieser Stelle betonen, dass ich gezielte Aktionen gegen gewalttätige Hooligans unterstütze. Aber wenn von Sandro Brotz schon Menschen öffentlich mit Foto an den Pranger gestellt werden, dann sollte zuvor doch wenigstens korrekt recherchiert werden. Nur mal mit Suchbegriffen wie "Hooligans Schweiz" oder so im Google etwas herumstöbern und dann bei der Fotoagentur die entsprechenden Fotos anfordern ist fahrlässig. Ein Gespräch meinerseits mit den beiden abgebildeten Fans hat aufgezeigt, dass sie aufgrund des Sobli-Berichts bereits gestern erste negative Reaktionen gekriegt haben. Dass der heutige erste Arbeitstag nach dem Weekend und dem Foto in der Zeitung unter Umständen auch nicht gerade angenehm gewesen sein dürfte versteht sich von selber.

Egal, denn wer als Journalist - der scheinbar nicht mal den Unterschied zwischen Hooligans und Ultras kennt - meint er müsse die Arbeit der Polizei verrichten, der liegt meiner Meinung nach falsch. Es ist nachvollziehbar, dass nach Übeltätern per Foto gesucht wird. Aber das ist der Job der Behörden und bestimmt nicht die Aufgabe einer Boulevardzeitung. Vorallem dann nicht, wenn der Journalist willkürlich zu Fotos greift, von welchen er gar nicht weiss, was passiert ist bevor und nachdem der Fotograf den Auslöser gedrückt hatte. Und es nicht mal Fotos sind, welche von den Sicherheitskräften oder der Polizei authorisiert wurden.

Aber eben, im Vorfeld der Fussball EM in der Schweiz tut so mancher (Brotz, Brack, Landolt etc.) einiges, dass ihn gegenüber der Öffentlichkeit zum Gutmenschen macht. Damit er dann in einem Jahr sagen kann, auch ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dass unsere Welt besser geworden ist. Und sei es nur mit dem wahllosen Blossstellen von unbescholtenen Bürgern mit einwandfreiem Leumund. Aber vermutlich versteht der angesprochene Schreiberling mein aktuelles Kopfschütteln auch gar nicht. Vielleicht wäre es ja anders, wenn ein Foto von ihm auftauchen würde, welches ihn zum Beispiel an einer Geburtstagsparty freudig am Feiern zeigt mit der Bildlegende: "Blickjournalist notorisch besoffen!"

Das Sponti-Stöckchen

Ja ich weiss, der Titel könnte bei Menschen die in den 80er Jahren politisch aktiv waren eine andere Assoziation (was für ein blödes Wort) auslösen. Nun, es ist simpler. Hab das Spontan-Stöckchen bei ihr und ihm gesehen, für unterhaltsam befunden und - mangels Zeit heute - nun mal eben schnell als Montagspost verwendet. Wer es nach dem Durchlesen weiterverarbeiten möchte, der bediene sich ungeniert. Spontan halt.

Ein Wochentag: Donnerstag
Ein Monat: September
Eine Tageszeit: Zwischen 1 und 4
Ein Planet: Saturn
Eine Meerestier: Loup de Mer
Eine Richtung: Südwesten
Ein Möbelstück: Bett
Eine Sünde: TdF bei Pro7
Eine historische Figur: Alois Schicklgruber
Eine Flüssigkeit: Regen
Ein Stein: Kiesel
Ein Baum: Joshua Tree
Ein Vogel: Spatz
Ein Werkzeug: Hammer
Eine Blume: Sonnenblume
Ein Wetter: Mistral
Ein mystisches Wesen: Pumuckl
Ein Musikinstrument: Piano
Ein Tier: Prado
Eine Farbe: blau
Ein Gemüse: Gurke
Ein Geräusch: Bellen
Ein Element: Erde
Ein Auto: Peugeot
Ein Lied: Backstabber von Dresden Dolls
Ein Film: Night at the Museum
Ein Buch: Harald Schmidt - Eine Biografie
Eine Religion: Islam
Ein Wort: Shit!
Ein Körperteil: Fuss
Ein Gesichtsausdruck: Smile
Ein Schulfach: Deutsch
Eine Cartoonfigur: Maggie Simpson
Ein Urlaubsland: Frankreich

22. Juli 2007

Der Song zum Wochenende

Kommt heute von Abd Al Malik und heisst "12 Septembre 2001". Abd Al Malik ist ein französischer Rapper, Slammer und Komponist senegalischer Abstammung. Seine Musik ist eine Mischung aus Blues, Jazz und Hip Hop. Er ist am Freitag beim Montreux Jazz Festival aufgetreten und seine CD ist mir vor einigen Wochen positiv aufgefallen. Wer Französisch kann ist was die grossartigen Texte angeht zugegebenermassen etwas im Vorteil...

21. Juli 2007

Harry Potter für Faule

Wer bei DEM aktuellen Thema in der Blogsphäre (und nicht nur da...) mitreden möchte, aber keine Lust oder keine Zeit hat den ganzen siebten Band von Harry Potter zu lesen, dem empfehle ich die Seite von Paul. Wer ist eigentlich Paul? Er liest derzeit grad den neuesten Band vom Zauberlehrling und fasst die einzelnen Kapitel live für seine Blog-Leserschaft zusammen. Ein toller Service wie ich finde. Da ich aber im Netz bereits heute Mittag eine eine englische, komplette Zusammenfassung (ca. 30 A4-Wortdseiten) von "Harry Potter and the deadly Hallows" gelesen habe, lasse ich das jetzt einfach mal so stehen, bevor ich ihm und allen anderen Harry-Fans noch zuviel verrate...

Die Penderlzeitung "heute" machts übrigens noch kürzer, hier die sieben wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Harry Potter Teil 7. Ich wusste doch dass die Hermine und der Ron....

1 x 365 Tage Supercalifragiliblabla

Ein Jahr und kein bisschen weise? Naja, es geht so. Hat sich doch schon einiges verändert im Verlaufe der ersten 12 Monate dieses Blogs. Ich verzichte jetzt aber darauf, die inhaltlichen Highlights aufzuzählen. Ihr wisst ja wo ihr das Archiv findet.

Gefreut haben mich all die neuen, spannenden, virtuellen und realen Kontakte über den Blog seit Juli 2006: in diesem Sinne liebe Grüsse in den Aargau, nach Hamburg, Basel, Richtung Solothurn-Bern, Grossraum Zürich, Berlin über Polen und Russland bis nach Kasachstan. Danke auch an dieser Stelle all den "stummen" Lesern, die mir regelmässig einen Besuch abstatten.

Während den vergangenen 365 Tagen gab es jeden Tag mindestens einen Beitrag, das hab ich mir beim Start auf die Fahne geschrieben und auch so eingehalten. Ich erspare es mir als schlechter Mathematiker auszurechnen, wieviele Kommentare es im Schnitt zu all den Posts gab. Um trotzdem noch mit ein paar Zahlen zu jonglieren: seit den ersten zählbaren, regelmässigen Besucherzahlen hat diese Zahl um 600 Prozent zugenommen. Im Schnitt schauen hier täglich 400 Leserinnen und Leser rein, die dann rund 500 Mal klicken.

Derzeit geistern Überlegungen in meinem Kopf herum, das Projekt Blog bzw. Supercalifragilisticexpialidocious nach genau einem Jahr wieder einzustellen. Einerseits spielt sicher der Faktor Zeit ein Rolle, andererseits wird mir das Thema Blog derzeit etwas zu sehr gehypt. Ich hatte zuvor schon andere, ähnliche Projekte im weltweiten Web. Es gab da auch schon Tagebücher. Einzig meine Website hat bis heute überlebt.

So, mehr Lobhudelei braucht es nach dem ersten (und vielleicht letzten) Jahr nicht. Gespannt beobachte ich übrigens so oder so die Blogger-Szene in meinem Umfeld. Da haben sich im letzten Jahr doch ein halbes Dutzend Menschen dazu berufen gefühlt, ebenfalls öffentlich zu texten. Gut so! Weiterhin viel Muse euch allen.

Zum Schluss noch ein Kommentar, den ich vor einigen Tagen in einem Forum gelesen habe, wo es ums Thema Bloggen ging. Den lass ich jetzt einfach mal unkommentiert so stehen:

Ich bin ein vehementer Verfechter von dieser grassierenden selbstdarstellerischer Selbstdarstellung von allen Selbstdarstellern (=Blog) im Zwischennetz. Eine richtige Bloog, das.